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sopho
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Beitrag von sopho » 11.10.2004 17:50

meine Güte - lauter gute Deutsche.
Wenn das so weitergeht, wird Skifahren wegen Verletzungsgefahr verboten. Das Leben demnächst auch.

:)
Fuzzy lebt ;)

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Miche
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Beitrag von Miche » 11.10.2004 18:47

Hmmm, hier geht es eigentlich nicht um Buckelpisten ja oder nein. Sondern es geht um naturbelassene Pisten. Präpariert man eine flache Piste nicht, dann kriegt man leider keine einfache Buckelpiste sondern eine schwierige Holperpiste. Die sieht so ähnlich aus wie die meisten Pisten am späten Nachmittag aussehen, nur mit dem Unterschied das die Unebenheiten zusätzlich am Morgen gefrorern sind und dass nach langem Nicht-Präparieren frühzeitig mit Steinen Kontakt hergestellt werden kann. Und das find ich eben auch nicht besonders natürlich. Solche Hügelpisten eignen sich dann weder für Buckelanfänger noch für Könner.
Hier meine Beobachtung aus der Praxis. Ich habe zu Beginn des Threads Zermatt erwähnt. Ein schönes Beispiel.
Furgsattel Gletscherpiste, links und rechts vom Lift ne Piste. Die Piste war extremcarvinggeeignet am Morgen für etwa 3-4 Stunden, danach war sie im Steilen abgerutscht und Skiwechsel war angesagt.
Ende Saison wurde die linke Seite zur Hälfte nicht mehr präpariert. Die präparierte linke Seite wurde dadurch zu schmal zum Extremcarven. (Was ich mit einem unfreiwilig aber gestandenen (!) 360er feststellte, weil ich mir als Ortskundigem im Nebel einen Deep-Touch auf dem Furgsattel zutraute und urplötzlich in einer neuen und nicht gekennzeichneten Hügelpiste landete...)
Die Folge: Die meisten Normal-Fahrer mieden die linke Seite weil durch die Steile des Geländes sowas ähnliches wie eine Buckelpiste entstand, die rechte war zu voll zum carven und schon sehr früh total verfahren. Auf der linken Seite hab ich nie einen Buckler gesehen, und ich bin selber dort auch nie gefahren. Zermatt hat Trifty!

Ich bin vielleicht im Gegensatz zu den meisten hier von meinen Local-Spots halt eher carvingvernachlässigt als buckelsüchtig. Dementsprechend sehne ich mich nach Autobahnen und nicht nach Knieschmerzen...

Für diejenigen, die Buckel suchen: Les Crosets. Buckelpisten in verschieden Schwierigkeitsstufen. Und dies sowohl am Arsch des Gebiets als auch unter Sesselliften wo den Selbstwertgeschädigten auch genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und dem Nicht-Könner zur Belustigung aller natürlich auch... ;-)
Aber auch dort: Keine flachen Buckelpisten. Selbst auf den einfacheren Runs ist ein Sturz mit rutschen verbunden...

ivan

Naturbelassene Pisten usw.

Beitrag von ivan » 11.10.2004 19:12

Nach einer Skiwoche finde ich zwei lange Seiten zu diesem Thema und deshalb unmöglich, auf einzelne Beiträge zu reagieren. Deshalb nur:
1. Obwohl ich dieses Forum hoch schätze, finde ich die betreffende Diskussion etwas komisch. Es scheint, dass die meisten den Ausgangstext nicht gelesen haben, nur mit Zitaten arbeiten und hauptsächlich mit eigenen Erfahrungen und Gefühlen, ohne Fakten und Statistiken zu kennen. Nichts gegen eine solche Diskussion (es lässt sich, wie Geschichte zeigt, auch über die Zahl der Engel auf der Nadelspitze diskutieren), auch die ist möglich und in einigen Aspekten wertvoll, sie stösst aber leichter als hier üblich an Grenzen
2. Auch ich habe den Artikel nicht gelesen, kann aber den Eindruck nicht ausschliessen, es könnte sich (auch) um eine Sonde handeln, wie das Skivolk reagiert. In Medien wird manchmal eine gesteuerte Provokation publiziert, um z.B. den Inhalt zu beleben. Eine Leserdiskussion ist zwar nicht representativ genug, auf der anderen Seite praktisch umsonst – im Vergleich mit dem Geld, das eine „spezialisierte“ Agentur (die Umfrage in einem ihr fremdem Thema nicht immer fachgerecht organisiert) kassieren würde.
3. Ob dabei um die Unterstützung eines Trends (Freeskiing) oder (auch) um andere Effekte geht, lässt sich fruchtvoll diskutieren. Es entsteht eine Art Schizophrenie: die letzten ca. 8 Jahre wurden die Fahrt auf der Kante und die zusammenhängenden Gefühle hochgepriesen, nun werden Wege gesucht, wie man den carvenden Fahrer bremsen und den Skiläufer von der scheinbaren Langweile (sollte die nicht durch Carven beseitigt werden?) retten oder befreien kann. Hmmm...
4. Übrigens, wer kümmert sich um die skitechnische Verbesserung der Skiläufer? Es geht ja darum, die Menschen überhaupt in die Berge zu bringen und sie dort angenehme Erlebnisse sammeln zu lassen, damit sie wiederkommen. Ob auf einer Autobahn, Buckelpiste, Offpiste, mit LL-Ski, Schneeschuh, beim Rodeln oder Snowtubing ist zwar wichtig zu wissen und anzubieten, eigentlich aber zweitrangig. Un die Feinschmecker kommen auf jeden Fall und finden sich selber Gebiete und Hänge nach ihrem Geschmack. (Von mir auch ein Beispiel einer kleinen Provokation, die aber IMHO harte Wahrheit beinhaltet.)
(wird fortgesetzt im Teil II)

ivan

Fortsetzung

Beitrag von ivan » 11.10.2004 19:14

5. Vor Jahren habe ich unzählige Stunden in einer Pistenraupe verbracht (obwohl 99% als Mitfahrer), da ich für die Pistenpräparierung im grössten tschechischen Skizentrum Spindlermühle zuständig war. Habe mich mit der Sache einigermassen auch theoretisch befasst.
Die Präparierung einer glatten Piste ist bedeutend weniger aufwändig als Arbeit auf einem zerfahrenen buckeligen Hang. Da wird viel mit dem Frontschild gearbeitet (flache Piste wird meht mit der Fräse bearbeitet), was besonders bei harten Buckeln verschiedene Maschinenteile einschl. Rahmen enorm beansprucht. (Das weiss ich von unseren Technikern – Lebensdauer, Verschleiss, Instandhaltung, Reparaturen, Kraftstoffverbrauch – damit haben wir damals offiziel aufgrund von belegbaren Fakten argumentiert, um eine weitere Maschine zu bekommen.) Präparation bedeutet nicht einfach den Hang glattzubügeln, sondern Arbeit mit dem Material Schnee. Besonders in steileren Passagen wird zuviel Schnee von den Fahrern runtergeschoben und die Raupe kann nicht einfach die Buckel runterfahrend planieren und damit noch mehr Schnee vom Hang runterbringen. Also: schön langsam in der Bergfahrt präparieren, dadurch Schnee auch transportieren, oft ist Raupe mit Winde nötig usw. usf.
BTW, Nordamerika – The Rockies: der Schnee ist anders – viel trockener, also bessere Voraussetzungen fürs Geländefahren (ja, Nicola, gute Argumente!), das Skivolk ist anders mit grosser Popularität von Powder, Moguls and Trees (nicht wahr, Martina?). Sonst ist die Mischung von “frontside“ und “backside“ sicher optimal.
6. Buckeln sind keine Wellen. Eine wellenartig präparierte Piste, ähnlich wie sie auch im Renntraining benutzt wird, würde Abwechslung bringen, ohne die FAHRT (wir FAHREN ja ski) in eine Art Geschicklichkeitstest „ob ich hier irgendwie runterkomme“ zu verwandeln. Sobald die Hindernisse zu hoch/abrupt o.ä. werden, so dass der Fahrer über die Kante nicht sieht, sind sie aber im normalen Verkehr eher kontraproduktiv bis gefährlich. Sobald sie keine flüssige Fahrt zulassen, sondern nur „Buckelspringen“, sind sie m.E. für die entscheidende Masse weniger attraktiv.
7. Last but not least: TOP HIT für abwechslungsfreudige Skiläufer heisst TSCHECHIEN! Das Verhältnis von (wenigen) Pistenkilometern und (relativ grossen) Betten- und Liftkapazitäten macht Wunder und garantiert eine plattgewalzte Piste frühmorgens und eine Buckelpiste nachmittags mit einem progressiven Übergang dazwischen. Alles an einem Tag, mit einer viel billigeren Liftkarte als in den Alpen. Weltbekanntes Bier und tolles Essen zu Sensationspreisen, hübsche Frauen dazu. Ist das nicht das, was die Herren so besingen?

rore
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Beitrag von rore » 11.10.2004 20:57

nicola hat geschrieben:@rore
sag mal, du bist ja scheinbar fachmann, deckt sich das was ich mit leuten die pisten präparieren im gespräch herausgehört habe auch mit deiner erfahrung:

dass pisten, die nicht regelmässig gepflegt werden, viel schwerer zu "halten" sind?

Was meinst du mit halten?
wenn du damit das abschmelzen meinst. das hängt von den witterungsbedingungen ab. Vielleicht kannst du dich erinnern vor 2 oder 3 jahren gab es mitte/ende des Winters in tirol sehr starken südwind bei dem viel sand angeblasen wurde. der schnee sah gelblich aus. wird da nicht gewalzt ist der abgang an schnee sehr stark. durch das walzen wird der "dreck" unten rein gemischt.
würde man eine steiler oder kuppierte piste länger nicht walzen hätte man auch stellen die stark abgefahren sind.....
nicola hat geschrieben:
Die päperierung einer naturbelassenen Piste ist minimal aufwendiger wie auf einer normalen Piste. Das Schild des Pistengeräts muss nur ständig voll schnee sein (also einen Teil des Buckels abtragen). Dabei muss man meist ein bischen langsamer fahren als beim normalen walzen.
wenn der buckel aus schnee besteht leuchtet mir das ein, was aber ist wenn aufgrund der abfolge von tauwetter und frost die ganze sache fast bis auf den grund durchfriert?
tauwetter und frost sind allgemein ein problem. optimal ist wenn man zum walzen eine Zeit erwischt wenns noch weich also nicht gefroren ist. schlecht ist wenns bereits angefroren hat, da mit eine piste oder puckel in knollen aufreist. das sind dann die typischen pistenstellen wo man sich fühlt als würde man auf kugeln fahren.

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golden gaba
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Beitrag von golden gaba » 12.10.2004 01:09

schade dass sich noch keine milchschnitte vom dsv gemeldet hat.
@ uwe
hast du keine gäste hier vom dsv? :lol:

ois easy
tom

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Uwe
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Beitrag von Uwe » 12.10.2004 08:50

golden gaba hat geschrieben: @ uwe
hast du keine gäste hier vom dsv? :lol:
Statistisch gesehen, müssten auch die hier sein ... zumindest als "Mitleser" ... ;-)
Uwe

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Beitrag von nicola » 12.10.2004 09:32

auf den punkt gebracht!
Miche hat geschrieben:Präpariert man eine flache Piste nicht, dann kriegt man leider keine einfache Buckelpiste sondern eine schwierige Holperpiste. Die sieht so ähnlich aus wie die meisten Pisten am späten Nachmittag aussehen, nur mit dem Unterschied das die Unebenheiten zusätzlich am Morgen gefrorern sind und dass nach langem Nicht-Präparieren frühzeitig mit Steinen Kontakt hergestellt werden kann. Und das find ich eben auch nicht besonders natürlich. Solche Hügelpisten eignen sich dann weder für Buckelanfänger noch für Könner.
braucht man noch mehr argumente? thanx!
nicola

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sopho
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Beitrag von sopho » 12.10.2004 09:52

hochinteressant...

macht mal weiter, der thread entwickelt sich zu einem prima Einblick in die Feinheiten des Pistenbaus.

Als profaner Skifahrer siehst du´s ja nur nachts den Berg lang leuchten - tieferer Einblick in die Tücken und Schwierigkeiten des Präparierens lässt diese nächtlichen Aktionen umso mehr würdigen...
Fuzzy lebt ;)

KOSTI
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Beitrag von KOSTI » 12.10.2004 10:02

sopho hat geschrieben:hochinteressant...

macht mal weiter, der thread entwickelt sich zu einem prima Einblick in die Feinheiten des Pistenbaus.
wenn man die entscheidenden inhalte liest, dann ist die message dieses threads doch eher, dass es sich bei dem artikel um ein "scheinheiliges" marketingwekzeug handelt, das entweder lust auf die in selbigem heft getesteten und beworbenen ski machen soll und/od. das eine art umfrage (zitat ivan: "sonde") darstellt...
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

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