Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

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Eddy21
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Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von Eddy21 » 03.02.2012 18:09

Ich möchte von meinen ersten Erfahrungen auf Skiern berichten. Was ist daran außergewöhnlich? Vielleicht dass ich 46 Jahre alt bin, 109 kg wiege und erst seit 3 Jahren Ski fahre (pro Winter zweimal 3-5 Tage). Ich nehme die Sache also relativ ernst. Freunde haben mich damals überredet, was ich bis heute nicht bereut habe. Also Klamotten, Ski, Stöcke, Skistiefel und Helm gekauft und darauf gehofft, dass es kein Reinfall wird. Was ich dann erlebt habe will ich nun berichten.

Als Skifahrer musst du fit sein. Als ich das erste Mal mittags vor einer Hütte in den Bergen Österreichs saß und mir die vielen Skifahrer ansah, fiel mir auf, dass von Hundert nur ungefähr 3 darunter waren, die über 100 kg wogen. Da fragt man sich schon, ob man das richtige Hobby gewählt hat. Nun bin ich nicht unsportlich, ich jogge regelmäßig und habe in der Vergangenheit viele andere Sportarten gemacht, so dass Bewegungskoordination kein Problem darstellt.

Ich habe auch schon im November mit täglicher Skigymnastik angefangen, um fit zu sein für die Skisaison. Habe mal meine Ober- und Unterschenkelumfänge gemessen (OS 65cm, US 46cm). Das dürfte für den Anfang reichen habe ich gedacht. Doch Kraft ist das eine und Ausdauer das andere.

Da wäre ich bei der Physik, die ich anfangs etwas unterschätzt habe. Im ersten Jahr bin ich mit super weichen 1,78m langen Allround-Latten unterwegs gewesen. In etwas steileren Hängen haben sich diese Ski dermaßen durchgebogen, dass ich dachte, gleich brechen sie durch. Und ich hatte auf 2500 m Höhe bei bestem Wetter den Geruch von verbranntem Plastik in der Nase. Kann mir das vielleicht mal ein Profi erklären?

Die Moral von der Geschichte, wenn du über 100 kg wiegst, solltest du entweder schon als Kind auf Ski gestanden und dir einen energieschonenden Fahrstil angeeignet haben oder topfit sein. Oder du machst alle 300m eine Pause.

Nächstes Thema: die Skischule. Ich habe jede Skisaison erst mal mit einem Skikurs begonnen in Österreich wie auch in Deutschland. Die Erfahrungen sind die gleichen. Was machst du bei der Auto-Fahrschule als erstes im Fahrzeug? - richtig, du stellst den Sitz, Spiegel, Lenkrad ein. Mich hat noch nie ein Skilehrer gefragt, ob ich die Skistiefel richtig geschlossen habe oder ob die Skilänge zu mir passt. Mir ist es sogar mehrfach passiert, dass nach einem Sturz die Schnallen offen waren und ich mich nach ca. 15 Minuten gefragt habe, warum ich so beschissen fahre, bis ich es gemerkt hatte. Das hat auch kein Skilehrer gesehen, obwohl wir nur zu zweit oder zu dritt waren.

Ich will hier keine Skilehrer schlecht machen. Nur wenn die Grundlagen schon nicht stimmen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn das ganze keinen Spaß macht.
Meine Erfahrung daraus, wenn du etwas neues ausprobierst, solltest du dich selbst vorher genauestens darüber informieren, was z.B. ein passender Skistiefel ist und mit welchem Ski man anfangen sollte. Das sind natürlich Selbstverständlichkeiten, doch wer kennt sie nicht, die vielen schlechten Berater und Freunde, die einem dieses und jenes raten, was im nachhinein doch nicht so gut war.

Nächstes Thema: der richtige Ski. Meine 2. Skisaison habe ich damit verbracht zu ermitteln , welcher Skityp /-länge überhaupt zu mir passt. Jetzt muss ich noch mal mein Gewicht von 109 kg erwähnen. Angefangen habe ich mit Cross-/ Allroundcarvern (72-75 Mitte). Ergebnis: zu weich, zu träge und auch nicht so kraftsparend wie erhofft. Denn um diese Ski auf der Kante zu halten, brauchte ich mehr Kraft als z.B. bei einem Slalomcarver.

Als nächstes Racecarver getestet, weil Allrounder zu weich waren. Ergebnis: zu träge, zu steif, zu schmal. Ich habe mich einfach unsicher gefühlt. Außerdem fahre ich lieber eine enge Kurve als dass ich so schnell wie möglich die Piste runterheize, nur um den Skipass optimal auszunutzen.

Zum Schluss dann bei Slalomcarvern gelandet, womit ich jetzt am Ziel meiner Träume angelangt war. Aber auch da gab es Unterschiede wie Tag und Nacht.
Meine Erfahrung daraus, wenn ich geglaubt hatte aufgrund von Testberichten mir meinen Traumski kaufen zu müssen, war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, falsch zu liegen. Ich habe dank Skiverleih täglich 2-3 Ski getestet, insgesamt mehr als 20 bis ich den richtigen gefunden hatte.

Nächstes Thema: der Traumski. Nachdem ich nun wusste, dass ein Slalomcarver mit 1,65m der ideale Ski für mich ist, habe ich in meiner 3. Skisaison also diesen Winter fünf Slalomcarver getestet, um meinen Traumski zu finden. Ich werde im Folgenden diese Ski nur Ski 1 bis 5 nennen. Ich will keinem irgend einen Ski empfehlen. Ich will nur meine persönlichen Erfahrungen mitteilen. Das sind alles Ski, die im letzten Slalomcarvertest 2011/2012 getestet wurden. Bei Ski 1 war ich froh, dass ich ihn überhaupt in Österreich ausleihen konnte. In Deutschland sieht das noch schlechter aus.
Also Ski 1 war aus meiner Sicht wendig, gutmütig und auch kraftschonend. Aber wenn ich es vor dem Lift einfach geradeaus laufen ließ (laut Navi 45 km/h), war er schon etwas unruhig. Ich weiß, dass man einen SL immer etwas auf Kante fährt, damit er nicht davongeht. Mir wäre das auch nicht so bewusst geworden, wenn ich am gleichen Tag nicht Ski 2 ausprobiert hätte.

Um es vorweg zu nehmen, Ski 2 ist mein Traumski. Dieser Ski war so einfach zu steuern und trotzdem so laufruhig, dass ich sofort total begeistert war. Hinzu kam noch, dass er sich am kraftsparendsten von allen fuhr. Ski 2 ist laut Test nicht so hart. Anfangs dachte ich noch, das wäre nichts für mich. Ich brauche durch mein Körpergewicht einen knallharten Slalomcarver. Am nächsten Tag wollte ich deshalb die Harten ausprobieren.

Ski 3 sollte gut sein für gemäßigtes Tempo, müsste also bei mir passen. Erstens bin ich mit der Härte des Skis nicht klar gekommen. Für einen SL musste ich ihn gegenüber dem Vortag schon in die Kurve zwingen. Was aber überhaupt nicht ging, waren die Schaufeln, die nur gering gebogen und noch dazu sehr leicht, und dadurch immer versucht waren sich zu kreuzen. Ist eben mein persönliches Empfinden.

Also kurzerhand Ski 4 ausgeliehen, der angeblich wie auf Schienen fahren soll. Tut er auch, sehr laufstabil trotzdem sehr wendig. Ski 4 wäre in die engere Auswahl gekommen, wenn er nicht soviel Kraft gekostet hätte. Danach habe ich wirklich meine Oberschenkel gespürt.

Neuer Tag neues Glück mit Ski 5. Dieser Ski fuhr sich fast genauso gut wie mein bisheriger Favorit Ski 2. Doch bei diesem Ski merkte ich zum ersten Mal, was die Taillierung ausmacht. Vorn und vor allem hinten war er etwas zu breit. Das machte sich bei mir so bemerkbar, dass ich wirklich absolut technisch sauber fahren musste, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen. Ich bin ja noch ein Anfänger. Außerdem war er etwas überdämpft, was ich wiederum in meinen Oberschenkeln spürte. Also bin ich zum letzten Vergleich nochmal Ski 2 gefahren. Sofort war die absolute Sicherheit wieder da.
Meine Erfahrung, jeder kann seinen Traumski finden, das braucht aber einige Tests.

Mein abschließendes persönliches Ski-Ranking ist: 2 – 1 – 5 – 4 – 3

Worauf ich zum Schluss noch hinaus will, wer hätte mir am Anfang als totalen Anfänger einen mittelharten Slalomcarver empfohlen? Sicherlich keiner. Schade, denn dann hätte ich schon viel früher mehr Spaß haben können. Ich finde auch, dass bei Skiempfehlungen sei es in Zeitschriften oder Skiverleihen das Körpergewicht viel zu wenig berücksichtigt wird. Der Slalomcarver kostet mich weniger Kraftaufwand als ein Allrounder.

Ich hoffe, dass ich mit meinem Bericht einigen helfen kann, die vielleicht die gleichen Probleme haben oder hatten.

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von STOOS » 05.02.2012 12:33

Schöner Bericht, vielen Dank!

Die Resonanz ist bis dato ausgeblieben; ich vermute die nachträgliche Aufschlüsselung der Nummern wäre für den Leser hilfreich; oder soll es eine Raterunde werden :wink:

Ok, dann ich fang mal an:

Ski 1 = Dynastar

Grüsse
Peter

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von maestro70 » 05.02.2012 20:28

Ski 2: Völkl Racetiger SL Speedwall (?) 8)
Ich bin nicht gestört ! Ich bin verhaltensoriginell !

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von maestro70 » 05.02.2012 20:30

Ski 5: Atomic D2 Race SL ?
Ich bin nicht gestört ! Ich bin verhaltensoriginell !

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von Eddy21 » 05.02.2012 20:35

Hallo Peter,
das sollte keine Fragerunde werden. Ich wollte keine Werbung machen. Außerdem hat jeder sowieso seine Favoriten oder Lieblingsski. Ich will keine Diskussion, dass dieser oder jener Ski doch eigentlich besser ist, als ich ihn persönlich empfunden habe.

Aber für dich zur Info. Ski 1 ist der Stöckli Laser SL.

Und zu maestro70: Das war ja auch nicht so schwer zu ermitteln, oder? :lol:

Vielen Dank für eure Rückmeldung.

Gruß Eddy

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von Eddy21 » 05.02.2012 20:37

Hallo Maestro70,
Ski 5: Treffer, versenkt. :wink:

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von maestro70 » 05.02.2012 20:45

Merci

Dann kannst Du uns ja noch über den Rest aufklären. Keine Angst, jeder hat sein Recht auf eine eigene Meinung pro Paar Ski :D
Ich bin nicht gestört ! Ich bin verhaltensoriginell !

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von Eddy21 » 05.02.2012 20:53

Der Rest ist ja jetzt auch nicht mehr so schwer.

Ski 3: Fischer RC4 SC
Ski 4: Head i.SL

Gruß Eddy

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Re: Meine Erfahrungen: Welcher Ski bei >100 kg

Beitrag von maestro70 » 05.02.2012 21:02

Ja, mit Ski 3 hatte ich (186/95 kg) ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch ich empfand ihn als sehr hart u. geradezu sperrig, wenn die Verhältnisse nicht optimal waren.
Ich bin nicht gestört ! Ich bin verhaltensoriginell !

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