Kantenschliff: Winkelgenauigkeit

Fragen zu Kante Schleifen, Belag Wachsen, Belag ausbessern etc.
Siehe auch Bericht zur Skiservice selbst gemacht (mit Videos)
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ivan
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Beitrag von ivan » 24.11.2004 19:37

@ PK
zu deiner ursprünglichen frage:
ich habe mich in den letzten jahren relativ viel mit diesem thema beschäftigt - theoretisch, aber besonders praktisch
ich konnte viele verschiedene ski verschiedenartig schleifen und beobachten, wie sich die unterschiede auf das fahrverhalten auswirken
und hatte auch die möglichkeit, mit profis darüber zu sprechen und sogar mit ihnen ski zu präparieren

ganz schnell einige erkentnisse:
kantengriff: ein ziemlich kompliziertes wechselverhältnis zwischen der kante – eigentlich beiden kantenseiten, dem ski, schnee und fahrer

1. hinterschleifen:
schwankung im kantenwinkel von 1° längs einer kante merkst du sicher nicht, vielleicht sogar mehr
plusminus 1° liegt innerhalb von fähigkeiten eines mässig geschickten schleifers

2. abhängen:
ist viel, viel mehr zu spüren
sollte einheitlich sein, am besten maschinengeschliffen, otto normaler macht sowieso nicht selber
spürbarkeit von winkelgenauigkeit hängt ab vom
1. ski (flex und torsion),
2. kante (ausgangswinkel, wo welcher winkel),
3. schnee (hart, weich),
4. fahrer (carvt? rutscht? fahrkönnen)
praktisch geht´s um die wahl des richtigen winkels (meist 1°)

thesen:
- 0° ist für normalos (fast) nicht fahrbar
- 0,5° ist recht anspruchsvoll und weniger tolerant (SL-ski)
- unter 0,5 wird es sehr empfindlich bis kritisch
- bei 0,5° ist es wichtig, das abhängen einzuhalten (ausser in spezialfällen)
- 1° ist meistens OK auch bei kleinerer ungenauigkeit
- über 1° ist es ziemlich egal bis ca. 1,5°
- ab ca. 2° wird es spürbar: der ski greift weniger und „später“
- das alles gilt beim üblichen hinterschliff cca 88°
- es entscheidet nicht nur eine oder andere seite der kante, sondern auch der resultierende winkel

praxis:
1° belagsseitig von der maschine
89-87° möglichst genau erhalten, ohne lasermessgeräte kaufen zu müssen
IT´S NO ROCKET SCIENCE!
weltcupniveau = wissenschaft/kunst
normal-skilauf: durchschnittliche routine
heliskiing Alaska: was ist eine kante?

mehr evtl. später - habe 80 seiten korrekturen zu machen und die leute beherrschen weder die stilkunde noch die kommasetzung besonders gut :cry:

PK
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Beitrag von PK » 25.11.2004 08:40

Guten Morgen Ivan,
herzlichen Dank für die interessanten Details!

Bei der Seitenkante ist es anscheinend fast wurscht welcher Winkel drin ist, bei der Belagskante entscheidet ein halbes Grad schon über fahrbar oder nicht. Sehr interessant und mir völlig neu! Ich frag heut mal meinen Service welchen Belagswinkel der reinschleift, was ich noch im Hinterkopf habe sind: 0,5° für gute Skifahrer, 1° für "Normalos" oder wenn keine besonderen Vorgaben gemacht werden. Ich frag heute mal genau nach...

Eine (Schluß)frage noch zum Seitenwinkel.
Macht es für den Verschleiß/Abnutzung einen großen Unterschied ob ich nun 90° oder zb. 85° habe? Theoretisch Ja, ( spitzerer Winkel ?!? ) aber auch praktisch?
Servus aus Bayern!
Peter.

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Beitrag von eNGinE » 25.11.2004 09:08

Materialfressend ist wohl nur die Aenderung des Winkels (ich wuerde nicht unbedingt 10x zwischen 85° und 90° wechseln...). Sonst ist da wohl wirklich nicht mehr viel da....

Wenn der 'richtige' Winkel einmal reingeschliffen ist, dann ists wohl egal... Materialabrieb ist dann immer gleich (zumindest nach meinem Verstaendnis).

Nicht berücksichtigt ist dabei natuerlich, dass ein kleinerer Winkel schneller abstumpft und du daher vielleicht öfters nachschleifen willst/musst.
Bye,
[eNGinE]

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Beitrag von ivan » 25.11.2004 09:14

1. ob abgehängt 1 oder 1,5 grad ist fast kein unterschied und beides gut fahrbar
wenn aber entweder unter der bindung oder in der schaufel weniger als 0,5 ist, ist die kante/der ski "aggressiv" mit ausgeprägtem griff und grossen anforderungen an gute fahrtechnik und präzision in timing und druckdosierung
meistens wird mit 1 grad abgehängt, für ausgesprochene rutscher, anfänger u.ä. ruhig auch mehr
2. ja, 90 vs. 85 grad ist sowohl spürbar als auch unterschiedlich bezüglich abnützung
85 ist zu viel, die schärfe hält nicht sehr lange und es kostet relativ viel material, 85 zu erhalten bzw. erneuern
ist extrem sogar im rennlauf und - selten - nur am SL ski denkbar
wichtig: schleifen zwar oft, aber wenig - nur feine feile (16-20 hiebe/cm) oder nur mittlerer diamant u. ev. feiner danach
it´s no rocket science, aber fachlich gemacht, doch nicht ganz einfach
aber nur für rennläufer und spezialisten - bitte übertreib deine sorgen nicht!
ivan

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Beitrag von PK » 25.11.2004 09:30

Hi Ivan,
nein nein übertreiben werds ich sicher nicht.
Nach den ganzen Erkenntnissen hier, werds ich mal mit so einem Festwinkel-90° Teil probieren. Belagseitig darf weiter der Service 1x pro Saison ran und selbst werd ich "bei Bedarf" alle 2-3 Skitage ein paarmal leicht über die Kante ziehen. Erst mal sehen wie der Schnee heuer wird... Bei gutem Neu- und Naturschnee brauchts das Kantentuning eh kaum, aber bei betonharten Eispisten? Naja, hoff mer das beste...
Servus aus Bayern!
Peter.

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Beitrag von ivan » 25.11.2004 10:48

PK hat geschrieben:werds ich mal mit so einem Festwinkel-90° Teil probieren.
Peter, mit 1 grad belagss. solltest du wenigstens 89 oder besser 88 schleifen - das ist heute standard bei meisten herstellern und vielleicht auch in serviceshops wenn sie für nicht-anfänger ski präparieren
90 bedeutet einen stumpfen winkel und das entspricht nicht dem carven, also fahren auf dem gekannteten ski, und auch nicht den üblichen präparierten pisten mit relativ hartem kunstschnee
damit machst du den ski lahm und aus einem carver einen rutscher :x :(

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Beitrag von PK » 25.11.2004 11:17

DANKE für den Hinweis! Hätt ich glatt übersehen. :oops:
Also Korrektur: Festwinkel 88° oder 89°

Bin grad am ebay durchwühlen, mal schaun was dabei rauskommt. 8)
Servus aus Bayern!
Peter.

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Beitrag von ivan » 25.11.2004 12:01

es gibt kanternschärfer mit einstellbarem winkel
die sind zwar nicht das gelbe vom ei (für einen fachmann), ermöglichen aber auch experimentieren
die festen winkel sind zwar exakter und "fachgerechter", verlangen aber erfahrung und etwas griff und gute befestigung des skis

PK
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Beitrag von PK » 25.11.2004 12:19

ivan hat geschrieben:es gibt kanternschärfer mit einstellbarem winkel...
hab mir gestern Abend den von Holmenkol "Ergo Profi" angekuckt und an einem alten Ski mal rumprobieren dürfen. Naja die Verstellmöglichkeit mag ja schön und gut sein, aber doch etwas lapprig. Und was hilft mir ein verstellbarer Winkel, der weder eingehalten wird (Mechanik), noch "stimmt" (Skala) ? :wink:

Hmm das experementieren mit verschiedenen Winkeln mag ja verlockend sein, aber mein C11er hat eh ziemlich dünne Kanten, ein paar mal andere Winkel reingeschliffen und weg sind sie... nee das lass ich mal besser bleiben. Beim Yahoo könnt mers aber mal probieren... :wink: Wie war das noch mit der Langlebigkeit? :D

Mann oh mann, was sich da so alles aus dem simplen Wunsch "mal kurz die Kanten nachschärfen" entwickelt... :P
Servus aus Bayern!
Peter.

rore
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Beitrag von rore » 25.11.2004 15:25

Ob du dich für 88 oder 89 entscheidest - würd ich beim service nachfragen, was die auf der maschine schleifen. Soweit ich weis ist meistens 88, Rennläufe 87 und darunter.
Belagseitig würd ich am Anfang alles der Maschine überlassen, da du hier auch viel verhauen kannst. Maximal mit einer feinen Diamantfeile entgraten.

Geräte dieser Art:
[ externes Bild ]
kosten zwischen 15 und 20 Euro. Am Anfang sollte man bei diesen dingern nur mit gefühlvollem Druck arbeiten, bis man ein sie gewohnt ist und beim kauf darauf achten dass die Klemme relativ stark ist.

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