Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

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Martina
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Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von Martina » 17.12.2011 10:42

Heute war ein schöner Artikel in der Süddeutschen Zeitung: "Prinzip Schiffsschaukel"

Es geht um den Deutschen Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel und seine Trainingsprinzipien. Der interessante Teil kommt auf der zweiten Seite: Es geht darum, was seine Trainings- und Entwicklungsidee für einen guten Skifahrer ist. Es geht darum, warum es einer Meinung nach nicht funktioniert, einfach die erfolgreichsten Nachzuahmen. Inspiration ja, aber ansonsten eher Verständnis der Prinzipien und dann die eigenen besten Möglichkeiten finden.

Matje
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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von Matje » 17.12.2011 22:57

Obwohl ich mehr oder weniger kein Weltcuprennen im TV verpasse, kenne mich aber mit den Trainingsmethoden für den alpinen Skirennsport nicht aus! Bin aber absolut seiner Meinung, das man angehenden Rennfahrern gewisse "technische Freiheiten" lässt! Wenn jemand schnell Ski fährt, warum dann weiter herumfeilen, wenn sich keine Verbesserung einstellt...Jemand kopieren, wie in diesen Fall Beni Reich, bringt meiner Meinung nach nichts! Jeder hat ja von der Anatomie, Physis, Psyche und dem Talent andere Voraussetzungen und das sollte man berücksichtigen. Mich erstaunt im Weltcup immer wieder Bode Miller mit seinen "Fehlern". Wäre der am Ende schneller, wenn er korrekt/lehrbuchhaft(er) fahren würde....? Fast würde ich sagen, das solche guten "Gefühlsskifahrer" wie z.B. Reich, Miller oder früher die Elche Kjus, Amodt und auch Maier, Zurbriggen keine Trainer mehr brauchen! Die haben so viel Talent und sind in der Lage ihre "Fehler" selber abzustellen....

Mich hat es erstaunt in den letzten Jahren, das die deutschen Männer im Gegensatz zu den Damen fast nichts zu Stande gebracht haben. Das ganze hätte man ja schon mal eher hinterfragen müssen und nicht mit Scheuklappen immer so weiter machen! Davon mal abgesehen, kann ich mir nicht vorstellen, das es nur daran gelegen haben soll. Eine entscheidende Rolle könnte auch gespielt haben, das die Vorbilder gefehlt haben. Wenn ich das in AT (besonders) sehe, wieviel neue talentierte Fahrer(innen) auftauchen- einfach unwahrscheinlich! :o
Im Fussball dagegen zum Beispiel, ist man im Gegensatz zu "uns" Lichtjahre weg! :wink:
Und warum, weil die Rolle, die Fussball im Dtl spielt in AT das Skifahren ist! In Canada könnte man z.B. Eishockey spielen anführen! Viele Talente in einer Sportart bleiben einfach unentdeckt, da diese in dem jeweiligen Land einfach keine Rolle spielt!

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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von Martina » 18.12.2011 10:34

Skirennfahrer brauchen schon Trainer, aber eben welche, die so arbeiten, dass sie die individuell beste Fahrweise herausfinden können (finde ich). Das ist sehr anspruchsvoll, viel schwieriger, als jemandem einfach die "Technik x" beizubringen und zu sehen, ob das dann auch schnell ist.
Die andere Möglichkeit ist, dass man einfach sehr viele junge Fahrer hat und allen die "Technik x" beibringt. Erfolgreich werden dann die, bei denen die "Technik x" am besten funktioniert. Es ist ja schon nicht so, dass man irgendwie fahren kann. Es gibt natürlich Dinge, die bei vielen gut funktionieren. Aber es gibt eben auch sehr talentierte Fahrer, bei denen andere Fahrweisen besser aufgehen als "Technik x" und wenn sie diese zu kopieren versuchen, wird es nichts.
Z.B. Bode Millers Fahrweise immer an der Grenze vom Gleichgewicht verlieren ist sehr heikel. Und er ist ja auch nicht mehr sooo erfolgreich damit, wie er mal war. Und sie lässt sich sicher nur für wenige Fahrer umsetzen. Viktoria Rebensburg fährt auch ein bisschen so.
In einem Land wie Deutschland, wo die Auswahl an jungen und schon guten Fahrern nicht so riesig ist wie z.B. in Österreich ist es wichtig, sehr individuell zu arbeiten (finde ich). In Österreich gibt es die Skigymnasien, die einen sehr grossen Pool an Talenten darstellen. Dort findet man meist genügend, auf die "Technik x" passt.
Natürlich arbeiten auch die Österreicher auch nicht (mehr) nur mit "Förmchen". Gerade FahrerInnen wie Reinfried Herbst, Katrin Zettel oder Rainer Schönfelder fahren ja völlig anders als "Förmchen" Benjamin Raich.

Übrigens trifft das mit den Förmchen und den individuellen Ansätzen durchaus nicht nur auf Rennfahrer, sondern auf jeden Skifahrer zu (finde ich). Was aber wirklich nicht bedeutet, dass man sich nicht von sehr guten Fahrern inspirieren lassen soll!

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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von Herbert Züst » 21.12.2011 18:59

Zu diesem Thema einmal eine Behauptung: Wenn der Trainer von Didier Cuche besser fahren würde als er, wäre er nicht sein Trainer. Was leitet ihr davon ab?

Gruss Herbert

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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von plateaucarver » 22.12.2011 01:30

Herbert Züst hat geschrieben: Wenn der Trainer von Didier Cuche besser fahren würde als er, wäre er nicht sein Trainer. Was leitet ihr davon ab?
Dass es für einen guten Trainer nicht entscheidend ist, ein guter Sportler zu sein, sondern eben ein guter Trainer...?
Waren Spitzentrainer wie Joachim Löw, José Mourinho, Arsène Wenger usw. etwa Weltklassefußballer?

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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von LincolnLoop » 22.12.2011 02:05

Herbert Züst hat geschrieben:Zu diesem Thema einmal eine Behauptung: Wenn der Trainer von Didier Cuche besser fahren würde als er, wäre er nicht sein Trainer. Was leitet ihr davon ab?
Ohne eine Ahnung zu haben, wer der Trainer von Didier Cuche ist, behaupte ich: Ja, der Trainer von Didier Cuche fährt besser als Didier Cuche (auf eine breitbandige Basis bezogen)!

Mit der Ahnung, wer der Trainer von Felix Neureuther war (vor dem jetzigen), behaupte ich - mit der selben Basis und auf 100 %-iger Sicherheit: Ja, der Trainer von Felix Neureuther ist (um Welten!) besser Ski gefahren als sein Schützling. Die Frage ist jetzt, was Du davon ableitest...
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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von Herbert Züst » 22.12.2011 07:32

Neureuther ist ein schlechtes Beispiel, hatte er doch 2 Trainer, einen Vater und eine Mutter die beide besser fuhren als er.

Gruss Herbert
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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von Muli_Treiber » 22.12.2011 11:39

boah .... wer will solche Fragen richtig beantworten ?

Für mich ist eines Fakt : die besten alpinen Skiläufer, ich bleibe hier mal bei Skirennläufern, sind für mich die, die in allen Disziplinen ein Wörtchen auf dem Podest mitreden bzw. dieses auch erklimmen.

Und von der Sorte gibts. bzw. gab es ja nicht allzu viele ..... ich glaube die letzte ist Lindsay Vonn die in allen zu fahrenden Disziplinen gewinnen konnte. Das haben weder die Eltern von Felix Neureuther geschafft, noch wird er es schaffen. Bei Maria Riesch fehlt glaub ich noch der Riesenslalom.

Ist wie im Tennis .... alle Grand Slams zu gewinnen (am besten noch im gleichen Spieljahr ) ist das höchste der Gefühle .... mehr geht nidd.

Und ob ein Trainer besser als sein Schützling ist ... mal ja, mal nein. Gibts ja auch etliche Beispiele.

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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von LincolnLoop » 22.12.2011 18:14

Herbert Züst hat geschrieben:Neureuther ist ein schlechtes Beispiel, hatte er doch 2 Trainer, einen Vater und eine Mutter die beide besser fuhren als er.
Die habe ich nicht gemeint... :wink:
@Mom & Dad: Kann ich Dir nicht seriös beantworten, da die zeitliche Vergleichbarkeit fehlt...
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Re: Förmchenfahren? - die Deutschen Skirennfahrer

Beitrag von Matje » 26.12.2011 13:50

LincolnLoop hat geschrieben:Mit der Ahnung, wer der Trainer von Felix Neureuther war (vor dem jetzigen), behaupte ich - mit der selben Basis und auf 100 %-iger Sicherheit: Ja, der Trainer von Felix Neureuther ist (um Welten!) besser Ski gefahren als sein Schützling.
Diese Aussage möchte ich mal nicht unkommentiert stehen lassen!!!!
Mal davon abgesehen, das ich nicht weiß, wer der Trainer von Felix Neureuther vor dem jetzigen war, wie soll der um Welten besser gefahren sein???
Felix ist ,wenn ich mich nicht täusche, beim letzten Slalom 6.ter geworden, hat u.a.schon mal den Weltcupslalom von Kitz gewonnen! Okay, er ist noch nicht Weltmeister oder Olympiasieger geworden, aber das kann ja noch werden...Obwohl ich mir das z.Z. auch schlecht vorstellen kann!
Gerade im Slalom ist es ein extrem schmaler Grad zwischen einer Topplazierung und dem ausscheiden.
Manchmal liegen die ersten zehn zeitlich so dicht beieinander, das jeder gewinnen könnte!
Um Welten besser oder schlechter bedeutet für mich, der eine ist Weltcupfahrer und der andere fährt Nationencup(?), also unter Europacup.
LincolnLoop hat geschrieben:Herbert Züst hat geschrieben:
Neureuther ist ein schlechtes Beispiel, hatte er doch 2 Trainer, einen Vater und eine Mutter die beide besser fuhren als er.

Die habe ich nicht gemeint... :wink:
@Mom & Dad: Kann ich Dir nicht seriös beantworten, da die zeitliche Vergleichbarkeit fehlt...


Hier kann ich nur LincolnLoop zustimmen, man kann nicht "Äpfel mit Birnen" vergleichen!
Jede Zeit hat ihre Championes, in der Gegenwart zu sagen, wenn ich zur damaligen Zeit aktiv gewesen wäre, dann hätte ich locker gewonnen ist Quatsch! Der Entwicklungsstand der verschiedenen Sportarten zu früheren Zeiten war einfach ein anderer und die besten Leute haben sich damals wie heute durchgesetzt! Beispiel Fussball: Bilder von der WM74 werden von manchen Leuten als Zeitlupenbilder dargestellt, nach dem Motto, die konnten ja bei der Ballannahme Kaffee trinken! Heutzutage wäre der Ball längst weg! Was wird man aber in 30ig Jahren sagen, was für ein langsames Tempo war den das in 2010er Jahren!?!? Oder auch beim Skifahren, sind die denn zwischen den Toren eingeschlafen....! Es ist schwer vorstellbar, wenn man sich heut ein WC-Rennen anschaut, das da für die Zukunft sooo viel Entwicklungspotential möglich sein kann!

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