alles Kopfsache?

Martina
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Beitrag von Martina » 23.06.2006 11:19

carlgustav_1 hat geschrieben:uvex, alpina & co:

"leute kauft uns bitte teure skihelme ab. aber in äussersten notfällen dürft ihr uns auch etwas billigere fahrradhelme abkaufen."
Das ist doch Quatsch. Es steht doch ganz deutlich, dass sie einen Fahrradhelm für besser als keinen Helm, aber keineswegs als genügend erachten. Fahrradhelme sind nun mal bei den meisten (Kindern) schon vorhanden.

Interessant ist ja zu wissen, ob das Tragen eines Fahrradhelmes für den Skifahrer irgendwie gefährlich, also kontraproduktiv sein kann, weil die Stürze etc. eben anders sind. Genau diese Frage muss man sich stellen und keine andere. Falls dies nicht der Fall ist, finde ich es völlig logisch, dass ein Fahrradhelm besser als gar nichts ist.
Das einzige Argument, welches dann noch dagegen sprechen könnte, ist das des sich wiegens in falscher Sicherheit. Aber ich denke, dass dies bei Anfängern ausgeschlossen werden kann.

Vergleich: Es ist ja heute bekannt, dass Kinder auf dem Spielplatz den Velohelm unbedingt ausziehen müssen, weil die Gefahr des sich-einhängens und folglich Erhängens besteht. Spontan hätten vermutlich die meisten gedacht, dass nichts dagegen spricht, den Helm auch auf dem Spielplatz zu tragen. Aber hier gibt es nun wirklich eine eindeutige "Kontraindikation", die ich so beim Skifahren nicht erkennen kann.

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Beitrag von carlgustav_1 » 23.06.2006 11:31

Martina hat geschrieben:
Ich habe den Artikel nur ein bisschen überflogen.
ja und genau da liegt leider das verständnisproblem.

und zu den hersteller kommentaren: "alles quatsch". ahja. die hersteller haben also kein kommerzielles interesse daran, helme zu verkaufen. martina, ich bin in vergleichbarer position wie die angesprochenen leute in den unternehmen, allerdings in einer völlig anderen branche, und auch ich erzählte TÄGLICH leuten, dass sie unsere sachen ganz dringend benötigen! ist ja auch nciht verwerflich, denn jeder intelligente mensch macht sich zu hersteller-kommentaren so seine gedanken und weiss die versteckten werbeaussagen einzuordnen. oder? :wink:
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Beitrag von Herbert Züst » 23.06.2006 11:49

Die ganze Disskussion habe ich vor Jahren schon einmal in der Armee erlebt, da sollten wir auch immer mit dem normalen Kampfhelm Motorrad fahren und es hat einiges gebraucht bis dort eingesehen wurde, dass der Kampfhelm gefährlicher ist als kein Helm. Mit der Zeit durften wir dann wenigsten den privaten Helm Tragen, heute hat auch das Schweizermillitär spezielle Motorradhelme. Übrigens das gleiche Theater habe ich auch mit der Skiausrüstung durchgemacht. Da sollten wir doch tatsächlich mit den normalen Militärwanderschuhen und den unglaublich schweren Attenhofer Skis mit Attenhoferflexbindung auf Schiesswache gehen. (ca. 3h Aufstieg jeden Tag) Habe einfach solange behauptet ich könne damit nicht Tiefschneefahren, bis ich meine eigen Ausrüstung, rote Reichle Skischuhe und vernünftige Skier verwenden durfte. Zum Glück waren wir nur zu zweit die überhaupt Skifahren konnten, und da sie oben am Berg eine Schiesswache brauchten, konnten wir uns durchsetzen, aber rote Schuhe das war schon fast zuviel für diese Militärköpfe.

Gruss Herbert

Martina
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Beitrag von Martina » 23.06.2006 12:49

carlgustav_1 hat geschrieben: und zu den hersteller kommentaren: "alles quatsch". ahja. die hersteller haben also kein kommerzielles interesse daran, helme zu verkaufen.
Nein. Nur deine Interpretation finde ich fragwürdig.

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ivan
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Beitrag von ivan » 23.06.2006 13:06

ich habe das angebot der schützausrüstung während der ISPO beobachtet mit allen eingebauten protektoren inkl. solchen in jacken und hosen, die erst beim aufprall reagieren (zB die d30-Technologie: „werden spezielle molekülle in besondere protektoren eingearbeitet, die bei stürzen oder harten stössen in sekundenbruchteilen steif werden und so besonderen schutz bieten“), und die offensive der hersteller.

es scheint mir, dass uns eine übertriebene schutzmanie erwartet, die nicht mehr einen vernünftigen schutz zum ziel hat, sondern vielmehr die hersteller-profite. wird man bald jede gelegenheitsfahrerin überzeugen, dass sie nur in einer (natürlich neuen) jacke mit eingebauten aufprallzonen fahren kann?
was ist noch vernünftig und was bereits überflüssig?

natürlich ist es im interesse der hersteller und händler, dass leute helme kaufen, sie regelmässig ersetzen und vielleicht sogar einen warmen winterhelm und einen gut belüfteten springhelm besitzen, oder einen pistenhelm und einen freehelm? und verschiedene knie-, ellbogen-, rücken- und hüfteprotektoren, am besten in der neuen bekleidung integriert.
mit „sicherheit“ lässt sich ja so gut argumentieren und kaum jemand leistet sich etwas dagegen zu sagen.
(etwas OT: wo führen die „sicherheitsmassnahmen“ hin nach 9/11 nicht nur in den USA sehen wir ja gut genug. die spitzelgesellschaft mit permanenter überwachung, kameras und chips, wie sie Orwell so suggestiv beschreibt... und alles im namen der „sicherheit“...)

@ Herbert:
rote schuhe hätten dich verraten und das ist des soldats ende. sie waren nur in der neutralen Schweiz möglich, bei uns, teilnehmern des kalten krieges und potentiellen soldaten des dritten weltkrieges, absolut nicht denkbar.

als soldat (pflichtdienst, nicht berufs-) wurde ich mal mit dem orangenen skisack auf dem bahnhof kontrolliert. und eine meldung war damals deswegen gekommen. orange! ein klarer signal dem nie schlafenden feind in der Bundeswehr und US Army! :D

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Beitrag von carlgustav_1 » 23.06.2006 13:32

@ivan: :zs: :zs: :zs:

@martina: wirklich, soll alles nicht zynisch klingen. aber ich sehe hier einfach ähnliche fehlentwicklungen wie sie ivan formuliert... :o

könnte es selbst auf kleine kinder die mit dem skifahren beginnen nicht hemmend wirken, wenn man ihnen durch die "panzerung" suggeriert wie wahnsinnig gefährlich das ist, auf was sie sich einlassen...? ich finde, deine sichtweise auf die helmproblematik ist relativ eng-gefasst (blickfeldeinschränkung - - ein weiteres helmproblem 8) ) und lässt viele (massen)psychologische und ökonomische aspekte aussen vor.
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Beitrag von R E T O » 23.06.2006 13:39

Martina hat geschrieben: Interessant ist ja zu wissen, ob das Tragen eines Fahrradhelmes für den Skifahrer irgendwie gefährlich, also kontraproduktiv sein kann, weil die Stürze etc. eben anders sind. Genau diese Frage muss man sich stellen und keine andere.
ivan hat geschrieben: ALPINA
(...)
- durch die Lüftungsöffnungen zuviel Schnee und damit Nässe und Kälte eindringt, also die Isolierungen eines Skihelmes vollkommen fehlen
(...)
UVEX
(...)
Ein Radhelm erfüllt diese Skihelm-Norm nicht! Kälteschutz
Gerade Radhelme sind doch sehr stark auf Belüftung des Kopfes hin gebaut, was man bei gut gebauten Helmen auch sehr stark spüren kann ( im positiven Sinne). Allerdings kann ich mir vorstellen, daß diese Luftkanäle im Winter durchaus kontraproduktiv sein können, auch wenn man eine Kappe drunter anzieht.

Martina hat geschrieben: Vergleich: Es ist ja heute bekannt, dass Kinder auf dem Spielplatz den Velohelm unbedingt ausziehen müssen, weil die Gefahr des sich-einhängens und folglich Erhängens besteht.
In diesem Winter habe ich in den Medien gelesen, daß ein Bub beinahe von einem Schlepper stranguliert worden wäre, weil sich der Bügel hinten an seinem Schihelm verhakt hatte. Vielleicht war da auch der Helm ein bißchen zu groß, aber bei den offenliegenden Verstellmechanismen der Fahrradhelme hinten könnte sowas ein Risiko darstellen.

Auch glaube ich ( wie Martina?), daß ein Radhelm schneller zerbricht als ein Schihelm, was sinnvoll wäre, da die Sturzstrecke meist nicht so lang ist.
Außerdem ist ja jeder Helm ein Kompromiß aus Schutz und Tragbarkeit ( Gewicht, Belüftung, Formgebung,...), was ja bis in die Aerodynamik hineinspielt, die ja auch zur Entlastung der Nackenmuskulatur dient ( vermute ich mal).

Viele Grüsse

edit: mit den kontraproduktiven Luftkanälen meine ich natürlich nicht die Verletzungsgefahr, sondern die Gefahr durch die kalte Zugluft auf dem Kopf...
Zuletzt geändert von R E T O am 23.06.2006 18:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Sandmann » 23.06.2006 17:00

Tach.

Als Rennradfahrer, Ex-MTB'ler, Ex-Motorradfahrer (Suzuki GSX-R 750 und Honda CBR 600 F) und nun - endlich – Skifahrer(anfänger), erlaube ich mir mal meinen Senf zum diesem Thema abzugeben.

1. Ich bin der Meinung die Schaltzentrale meines Körpers ist unersetzlich wertvoll und somit schützenswert. Wer seine Birne lieber nicht schützen möchte - bitteschön. Ein Bein kann man ersetzen, beim Gehirn gestaltet sich das noch schwierig.

2. Ebenso verhält es sich bei der Wirbelsäule (eine Freundin von mir kann davon ein Lied singen, sie hat seit dem 14, Lebensjahr einen Querschnitt). Rückenprotektoren bieten da schon sinnvollen Schutz. Aber auch hier: Das sollte jeder für sich entscheiden.

3. Jeder Helm ist auf seinen spezifischen Einsatzbereich hin optimiert und das halte ich auch für sinnvoll. Eierlegende Wollmilchsäue bieten i. d. R. schlechtere Eigenschaften als die Spezialisten. Auf die Idee meinen Radhelm beim Skifahren zu verwenden, ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Viel zu kalt.

4. Die Kohle: Ist aus meiner Sicht kein Argument, da man sehr gute Helme für alle Bereiche bereits für relativ kleines Geld bekommen kann. Speziell im Rahmen von Sonderaktionen oder Auslaufmodellen. Wenn man antizyklisch kauft und nicht dem absoluten Topmodell hinterher rennen muss, wird man da nicht arm.

Pro und Contra Helm-Argumente - gerade im Strassenrennradbereich – gibt’s schon ewig. Ich kenne jedenfalls keinen RR’ler, der oben ohne unterwegs ist. Und bei Jedermann-Rennen gilt sowieso Helmpflicht. Im MTB-Segment habe ich diese Diskussion noch gar nicht erlebt. Da trägt man Helm. Ende. Bei den Motorradfahrern existiert diese Diskussion allenfalls unter Fahrern dieser amerikanischen Eisenblöcke und deren Klone.

Natürlich ist der verantwortungsvolle Umgang mit dem jeweiligen „Sportgerät“ das A und O. Trotzdem sollte sich jeder fragen, was ihm/ihr seine oder ihre Gesundheit wert ist. Um es mal hart zu formulieren:

Wer einen 4-5stelligen Euro-Betrag für ein Motorrad ausgibt, sollte einen adäquaten Schutz für seinen Körper einkalkulieren. Und das muss nicht immer die 1000 EUR Rennfahrerhelm-Replica sein. Genauso verhält es sich beim Skifahren. Ich habe mir einen Uvex X-Ride Motion irgendwas für 80 EUR zugelegt (natürlich hätte ich auch fast 200 EUR für das Giro-Topmodell ausgeben können). Zum einen um meine besagte Kirsche zu behüten, zum anderen um eine Vorbildfunktion für meinen Nachwuchs zu erfüllen. Da geht’s nämlich nicht ohne Helm auf’s Fahrrad oder Ski. BTW: Bei 400-600 EUR für ein Paar Ski zzgl. Klamotten sind die Kosten für einen Helm ein recht geringer Posten.

Dabei muss noch nicht einmal der selbstverschuldete Sturz im Vordergrund stehen, sondern vielmehr der durch einen Dritten verursachte Crash.

So. Feuer frei. :wink:

Thomas

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Beitrag von R E T O » 23.06.2006 17:23

carlgustav_1 hat geschrieben: könnte es selbst auf kleine kinder die mit dem skifahren beginnen nicht hemmend wirken, wenn man ihnen durch die "panzerung" suggeriert wie wahnsinnig gefährlich das ist, auf was sie sich einlassen...?
Also da kann ich nur von mir selber sprechen, und ich empfand Schifahren als helmtragendes Kind nie als gefährlich, eher im Gegenteil.
Gefährlich war eigentlich nur, daß ich irgendwann keinen Helm mehr trug; da ich mir angewöhnt hatte, mir zum Zeitvertreib beim Schlangestehen am Schilift mit dem Schistock auf den Helm zu hauen, war das dann ohne Helm ein bißchen schmerzhaft; hab's mir dann aber schnell abgewöhnt. :)
carlgustav_1 hat geschrieben:(blickfeldeinschränkung - - ein weiteres helmproblem 8) )

Die Gefährlichkeit von Schibrillen in dieser Hinsicht wird wohl überhaupt unterschätzt... 8)

Grüsse
Reto

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ivan
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Beitrag von ivan » 23.06.2006 17:35

damit alles klar ist: ich bin für vernünftige sicherheit, also skihelme ja für fast alle fahrer und protektoren für alle, die sie wirklich brauchen (rennfahrer, freerider und –styler), würde es aber lächerlich finden, wenn ein langsamer gelegenheitsfahrer auf der übungswiese übertrieben bepanzert fahren sollte, weil ihn die werbung darüber überzeugt hatte.

und, philosophisch, gibt es in der gesellschaft die bemühung, möglichst viele risiken zu minimalisieren oder ganz zu beseitigen. es werden immer mehr sicherheitsmassnahmen eingeleitet, für die jemand (eine institution, der staat, ...) zuständig und veantwortlich ist. und wenn dazu noch nach dem amerikanischen muster schuldige gesucht und oft erfolgreich gefunden werden, die irgendwelche pflicht vernachlässigt hatten, gibt es mehr und mehr leute, die immer weniger gewöhnt sind, mit risiken zu leben und ihre eigene verantwortung zu übernehmen.

das thema liesse sich fast beliebig erweitern, mit immer grösseren, schwereren und komplizierteren autos, mit den hygienischen vorschriften, mit fahren im gelände, tempolimits auf der piste, ...

nicht immer ist fast absoluter schutz – vor schmutz, bakterien, generell negativem – nützlich.

wenn es eine reiche wahl an schutzmitteln für skifahrer und snowboarder gibt, gut, aber die künftige aufklärung sollte sich nicht wie prospekte der hersteller und händler lesen.

oder ist nun die zeit nicht weit, wo man uns, sicherheitsbesessene, doch endlich mit elektronischen bindungen für 990 euro beglückt?

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