Gehärtete Kanten.

Fragen zu Kante Schleifen, Belag Wachsen, Belag ausbessern etc.
Siehe auch Bericht zur Skiservice selbst gemacht (mit Videos)
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Herbert Züst
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Gehärtete Kanten.

Beitrag von Herbert Züst » 25.06.2008 12:29

Bei der ewigen Schleiferei, frage ich mich immer wieder, wieso die Skihersteller keine vergütete oder zumindest einsatzgehärtete Kanten verwnden, die müssten doch einiges weniger nachgeschliffen werden, allerdings geht das dann nicht mehr mit der Feile, sondern nur noch mit Korund oder Diamant.

Gruss Herbert

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M.H.
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Re: Gehärtete Kanten.

Beitrag von M.H. » 25.06.2008 14:17

Ich dachte die Plasma Edge von Fischer wären so etwas (mit Plasma Diffusion vergütet wenn ich das richtig verstanden habe), allerdings soll hier die vergütete Schicht sehr dünn sein.

Wenn ich raten müßte wieso das nicht mit stärkerer Vergütung und bei mehr Herstellern gemacht wird fallen mir folgende spekulative Gründe ein:
  • Vergütung kostet
  • vergütete Kanten sind nicht so leicht auf der Piste eigenhändig zu tunen.
  • durch stärkere Vergütung wird der Stahl spröder (k.A. bin kein Metalurge) und das Durchbiege- und Schwingungsverhalten des Skis ändert sich unvorteilhaft
  • vergütete Kanten halten Länger und es werden weniger Ski verkauft (Ich glaube aber nicht, daß die meisten Skier wegen zu dünner Kanten gewechselt werden)
  • für das Massenpublikum ist es kein Thema, weil die ihre nicht selber schleifen, so der Ski überhaupt ein Service bekommt und somit läßt sich das Argument der Vergütung nicht in klingende Münze verwandeln
Ich tippe darauf das das letze Argument das schlagende ist. Und bei Rennskiern wird ja angeblich der weichere Stahl geliebt weil man ihn leichter, schneller und schärfer schleifen kann.
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Re: Gehärtete Kanten.

Beitrag von nicola » 25.06.2008 14:53

hallo herbert,
gehärtete kanten (berühmtestes beispiel plasma edge von fischer) sind schon eine weile passé.

- man kann keine voll gehärteten kanten verwenden, da harte metalle zu spröde sind und leichter brechen. die plasma härtung/diffundierung kann deshalb nur oberflächlich gemacht werden und verschwindet beim ersten nachschliff.

- die unterschiedlichen elastizitätseigenschaften von kanten und den anderen skibauteilen sind auch bei "normaler" kantenhärte ein gewisser knackpunkt in der konstruktion (häufige ursache für risse und brüche)

- harte kanten sind sehr schwer nachzuschleifen. der materialverschleiss war den serviceleuten ein dorn im auge.

- qualitativ hochwertige skis/rennski haben weichere kanten als billigmodelle, weil man weichere kanten schärfer schleifen kann.
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Re: Gehärtete Kanten.

Beitrag von nicola » 25.06.2008 14:56

uups michael, ich habe deinen beitrag übersehen.
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Re: Gehärtete Kanten.

Beitrag von M.H. » 25.06.2008 15:14

kein Problem, dann lag ich ja gar nicht so falsch mit ein paar meiner Spekulationen :D

Gibt es bei Skikanten aus Weicheisen/Stahl auch einen Selbstschärfungseffekt? Bei alten Küchenmessern aus Flußstahl gab es diesen Effekt teilweise, daß bei gerader Schnittführung der Materialabrieb beim Gebrauch immer für ein leichtes Nachschleifen sorgte. Die sind allerdings nur mehr selten zu finden, da nicht rostfrei und somit etwas aufwendiger in der Pflege.
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Re: Gehärtete Kanten.

Beitrag von nicola » 25.06.2008 20:08

M.H. hat geschrieben:Gibt es bei Skikanten aus Weicheisen/Stahl auch einen Selbstschärfungseffekt?
davon habe ich noch nie gehört und halte es eher für unwahrscheinlich (geradeausschnitt?)
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Re: Gehärtete Kanten.

Beitrag von Herbert Züst » 26.06.2008 07:33

- man kann keine voll gehärteten kanten verwenden, da harte metalle zu spröde sind und leichter brechen. die plasma härtung/diffundierung kann deshalb nur oberflächlich gemacht werden und verschwindet beim ersten nachschliff
.

Das stimmt so nicht, den Vergütungsstähle haben nach dem Anlassen eine wesentlich höhere Zähigkeit, bessere Dauerfestigkeit, höhere Streckgrenze sowie auch eine höhere
Kerbschlagzähigkeit als Gartenzaun- Eisen. Sie brechen also nicht leichter, sondern wesentlich später aber mit weniger plastischer Verformung vor dem Bruch.
- die unterschiedlichen elastizitätseigenschaften von kanten und den anderen skibauteilen sind auch bei "normaler" kantenhärte ein gewisser knackpunkt in der konstruktion (häufige ursache für risse und brüche)
Die Härte der Kanten hat auf die Elastizität keinen Einfluss, da vergüteter und unvergüteter Stahl den gleichen Elastizitätsmodul von 210 kN/mm² haben. es stimmt aber, dass der Unterschied zu andern Materialien wie Holz mit E=15kN/mm² oder GFK mit E=30kN/mm² Probleme bereiten dürfte.
- qualitativ hochwertige skis/rennski haben weichere kanten als billigmodelle, weil man weichere kanten schärfer schleifen kann.
Man kann mit geeigneten Mittel (Korundstein, Diamant etc.) harte Kanten genau so gut oder gar besser schleifen wie weiche.

Ich denke, dass die Problematik eher bei der Herstellung des Kantenprofils liegt, da es schwierig ist die Säbelbildung der Kante (als unregelmässiges Profil) bei der Wärmebehandlung zu vermeiden. Dazu hier ein Ausschnitt aus einer Patentschrift von Wälzholz :
(DE) Die Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung einer Skikante aus vergütetem Stahl, die einen die Lauffläche aufweisenden Kopf (2) und eine in den Körper des Skis ragende Flanke (4) aufweist, bei welchem das Kantenprofil (1) zunächst gewalzt und über den gesamten Querschnitt vergütet wird. Nachfolgend wird die Flanke (4) partiell angelassen und in einem separaten Arbeitsgang mit eingestanzten Öffnungen versehen. Um bei diesem Verfahren eine vollständig geradlinig verlaufende Skikante zu erhalten, schlägt die Erfindung vor, daß beim Vergüten des gesamten Kantenprofiles die Abweichung in der Rockwell-Härte über den Querschnitt und die Länge des Kantenprofiles gesehen auf unter 2° HRC eingestellt wird, daß die Erwärmungstemperatur und die Erwärmungsdauer beim partiellen Erwärmen der Flanke über die Länge des Kantenprofiles gleich sind und daß das Kantenprofil vor dem Stanzen einer gleichbleibenden Biegeverformung unterworfen wird.
Gruss Herbert
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Re: Gehärtete Kanten.

Beitrag von nicola » 26.06.2008 10:31

hallo herbert,
vorweg - ich bin nicht bewandert in sachen metallurgie. man verlässt sich im skibau auf das kanten profi know how von wälzholz, die diesbezüglich mehr oder weniger eine weltweite monopolstellung einnimmt. die patentschrift von wälzholz stammt aus den frühen 90ern. soviel mir bekannt ist, wird für kanten auch vergüteter stahl verwendet. die genauen werte kenne ich allerdings nicht, es gibt bei wälzholz auch unterschiedliche produkte für verschiedene anforderungen. das von der firma fischer patentierte sog. plasma edge verfahren (1998) gründet genau darauf, dass man durch starke härtung des gesamten profils unzulässige elastizitätseigenschaften erzielt. soviel ich weiss - ich glaube es gibt hier sogar einen beitrag dazu - verwendet fischer das verfahren nur mehr teilweise.

es ist jedenfalls ein interessantes thema aber wie schon gesagt als laie und mit tausend anderen dingen sehr gut ausgelastet :-? verlässt man sich gerne auf produktempfehlungen von bewährten herstellern.
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