Parallelschwung

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Serge76
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Re: Parallelschwung

Beitrag von Serge76 » 11.10.2010 11:15

Hallo Martina,

auch für mich interessant Deine Ausführungen. Vielen Dank dafür!

Was mich aber irritiert ist die Emfpehlung für das "Oberkörperdrehen in Fahrtrichtung".

Mir wurde eingebleut dass man die Oberkörperdrehung meiden sollte wie der Teufel das Weihwasser und stets darauf zu achten ist den Oberkörper ruhig und in der Fallinie zu halten.

Steht dass in Konflikt mit Deinen Aussagen oder ist das eher abhängig vom Grad des Könnens des Einzelnen?

Gruß
Serge

beate
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Re: Parallelschwung

Beitrag von beate » 11.10.2010 11:48

oder ist das eher abhängig vom Grad des Könnens des Einzelnen?
das ist abhängig vom Land in dem du Unterricht nimmst.
Gruss Beate

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Uwe
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Re: Parallelschwung

Beitrag von Uwe » 11.10.2010 12:52

Serge76 hat geschrieben:Mir wurde eingebleut dass man die Oberkörperdrehung meiden sollte wie der Teufel das Weihwasser und stets darauf zu achten ist den Oberkörper ruhig und in der Fallinie zu halten.
Ist auch eine Frage des Schwungs / der Schwungfrequenz ...
Beim Kurzschwung (kurze Schwungfrequenz) sollte der Oberkörper nicht zu viel mit drehen.
Je länger die Schwungfrequenz, desto mehr kann / sollte der Oberkörper mitdrehen.
Uwe

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Re: Parallelschwung

Beitrag von Martina » 11.10.2010 20:55

Wie Beate schreibt, die "Schulen" der verschiedenen Länder sind unterschiedlich und zusätzlich ist jeder Skilehrer ein bisschen unterschiedliche zu jedem anderem indem, was er sagt.
Idealerweise bekommst du eine Anleitung, die für dich ideal ist.

Grundsätzlich soll es hier um einen langen bis mittellangen Parallelschwung gehen, Kurzschwingen ist nochmals was anderes.

Es gibt verschiedene Meinungen darüber, ob man den ganzen Körper in Fahrtrichtung drehen soll oder nur die Füsse und Beine bzw. die Bewegung aus Füssen/Beinen initiieren soll. Beides hat Vor- und Nachteile. Es hängt u.a. auch damit zusammen, ob man mit oder ohne Hüftknick fährt.
Und von vielen weiteren Umständen, der Situation der Piste, der Fahrt und deinem Körper.

Ganz sicher lässt sich sagen: Wenn man den Oberkörper zu stark dreht (also weiter als in Fahrtrichtung), dann beginnen die Ski hinten auszubrechen und können somit nicht mehr die Spur halten/carven.

Diese Aussage:
Serge76 hat geschrieben:Mir wurde eingebleut dass man die Oberkörperdrehung meiden sollte wie der Teufel das Weihwasser und stets darauf zu achten ist den Oberkörper ruhig und in der Fallinie zu halten.
finde ich aber ganz schön heftig in die andere Richtung. Das ist zu viel des Guten. In langen Kurven macht es keinen Sinn, den Oberkörper tatsächlich in Fallinie zu halten. Zumindest ansatzweise macht der Oberkörper die Kurve mit.

Warum ich das "taloffene" Fahren meist nicht als "Basistechnik" vermittle:
Hält man den Oberkörper mehr oder weniger Richtung Tal gerichtet
aber von der Hüfte an abwärts dreht sich der Körper abwechselnd nach links und rechts,
so muss sich der Körper verdrehen (überwiegend aus der Wirbelsäule). Das ist eher unnatürlich, zumindest aber sicher ungewohnt und man braucht recht viel muskuläre Arbeit, um den Körper in der verdrehten Haltung zu stabilisieren. Den Oberkörper in der gleichen Richtung zu lassen wie die Beine, ist eine normale, entspannte Haltung. Es fällt den meisten Leuten wesentlich leichter (zumindest beim ersten lernen des Skifahrens/Parallelschwungs). Das ist für mich Grund genug, damit anzufangen.
Weiter fällt es vielen Leuten meiner Erfahrung nach deutlich leichter, Anfangs der Kurve den KSP Richtung Tal zu verlagern (und somit die Ski umzukanten), wenn sie dabei den ganzen Körper drehen.
Es gibt und gab Fälle, da habe ich sehr rasch den Hüftknick erklärt, einige machen den Hüftknick von selbst. Wenn es so ist, dann ist es anatomisch wiederum normal, dass die Hüfte und der Oberkörper leicht gegen das Tal gerichtet sind. Da sage ich dann natürlich nichts dagegen, ausser ich sehe, dass sich andere Probleme ergeben.

"Andere Probleme" sind dann meist, dass der Druck auf den Aussenski verlorengeht ("abhocken auf dem Innenski"). Das lässt sich häufig - aber auch nicht immer - dadurch beheben, dass der Fahrer die Hüfte - und gleichzeitig den Oberkörper mehr mit in die Kurve dreht.

Wie du siehst, es ist kompliziert, es gibt kein klares ja oder nein, richtig oder falsch. Ich hoffe, es ist einigermassen verständlich.
Wenn ein Skilehrer so heftig wie oben beschrieben auf etwas besteht, dann immer die Warum-Frage bestellen: "Warum muss die Hüfte talwärts gerichtet sein?". Du wirst immer eine Antwort bekommen. Aber ob die Antwort auch Substanz hat und auf dich und die aktuelle Situation zutrifft, kannst du ausprobieren und hinterfragen.
Mein Tip ist: Probiere immer alles aus, was dir empfohlen wird und behalte das für dich bei, was Sinn macht. Manchmal macht etwas erst Jahre später plötzlich Sinn, manchmal in einer anderen Situation, und machen Dinge sind einfach falsch bzw. für dich nicht geeignet.
Was auch nicht selten passiert: Ein Skilehrer erklärt etwas, was an sich schon richtig ist, benutzt aber Worte, die du anders als gemeint auslegst - und schon ist der Zweck nicht mehr erfüllt.

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Re: Parallelschwung

Beitrag von skifossil » 16.10.2010 20:11

Serge76 hat geschrieben: Mir wurde eingebleut dass man die Oberkörperdrehung meiden sollte wie der Teufel das Weihwasser und stets darauf zu achten ist den Oberkörper ruhig und in der Fallinie zu halten.
Wurde früher so gelehrt, kann mich auch noch daran erinnern. Die Idee war wohl, die rotierende Masse und damit den Kraftaufwand beim Schwingen zu minimieren.

Ist heute nur noch sinnvoll, wenn du sehr schnell schwingen willst (hohe Frequenz) oder sehr reaktionsschnell fahren willst (Buckelpiste).

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