"Versuchter Kurzschwung

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Schimmi79
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"Versuchter Kurzschwung

Beitrag von Schimmi79 » 24.11.2007 16:20

Hallo zusammen!

Anbei seht ihr ein leider nur sehr kurzes Video von mir, wo ich mich am Kurzschwung versuche. Ich weiß, dass dort sehr viel "Klassik mitschwingt", auch wenn es sich subjektiv ganz anders anfühlt!;-) Vielleicht könnt Ihr mir ja mal ein paar Verbesserungstipps geben bzw. sagen, ob an meiner Fahrweise überhaupt irgendwas zu gebrauchen bzw. zu retten ist. Welche Übungen wären für mich geeignet? Meine Arme bzw. Stöcke wirken ziemlich fehl am Platz. Welche Bedeutung hat der Stockeinsatz beim (Kurzschwung)-Carven überhaupt noch?

Ich fahre einen Head ic 200 (Allmountain-Carver) mit den Maßen 120-66-106.Er hat einen Radius von 12m und daher schon annähernd Slalom-Carver-Charakter. Hatte mich damals für diesen Ski entschieden (ohne ihn allerdings zu testen bzw. mit anderen zu vergleichen!), da ich gerne im Gelände rum fahre und der Ski aufgrund seiner großen Schaufel ganz guten Auftrieb im Tiefschnee hat und wegen seinem Radius auch relativ wendig und auf der Piste ganz gut zu gebrauchen ist. Kann man anhand von dem kurzen Video sagen, ob der Ski überhaupt richtig für mich ist bzw. welchen Ski ich favourisieren sollte?

Danke schonmal!

Gruß Schimmi

:gdh:

http://video.google.de/videoplay?docid= ... 4750275113

http://de.youtube.com/watch?v=dvvbcCXwTis
Zuletzt geändert von Schimmi79 am 09.01.2008 19:12, insgesamt 1-mal geändert.
Schimmi

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 25.11.2007 17:33

Ich weiß, dass dort sehr viel "Klassik mitschwingt",


Warum soll die nich mitschwingen? Ich finde deinen Fahrstil super, aber wenn du in diesem Forum postest, musst du etwas mehr auf die Kante stehen und die Kurve ausfahren. Hier heisst es doch "Carving-ski.de"

Gruss Herbert
Zuletzt geändert von Herbert Züst am 25.11.2007 21:40, insgesamt 1-mal geändert.
Herbert

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Beitrag von Schimmi79 » 25.11.2007 17:43

Servus!

Danke für den Hinweis!

Genau das ist ja aber mein Problem. Wenn ich größere Schwünge fahre, krieg ich das mit mit dem "Kantieren" hin. Nur beim Kurzschwung fahr ich noch mit zu viel Trift und weiß nicht genau, mit welchen Übungsschritten ich das am ehesten abstellen kann. Werde, vor allem wenns steiler bzw. anspruchsvoller wird, immer zu schnell und fang an zu "huddeln"....
Schimmi

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Beitrag von Christoph-Wien » 25.11.2007 17:51

Das Forum hier heißt www.carving-ski.de und nicht www.classic-ski.de!

LG Chri

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Beitrag von carlgustav_1 » 25.11.2007 17:53

hi, bin ja auch nur freizeitfahrer, aber finde auch dass das doch ganz ok aussieht.

ein paar anmerkungen, bevor die skilehrer mit substantiellerem kommen:

- für videoaufnahmen würd ich ohne rucksack fahren, das stört einfach und führt zu einer merkwürdigen haltung.
- die stöcke könnten schlicht zu lang sein. du brauchst sie aber auch beim "modernen" kurzschwung zur unterstützung des rhythmus.
- wenns eng, steil und zu schnell wird, nimmt jeder skifahrer durch driften tempo weg. das ist völlig normal und gar nicht anders zu lösen. wenn ich alles soweit richtig kapiert habe, ist der witz beim zeit- und materialgemäßen kurzschwung halt, die schwungeinleitung auf jeden fall über schaufel und kante zu machen und nicht über fersenschub, und dann - falls notwendig - in der steuerphase ein wenig speed durch den driftanteil rauszunehmen. bitte korrigieren, liebe profis, wenn das mist war gerade.
- was mich wundert: du kaufst dir nen ski, fährst ihn - - da es den ic200 schon länger nicht mehr gibt - - vermutlich schon ne weile, und willst jetzt wissen, ob der gut/richtig für dich ist?!? das solltest du doch eigentlich inzwischen gemerkt haben :wink:
- ob dieser ski bei 66mm unter der bindung die "tiefschnee-waffe" ist - - nunja... bin nicht gerade freeride-experte. mit der taillierung/radius ist er auf jeden fall keine entschuldigung NICHT zu carven...!! das kann der ski, garantiert.

so, und jetzt die profis bitte!

gruß martin
krypton rulez!

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Beitrag von Martina » 25.11.2007 18:36

Was machen deine Ski?
Die Ski werden rhythmisch hin- und hergeschoben, sind parallel, das Tempo immer gleich. Gegen Ende der Kurven steuert der Ski ein bisschen selber. Manchmal wird nur der Aussenski belastet, der Innenski wird abgehoben. Die Kurven sind immer gleich gross und folgen der Fallinie.Das Tempo ist kontrolliert.


Welche Bewegungen brauchst du?
Du nutzt sehr wenige Bewegungen! Du schiebst die Ski nur hin und her, vermutlich durch drehen der Füsse/Beine und Druck auf die Fersen. Du dosierst das Tempo, indem du die Ski aufkantest. Das machst du, indem du die Füsse mehr drehst/mehr Druck auf die Fersen gibst.
Rest des Körpers sehr ruhig und stabil, Oberkörper lehnt etwas weit nach vorn, (Rucksack, Blick auf Skispitzen), Positon ist aber insgesamt im Gleichgewicht.



Welche Rückmeldung würdest du von mir bekommen?

Sehr gut finde ich:
- Rhythmus
- Tempokontrolle
- Position im Gleichgewicht
- Linie (Kurven immer gleich gross, immer entlang Fallinie)

Du nutzt aber bei deiner Fahrweise nur einge einzige Bewegung: das Drehen. Du drehst die Füsse, die Beine, indem du die Fersen "herumdrückt".
Das ist eine mögliche Fahrweise, du fährst damit kontrolliert und nicht mit übermässigem Kraftaufwand und es sieht recht gut aus.

Ich denke, dass deine Fahrweise aber ihre Grenzen hat: Ich nehme an, dass du im zerfahrenen Schnee oder auf steiler, eisiger Piste oder im Tiefschnee nicht mehr so fahren kannst, zumindest nicht, ohne übermässig Kraft zu verbrauchen.
Ausserdem - aber das ist nur meine Meinung - gibt es Möglichkeiten, noch schöneren Kurzschwung zu fahren, der sich auch noch deutlich besser anfühlt.

Da du eine gute Basis mitbringst und kaum hinderliche Bewegungen machst, glaube ich, dass es für dich nicht allzu schwierig wäre, deinen Kurzschwung noch zu verbessern - und zwar, indem du dein Bewegungsspektrum erweiterst.

Ich finde es aber immer ein bisschen schwierig, Rat beim Kurzschwung zu geben, da es grad hier etliche "ästhetische Idealbilder" gibt. Meines ist ein rundgefahrenes Kurzschwingen mit akzentuiertem Kanteneinsatz, das bei allen Verhältnissen funktioniert, aber nicht zwingend extrem hochkadenziert gefahren werden muss.



Was könntest du tun?

Allgemein: nicht auf Skispitzen schauen, sondern einige Meter voraus.

- beugen/strecken: Deine Beine sind fast immer gleich gebeugt. Beim Kurzschwung kann man den Ski enorm unterstützen, indem man die Beingelenke beugt und streckt. Am Anfang wird das vor allem eine Hoch-Tiefbewegung sein, die mit der Zeit eher seitlich werden wird. Also: Anfang Kurve Beine strecken, sobald der Ski in Fallinie ist, Beine langsam beugen, bis die Kurve fertig ist - und wieder strecken (am Anfang ev. langsam)

- Bewusst kanten/flachstellen üben: im Moment schiebst du die Ski fast nur hin und her, du stellst sie nicht bewusst flach und kantest sie nicht dosiert auf. Also: in mittelsteilem Gelände (wie im Film) quer zum Hang hinstehen, Ski sind aufgekantet. Oberkörper langsam talwärts drehen + Beine strecken, Ski wird dabei abgekantet (flachgestellt) und dreht von selbst in die Kurve ein. Ab Fallinie langsam beugen und Ski dabei nach und nach wieder aufkanten - bis du anhältst. Und von neuem... Nach und nach Kurven fliessend aneinanderhängen.
Das Aufkanten sollte nicht abrupt, sondern nach und nach passieren (beim Kurzschwingen ist die Zeitspanne aber kurz). Allenfalls (steil, eisig) Akzent am Schluss des Aufkantens.
Während des Aufkantens sollte der Ski steuern (nicht schneiden). Also steuern lassen, nicht mit den Fersen drücken!
(Das Anheben des Innenskis sollte bei konsequentem kanten auf diese Art von selber verschwinden.)

- bewusst runde Kurven fahren:Stell dir die Fallinie auf dem Schnee eingezeichnet vor und auf der Linie Kreise im Kurvendurchmesser. Nun musst du immer diesem (Halb)Kreis entlang fahren

- ohne Stöcke: Arme vor Körper auf Brusthöhe verschränken, so kurzschwingen. Dabei darauf achten, dass die Kurven rund werden.

- ohne Stöcke: Armkreisen: Bei jeder Schwungauslösung, wenn du die Beine streckst, Arme nach oben / bei der Steuerung, wenn du die Beine beugst, Arme nach unten

Es ist gut möglich, dass du beim "Kurven rund fahren" üben erst mal deinen Rhythmus verliert. Nicht ärgern, dein Rhythmus ist so gut, wenn der Bewegungsablauf mal geändert ist, hast den sofort wieder. Das Wichtigste und Schwierigste ist vermutlich das, was ich in diesem Abschnitt fett geschrieben habe: im zweiten Teil der Kurve, ab der Fallinie, die Ski steuern lassen und nicht mit den Fersen "wegdrücken". Das ist das einizige, was du dir abgewöhnen musst. Braucht vermutlich etwas Geduld.

Und gewöhn dir ja nicht deine "guten Sachen" ab!

Sehr hilfreich + interessant (wegen dem Unterschied) wäre es für dich vermutlich auch, einen Kurzschwinger, der wie oben beschrieben fährt, nachzufahren und seinen Rhythmus und Bewegungsablauf mal zu imitieren.


Wegen Stockeinsatz: Ob man ihn macht, ist immer Geschmackssache. Beim Kurzschwingen hilft er vielen Fahrern bei der Rhythmisierung. Viele finden es beim Kurzschwingen auch ästhetischer, mit Stockeinsatz zu fahren. Bei dir wirkt vielleicht etwas ungewohnt, dass du rechts einen Stockeinsatz machst, links aber nicht (du lässt dort nur bei jedem Schwung den Stock auf dem Schnee hüpfen)

Ich hoffe, das klingt einigermassen sinnvoll, verständlich und hilfreich! Sorry, dass ich mich nicht kürzer fasse, aber es ist aufwendig, Übungen schriftlich zu beschreiben. Und ich möchte stets eine verständliche Begründung liefern.
Weiterhin viel Spass auf der Piste und daneben!

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 25.11.2007 19:32

Wieder einmal ein Kränzchen an Martina , eine sehr professionelle Analyse, denn je besser einer fährt, desto schwieriger wird die Analyse. Es ist einfach einem Anfänger die Grundelemente klarzulegen, bei einem Fortgeschrittene wird es immer schwieriger und irgend wann frägt man sich ob man selbst auf dem richtigen Weg ist und noch Tips abgeben kann.
Gruss Herbert

Ba-Zi
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Beitrag von Ba-Zi » 25.11.2007 20:42

Herbert Züst hat geschrieben:Wieder einmal ein Kränzchen an Martina , eine sehr professionelle Analyse, denn je besser einer fährt, desto schwieriger wird die Analyse. Es ist einfach einem Anfänger die Grundelemente klarzulegen, bei einem Fortgeschrittene wird es immer schwieriger und irgend wann frägt man sich ob man selbst auf dem richtigen Weg ist und noch Tips abgeben kann.
Gruss Herbert
:zs: :zs:
da traut man sich garnichtmehr was zu sagen, so professionell wie martina das immer analysiert. Kommt man sich doch direkt als Anfänger vor! (Abgesehen davon hätte ich sicherlich auch einige Sachen nicht erkannt, die Martina beschreibt, liegt wohl auch an der mangelnden Erfahrung bei mir)

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Michel
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Beitrag von Michel » 25.11.2007 21:38

Hallo Martina!

Ich finde, Du hast eine wirklich präzise Analyse erstellt. Ich habe allerdings mal eine Verständnisfrage: Was genau meinst Du mit Füße drehen? Die Frage mag scheinbar blöd sein, hat aber einen konkreten Hintergrund!

Danke sagt Michel

Schimmi79
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Beitrag von Schimmi79 » 25.11.2007 21:48

Hallo!

Da kann ich mich dem Bazi und dem Herbert nur anschließen!
Vielen Dank für die super Antwort und damit verbundene Arbeit, die Du
Dir gemacht hast, Martina. Möcht am liebsten grad meine Ski ins Auto schmeißen und zu Dir in den Privatunterricht kommen!:-)
Du nutzt sehr wenige Bewegungen! Du schiebst die Ski nur hin und her, vermutlich durch drehen der Füsse/Beine und Druck auf die Fersen. Du dosierst das Tempo, indem du die Ski aufkantest. Das machst du, indem du die Füsse mehr drehst/mehr Druck auf die Fersen gibst
Das rührt wohl daher, das mir mal jemand gesagt hat, dass ich bei neutraler Körperhaltung die Bewegung nur aus den Beinen bzw. Sprunggelenken machen und mit Rest des Körpers, insbesondere die Hüften keine Bewegungen/Drehungen machen soll. Ich soll mir vorstellen, dass ich beim Ankanten mit dem Außenski mit dem ganzen Fuß auf irgendwas drauftrete. Aber ich mach das Deiner Beurteilung nach wohl dann zu viel über die Ferse und nicht über den ganzen Fuss!?
Ich denke, dass deine Fahrweise aber ihre Grenzen hat: Ich nehme an, dass du im zerfahrenen Schnee oder auf steiler, eisiger Piste oder im Tiefschnee nicht mehr so fahren kannst, zumindest nicht, ohne übermässig Kraft zu verbrauchen.
Da triffst Du den Nagel auf den Kopf. Was das Tiefschneefahren anbelangt, hab ich jedoch weniger Probleme, da ich dort anders fahre bzw. "nur" diese "Stoßdämpferbewegung" mache. Das klappt eigentlich schon recht gut und kostet auch net allzu viel Kraft. Probleme krieg ich in der Tat im zerfahrenen, verharschten Schnee oder auf steiler, eisiger Piste. Zumindest wenn ich so wie im Video fahren will. Dann werde ich regelmässig zu schnell, um "sauber" und kontrolliert zu bleiben und es kostet viel Kraft. Von daher bin ich schon bestrebt, ,meinen Stil entsprechend zu ändern, wenns damit besser klappt.

Ich finde es aber immer ein bisschen schwierig, Rat beim Kurzschwung zu geben, da es grad hier etliche "ästhetische Idealbilder" gibt. Meines ist ein rundgefahrenes Kurzschwingen mit akzentuiertem Kanteneinsatz, das bei allen Verhältnissen funktioniert, aber nicht zwingend extrem hochkadenziert gefahren werden muss.


Genau da möchte ich hin. Ich weiß auch, wie das aussehen sollte. Mein Problem ist nur die Selbstkontrolle. Subjektiv habe ich nämlich meist nen anderen Eindruck, als es in Wirklichkeit der Fall ist.Mir ist auch gesagt worden, dass ich die Beine noch zu eng beinander habe, obwohl ich ja vom Gefühl her im Gegensatz zu früher, wo sich meine Schuhe beim Fahren berührt haben, schon das Gefühl habe, den berühmten "Scheißhausstil" zu fahren!:-)
Komme wohl nicht drumherum, mir mal nen Privatlehrer zu nehmen,der mir sagt, wenn ich es mal richtig mache und ich damit mal dieses "Aha-Erlebnis" habe.

Gruß Schimmi
Schimmi

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