Kosten für ausbeulen/-fräsen / Kaufort / Leistenbreite

Der Weg zum richtigen Skischuh. Siehe auch Bericht TIPPS zum Skischuhkauf (inkl. Bootfitting)
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Lothar
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Re: Kosten für ausbeulen/-fräsen / Kaufort / Leistenbreite

Beitrag von Lothar » 09.02.2011 16:06

Schade, aber bei einem Solidarsystem wohl kaum zu ändern, finde ich, dass Präventionsmaßnahmen oder eine gesunde Lebensführung nicht oder kaum honoriert werden.

Was ihr anprangert im Beipiel mit den Einlagen für Skischuhe ist ein unsolidarisches Verhalten, das ihr darin seht. Ist es aber solidarischer über Jahrzehnte beispielsweise nichts für sein Herz-/Kreislauf-System zu machen oder seine Rückenmuskulatur nicht aus eigenem Antrieb präventiv zu stärken? Die Krankheitskosten für die entstehenden Diabetis Typ 2 Erkrankungen, teure kardiologische Behandlungen oder alle möglichen Behandlungen von Rückenleiden werden ohne weiteres gezahlt. Gleiches gilt für daraus entstehende Berufsunfähigkeiten.

Ob das gerecht ist? Das Thema ist meines Erachtens sehr komplex, man kann das kaum auf ein Paar kostenlose Einlagen für Skischuhe reduzieren...

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LincolnLoop
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Re: Kosten für ausbeulen/-fräsen / Kaufort / Leistenbreite

Beitrag von LincolnLoop » 10.02.2011 00:16

@skiingman: Mal unabhängig davon, was der Gesetzgeber vorsieht, scheiden sich bei uns die Geister, inwieweit ein "Ausnutzen" von Präventivmaßnahmen sozial unverträglich ist. Da geh ich einfach von anderen Annahmen aus.
Ich kann jetzt immer nur von meinem Beispiel ausgehen, aber: Habe ich keine Einlegesohlen, habe ich Schmerzen. Fußschmerzen sind - jeder, der das beim Skifahren schonmal hatte, weiß das - nichts Schönes. Klar, Du könntest sagen "Kauf Dir einen weiteren Schuh!", "Fahr kein Ski!" etc. Dann müsstest Du aber moralisch jeden anderen, der Überlastungsschmerzen im Job hat - seien es Rückenschmerzen, Sehnenscheidenentzündungen etc. - auf die gleiche Stufe stellen. Der Unterschied ist, dass ich eine Leistung in Anspruch nehme, um keine Schmerzen zu bekommen - der "Standardfall" nimmt Leistungen in Anspruch, um Schmerzen wegzubekommen. Der Gesetzgeber sieht zwar wahrscheinlich Zweiteres als die Regel an, jedoch kannst Du mal die 125,- mit den Behandlungskosten der beschriebenen Beschwerden vergleichen (oder in einem anderen Fall kannst Du die medikamentösen Kosten, die nötig sind, um mir 500 sowohl Einlagen-, als auch schmerzfreie Skitage zu bescheren, aufaddieren)...
Deswegen find ich es ja auch Schwachsinn, jedem, der Einlagen "braucht", soviele wie "nötig" zu verschreiben. Die meisten (kolportiert) Fuß"schäden" würden sich beheben lassen, wenn man die Leute einfach mal zum Laufen schicken würde und sie dabei evtl. aufklären würde, wieso überdämpfte Schuhe keinen Sinn zur Beschwerdelinderung machen. Stattdessen wird Symptombekämpfung vorangetrieben.
Lothars Beispiel ist ja dann die zweite Konsequenz: Wieso ist es unsozial, sich Schuhsohlen verschreiben zu lassen (ungesetzlich vielleicht ja - wobei das in dem Fall eher den Arzt betrifft)? Wieso ist es nicht unsozial, ein "Arbeitstier" zu sein (BurnOut, Herz/Kreislauf etc.) oder sich nicht die Zähne zu putzen? Das hört sich vielleicht dumm an, aber vergleich mal bspw. die Folgekosten davon mit Einlagenrezepten...
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Re: Kosten für ausbeulen/-fräsen / Kaufort / Leistenbreite

Beitrag von ChiliGonzales » 10.02.2011 00:51

skiingman hat geschrieben:Bin ich denn eigentlich der einzige, der das Abrechnen von Skischuhsohlen aus Performance- oder Komfortgründen über die Krankenkasse reichlich assozial findet???
Soso, aus Performance- und Komfortgründen. Woher willst du das denn eigentlich wissen, steht das hier irgendwo? Geht's eigentlich noch? Da geht mir wirklich das Messer im Sack auf. :evil:

Nicht zu fassen...

Ich gehöre ganz sicher nicht zu den Menschen, die wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt rennen, ganz im Gegenteil. Geht das mittlerweile tatsächlich so weit, dass man sich heutzutage kein Rezept mehr verschreiben lassen kann, ohne gleich dumm von der Seite angemacht zu werden? Es scheint ja so.
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Re: Kosten für ausbeulen/-fräsen / Kaufort / Leistenbreite

Beitrag von skiingman » 10.02.2011 09:28

@Chiligonzales:
Hast Du deinen Nick deinem Temperament entsprechend gewählt? Bleib mal locker, es gibt keinen Grund, sich so aufzuregen. Das Messer kann also ruhig zu bleiben :-D Nimm Dir mal ein Beispiel an LL, der ja auch eine Sohle auf Rezept hat, sich deshalb genauso "angegriffen" fühlen müsste und der hier trotzdem sehr sachlich bleibt.

Du schreibst kein einziges Wort dazu, dass Du auch sonst orthopädische Einlagen tragen würdest. Da drängt sich der Verdacht schon auf, dass Du es (wie sehr viele andere auch), in einem Skischuh ausschließlich aus Performancegründen tust. Das Thema "Rezept" kam auch bereits im zweiten Posting auf, ohne dass Du vorher auch nur ein Wort von "Fußproblemen" gesprochen hättest. Also lass uns hier doch wenigstens ehrlich zueinander sein, dann können wir in einem Skiforum mal eine "moralische" Diskussion, über den Sinn unseres Gesundheitssystems führen :D Ich bin da ganz offen, ich bin felsenfest überzeugt, dass Du hier im Forum auf die idee kamst, Deine Sohle über die KK abzurechnen und Du nicht von chronischen Fußleiden geplagt bist. Hab den Schneid und steh dazu!

Das fände ich dann tatsächlich asozial. Allerdings nicht diskriminierend gemeint, sondern im ursprünglichen Wortsinn "unsozial, da die Solidargemeinschaft belastend". Zu dem "unsozial" stehe ich, beleidigen wollte ich damit jedoch keinen. Dich nicht, obwohl ich dich nicht kenne und schon gleich zehnmal nicht Chris, den ich hier Forum als sehr hilfbereiten und äußerst netten Typen kennengelernt habe.

@Chris:

Ich verstehe Dich schon.... Mir ist die Rechnung, die Du da aufstellst schon klar und wie schon gesagt, die mag in vielen Punkten stimmen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es in einer Solidargemeinschaft notwendig ist, Regeln für Sozialleistungen zu haben und sich nicht darauf zu verlassen, dass jeder nur das fordert, was er braucht und was ökonomisch sinnvoll ist. Deshalb bin ich der Meinung, dass man es nicht einfach so machen kann, wie man es selbst für richtig hält. Es gibt z.B. viele Normen in Deutschland, die ich nicht nur als Bürger für schlecht, sondern als Jurist sogar für rechtswidrig halte. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man diese nicht einfach ignorieren kann. Der Weg etwas zu ändern, was man in einer Demokratie falsch findet, ist halt der über politischen Einfluss etwas zu ändern. Vielleicht bin ich aber auch ein Sozialromantiker.... So jetzt muss ich weg, wir treffen uns gleich zum Matetee im Stuhlkreis und lesen Texte von Engels :D

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Re: Kosten für ausbeulen/-fräsen / Kaufort / Leistenbreite

Beitrag von LincolnLoop » 10.02.2011 10:47

Hi Markus,

mir ist Deine Argumentation schon klar und mir ist auch klar, dass meine Einstellung ein bisschen was von Selbstjustiz hat. "Unsozial" geht aber ein bisschen in einen andere Ebene à la "Ich sollte deswegen ein schlechtes Gewissen haben" -> das habe ich in diesem Fall nicht (und ich glaube auch nicht mein Sportdoc ;-)).
Wenn ich mir die Kosten anschau, die ich so in den letzten Jahren verursacht habe (GKV-technisch), dann habe ich wegen anderer Dinge eigentlich viel schlechteres Gewissen: 4 MRTs, 3 Röntgenbilder, 2 OPs... Das sind alles Behandlungen, die ohne jegliches Augenzudrücken vom System als "nötig" betrachtet werden. Auf der anderen Seite - bei allem Verständnis für mich selbst, dass ich sportbedingt Präventivmedizin betreibe - sind das aber auch alles Sachen, die für mich unter der Rubrik "Depp! Selber schuld..." einordnen könnte und zu denen eine Einlegesohle in Relation finanziell Peanuts sind... :wink:

P.S.: Ich bin ein zutiefst unpolitischer Mensch. Deswegen bleibt gedankenlogisch nur die Selbstjustiz! :D
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Re: Kosten für ausbeulen/-fräsen / Kaufort / Leistenbreite

Beitrag von ChiliGonzales » 10.02.2011 11:24

skiingman hat geschrieben:Du schreibst kein einziges Wort dazu, dass Du auch sonst orthopädische Einlagen tragen würdest.
Nein, damit muss ich mich ja auch nicht "brüsten".
skiingman hat geschrieben: Ich bin da ganz offen, ich bin felsenfest überzeugt, dass Du hier im Forum auf die idee kamst, Deine Sohle über die KK abzurechnen und Du nicht von chronischen Fußleiden geplagt bist. Hab den Schneid und steh dazu!
Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich denke doch, dass man es einem nicht erst erzählen muss, wenn die eigenen Füße in verschiedensten Schuhen Probleme machen. Auf die Einlagenproblematik speziell für Skischuhe wurde ich durch den werten Menschen im Sportscheck hingewiesen. Gerade weil man hier im Forum materialtechnisch so viel mitbekommt, habe ich das hier erwähnt, denn wie man schon alleine in diesem Thread sieht, scheint es viele verschiedene Auffassungen über geeignete Sohlen für's Skifahren zu geben.
Das hat aber nicht das geringste mit der Fußproblematik an sich zu tun, sondern einzig und alleine mit der Beschaffenheit der Skischuhsohlen.
skiingman hat geschrieben:Das fände ich dann tatsächlich asozial. Allerdings nicht diskriminierend gemeint, sondern im ursprünglichen Wortsinn "unsozial, da die Solidargemeinschaft belastend".
In manchen Fällen erfüllt die Krankenkasse einfach ihren Zweck. Das ist hier meiner bescheidenen Meinung nach der Fall. Und deswegen kann ich die Aufregung beim besten Willen nicht nachvollziehen.
beate hat geschrieben:Unser Gesundheitssystem und unsere Erwartungshaltung diesbezüglich ist einfach nur krank!
Dieser Satz bringt es trocken auf den Punkt und war auch oft der Tenor nach langen Diskussionen mit befreundeten (angehenden und praktizierenden) Ärzten. Ich würde die Menschen erstmal grundsätzlich für alle entstandenen Kosten eines Arzt- bzw. Krankenhausbesuches aufkommen lassen, um sie danach, nach Bewertung der tatsächlichen Notwendigkeit der Behandlung, ggf. über die Krankenkasse abzurechnen. Sozial Bedürftige ausgeklammert. Viele Menschen sind sich nicht darüber im Klaren, welche Kosten sie durch einen Arztbesuch eigentlich verursachen und marschieren wegen jedem Kleinsch*** direkt in die Praxis. Diese Leute sollte man mal dafür sensibilisieren und sie erstmal (finanziell) bluten lassen. Das dürfte aber aus vielen Gründen wohl kaum durchsetzbar sein.
LincolnLoop hat geschrieben:Wenn ich mir die Kosten anschau, die ich so in den letzten Jahren verursacht habe (GKV-technisch), dann habe ich wegen anderer Dinge eigentlich viel schlechteres Gewissen: 4 MRTs, 3 Röntgenbilder, 2 OPs... Das sind alles Behandlungen, die ohne jegliches Augenzudrücken vom System als "nötig" betrachtet werden.
Hier, gleichfalls. In 2 Wochen steht bei mir bedingt durch die Folgen eines Unfalls die zweite MRT innerhalb eines Jahres an, obwohl sich von vornereherein nichtmal sagen lässt, ob danach eine genauere Diagnose erstellt werden kann. Das dürfte alles in allem um die 1000€ kosten, Nutzen ungewiss. Eventuell war's alles für die Katz. In Anbetracht dessen, dass ich nichtmal akute Schmerzen habe, sondern jederzeit damit leben könnte, müsste das nach skiingmans Definition ja auch asozial sein.
Aber: durch irgendwas müssen die Probleme verursacht werden, irgendwas muss kaputt sein. Da widerspricht mir auch nicht der behandelnde Spezialist, der durch diverse Belastungstests nichtmal einen direkten Schmerz auslösen konnte. Und sicher ist auch, dass die Probleme wachsen werden, wenn man nichts dagegen tut, obwohl keine akute Notwendigkeit besteht. Das ist nichts anderes als
LincolnLoop hat geschrieben:Präventivmedizin
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