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von Thomas-HH » 05.03.2008 18:57
Am 05. Januar ging es morgens um 2:00 h von Hamburg aus los. Erstens liegen die Alpen -und Kärnten gleich gar nicht- für Hamburg nicht um die Ecke und zweitens war Regen auf den gefrorenen Boden angesagt. Und wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist es Glatteis. Folglich ging es eher gemächlich dahin – bis es mir ab Kassel dann zu blöd wurde.
Wir hatten uns, um uns die Tauernautobahn zu schenken, für die Schleusung entschieden. Ob das jetzt einen finanziellen oder zeitlichen Gewinn ausgemacht hat? Keine Ahnung, aber ich war in Bewegung, denn Stillstand auf der Autobahn mag ich auch nicht.
Wir waren ungefähr um 12:30 h in Heiligenblut. Jan musste noch Stiefel leihen, weil er als „Eigentlich-Snowboarder“ keine hatte. Außerdem mussten wir noch zum Lärchenhof, um ein Paar Swing für ihn abzuholen. Das mit den Stiefeln ging ziemlich fix (dafür mussten sie am nächsten Tag noch mal umgetauscht werden, weil sie dann doch an allen Ecken und Enden drückten). Noch schneller ging es mit dem Swing. Der Hotelchef, den wir nach kurzer Suche fanden, hatte von Nicola noch keine Leihski bekommen. Die standen in Klagenfurt, weil Nicola aus familiären Gründen nicht kommen konnte. Allerdings hatte ein anderer Gast einen Leihski (bob) just an diesem Tag zurück gebracht, den wir ohne große Formalitäten (Ihr kennt euch ja) in die Hand gedrückt bekamen.
Ich muss schon sagen: alles sehr entspannt in Heiligenblut.
Die Anreise ins Wallackhaus auf ca. 2400 m Höhe war dann auch so. Man schleppt seinen Krempel in die Talstation, sagt man sei auf Anreise ins Wallackhaus – und es läuft. Man nimmt ein wenig Handgepäck mit in die Gondel, der Rest wird vom Personal in die folgenden Kabinen gepackt – und das war es. So geht es vom Tal zum Rossbach, zum Schareck und dann bergab mit der Panoramabahn.
Mit der Kabinenbahn angekommen (3. Seilbahnabschnitt) wehte ein schweinekalter Wind. Es dauerte aber nur fünf Minuten bis Gerwald Wallner, Betreiber des Wallackhauses, vom Liftpersonal benachrichtigt, mit dem Skibob ankam, alles verlud und uns zum Haus brachte.
Das Wallackhaus:
Liegt mitten am Berg und ist im Winter nur über die Lifte zu erreichen. Ringsum Schnee, keine Kneipen, keine Restaurants, nix. Halt doch: schneebedeckte Berge – und wegen denen waren wir hier.
Das Zimmer war geräumig, gut eingerichtet und verfügte über ein großzügiges Bad. Das Essen im Wallackhaus ist gut, das Personal freundlich und hilfsbereit. Und man muss Ski oder Snowboard fahren, sonst ist man da erschossen.
Nun mache ich Skiurlaub um des Skifahrens Willen und nicht um Party zu machen oder mir eine Fettleber anzusaufen. Und für diesen Zweck sind das Wallackhaus und Heiligenblut gut geeignet. Jedenfalls war ich nur an einem Abend um 22:00 h noch auf den Beinen, ansonsten galt: um 21.00 h in der Kiste, um 9:00 h die Ersten auf der Piste. Ist für manche hier vielleicht zu eintönig. Für mich genau richtig.
Einen klitzekleinen Nachteil hat die Lage des Wallackhauses für mich: nachts wurde ich manchmal wach, weil mir die Luft weg blieb. Ist halt doch eine Menge Unterschied von 32 m ü.M. und 2.400 m ü.M. Am Tag und beim Skifahren habe ich das aber nicht gemerkt.
Wetter:
Bis zu unserer Ankunft war es im Tal grün. So wie im Winter 06/07 fast überall. In der Nacht fing es aber an zu schneien, hörte am Morgen jedoch auf. Jedenfalls waren wir die Ersten an der Panoramabahn und unter den Ersten, die die ersten Sonnenstrahlen auf hervorragend präparierten jungfräulichen Pisten genossen. So blieb es natürlich nicht diese ganzen zehn Tage über. Wir hatten auch Tage mit miserabler Sicht – und da geht bei mir die Kinnlade in den Tiefflug. Bei schlechter Sicht werde ich dermaßen unsicher, dass ich auch als Anfänger durchgehen könnte.
Dreimal habe ich trotz guter Pistenmarkierung dermaßen die Orientierung verloren, dass ich irgendwo in den Schneemassen unterging – off piste mit Null Sicht. War nicht schlimm und schon gar nicht gefährlich, eigentlich ganz lustig. Hatte aber mit Skifahren nicht mehr wirklich was zu tun.
Der Schlepper zur Hochfleiß war nicht so häufig geöffnet (miserable Sicht oder Sturm), aber wenn, dann waren wir auch sofort oben.
Skikurs:
Ich buche in jedem Skiurlaub ein paar Privatstunden. Diesmal zwei Stunden bei „Glockner aktiv“. Daraus wurden 2,5 Stunden. Jan ist in den letzten zehn Jahren nur Snowboard gefahren und wollte, nachdem er das Design für meine Edelwiser überarbeitet hatte, diese Ski auch mal fahren. Er hätte es vielleicht nicht gebraucht, aber ich war der Meinung, dass einige Privatstunden nichts schaden können, denn
a. sieht jemand anders immer zumindest noch Kleinigkeiten, die sich als Fehler eingeschlichen haben und
b. kennt ein erfahrener Skilehrer auch noch Geländeabschnitte, die noch nicht völlig verspurt und doch sicher sind.
Um 10:00 h trafen wir also Peter, einen in Ehren ergrauten, witzigen Skilehrer, der nicht nur Kilometer bolzen wollte, sondern uns von der (dem?) Hochfleiß aus die einzelnen Berge benannte. Vorher mussten wir ihm vorfahren und nachfahren und zeigen, was wir können – oder eben nicht. Danach schien er der Ansicht zu sein, dass das für Großstädter, zumal aus dem Norden, richtig gut ist und ist eine halbe Stunde mit uns gefahren. Seinen Adleraugen und seinen Ohren entging nichts. Er hat Fehler sofort korrigiert – mit Augenzwinkern, nicht mit Gemaule. Wenn ich hier manchmal lese, welche Figuren Unterricht geben, bin ich froh, bisher eigentlich immer Glück gehabt zu haben – ob mit Beate in St.Moritz, Sepp in Hintertux und Peter in Heiligenblut. Nach einer guten Stunde stand er mit einem Schulterzucken da und meinte, ich solle immer auf eine zentrale Position achten (ich kippe, wenn es sehr anstrengend wird, gern für kurze Zeit nach hinten) und Jan sollte, wenn er schon Skistöcke benutzt, sie richtig einsetzen – also auf den Zeitpunkt achten. Sonst gab es aus seiner Sicht nichts zu meckern.
Ich bin begeistert. Wenn man bedenkt, wie ich mich 2005 im Camp noch angestellt habe……….
Als Belohnung hat er uns dann off piste geprügelt. War auch alles super, wenn ich es nicht zu gut gemeint und es übertrieben hätte. Jedenfalls bin ich mit dem Gesicht voran durch den trockenen Pulver nach unten gerauscht. Hat auch Spaß gemacht ……. Übrigens genau in dem Moment, als Peter zu Jan sagte: Das macht der jetzt richtig gut. Tja.
Der Unterricht mit Peter hat richtig Spaß gemacht. Es war nie langweilig, wir immer in Bewegung und in den Liften hat er uns mit Anekdoten bei Laune gehalten. Und wir konnten es mit ihm und den Edelwisern richtig fliegen lassen. Darum, Peter: jederzeit wieder.
Skigebiet:
Ist vergleichsweise klein. Hat nur 55 Pistenkilometer, wovon das Gros rot ist. Es gibt wenig blau und noch weniger schwarz, dafür aber –glaube ich- vier Skirouten. Das Gebiet ist sehr gut für Familien, aber auch für sportliches Fahren geeignet.
Dass vor 15 Jahren die Pläne, den Mölltaler Gletscher und Heiligenblut mit einer Seilbahn zu verbinden, aus Gründen des Naturschutzes beerdigt wurden, finde ich gut. Überhaupt scheint man in Heiligenblut dieses Skigebiet ohne sehr große Eingriffe in die Natur geschaffen zu haben. Auch die wohl letzte Sesselbahn, die gebaut werden soll (hinterm Wallackhaus irgendwo), wird wenige Eingriffe notwendig machen. Wenn ich an andere Skigebiete denke, wo schon mal ne Bergkuppe weggesprengt wird…….
Ein weiteres Plus: Heiligenblut ist kein typisches Wochenendskigebiet, d.h. es gibt wenige Tagesgäste, keine Wartezeiten oder Gedränge. Ich kann mich gar nicht erinnern, das sich mal anstehen musste.
Edelwiser:
Ich fahre Ski. Zum Analysieren gibt es hier eine ganze Menge andere Leute, die das besser können. Ich kann nur sagen, dass ich mich auf diesem Ski sauwohl gefühlt habe und zwar auf pickelharter Ratterpiste am Morgen, im Neuschnee und im Tiefschnee. Nur auf Eis schien er nicht so gut zu halten. Mag aber auch daran liegen, dass ich zu sehr mit fluchen beschäftigt war und nicht konzentriert.
Tempo war überhaupt kein Problem. Mit diesem Ski konnte ich es fliegen lassen (immer mit Blick auf andere Skifahrer natürlich). Von Flattern habe ich nichts gemerkt. Nach 6, 7 Tagen allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Kanten nachlassen. Lag vermutlich an den pickelharten Pisten am Morgen. Da in Heiligenblut bei Intersport aber über Nacht Service gemacht wurde und ich hätte auf meine Ski verzichten müssen, habe ich eben keinen Service machen lassen. So ist das dann eben.
In unserem Skikeller wurden meine Swing wegen des Designs zu „Doktorski“ erklärt, im Lift wunderten sich die Leute über die fehlende Markenbezeichnung oder erklärten sie zu „Tiefschneeski“. Natürlich haben wir immer erklärt, woher die Dinger kommen, dass man sein eigenes Design usw. usf. und wo man sie ausleihen kann. Beim Namen Spiess kam dann die Information dass Erwin Kärntner ist (??) und Ulli in Gröden die Kamelbuckel übersprungen hat. Muss schon sagen: eine in Österreich rundum bekannte Familie.
Fazit: Ich bin stinkesauer, dass ich in diesem Jahr nur einmal in die Alpen kann, einfach weil es weit weg ist, das Finanzamt Kohle nachgezahlt haben will, mir die Zeit fehlt, meine Vertretung das Doppelte des Skiurlaubs kostet – und allmählich die Radsaison beginnt (hab mir schon zweimal auf dem RR eine Erkältung eingefangen, da ich mich aber für das Velothon in Berlin und die Cyclassics in Hamburg gemeldet habe, muss ich etwas tun).
Im kommenden Jahr bin ich wieder in Heiligenblut. Auf sicher. Und besonders toll wäre es, dort Nicola und Christoph zu treffen. Vielleicht geht ja was, Oida.
Gruß
und viel Spaß
Thomas