Abseits der Piste in den Tod

Alles rund ums Tourengehen, Freeriden und Sicherheit abseits der Pisten. Siehe auch Bericht Freeriding - Sicherheit abseits der Pisten
Ausrüstungsfragen siehe z.B. Forum SICHERHEITS-Ausrüstung
fuchs755
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Beitrag von fuchs755 » 24.01.2005 20:13

Nun, die Regeln gibt es ja, ob sie nun jemand überwacht oder nicht. Es sind ja auch im Straßenverkehr meist diejenigen die sich über die Regeln hinwegsetzen und NICHT erwischt werden.
Das Problem ist meiner Ansicht nach ein anderes:
Mit diesen Schildern wird inflationär umgegangen. Vielfach stehen die Schilder an völlig ungefährdeten Hängen einfach zum Haftungsausschuss bei fehlender Pistenkontrolle/Praparation.
Wenn man "Gelände" fahren will hat man in solchen Gebieten keine Chance als dran vorbei zu fahren.
Wie soll dann aber der Urlauber unterscheiden zwischen nicht gern gesehen und Lebensgefahr? Ein Schild: "fehlende Pistenkontrolle benutzung auf eigene Gefahr" wäre hier eine Alternative und verhindert lebensgefährliche Fehleinschätzungen. No Brain no pain wird sich aber nie vermeiden lassen,...
Natürlich ist es nicht nett die schönen Alpen neben der Piste kaputtzufahren, aber nur die Piste ist irgendwann in vielen Gebieten langweilig.

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nicola
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Beitrag von nicola » 24.01.2005 23:42

fuchs755 hat geschrieben:Das Problem ist meiner Ansicht nach ein anderes:
Mit diesen Schildern wird inflationär umgegangen. Vielfach stehen die Schilder an völlig ungefährdeten Hängen einfach zum Haftungsausschuss bei fehlender Pistenkontrolle/Praparation
das ist ein problem - es gibt aber auch noch genügend andere - zb. die persönliche beurteilung von offiziellen gefahrenstufen. bei stufe drei (erhebliche lawinengefahr) passiert am meisten, u.u. sind zwar touren und geländefahrten bei stufe 3 für menschen mit gutem lawinenkundlichem beurteilungsvermögen noch möglich, aber nur mit genauer ortskenntnis und kenntnis des schneedeckenaufbaus während des gesamten bisherigen winterverlaufs!

Gefahrenstufe 3 wurde während der Winter 1993/94 bis 2001/2002 durchschnittlich während 36 %der Zeit eines Winters ausgegeben.Während dieses Zeitraums passierten jedoch 63 % aller Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung.
Analog dazu:
> Geringe Lawinengefahr: 13 % der Wintertage -keine Unfälle
> Mäßige Lawinengefahr: 46 % der Wintertage -17 %der Unfälle
> Große Lawinengefahr:6 %derWintertage -18 %der Unfälle
> Sehr große Lawinengefahr:1 %, der Wintertage -2 % der Unfälle.

Quelle - lawine.at-interpretationshilfe sehr informativ!

vielleicht sollte man sich in diesem zusammenhang als beste präventivmassnahme einfach nur die frage stellen: wie gross ist eigentlich mein lawinenkundliches beurteilungsvermögen? gerade bei warnstufe 3 ist es nämlich nicht schlau anderen spuren zu folgen (nicht einmal beim aufstieg) weil man warnsignale wie setzgeräusche oder rissbildungen so nicht mitbekommt!
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Marius
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Beitrag von Marius » 25.01.2005 13:40

bei uns in innsbruck ist grad gestern ne lawinen, ausgelöst von ner boarderin die alleine unterwegs war (immerhin mit lvs) losgegangen. war auf der nordkette. wer das gebiet kennt weiss dass es vom gipfel nur 3 rinnen runter gibt. 2 davon waren kontrolliert, gesprengt udn für die ganzen durchgeknallten geöffnet. die dritte rinne (direttssima) war eben dies nicht udn in jeder gondelfahrt haben sie gesagt, dass wenn einer die rinne fährt der liftbetrieb sofort eingestellt wird, da sie keine lust haben jemanden zu bergen....
und jetzt dürft ihr raten in welche die frau eingefahren ist?
zum glück is nix passiert, sie konnte sich trotz einer abrisshöhe von knapp 1,5m ,50m breite und 1000hm selbst befreien.

naja, jeder muss sich einfach seinem risiko bewusst sein. so versuche ich das weiter zu vermitteln....gewisse risiken kann man eingehen, man sollte sich dessen aber bewusst sein und daraus resultierende massnahmen treffen.

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Skiameise
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Beitrag von Skiameise » 26.01.2005 11:16

Ich war am Wochenende in Zell am See, auch auf der Schmittenhöhe ist eine Lawine abgegangen, ausgelöst von einem holländischen Snowboarder der zum Glück nur leicht verletzt geborgen werden konnte. An der Stelle wäre ich nach Schneefällen niemals in einen Hang eingefahren, das würde ich schon als ziemlich fahrlässig bezeichnen. Allerdings habe ich mich trotzdem über die Informationspolitik im Skigebiet geärgert:

- keinerlei Infos über Lawinenwarnstufe, Lawinengefahr, etc., die sonst üblichen gelben Blinklichter habe ich nirgendwo gesehen

- eine schwarze präparierte Pisten wurde am Samstag tagsüber gesperrt, mir ist nicht klar warum, die Piste war morgens präpariert, mit 5 cm Pulver drauf, das Pulver hat sich zu Buckeln ausgefahren. Mittags wurde irgendwann am Wegweiser zur Piste ein ungefähr 10cm breites und 5cm hohes Schildchen 'gesperrt' angebracht. Erstens ist mir nicht klar warum die Piste gesperrt war, außerdem sieht dieses Schild nur, wer sich nicht auskennt und den Wegweiser genau studiert. Dem entsprechend sind auch weiterhin viele in die Piste eingefahren, schon am Betrieb auf der Piste war zu erkennen, daß die Sperrung den meisten nicht aufgefallen war.

Meiner Meinung nach sollte entweder gesperrt werden, dann aber richtig und mit Konsequenzen für die, die dennoch einfahren, oder man soll es bleiben lassen. Das führt doch nur dazu, daß keiner mehr Sperrungen ernst nimmt.

Abseits der Piste kann man natürlich nicht erwarten, daß alles was lawinengefährdet ist gesperrt wird, dann wäre aber zumindest eine 'globale' Info nicht schlecht (nach dem Lawinenabgang gab es die dann auch).

Meines Erachtens könnte es bei bestimmten Verhältnissen sogar ein echtes Verbot geben, in Skigebietsnähe abseits der Piste zu fahren - dann aber kontrolliert und sanktioniert. Im Umkehrschluß heißt das natürlich nicht, daß - wenn kein Verbot ausgesprochen wird - keine Gefahr besteht.

Sanktionen könnte ich mir folgendermaßen vorstellen:
- saftige Geldstrafen
- vielleicht bei Wiederholung auch ein 'Pistenverbot' analog dem 'Stadionverbot' in Fußballstadien,
- 'Pistenverbot' evt. zeitlich zu verkürzen durch die Teilnahme an Kursen mit Schnee- / Lawinenkunde

Eine Frage habe ich dazu dann noch: In Zell wurde der Boarder dann mit Hilfe des Recco-Systems gefunden. Wer bezahlt das eigentlich? Der Österreichische Steuerzahler? Oder die Liftbetreiber, also auch alle die, die einen Skipaß kaufen und auf der Piste bleiben? Oder werden die Einsätze und auch die Bereitschaft von den 'Geretteten' finanziert?

Gruß,
Skiameise

PK
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Beitrag von PK » 26.01.2005 11:51

Das Hauptproblem ist doch die mögliche Kontrolle des Fehlerverhaltens dieser unverbesserlichen, den ultimativen "Kick" suchenden Skifahrer oder Boarder. Wie soll man alle gefährdenden Pisten und Hänge denn absolut "einfahrsicher absperren? "Schlupflöcher" gibts immer... Und dies auch noch kontrollieren? An jeder Piste eine Wache? Wer soll das personell und vor allem finanziell bewerkstelligen? Und wenns ne Lösung in dieser Richtung gäbe, wie teuer würden dann zukünftig die Skipässe werden? Unbezahlbar...

Auch nicht zu vergessen, wir sprechen hier von einem extrem geringen Anteil aller Skifahrer. Wieviel sinds denn? 0,1% oder gar nur 0,1 Promille?
Sicher ist es traurig wenn Unschuldige im Mitleidenschaft ob solcher Unverbesserlichen geraten. Aber auch Wut kommt einem hoch wenn man immer wieder von solchen Vorfällen lesen muss. Heutige Medien bauschen das eben entsprechend auf. Aber zum Vorteil aller! Nur doch Information und Aufklärung merken auch diese "Idi..." irgendwann das Sie nicht nur sich selbst sondern auch andere Mitmenschen akut gefährdern.

Jedoch nur durch Strafen irgendwelcher Art, dieses Problem in den Griff zu bekommen, dass scheidert schlichtweg an der Machbarkeit.

Was bleibt?
Die Skigebiete müssen gefährdete Pisten u. Hänge besser und deutlicher kennzeichnen. Generell sollen allgm. Gefahrenhinweise und Verhaltensregeln an Liften, Gondeln usw. deutlich sichtbar angebracht werden (mehrsprachig!)
Die Medien sollen weiterhin jeden Vorfall "groß" rausbringen.
Wir, die vernünftigen Skifahrer, sollen auch mal so viel Schneid zeigen und diesen "Ihr wisst schon wer" auf Ihr grob fahrlässiges Verhalten hinweisen.

Nochwas: Eigentlich sollte man auch den Marketingfritzen der Skifirmen mal gehörig auf die Finger klopfen. Wer weckt denn derzeit am meisten(u.a.) die Lust nach Freeriding? Richtig! Sprüche wie "idealer Freerideski" "geiles Feeling im Powder" "Natur pur geniesen" "ultimativer Skispaß im Gelände" ... usw usf. (Sprüche von mir erfunden, aber sinngemäß bestimmt nicht verkehrt)
Servus aus Bayern!
Peter.

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Beitrag von Skiameise » 26.01.2005 12:03

Liegt der Anteil derer, die in ungesicherte Pisten einfahren wirklich nur im Promill-Bereich? Der Anzahl Spuren nach, würde ich das höher einschätzen. Hat jemand mal eine Spur in einen Hang gezogen, gibt es immer gleich viele Nachahmer. In Zell gab es übrigens auch schon vor der Lawine Spuren im Hang ...

Und Kontrollierbarkeit? Natürlich wird man nicht jeden erwischen. Aber man erwischt auch nicht jeden, der zu schnell Auto fährt. Trotzdem gibt es Regeln, und ab und zu auch Kontrollen und Strafen. Ich denke viele Stellen sind zumindest einsehbar, als Skifahrer sieht man doch ständig Leute, die im Gelände rumfahren. Die müßte man halt abfangen. Ich hab da auch kein fertiges Konzept in der Tasche, aber sooo abwegig finde ich es auch wieder nicht.

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Beitrag von Maniac » 26.01.2005 12:30

Hallo!
Auch für mich ist die Verlockung immer sehr hoch abseits der gekennzeichneten Pisten zu fahren.
Habe zum Glück ne Freundin die mich immer auf den Pott setzt.
Das mit dem Ansprechen der 0,0001 Prozent haben wir auch versucht allerdings in 99,9% war ihnen das echt SCH.... Egal! Alter klugsch....!
Ich habe alles im Griff.

Wir waren in Skigebiet Bormio/Livinio, dort sind die Karabins auch auf der Piste vertreten. Wenn sie einen erwischen der abseits Fuhr ist der Skipass eben weg! Das gleiche übrigens auch bei Sprit im Blut.

@PK
Denke aber auch das der derzeitge Freeride run seinen Anteil hat.


Gruß
Thomas

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Beitrag von nicola » 26.01.2005 12:40

Skiameise hat geschrieben: Eine Frage habe ich dazu dann noch: In Zell wurde der Boarder dann mit Hilfe des Recco-Systems gefunden. Wer bezahlt das eigentlich? Der Österreichische Steuerzahler? Oder die Liftbetreiber, also auch alle die, die einen Skipaß kaufen und auf der Piste bleiben? Oder werden die Einsätze und auch die Bereitschaft von den 'Geretteten' finanziert?
jede bergung ist vom verursacher zu tragen - bzw von dessen versicherung. liegt kein fremdverschulden vor hat der verunfallte, bzw. seine versicherung die kosten selbst zu tragen.

recco finde ich btw. eine recht vernünftige sache, zumal sogar mit dem heli damit geortet werden kann. natürlich ist ein "anständiges" lsv noch besser!
nicola

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Beitrag von extremecarver » 26.01.2005 13:17

ich werde morgen trotdem Freeriden gehen. Allerdings nur im Wald. 2,50m Neuschnee warten darauf befahren zu werden.
Lawinenwarnstufe = 4
Aber im Wald dürfte es halbwegs akzeptabel sein. Der Liftwart hat mir heute gesagt dass zwar etwa 10 Lawinen sich selbst ausgelöst haben auf dem Berg, aber im Wald dass Risiko klein ist. Denn es gibt keine freien Hänge oberhalb des Waldes, nur ein par extrem steile Rinnen (bis 50°), und dass wenn man nicht unter denen durchfährt, man in keine Lawine kommen sollte.

Felix.

Man muss halt Wissen wo man trotz lawinengefahr 4 noch powdern kann.
schnell, riskant, vielseitig bergab
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Beitrag von PK » 26.01.2005 13:59

Mal so nebenbei eine Frage an die "echten" Freerider:
Warum müssen es eigentlich "immer" unkontrollierte oder gar gesperrte Hänge sein?

In vielen Gebieten gibt es doch entsprechende Tiefschnee bzw. Powder Pisten. Die sind zumindest mal kontrolliert und werden nur freigegeben wenn dort keine Lawinengefahr besteht. Kenne dazu nun nur Kitzbühel: Dort gibt es "Bichlalm" und "Powders Heaven (Hahnenkammseite)" diese Hänge unterliegen der Pistenkontrolle... Sperrung wenn zu gefährlich ist, wenn nötig/möglich Sprengung, ansonsten Freigabe zum Powdern.
Reicht das nicht? :wink:

Skiameise:
So gesehen hast eigentlich schon Recht. Es müsste sowas wie eine Lawinen-Pisten-Polizei geben. Bei Verstoß entsprechende Strafen (vom Skipassentzug bis Geldbusen), das würde sicher auch abschreckende Wirkung bringen. Nur wer bezahlt das? Oder: welches Skigebiet würde sich diesen personellen Mehraufwand ohne Mehrkosten aufladen?
Glaube immer noch das alle Ideen die für das Gebiet mit Mehrkosten verbunden sind, erstmal in der Schublade verstauben werden. Zumindest bis nicht alle Betreiber gesetzlich verdonnert werden was "wirksames" zu tun...
Servus aus Bayern!
Peter.

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