Lawinengefahr

Alles rund ums Tourengehen, Freeriden und Sicherheit abseits der Pisten. Siehe auch Bericht Freeriding - Sicherheit abseits der Pisten
Ausrüstungsfragen siehe z.B. Forum SICHERHEITS-Ausrüstung

Bis zu welcher Lawinenwarstufe würdest du abseits der Piste fahren?

Umfrage endete am 11.11.2004 17:33

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Insgesamt abgegebene Stimmen: 11

Stefan
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Beitrag von Stefan » 05.11.2004 11:40

nicola hat geschrieben:in puncto einschätzung alpiner gefahren habe ich mit der prüfung zum österr. skiführer eine ausbildung die im ruf steht zu den fundiertesten zu gehören. ich gebe es zu, seither bin ich was lawinengefahr betrifft sehr viel "feiger" als davor - ich verlasse mich niemals auf warnstufen oder andere allgemeine einschätzung der lawinengefahr! die beste möglichkeit sich zu informieren ist ein profi, der vorort den ganzen winter über den aufbau der schneedecke beobachtet!
... den lernt man aber meist nicht so schnell kennen ... :wink:
Auf irgendwas muss man sich ja verlassen oder besser : an irgendwas muss man sich ja orientieren. man sollte sich allerdings schon schlau machen über das allgemeine Lawinenrisiko in dem Gebiet (ich sag nur Ischgl/Samnaun...)

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golden gaba
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Beitrag von golden gaba » 05.11.2004 13:21

ich hab mir vor jahren mal die arbeit gemacht und kontakt zur saalbach-hinterglemmer liftgesellschaft aufgenommen.
ich werde jetzt mit sicherheit hier nicht angegeben welcher hang bei welcher warnstufe noch zu fahren ist (sonst finde ich ja nix mehr :wink: )
aber in einem gebiet wie z.b. hinterglemm ist es nicht so wild mit den lawinen.
um ehrlich zu sein, ich bin in "meinem" gebiet wo ich mich perfekt auskenne bei drei noch unterwegs...bzw. auf den hängen die noch mit liften erreichbar sind. die gefährlichen sind in diesem gebiet mit liften nicht mehr erreichbar.
hänge abseits die auf einer markierten piste enden bzw. seitlich an diese anschließen müssen sowieso immer gesprengt werden.
denn ein lawine kann sich auch ohne skifahrer auslösen...und was ist dann mit den leuten auf der piste....von daher kann man auch solche hänge meist fahren.

aber das ist eine endlos diskussion...

auch was kosti schreibt mit ausrüstung usw... natürlich unterstützt diese wenn mal was passiert...aber sie ist auch nicht der freifahrtsschein für eine warnstufe höher.
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rore
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Beitrag von rore » 06.11.2004 10:09

@Benna: Hab jetzt was gefunden. Die Warnstufe 3 kommt im Schnitt ca 30 % des Winters vor. Warnstufe 2 ca. 40 % des Winters. Ca. die hälfte aller Lawinentoten ist bei Warnstufe 3.

@Uwe: Sich nach der Blinklampe zu richten ist etwas riskant. Zumindest bei uns in Tirol muss sie erst bei Lawinenwarstufe 4 (lokale Stufe der Lawinenkomision - nicht die des Lawinenlageberichts). Sie wird jedoch auch öfters bei 3 schon eingeschaltet, falls man einzelene Hänge höher bewertet oder die Einstufung schwer ist.

@freeriderin: Das System der Lawinenwarstufen halte ich nicht für Schwach. Es ist ein wichtiges Werkzeug für die regionale Einstufung (eine Basis sozusagen). Zusammen mit dem Wetterbericht lassen sich Schlüsse auf die vorangegangenen und aktuellen Entwicklungen machen. Selbst sollte man dann natürlich in der Lage sein die Gefahr in dem Gebiet und im weiteren die Gefahr des einzelnen Hanges einschätzen zu können.

@golden gaba: Sich auf das Sprengen zu verlassen bei hängen die auf eine Piste münden etc. ist etwas waghalsig. Ich kenne aus eingener Erfahrung einige Beispiele, bei dem sich durch das Sprengen, auch bei mehrfachen Versuchen der Hang nicht löste. Einige Stunden später wurde der Hang von einem einzelnen Snowboarder ausgelöst. Oder die Sprengung missglückte, die Erschütterung beim wegfahren mit dem Pistengerät löste den Hang.
Das Ganze hängt mit den sogenannten "hot spots" zusammen. Das sind Punkte in einem Hang an denen eine Lawine leicht ausgelöst werden kann. Umso höher die Lawinengefahr in einem Hang, umso mehr hot spots gibt es. Die ist auch der Grund warum es manchmal erst den 10 Skifahrer erwischt der eine Lawine auslöst - weil er so einen Hot-Spot trifft. Bei sprengungen (samt erschütterung) kommt es manchmal vor, dass man keinen solchen Hot Spot trifft und den Hang dann für sicherer hält als er ist.
Meiner Meinung nach sollte man speziell Hänge meiden die auf eine Piste münden, auch wenn sie vielleicht minimal sicherer sind, da man dabei auch andere gefährden kann...

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golden gaba
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Beitrag von golden gaba » 07.11.2004 06:36

@rore
natürlich hat man nie eine garantie. das ist ja logisch....
wollte damit nur sagen, dass es am wichtigsten ist mit informierten leuten zu reden um infos über das gebiet zu bekommen.
gruss
tom
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Benna
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Beitrag von Benna » 07.11.2004 16:38

Habe ich mir doch gedacht, dass das länger wird, aber das ist ja auch gut so.

Mir geht es etwas so wie Nicola. Ich habe zwar keinerlei offizielle Ausbildung im Bereich Bergführer oder so, habe aber in den letzten Jahren verstärkt Bücher zum Thema gelesen (Munter 3x3 etc.), war mit Leuten unterwegs, die seit langem Touren gehen etc. und je mehr ich weiss, desto unheimlicher wird es mir im Gelände, da man in der Theorie hauptsächlich erfährt, wie schwierig es ist, vernünftige Aussagen zu machen.

Trotzdem verzichte ich natürlich nicht aufs Off-Piste fahren, habe oft ein ungutes Gefühl, versuche soviel Lawinenbericht zu lesen, wie es geht, besitze einen Piepser, Airbagrucksack, Schaufel und ne Sonde und fahre nur mit Leuten, die einen ähnlichen Umgang mit der Angelegenheit pflegen.

Darüber hinaus, muss man sich aber wohl bewußt sein, dass es einen halt auch erwischen kann, wenn sich jemand deshalb entscheidet nur auf der Piste zu fahren, dann kann man dagegen schlecht argumentieren. Es werden auch erfahrene Bergführer in Gebieten, in denen sie seit Jahrzehnten arbeiten immer wieder verschüttet (gut, die haben natürlich auch mehr Gelegenheiten, als ein Normalo-Touri, verschüttet zu werden, aber trotzdem).

Wen man so fragt, ob man irgendwo runter fahren kann ist auch so eine Frage, außer lokalen Bergführern trau ich da eigentlich keinem. Ich habe schon von Einheimischen über einen Hang die Auskunft bekommen, dass da noch niemals eine Lawine abgegangen sei und habe - per totalem Zufall - später erfahren, dass vor ca. 30 Jahren just aus diesem Hang eine Lawine abgegangen ist, die Teile des Dorfs zerstört hat. Soviel dazu.

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Beitrag von freeriderin » 07.11.2004 18:15

Hi rore & Hallo zusammen,

Ja - ich sehe das so ähnlich wie Du, dass die Lawinenwarnstufe eine BASIS ist. Jedoch glaube ich, dass auch bei Stufe 2/3 für eine Region bestimmte Hänge weitaus anfälliger für Abgänge sein können - und da offenbart das System für mich die Schwäche, dass sich eventuell Leute darauf verlassen, dass "schon Nix passieren kann". Für Leute, die sich trotz Basis-Info zur Lawinenwarnstufe noch mit dem Thema "pro Hang" auseinandersetzen, ist natürlich die grundsätzliche Stufe eine wichtige Info!

Nichtsfürungut - möchte na klar Niemandem, speziell nicht den örtlichen Spezialisten, sagen, dass sie mit einem blöden System hantieren. Ich sehe bloß persönlich gewisse Schwächen, die hoffentlich nie zum Tragen kommen!!

Grüße
K

rore
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Beitrag von rore » 07.11.2004 21:24

Eine bewertung jedes einzelnen Hanges und das noch auszuschreiben wäre wohl so gut wie unmöglich.
Der Tiroler Lawinenlagebericht ist derzeit glaub ich in 9 Regionen unterteilt, die üblicherweise unterschiedliche Wettereinflüsse haben (z.b. Arlberggebiet, Zillertaler Alpen Südwetter(wind) einfluss.. Eine weitere unterteilung ist meiner Meinung nicht mehr sinnvoll..

Ein Problem sehe ich bei der Bewertung von 1-5. Viele Skifahrer vergessen oft, dass diese Bewertung nicht (nur) für das Skifahren gemacht ist. Lawinenwarnstufe 4 und speziell 5 sind eigentlich schon mehr eine Katastrophenwarnung für die Bedrohung von Häusern und Strassen durch grössere Lawinen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass in vielen Köpfen die Meinung steht 1+2 ist super, 3 ist so in der mitte drinn, aber noch ganz gut. Ich nenn das mal Schulnotendenken. Auch glaube ich das viele denken 3 sei nur minimal schlimmer als 2, was sicher auch ein Faktor ist der dazu führt das bei Stufe 3 am meisten Lawinentote sind.
Ich finde Munters Gefahrenpotential verdeutlicht sehr gut wie die Gefahr mit der Warnstufe ansteigt.
Stufe 1 = Gefahrenpotential 2
Stufe 2 = Gefahrenpotential 4
Stufe 3 = Gefahrenpotential 8

Ich muss sagen ich bin ein absoluter Offpist Freak, und ich hoffe das es immer mehr gibt die ihren Spass daran finden. Was mich stört ist allerdings wie wenig Gedanken sich viele machen.
Es stört mich absolut nicht wenn jemand falsch einschätzt (vielleicht weil er wenig erfahrung hat und solche erst sammelt) oder Pech hat und hilfe braucht. Mich stören allerdings jene die ohne Sicherheitsausrüstung, ohne sich irgendwelche Gedanken zu machen, überall runterbrettern und dann meinen sie hatten nur mal Pech ....

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golden gaba
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Beitrag von golden gaba » 07.11.2004 22:31

ich will jetzt hier keineswegs die gefahr von lawinen herunterspielen. denn wie wir alles wissen ist es definitiv eine grosse gefahr für (uns) off-piste freaks!

aber wenn ich mir überlege, wieviele kilometer off-piste von allen skifahrern jedes jahr zurückgelegt werden und dann noch mal drüber nachdenke wieviel dabei passiert....mein gefühl sagt mir dass es relativ gering bis sehr gering ist.
denn in der heutigen medienlanschaft wird wirklich über jeden abgang berichtet...

aber mir ist auch klar das jeder vorfall einer zu viel ist....

ok!! auf eine hoffentlich schneereiche saison mit vielen unberührten hängen und ohne abgänge!!!!

gruss
tom
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