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von ivan » 13.07.2006 12:10
in der herstellung von ski geht es im prinzip nur um zwei dinge:
1. dass das ergebnis entsprechend funktioniert
2. was der spass kostet
als nebenmotive gelten zB der innovationszwang und der zusammenhängende wunsch (zwang, muss) sich abzusondern.
die entwicklunsabteilungen arbeiten zwar mit einem bestimmten budget, aber die marketing- und verkaufsleute haben sowieso das letzte wort.
es gibt also auch konstruktionslösungen, die nicht so schlecht wären und funktionieren würden, aus kostengründen aber gleich oder bald abgeschrieben und verlassen werden
und auch solche, die einfach nur etwas neues darstellen (sollen), dass zwar nicht hilft/verbessert/optimiert, aber sich gut anhört und anschaut und originell (oft also „patentiert“) ist.
eben die platten sind ein bereich, in dem eine sehr reiche auswahl von wilden bis sinnlosen patenten zu finden ist (zB die „scheibenwischerplatte“ von Atomic oder, um „zu hause“ zu bleiben, eine monströse platte von Sporten, deren entwicklung ich leider nicht verhindern konnte und die sich auch zum ziel den „unbehinderten flex“ nimmt)
die branche ist zZ nicht in der lage, teure entwicklungen zu finanzieren. und es ist, IMHO, zweifelhaft, ob sie überhaupt mal in der zukunft sein wird. die zahl der skifahrenden population ist eigentlich etwas zurückgegangen im vergleich mit der 70er und 80er jahren, im groben und ganzen gibt es weniger schnee und „weniger winter“, die entwicklung des tourismus und billiger flugtransport haben die verhaltensmuster von potentiellen kunden geändert.
es wird natürlich immer was neues geben, aber das geld wird immer der limitierende faktor bleiben.
torsionskastenbauweise zB verschwindet langsam, weil das aufwändige handumwickeln von kernen zu teuer ist, zuviel arbeitsschutz verlangt und keine vorteile mehr im vergleich mit anderen konstruktionen bietet.
die hohlträger im ski sind keine neue idee, ein pionier auf diesem feld war in den 60ern der tscheche Klir und es gab damals sogar die ski Clear. er hätte damals die ski „im westen“ nicht patentieren können...
die letzten Fibre Tube modelle von Kästle waren gar nicht schlecht, sie hätten aber aus kostengründen nicht überlebt...
wenn Fischer einige modelle nach seinen LL-ski baut, ist es kaum eine überraschung. ich kenne den Sceneo 400 (damals ein toller ski!) zersägt, es sieht etwas komisch aus, in einem neuen ski hat aber die konstruktion funktioniert.
die ursprüngliche Beta mit densolite war eine absolut tolle sache und die ersten Betas waren ein kleines wunder. der 9.28, 10.26 und 10.22 sind auch untrennbar mit Hermann Maier verbunden und mit der etablierung von Atomic als rennmarke nr. 1.
dass die späteren generationen (nun die 5. oder wievielte) von handelsüblichen betas schlimmer und schlimmer geworden sind, ist zwar richtig und traurig, es mag aber auch mit dem trend von immer flexionsweichern skis zusammenhängen, dem auch die ursprünglich harte betas angepasst werden mussten.
ob A. betas weiter produziert, weil er einfach die bestehenden formen ausnützen will (die umrüstung wäre sauteuer) oder weil er immer an die konstruktion glaubt (vielleicht gilt beides) weiss ich natürlich nicht.
in der hightech-ära ist die feststellung, dass der gute alte sandwich immer das beste ist (wenigstens bei den „besseren“ skis), keine gute message an die masse der kunden.
wir müssen deshalb immer mit neuheiten rechnen und hoffen, dass auf den markt nur solche kommen, die zwar meist nichts verbessern, aber auch nicht schaden und zugleich den endpreis nicht sinnlos erhöhen.