Udo's Schneevorhersage

[Udo-Aschaffenburg]

Glaskugeleien

Am 11.11. sollte man es ja eigentlich tunlichst vermeiden, weit in die Zukunft zu blicken. Rucki Zucki bekommt man 'ne Pappnase angehängt und wird als Wetterclown mit bösen Schmähungen überzogen (wohl zu lange im Elferrat gesessen, hä?). Ich habe nun aber heute morgen mal tief in die Glaskugeleien der etablierten Wetterdienste dieser Welt geblickt und da wird geschunkelt, dass sich die Luftschlangen kräuseln. Denn auch seriöse Wetterdienste versuchen sich in sog. "Langfristvorhersagen", d.h. sie tasten sich mit geballter Rechenpower durch einen gewaltigen Datenwust um herauszumendeln, wie sich wohl der kommende Winter in Mitteleuropa darstellen mag.

Und da sind wir wieder beim Schunkeln: auf und nieder, immer wieder, hin und her - einig sind sich die Zahlenfresser keineswegs. Gut, ein Trend durchzieht alle Vorhersagen, es bleibt zunächst mal (wie schon durchgängig im bisherigen Herbst) deutlich zu warm in allen Höhenlagen. Aber ab Ende Dezember, Anfang Januar ist's mit der Einigkeit dahin. Normal soll's werden, sagen die einen, deutlich zu warm die anderen und extrem kalt wieder andere. Daraus lernen wir nun was? Nix! Denn im vergangenen Jahr lagen 50% der Langfristvorhersagen völlig daneben, rund 30% waren näher dran an den Tatsachen und 20% hatten einen Volltreffer. Da kann man auch Schafgarbenstengel werfen, in Schweinskaldaunen lesen oder angegammelte Schafsschultern befragen. Orakelnde Delphinisten kommt nicht in Frage, die Griechen haben keine Ahnung vom Winter.

Das "Setup" (die Ausgangslage) ist jedoch derzeit ein anderes als zu Beginn der vergangenen Winters, ihr erinnert euch? Da gab's ab November stets und ständig wilde Kaltluftausbrüche bei Neufundland auf den Atlantik hinaus während östlich, über Weissrussland und dem Ural ein Hoch wie festgenagelt war und der gemeine Sibirier unter Schneemangel litt. Viele viele Wochen lang. In der Folge föhnte es nordalpin ohn' Unterlass während in den Südalpen Schneefräsen reißenden Absatz fanden. Danach sieht es derzeit (noch) nicht aus, das Putin-Hoch ist zwar schon da, aber es scheint sich deutlich nördlicher etablieren zu wollen. Rundherum um Murmanks - roundabout, also an ganz anderer Stelle. Für allfällige mitteleuropäische Schneetiefs ist das 'ne ganz andere Ausgangsposition als anno 2013. Und auffällig ist, wenn wir mal zurück schauen auf 2013, dass dort, wo ungeheuer viel Kaltluft produziert wird (nämlich in Sibirien) derzeit viel mehr Schnee liegt als vor einem Jahr. In der Folge (ich kann jetzt nicht alle Faktoren aufzählen, das würde deutlich zu lang werden) sieht ist nordhemisphärisch weiträumig anders und vielleicht für einen mitteleuropäischen Skiwinter besser aus als vor einem Jahr.

Nun mal Wasser in den Wein: ob das zwangsläufig zu einem (nordalpin) endlich mal wieder kalten und schneereichen Winter führen könnte ist so offen wie die Schnürsenkel am Wettercomputer: ein falscher Schritt und schon stolpert der Blechdepp in die falsche Richtung. Wohin wir stolpern werden wird sich ab Anfang/Mitte Dezember konkretisieren. Bis dahin lege ich hin und wieder mal die Pappnase an und schwurbele in die Zukunft.

U.

[lavirco]

Sehr schön.
Ich dachte schon, es entwickelt sich so wie letztes Jahr. So bleibt noch ein wenig Hoffnung.

PS: Kölle Alaaf!

[Udo-Aschaffenburg]

Im Schnellwaschgang: auch für die kommenden 10 Tagen ist nichts abzusehen, was auf eine allmähliche echte Einwinterung in den Alpen (also auch Frost bis in tiefere Lagen) hindeutet. Der Aufbau einer Grundlage für den kommenden Winter, der Mitte November kalenderisch/meteorologisch schon in vollem Gange sein sollte, zieht sich hin. Ärgerlich: die Böden sind erneut viel zu warm, der dritte Winter in Folge beginnt nun so. Jetzt wird's erstmal ordentlich winden und nur deutlich >2.000 Meter (vor allem in den Westalpen) was abladen.

(Nicht nur) deshalb haben sich schlaue Köpfe der Uni Innsbruck in Sachen Kunstschnee mal wieder was Interessantes ausgedacht.

Pulverschnee aus künstlicher Wolke

U.

[dentalux]

Jetzt wird's erstmal ordentlich winden und nur deutlich >2.000 Meter (vor allem in den Westalpen) was abladen.

Juhuu, dann hab' ich doch wieder alles richtig gemacht. Am 12.12. gehts ab Richtung Val Thorens...

[Udo-Aschaffenburg]

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Der Wetter-Wiedergänger

Aus Wikipedia: "Als Wiedergänger, auch Widergänger, werden unterschiedliche Gespenstererscheinungen verschiedener Kulturräume bezeichnet"....." Der Kern des Wiedergänger-Mythologems ist die Vorstellung von Verstorbenen, die – oft als körperliche Erscheinung – in die Welt der Lebenden zurückkehren („Untote“). Sie sind den Lebenden meist böse gesinnt und unheimlich. Sei es, weil sie sich für erlittenes Unrecht (z. B. Störung ihrer Totenruhe) rächen wollen; sei es, weil ihre Seele auf Grund ihres Lebenswandels nicht erlöst wurde."

Gibt es Untote in der Troposphäre? Wiedergänger am Winterhimmel? Zum Teufel, ja!!! Was ich da seit Tagen in den Wetterkarten entdecke erinnert mich doch ganz fatal an die Totgeburt "Winter 13/14" in den Nordalpen und Mittelgebirgen. Nun sind wir wieder da, wo wir exakt vor einem Jahr waren. Die Leiche 13/14 ist auferstanden und beginnt gerade, sich mit dem gleichen Muster wie im Vorjahr in der Nordhemisphäre einzurichten. Über dem westlichen Russland gräbt sich das Hoch ein, über dem östlichen Nordamerika ist's gesäßkalt und in der Folge wird bei Neufundland ein Tief nach dem anderen geboren. Die machen sich auf den Weg nach Mitteleuropa, können aber nicht so recht bei uns reinrauschen sondern werden vom Reussen-Hoch blockiert und zischen ab nach Norden. Folge: südwestliche warme und feuchte Strömung über die Alpen hinweg, im Süden Niederschläge satt, > 2.000 Meter als Schnee, drunter Regen. Im Norden geht das wieder mit dem Dauerföhn los, am Wochenende klettert die Frostgrenze auf 3.000 Meter, in Worten: dreitausend. Tödlich für den Saisonbeginn.

Können wir den Winter also jetzt schon beerdigen? Riecht die Leiche schon nach Frühling? Ist schon Sense mit dem snow? Nein - soweit sind wir noch nicht, Volkstrauertag in den Bergen ist noch nicht angesagt. Aber für die kommenden 10 Tage sieht es böse aus, the evil is always and everywhere ( (c) Erste allgemeine Verunsicherung). Scary Movie on mountain top.


U.

[Commander57]

Moin!
Nochmal Glück gehabt. Wenn es so wird wie im letzten Winter reicht es mir für Ende Februar im Montafon.
Wenn nicht, kann es ja nur besser werden.
Vielen Dank für deine Einschätzung.

Gruß aus dem hohen Norden

Frank

[drachir]

Udo, danke für deinen wie immer ersprießlichen Bericht.
Wenn das so eintrifft („Können wir den Winter also jetzt schon beerdigen? Riecht die Leiche schon nach Frühling?“) nagle ich mein Wetterorakel wirklich an die Wand. Tierschutz hin oder her.

[Udo-Aschaffenburg]

@Richard: Mal 'ne handfeste Drohung aussprechen: "Wenn ihr "haufenweise" schlechte Vorhersagen macht, dann werdet ihr gegen Schneeleoparden ausgetauscht."

[drachir]

Danke Udo für diesen gutgemeinten tierpsychologischen Erziehungstipp. Aber als eingefleischter Pazifist muss ich das allerdings ablehnen.
Ich arbeite da lieber mit Schockbildern, die ich neben den Fressnapf lege.
So, jetzt is aba a gut – mach a g`scheids Weda

[Commander57]

@Richard!
Einfach nur legendär deine Methode....
Wenn das die Stubentiger nicht konditioniert......

Gruß aus dem hohen Norden

Frank