Die schlimmste Zeit und die unfallträchtigste Zeit bei uns im Skigebiet ist immer die Zeit der Tulpenferien

(steht übrigens kurz bevor) Soviel Leichtsinn, Selbstüberschätzung und Fehleinschätzung....unglaublich! Die Unfälle durch Raserei und Selbstüberschätzung in dieser Zeit sind immer in dieser Zeit am schlimmsten. Im vergangenen Jahr hatten wir einen sehr schweren Unfall verursacht durch einen holländischen Snowboarder, der in die Piste hereingesprungen ist, direkt in eine Kindergruppe hinein. Eins der Kinder hatte ein schweres Thoraxtrauma und mußte bei eintreffen des Rettungshubschraubers mehrfach reanimiert werden (hat aber überlebt). Die Krönung der Geschichte war, dass der Unfallverursacher einen falschen Namen und Adresse angegeben hat. Trotz Verteilung einer Phantomskizze, Aushang auf den Pisten und in Scuol sowie Suche über die Zeitung ist der Jugendliche nicht wieder aufzufinden gewesen.
Beispiel für absolute Selbstüberschätzung: Hatte letztes Jahr einen Holländer, der sich selbst und seine Kinder (13 + 16 Jahre) zwei Tage verspätet zum Gruppenunterricht Klasse 3 (Klasse 1 ist dass höchste) einstufte. Leider habe ich den Fehler gemacht und habe mich auf die mündliche Versicherung des Vaters eingelassen, alle drei fahren gut und schon "lange" Ski. Bin in den Sessellift und Gott sei dank alle Teilnehmer gebeten, sich nach dem aufwärmen einmal auf der blauen Piste einzufahren. Es war eine Katastrophe! Einen der Jungs mußte ich, an mich festgeklammert herunterbringen in den Skikindergarten, den andere konnte ich sehr,sehr langsam im Pflug hinter uns fahren lassen. Der Vater machte dabei noch den besten Eindruck und wollte auch weiter mit uns fahren. Wir also wieder rauf und eine Piste gewählt, die uns ins Gebiet hinein bringt. Unten angekommen, sah der Herr ziemlich schlecht aus, schweißig, fast schockig, hatte deutl Mühe. Habe mehrfach nachgefragt, ob er zurück möchte, was er vehemennt verneinte. Vor dem Einstieg in den nächsten Sessel habe ich nochmals eindringlich mit ihm geredet, da es nach dem Einstieg keine Umkehr ohne lange Wege zurück gibt. Nein, er wäre fit, alles in Ordnung. Mitten auf der nächsten Piste, setzte er sich plötzlich in den Schnee und meinte, jetzt müsse ich ihn doch zurück bringen

Kurz unterhalb gab es eine Hütte, in die ich ihn dann plaziert habe, mit der Bitte, etwas zu trinken und auf uns zu warten, da es ihm nach eigener Aussage besser ginge und er nur etwas müde sei. Ich würde ihn bei der nächsten Fahrt wieder treffen und ihn dann ggf vom SOS abholen lassen, was er aber strikt ablehnte. Ich habe ihn dann vom SOS mit einem Skido abholen lassen, da er die Pause genutzt hatte, auf seine Kreislaufschwäche zwei Kaffee Schümli - Pflümli zu trinken

Beiläufig und durch den Alkohol etwas gesprächiger erzählte er mir dann übrigens, dass er gestern Nacht erst angekommen sei, er seit zwei Jahren Tumorkrank ist, die letzte Chemotherapie vor zwei Wochen hinter sich gebracht habe und der Arzt ihm dringend einen Erholungsurlaub angeraten hat..............................
Leider sind uns Skilehren in beiden Fällen die Hände gebunden. Du kannst die Leute ansprechen, evtl auch drohen aber etwas unternehmen gegen sie kannst du nicht. Einzig eine Meldung ans Liftpersonal ist möglich aber meist wirkungslos. Die Einführung einer Pistenpolizei ist bei uns vergangene Saison intensivst diskutiert worden. So weit mir bekannt, wird in den zwei Wochen Tulpenferien ein Pilotprojekt starten. Es werden zwei Polizisten im Skigebiet patroullieren. Wie lange bzw zu welchen Tageszeiten ist mir nicht bekannt. Ich bin gespannt, ob es etwas bringt und werde bei Gelegenheit mal berichten.
Zur Ausbildung: In der Ausbildung und auch Skischulintern wird seit Beginn dieser Saison in Zusammenarbeit mit der SUVA verstärkt auf die Sicherheitsrelevanten Aspekte im Unterricht hingewiesen, bzw die sicherheitsrelevanten Unterrichtsaspekte werden innerhalb der Ausbildung stärker gewichtet.
Beate