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von NeusserGletscher » 19.01.2014 19:19
Die grobe WC-Feile habe ich praktisch auch noch nie gebraucht. Die käme IMHO nur zum Einsatz, wenn Du einen RD Ski auf die den Normen entsprechende Breite runterschleifen würdest.
Als Feilenwinkel für die belagseitige Kante nutze ich den SKS Vario in der Kunststoffausführung. Entgegen den Angaben in den meisten Shops rastet der nämlich auch bei 0.25° ein. Eigentlich bin ich zwar ein Freund von Festwinkeln, aber bei der Belagseite ist eh keine Präzision per Hand zu erzielen, wenn man sich das mal genau durchdenkt. Viele Serviceleute aus dem Profibereich nehmen beispielsweise eine Kreditkarte oder Klebeband, welches sie um die Feile wickeln.
Für die Seitenkante nehme ich den CF4, weil der einfach gut in der Hand liegt und die Feile gebogen eingespannt wird. Allerdings sollte man die Feile nicht dauerhaft eingespannt lassen und einige Feilen funktionieren damit nicht so gut, was Du aber durch schräges Einspannen kompensieren kannst.
Diamantfeilen kannst Du praktisch auch ohne Winkel nutzen. Serviceleute nehmen beim Polieren bzw. Entgraten nach dem Schleifen mit der WC-Feile auch oft keinen Winkel sondern arbeiten nach Gefühl und Erfahrung. Somit erübrigt sich die Suche nach Diamantfeilen, die kompatibel zu Winkelführungen sind.
Den grössten Effekt bezüglich Kantenpräperation habe ich bislang dadurch erreicht, indem ich die Ski im Service planschleifen lasse (am besten beim neuen Ski, bevor so ein 08/15 Service die Kante ggf. um 1° abhängt) und dann die Kante unter der Bindung nur um 0.25° abhänge. An den Schaufeln und hinten natürlich für mich als Freizeitfahrer mehr, d.h. mindestens 0.5°. Ich habe das mit einem All-Mountain (18m) zur Probe mal einen Tag lang durchgängig mit 0.25° probiert, das war kein Spass. Lediglich Skifahrer mit Rennambitionen lassen die SL auf 0 / 0.25 abhängen aber beispielsweise Abfahrtsski auf 0.5 / 0.75.
Dieses Setup bringt IMHO mehr als 87° statt 88° oder polieren bis man sich drin spiegeln kann. Genaugenommen habe ich bei meinen letzten Service aus zeitlichen Gründen ziemlich geschlampt und die Ski halten trotzdem an den hartverpressten Kunstschneestellen, an denen ich in früheren Jahren fürchterlich ins Rutschen gekommen bin. Ich bin nun mal nicht gerade der beste Techniker und da muss halt das Material die fehlenden Fertigkeiten kompensieren.
Für den Service im Urlaub nehme ich das Set von Tooltonic mit der Race-Feile. Meist aber lieber den Zweitski. Nur wenn es wie aktuell ziemlich steinig ist und ich keine Lust habe, den zweiten Ski zu versauen dann bin ich froh, wenn ich die Tooltonic Feile habe.
Beim Bügeleisen solltest Du auf eine möglichst dicke Platte achten. Je dicker die Platte desto besser hält das Eisen die Temperatur. Alternativ geht auch vorwärmen in der Box. Allerdings sind die kommerziell verfügbaren Wärmeboxen meist teurer als das Eisen von Swix mit der dicksten Platte und bislang habe ich im Profiservice auch noch keine Wärmebox gesehen. Stelle ich mir bei 10 Paar Ski, die an einem Abend von einem Servicemann berabeitet werden auch schwierig vor.
Beim Wachsen nehme ich unabhängig von der Temperatur meist das für kalte Temperaturen. Das ist härter und hält länger. Beim Ausbürsten gehe ich zuerst mit der Toko oval Kupferbürste drüber, anschliessend noch mit der Rotor-Rosshaar. Je nach Wachs kann hier auch eine Wildschwein- oder Nylonbürste gute Dienste leisten. Ganz zum Schluss noch mit Poliertuch und fertig ist der Ski.
Zum Schluss noch der Tip: Verzettele Dich nicht mit zu vielen Tools, die Du am Ende eh nicht brauchst. Wenn Du mal den Serviceleuten aus dem Profibereich über die Schulter schaust, dann nutzen die zum Service zwischendurch auch nur eine WC-Feile, einen oder zwei Diamanten, ein Kantengummi oder ein Stück Hartholz, 2 Belagsbürsten wie beschrieben und fertig ist der Service.
Das muss man als Hobbyfahrer nicht unbedingt toppen. Lieber wenige und dafür hochwertige Werkzeuge, die man dann auch wirklich nutzt.
Ach ja, und noch etwas. Einmal Service per Hand bedeutet immer Service per Hand. Denn wenn Du einmal gemerkt hast, wie ein und derselbe Ski bei gleichem Fahrkönnen plötzlich viel besser reagiert, nur weil die Kante optimal bearbeitet wurde, dann gibts Du den Ski nie wieder mal eben zum Schleifen weg. Was Du halt brauchst ist ein Service Deines Vertrauens, der Dir die Ski planschleift und anschliessend die Struktur aufbringt, ohne die Kanten anzutasten. Bei den modernen Vollautomaten ist das keine grosse Sache, aber in der Hochsaison stören solche Sonderwünsche halt den natürlichen Ablauf. Andere nennen das auch individuellen Service.
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NeusserGletscher am 17.03.2014 22:39, insgesamt 1-mal geändert.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.