Matthias Lanzinger

Hier könnt ihr euch bei Verletzungen oder körperlichen Gebrechen mit Leidensgenossen über Therapie, Reha-Tipps, Aussichten, etc. austauschen
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nicola
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Beitrag von nicola » 06.03.2008 22:26

mr.m hat geschrieben:es wäre wohl jeder mitgenommen wenn ein motoradfahrer direkt vor einem in einen unfall verwickelt wird und man selbst dabei ist. fernsehübertragungnen können denk ich diese teilnahme ein stück weit ermöglichen und man ist nun mal geschockt wenn man so einen schlimmen sturz "live" sieht.
ja genau so denke ich ist die reaktion erklärbar - in diesem fall sind halt sehr viele gewissermassen augenzeugen von einem unglück das einem als skifahrer gar nicht so entfernt scheint.

mich betrifft es als jemanden der einblick in die szene aus erster hand hatte auch noch mit vielen fragen. und zufällig war ich gestern mit einer runde von europas führenden gefäss chirurgen skifahren - einer von ihnen wurde zum thema matthias auch von behandelnden kollegen vor dem eingriff konsultiert. sein statement mag hier vielleicht interessant sein.

das zeitfenster für eine abwendung der amputation war in diesem fall mit grosser wahrscheinlichkeit schon ab 3 stunden geschlossen. keiner der behandelnden oder konsultierten ärzte kann jedoch wirklich beurteilen ob die weichteil verletzung eine abwendung der amputation auch bei rascherem eingriff möglich gewesen wäre. und diese frage wird matthias lanzinger wohl so lange beschäftigen bis er einen schlussstrich ziehen kann und ein ganz anderes leben als das eines top athleten beginnt.

ich wünsche ihm einen ganz klaren und guten weg die sache als mensch zu packen und wenig hürden durch rechtsstreits und anderen dingen auf dem weg dorthin!
nicola

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Christoph-Wien
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Beitrag von Christoph-Wien » 07.03.2008 09:19

Hi Nicola on snow,

ich denke, diese Informationen heizen eine Diskussion wohl eher an. Ein Zeitfenster von 3 Stunden muß reichen, um in Europa einen Schwerverletzten in eine Intensivstation zu fliegen. Das gilt für alle Verletzten, egal ob Verkehrsunfall oder Skiunfall. Relevant scheint mir da wohl auch die Ausstattung des Hubschraubers, ob nämlich Intensivpatienten transportiert werden können. Dies scheint mir bei Matthias Lanzinger wohl eher nicht er Fall gewesen zu sein, wenn man liest, daß erst eine Bank ausgebaut werden mußte und es nichteinmal möglich war, eine Infusion aufzuhängen.

Hierzu die Ausstattung der ÖMTC Helis:
http://www.oeamtc.at/netautor/pages/res ... 73563.html

Ich denke ein Profisportler, der in einer "Risikosportart" tätig ist, hat ein Anrecht auf bestmögliche Vorsorge. Salopp gesagt: Wir bieten euch die maximale Show, ihr kümmert euch um die Rahmenbedingungen.

Insoferne ist die Aussage von Kasper, "Kritik übte Kasper am Wagemut mancher Fahrer. "Einige Athleten sind überehrgeizig und passen den Fahrstil nicht ihrem Können an - vor allem im Europacup und an FIS-Rennen", sagte der FIS-Chef (Standard/Ressort Ski)", ein Witz.

Dem Matthias Lanzinger nützt das nichts mehr, aber vielleicht einem anderen Fahrer....


LG Christoph

Was ich noch hinzufügen wollte ist, daß es sich beim Profisport ja um eine Berufsausübung handelt. Die Fahrer/-innen konzentrieren sich ja schon ab etwa 14-15 Jahren (korrekt?) ausschließlich auf den Sport. Lanzinger ist 27 Jahre alt, ist als seit über 10 Jahren mehr oder minder Profi. Insoferne empfinde ich die Aussage von Kasper als ziemlich zynisch. Bei mir im Büro tauchen ununterbrochen "Offizielle" auf, um den Feuerlöscher, die Elektrik, die Gesundheit der Mitarbeiter, die Bildschirmgröße, etc etc etc etc zu überprüfen......

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Beitrag von Znegva » 07.03.2008 09:43

Christoph-Wien hat geschrieben:Insoferne ist die Aussage von Kasper, "Kritik übte Kasper am Wagemut mancher Fahrer. "Einige Athleten sind überehrgeizig und passen den Fahrstil nicht ihrem Können an - vor allem im Europacup und an FIS-Rennen", sagte der FIS-Chef (Standard/Ressort Ski)", ein Witz.
Ich hatte diese Aussage gestern auch gelesen und frage mich ob dieser Mensch überhaupt weiß, was er da für einen Schwachsinn erzählt hat.

Spätestens im Profisport sind restlos alle Fahrer nicht mehr nur am persönlichen Limit sondern am physikalischen Limit unterwegs. Dieses Limit gilt es auszuloten. Um das Limit zu finden geht man an die Grenzen seines eigenen Talentes, der Kraft und des Könnens und an die Grenzen der Strecke. Die ersten 3 Punkte kann der Veranstalter nicht beeinflussen, die Strecke schon. Genauso wie in der F1 die Rennstrecken permanent begutachtet und nur durch Auflagen ihre F1-Tauglichkeit neu lizensiert bekommen. Außerdem wird in der F1 das Material reglementiert, man denke nur an die Rillenreifen statt der Slicks.

Auch was die Sicherheit der Fahrer und deren Versorgung nach Unfällen angeht gibt es im WM-Motorsport (Auto und Motorrad) sehr hohe Standards und selbst bei einfachen Renntrainings für jedermann müssen 2 Ärzte an der Strecke sofort verfügbar sein.

An diesen Punkten kann ein Funktionär ansetzen, aber bestimmt nicht dadurch, dass er Profisportlern erzählt sie sollen langsamer fahren.

Das Ziel eines Wettkampfes (zumindest auf WM-Niveau) ist nicht die Teilnahme sondern das bestmögliche Abschneiden!

Martin

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Beitrag von nicola » 07.03.2008 09:50

hallo christoph,
du hast vollkommen recht, wenn man als profi einen riskanten sport ausübt, dann rechnet man fix damit, dass auch das rundherum professionell ist. aber im vergleich zu sportarten die wirklich weltweit bedeutung haben ist skifahren so unwichtig, dass die randbedingungen immer wieder einmal grobe mängel haben. das beginnt bei quartieren und hört eben leider oft bei fatalen dingen auf.

die aussage von kasper finde ich eine riesen zumutung. aber, dass die fis sich abputzt ist sowieso keine neuigkeit.
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Beitrag von extremecarver » 07.03.2008 10:21

Alleine die Verletztenliste (alles Weltcupläufer, also keine reinen Europacupfahrer etc. inbegriffen) des OESV sollte doch zu denken geben. Aus Orf.at

ÖSV-Verletztenliste 2007/08

Herren:
Matthias Lanzinger Amputation linker Unterschenkel, Handbruch

Mario Scheiber Schulterluxation mit Knochenabsplitterung, Abriss der Pfannenlippe, Kapselverletzung

Manfred Pranger Kreuzbandriss, Meniskuseinriss

Hans Grugger Kreuzbandriss, Meniskusriss, Knorpelschaden

Andreas Buder Bruch des Schienbeinkopfes

Rainer Schönfelder Oberarmkopf angebrochen, diverse Prellungen, Bänderverletzung

Christoph Dreier Bruch im Sprunggelenk

Damen:
Daniela Zeiser Kreuzbandriss, Seitenbandriss

Alexandra Meissnitzer Knochenprellung mit Einblutungen im
Schienbeinkopf

Michaela Kirchgasser Bänderrisse im Knöchel

Christine Sponring Muskelfaserriss in der Kniekehle, Knochenmarksödem

Maria Holaus Schwere Gehirnerschütterung, Seitenbandeinriss
schnell, riskant, vielseitig bergab
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LincolnLoop
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Beitrag von LincolnLoop » 07.03.2008 10:42

Wobei ja jetzt hier 2 Sachen vermischt werden:
1) Die Verletzung von Matthias Lanzinger, bei der die Kritik auf die Unfallversorgung fokussiert ist.
2) Die allgemeine Verletzungssituation, d.h. wie kann ich durch Richtlinien (Kurssetzung, Material etc.) Maßnahmen zur Unfallvorbeugung treffen. Der Fall Lanzinger fällt in Punkt 2) sicherlich nicht hinein, was zeigt, dass diese beiden Punkte nicht unbedingt korrelieren.
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Beitrag von Oecher Carver » 07.03.2008 13:45

Eine kleine Anekdote:
Ich habe die drei Weltcuprennen verfolgt und als nur einen Tag vorher drei Fahrer nach diesem einen Sprung fast unmittelbar hintereinander in die Fangzäune rasten (Hoffmann, Nyman, ??), sagten die Kommentatoren auf Eurosport noch sowas wie "es ist schon beeindruckend, wie sicher der Skisport geworden ist ... schwere Verletzungen gibts es kaum noch" ... tja ... :-(
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Beitrag von Perfectdark » 10.03.2008 20:51

Chrissi hat geschrieben:Nabend,
auch wenn es jetzt reichlich provokativ klingt und ich wahrscheinlich deswegen hier rausfliegen werde:

Warum nimmt euch dieser Unfall so mit?
Spätestens seit dem tötlichen Unfall von Ulrike Maier weiß jeder, der an den Start geht, daß man dabei Kopf und Kragen riskiert. Und trotzdem fahren sie. Damals nach dem Unfall sind die nächsten Läuferinnen ja auch noch gestartet. Da hat niemand das Rennen abgebrochen. Ich sehe das ähnlich wie im Motorsport. Dort weiß auch jeder Fahrer, daß es ihn treffen kann.

...

Tag für Tag werden zieg Menschen Gliedmaßen amputiert, weil sie mit dem Motorrad unter der Leitplanke durchgerutscht sind oder im Auto eingequetscht wurden.

...

Gruß
Chris Benjamin
Also bei aller tragik finde ich, dass du nicht unrecht hast. Klar ist es schlimm und ich selbst möchte sowas nie erleben, aber wie du sagst. Jeder der runter fährt weiss es, dass es passieren könnte, nur glaubt keiner das es ihn erwischt.

Und wieso alle derart viel riskieren ist auch klar, weil man sonst gar nicht erst im Weltcup ist.
Ehrlich gesagt wundert es mich deshalb nicht, dass die Schweiz nicht mehr so toll ist. (Naja sind ja eigentlich noch 2te im nationen cup aber trotzdem...) Man muss schon angefressen, sich so einem Risiko auszusetzen für einen höchst bescheidenen ertrag. Selbst wenn man der beste ist, verdient man im vergleich zb zu Tennis oder Fussball nicht gerade sehr viel. Also es gibt da wohl 10000 leichtere wege was zu erreichen.

Und F1 ist heutzutage vermutlich tatsächlich weniger gefährlich. Man erinnere sich an kubica letzte saison. Voll in die Mauer mit 220 und praktisch unverletzt. Ist auch nicht erstaunlich, da der Körper ja vom Chassis geschützt wird und sich schwer was verdrehen kann. Wer sich damit auskennt weiss, dass der Fahrerbereich des wagens praktisch unzerstörbar ist heutzutage.


Und medizinisch kennst du dich besser aus, aber ist es nicht so das offene Brüche oft gewaltig unterschätzt werden von otto normalbürger?

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Beitrag von LincolnLoop » 10.03.2008 22:13

Perfectdark hat geschrieben:im vergleich zb zu Tennis oder Fussball nicht gerade sehr viel. Also es gibt da wohl 10000 leichtere wege was zu erreichen.
Den Witz hab ich jetzt überhört - aber OT, sorry...
Perfectdark hat geschrieben:Voll in die Mauer mit 220 und praktisch unverletzt. Ist auch nicht erstaunlich, da der Körper ja vom Chassis geschützt wird
So unerstaunlich ist das gar nicht. Es gab mal irgendwelche Zahlen, welche G-Kräfte auf Kubica gewirkt haben müssen. Das war schon gewaltig, war im Bereich von Schleudersitzausstiegen aus Jets, wo ja fast schon im Regelfall recht schwere Verletzungen rauskommen. Allerdings sieht man da auch, dass eine gut trainierte Rumpf-/Nacken-/etc.-(Stabi-)muskulatur wichtig für die Verletzungsprophylaxe ist. Das hat zwar im Fall Lanzinger nichts geholfen. Ich denke aber, dass hier (aus trainingsmethodischer Sicht) schon gut gearbeitet wurde, wenn ich mir anschaue, was bei Maier (in Nagano) oder auch beim Sturz von Svindal in Kanada rauskommen hätte können...
Zuletzt geändert von LincolnLoop am 11.03.2008 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von M.H. » 11.03.2008 00:10

Perfectdark hat geschrieben:Und F1 ist heutzutage vermutlich tatsächlich weniger gefährlich. Man erinnere sich an kubica letzte saison. Voll in die Mauer mit 220 und praktisch unverletzt. Ist auch nicht erstaunlich, da der Körper ja vom Chassis geschützt wird und sich schwer was verdrehen kann. Wer sich damit auskennt weiss, dass der Fahrerbereich des wagens praktisch unzerstörbar ist heutzutage.
Soweit ich weiß, waren die Fahrerzelle teilweise schon zu stabil, es gab kaum Verformungen des Monocoques beim Aufprall daher schluckte der Körper des Fahrers die Verzögerung fast zur Gänze (mit hohem Risiko für innere Verletzungen).

Ein bei der ORF Diskussion anwesender Arzt meinte, daß er in der Statistik für Skiverletzungen dieses Verletzungsbild kaum (weniger als eine Handvoll bei knapp 10000 Unfällen) gefunden hat. Das wäre eigentlich typischer für Motorradunfälle. Dann wird es wohl Zeit, daß die medizinische Versorgung auch einmal die Standards für Motorrad GPs erreicht.
den Schnee auf dem wir alle talwärts fahren
kennt heute jedes Kind

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