Sinn und Un-Sinn einer Skihalle

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nicola
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Beitrag von nicola » 26.07.2005 00:36

"indoor" snownews from around the world
vom hunsrück bis südafrika über indien nach australien - der wunsch nach indoorskiing geht um die welt...
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ivan
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Beitrag von ivan » 26.07.2005 11:55

prima links mit vielen infos, danke Nicola

ganz generell, habt ihr bemerkt, dass die "philosophie" dieser projekte anders ist als die in den 80ern, als die ersten enstanden?
ich würde es als "von SKI domes zu SNOW worlds" formulieren

in den 80ern gabs fast nur noch skifahren und die ersten hallen waren also SKI domes mit dem akzent auf SKIFAHREN
heutzutage ist skifahren nicht mehr so in der mode und verschiedene neue bewegungsmöglichkeiten auf dem schnee erschienen
und immer mehr leute wollen statt nur eine piste runterzuhobeln abwechslungreichen SPASS im/mit/auf schnee
deshalb die SNOW worlds, domes, parks, etc.
wenns nur um marketingbegriffe ginge, kein problem, aber auch die gestaltung dieser objekte ist anders: sie werden weniger für geübte skifahrer konzipiert und mehr für "schneeneulinge", nichtskifahrer und potentielle anfänger
die meisten neuen projekte sind kaum 300 meter lang und sehr flach
(der steilste hang in NZ soll oben 30, unten 9 grad haben, aber auf der länge 202 meter kann das einfach nur ein sehr kurzes steiles startstück sein)

auch das Dubaier schneewunder hat maximal 400/60 meter, obwohl die breite von 60-80 m sympatisch ist (ohne zu viele pflügenden, stürzenden und herumliegenden leute, natürlich): es soll primär als "introduction to snow" dienen

noch zu Dubai: kommt mir als eine demonstration von reichtum und ein wunsch zu zeigen, dass der reiche sheik keine begrenzungen kennt
vielleicht auch als das bemühen, das land für die touristen attraktiver zu machen (was an sich keine schlechte strategie wäre, denn das öl wird nicht ewig fliessen und laut der "peak oil"-problematik sollen die vorräte nicht mehr so lange aushalten)

meine zweifel:
- was machen mit den menschen die temperaturunterschiede draussen/drin (bis auf 40 grad, wenn die ärzte für die klimaanlagen sogar nur 5 grad empehlen)?
- die besucher werden ja nicht die ganze zeit in dem dome verbringen?
- - oder werden sie sich dann nur in klimatisierten hotels aufhalten?
- mir scheint das ganze projekt überambitioniert und zu optimistisch zu sein (vgl. auch "imitates nature" und "spirit of mountains")- sei es sie sind bereit, es auch unprofitabel mit verlusten zu betreiben

fazit: solange sich ein mazäne findet, der für das arme echte SKIvolk eine echte SKIhalle baut und sie für erträgliches eintrittsgeld betreibt, haben wir einfach mit dem hallenskifahren pech
(Nicola: der alte Reza Pahlavi hätte es damals für die Elena bauen können... vielleicht wenn Bode für Dubai statt USA fährt :D)

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nicola
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Beitrag von nicola » 26.07.2005 12:13

ivan hat geschrieben: (Nicola: der alte Reza Pahlavi hätte es damals für die Elena bauen können... vielleicht wenn Bode für Dubai statt USA fährt :D)
der bode wird noch nicht für dubai starten, aber ich habe vor zwei minuten ein langes telfonat mit einem österr. slalomfahrer geführt, der kommenden winter für dubai ins rennen geht - vorausgesetzt er schafft den slalom durch den gummiparagraphenwald von ösv und fis.
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ivan
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Beitrag von ivan » 26.07.2005 12:21

noch kurz einpaar gedanken zu den beiträgen der letzten woche:

1. skihallen in der pampa, also "auf der grünen wiese": einfacher mit den grundstücken und dem bau, aber IMO eher falsch, wenn der einzugsgebiet zu weit ist und in der nähe sonst nichts interessantes ist
Neuss und Bottrop haben ja immer mit den 10 mio. einwohnern der ruhrgebiets argumentiert
- dann können sie als einfache bauten entstehen, denn andere attraktionen sind nicht weit
- sonst müssen die snowworlds als riesige "snowdisneylands" konzipiert werden, die den ganztagesspass der ganzen familie anbieten, oder mit anderen attraktionen verbunden werden (hypermarkt, aquapark u.ä)

2. saisonbetrieb okt-april:
es wäre nicht leicht, eine vernünftige sommeraktivität zu finden
ausserdem wären möglicherweise die kosten für die neuinbetriebnahme (neuschnee!) enorm (nur vermutung - vielleicht doch billiger als der ganze sommerbetrieb?)
man müsste die besucherstatistiken kennen, um sagen zu können, ob dieser rhytmus überhaupt möglich wäre, und natürlich die rentabilität des sommerbetriebs

3. eis-, schwimm- als "eigenständiger sommersport":
IMO stimmt es nicht ganz. einige sportarten (auch ballen- wie volleyball, handball, basketball, und verschiedene mehr, kennen wir ja alle) werden auf der leistungsebene unter dem dach betrieben, weil da garantierte bedingungen herrschen und das unberechenbare wetter keine rolle spielt.
als (breiten)sportaktivität werden sie aber grundsätzlich draussen betrieben (schwimmen, eislaufen, eishockey, ballspiele, tennis,...) und die indoor-varianten sind dann eben als ersatz empfunden, wenns nicht draussen geht

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Beitrag von ivan » 26.07.2005 12:27

nicola hat geschrieben: der bode wird noch nicht für dubai starten, aber ich habe vor zwei minuten ein langes telfonat mit einem österr. slalomfahrer geführt, der kommenden winter für dubai ins rennen geht - vorausgesetzt er schafft den slalom durch den gummiparagraphenwald von ösv und fis.
keine grosse überraschung für mich.
ich habe im frühjahr mit einem (auch österreichischen) trainer-vater den potentiellen nationalitätswechsel für seinen 13jährigen sohn besprochen (sei ruhig, seine idee, nicht meine) mit dem motto "besser früh als talent als später als "abfall""

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Beitrag von ivan » 26.07.2005 12:41

als ich letzte woche auf dem gletscher war, habe ich die ersten zwei tage meine einschätzung von skihallen etwas geändert.
es war schlecht und unter den bedingungen wäre ein guter 300m hang in der halle besser gewesen als was ich da erleben musste
("doch nicht so übel," dachte ich)
dann aber ist kälte gekommen, frühmorgens harte piste und die gletscherwelt war wieder die bessere von den zwei alternativen. insgesamt zwar ein problematisches vergnügen bei dem schneemangel (unten nur holpriges eis, ich entschuldige mich meinen gelenken bis heute zehmal im tag), aber doch nach dem motto "ende gut, alles gut"

auch habe ich in meinem fortgeschrittenen alter eine weitere skisaison ohne verletzung und offensichtiche gesundheitsschäden überstanden, was uU immer als erfolg gelten muss :D
(keine glückwünsche nötig, bitte, das hat noch wenigstens 20 jahre zeit - wie der 82jährige ex-tschechoslowakische deutsche aus Vrchlabi/Hohenelbe, den ich da kennengelernt habe - ganz interessante lebensgeschichte, hat aber nichts mit skihallen zu tun)

ich erlaube mir also, meine 04/05 skisaison für abgeschlossen zu erklären (sorry, dass es so grossmaulig klingt :D , gehört eigentlich in einen anderen thread), und freue mich in zwei monaten wieder auf ski und schnee

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Beitrag von nicola » 26.07.2005 14:16

ivan hat geschrieben:prima links mit vielen infos, danke Nicola
ich wollte mit diesem link eigentlich nur zeigen, dass das bedürfnis skizufahren neue dimensionen annimmt. wie wir es bewerten ist eigentlich vollkommen egal. fact is - menschen wollen das. mit menschen meine ich anbieter und nachfrager, so wird sich der erfolg des betriebs von skihallen auch selbst regulieren.

klar ist beispielsweise schneeerzeugung in dubai moralisch nicht so hochwertig wie flächendeckende trinkwasserversorgung für ganz saudiarabien, aber vielleicht ist die wechselwirkung ja nicht unbedingt negativ. ich habe vom ökologischen standpunkt aus auch schon weit "unmoralischere" projekte gesehen als skihallen und nicht wenige davon mitten in den bergen.

mit dem neu entsehenden "wüstenreizklima" wird sich ohnehin jeder in seiner form auseinanderssetzen müssen. denn die kalt/warm schocktherapie könnte man schon bei sommerlichen eiswürfeldrinks zu hinterfragen beginnen... :D
nicola

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Beitrag von ivan » 26.07.2005 17:57

nicola hat geschrieben: ich wollte mit diesem link eigentlich nur zeigen, dass das bedürfnis skizufahren neue dimensionen annimmt. wie wir es bewerten ist eigentlich vollkommen egal. fact is - menschen wollen das. mit menschen meine ich anbieter und nachfrager, so wird sich der erfolg des betriebs von skihallen auch selbst regulieren...
mit dem neu entsehenden "wüstenreizklima" wird sich ohnehin jeder in seiner form auseinanderssetzen müssen. denn die kalt/warm schocktherapie könnte man schon bei sommerlichen eiswürfeldrinks zu hinterfragen beginnen... :D
ich habe einige zweifel daran, ob wirklich "das bedürfnis skizufahren" besteht - ob nicht mehr einfach um ein originelles und raffiniertes angebot geht, das konkurierende angebote trumpfen soll
ob es also wirklich genug "nachfrager" gibt - die probleme mancher nun geschlossenen skihallen würden darauf deuten. es waren aber, wie ich schon schrieb, meistens einfache skihallen (vgl. zB Bottrop), die wohl ausser dem basis-erlebnis skifahren kaum etwas anderes anbieten konnten. vielleicht glaubt die neue raffiniertere "snoworld-generation" auf mehr besucher. es wäre auch logisch, dass sie ohne gründliche umfragen, studien und kalkulationen nicht gebaut werden.
(otoh, keine grossen illusionen bezüglich umfragen und studien.)

und noch eine bemerkung zu Urs und erdbeeren im winter:
du bist nicht in dem märchen und gehst zwar nicht im winter in den wald, kannst du sie aber im supermarkt kaufen, wenigstens tiefgefroren. auch banenen, orangen und alle möglichen südfrüchte. wenn alles "natürlich" verlaufen sollte, müsstest du nur ein paar äpfel im keller bewahren und dann nur noch sauerkraut als quelle von vitamin C.
mit etwas demagogie sind also bananen in mitteleuropa (im winter oder sogar überhaupt) dasselbe wie skifahren in skihallen im sommer... :D
oder: was ist heute noch natürlich?

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Beitrag von urs » 26.07.2005 18:31

ivan hat geschrieben:und noch eine bemerkung zu Urs und erdbeeren im winter:
du bist nicht in dem märchen und gehst zwar nicht im winter in den wald, kannst du sie aber im supermarkt kaufen, wenigstens tiefgefroren. auch banenen, orangen und alle möglichen südfrüchte. wenn alles "natürlich" verlaufen sollte, müsstest du nur ein paar äpfel im keller bewahren und dann nur noch sauerkraut als quelle von vitamin C.
mit etwas demagogie sind also bananen in mitteleuropa (im winter oder sogar überhaupt) dasselbe wie skifahren in skihallen im sommer... :D
oder: was ist heute noch natürlich?
salü ivan

etwas ot: ich weiss nicht wie dus hast, ich freu mich jeden frühling auf die erdbeeren, die ersten spargeln, im sommer auf die aprikosen, pfirsiche, im herbst auf die neuen äpfel, die pilze, die trauben. der winter ist diesbezüglich etwas karger, lässt sich aber mit feinen gewürzen, gebäcken und beim skifahren im tirol mit leckeren apfelstrudeln aufwerten :-D.

nahrung ist bereits seit jahrtausenden mehr kultur als natur, man denke nur an die getreidezucht, und auch der weltweite austausch von zunächst gewürzen, reis später kartoffeln uam. findet bereits seit jahrhunderten statt. die moderne industrie leistet im bereich von transport und lagerung oder der schonenden verarbeitung wertvolle dienste. die industrialisierung bringt andererseits neben teilweise fragwürdigen verarbeitungsmethoden auch eine standardisierung in zweierlei hinsicht mit sich. mit den monokulturen verschwindet die artenvielfalt und damit auch die möglichkeit, natürliche resistenzen zu züchten. mit der weltweiten verfügbarkeit (zumindest in den reichen zentren) entsteht zwar eine neue vielfalt aber auch ein ganzjähriger einheitsbrei.

versteh mich nicht falsch, auch ich schätze ein thailändisches curry oder ein italienisches risotto, versuche aber trotzdem den bezug zur einheimischen küche und den jahreszeiten nicht ganz zu verlieren. zudem sind südfrüchte und bananen gerade im winter (trotz viel vitamin c) nicht unumstritten.

gruss urs

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Beitrag von Uwe » 26.07.2005 18:32

Bananen = Skihalle ... :D

Nachdem ich für meine PRO-PARK.de - Seite weiter recherchiert und ergänzt habe, bin ich auch mal wieder hier ;-)

Zu Schnee-Erlebnis:
Ja Ivan, ich denke auch, dass Skihallen weniger für aktive Skifahrer ausgelegt sind (wie man vielleicht vor Jahren noch dachte), sondern eher für Menschen, die den Schnee erleben wollen. In der hier geplanten Halle ist z.B. eine Snowplay-Area von 5.000 qm geplant:
http://www.con2re.de/fpb/img/fakten/Snowplay.jpg

Auch denke ich, dass Skihallen mehr und mehr zum Werbeträger für den "echten Schnee" werden; nicht umsonst übernehmen "echte" Skigebiete eine Art "Patenschaft" für die Hallen ... in der Hoffnung einige der zig-Tausend Besucher in ihrem eigenen Skigebiet begrüßen zu können.
Uwe

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