am Samstag hatte ich die Gelegenheit drei aktuelle Modelle von Nordica in Sölden auf dem Gletscher zu testen. Die Schneeverhältnisse auf der Piste waren sehr gut. Hier folgt der Bericht eines 10-Tage-im-Jahr Skifahrers (182 cm, 105 kg) über seine subjektiven Eindrücke.
1. Testkandidat:
Nordica Dobermann Pro SL XBS Alu, 165 cm, Radius 13 m
Ich war von meinem Skiverkäufer bereits gewarnt, daß der Ski mit "Power" gefahren werden will und nicht unbedingt ein Ski für einen ganzen Tag ist, wenn man nicht das entsprechende Können und die entsprechende Kondition besitzt.
In der Tat gibt es für eine langsame Fahrweise wesentlich kraftsparendere Skier. Drifts im niedrigen Geschwindigkeitsbereich machen nicht so sehr Spaß, ebenso sind Kurzschwünge in steileren Bereichen zwar möglich, Wendigkeit ist hier jedoch nicht seine Spezialdisziplin. Das liegt wahrscheinlich an seinem gefühlten hohem Gewicht. Die Eisgriffigkeit in steilen roten Hängen ist als gut zu bezeichnen.
Richtig bissig wird der Dobermann aber erst im mittleren und hohen Geschwindigkeitsbereich. Gecarvte Schwünge machen hier richtig Spaß. Der Ski vermittelt ein sehr sicheres Gefühl auf der Kante und verleitet einen dazu den Extrembereich auf der Kante zu testen. So habe ich mein Herz in die Hand genommen und habe den Ski auf die Kante gestellt, bis ich schon mit einer kleinen Unterarmbewegung in den Schnee greifen konnte. Es war für mich einfach ein bis zu diesem Zeitpunkt einmaliges und bisher nicht gekanntes Gefühl. Wenn es die Pistenverhältnisse und die Kondition zuließen, würde ich den ganzen Tag nur noch so fahren. Eine Tempoobergrenze (Schwammigkeit, Flattern etc.) konnte ich nicht feststellen.
Der Dobermann ist kein Anfängerski, er will sauber auf der Kante gefahren werden.
Mit dem gleichen Ski ist auch meine Frau gefahren, bei nur 163 cm Körpergröße und ähnlichem Können. Auch sie ist mit dem Ski ganz gut zurechtgekommen. Vielleicht wird auch sie noch hier berichten.
2. Testkandidat:
Nordica Hot Rod Nitrous XBS, 170 cm, Radius 15,8 m
Im Fahrverhalten gibt es große Ähnlichkeiten zum Dobermann.
Drifts im niedrigen Geschwindigkeitsbereich machen nicht so sehr Spaß, ebenso sind Kurzschwünge in steileren Bereichen zwar möglich, Wendigkeit ist hier jedoch nicht seine Spezialdisziplin. Das liegt wahrscheinlich an seinem gefühlten hohem Gewicht. Im Gegensatz zum Dobermann bekommt man den Ski aufgrund seiner 78cm-Taille weniger schnell auf die Kante. Die Eisgriffigkeit in steilen roten Hängen ist als gut zu bezeichnen. Seine Fähigkeiten im "Powder" habe ich nicht getestet.
Bei gecarvten Schwüngen im mittleren und hohen Geschwindigkeitsbereich habe ich keinen Unterschied zum Dobermann ausmachen können, kurz gesagt eine echte Granate. Auch er überzeugt durch Laufruhe und sicheres Gleiten auf der Kante. Eine Tempoobergrenze (Schwammigkeit, Flattern etc.) konnte ich nicht feststellen.
3. Testkandidat:
Nordica Speedmachine Mach3 XBI, 178 cm, Radius 16,1 m
Leider habe ich den Speedmachine nur mit nachlassenden Kräften testen können. Die ersten beiden Kandidaten haben den größten Teil meiner Kondition geschluckt. Auch waren am Nachmittag die Pistenverhältnisse wegen Abnutzung nicht mehr vergleichbar. Deswegen bin ich ihn auch vorsichtiger gefahren. In einer Länge von 170 cm war er leider für Testzwecke vergriffen.
Von allen drei Testkandidaten war er trotz seiner Länge m.E. der Wendigste und Kräfteschonendste, jedoch sind mir alle getesteten Modelle als zu schwer für schöne Kurzschwünge in steileren Bereichen vorgekommen. Das mag evtl. aber auch mit meiner Vorliebe für etwas weichere Slalomcarver zu tun haben.
Er fühlt sich auf der Kante ebenfalls sehr sicher an, leider waren in der roten Piste mittlerweile zu viele Buckel. Meine zwei Carvingversuche mit höheren Geschwindigkeiten endeten jeweils mit einem Sturz direkt vor der Kameralinse.

Eine Tempoobergrenze (Schwammigkeit, Flattern etc.) konnte ich nicht feststellen.
Allen drei Skiern ist ein hohes Eigengewicht gemeinsam. Sie wollen alle mit einem Mindestmaß an sauberer Kurventechnik gefahren werden. Ich würde alle Modelle nicht als fehlerverzeihend bezeichnen. Alle Skier sind mir hart vorgekommen. Die am Tag darauf getesteten Modelle von Atomic (SL12, LT12) und Salomon (Equipe 3V Race) fühlten sich jedenfalls leichter an und waren auch einfacher, gutmütiger und wendiger zu fahren.
Gruß
Erik