Anticarver

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Gast

Beitrag von Gast » 12.03.2002 22:21

Meine Mutter (57 Jahre) steht seit ca. 20 Jahren auf Ski
und kommt mit paralleler Skiführung eigentlich jeden Hang herunter. Das ganze mit einem gerutschtem oder besser gesagt gedriftetem Steuerverhalten beim Schwung.
Von ihrem erzählen her wußte ich, daß sie mit Carvingski nicht klarkommt, was ich nie verstand. Letztes Wochenende waren wir nach langer Zei mal wieder gemeinsam zum Skifahren und ich schaute mir die ganze Geschichte mal etwas genauer an. Das Problem liegt einfach darin, daß sie beim gedrifteten oder gerutschtem Schwung den Ski mit etwas zu viel Kraftaufwand auf die Kante stellt, der Carvingski greift und beschleunigt, sie mit diesem Effekt aber überhaupt nicht klarkommt, da ihr herkömmlicher klassischer Ski in dieser Situation ihr das Tempo rausnahm. Kurz gesagt ihr wird die ganze Sache zu schnell.
Nachdem sie auch noch stürzte und sich wehtat
war es dann ganz vorbei mit dem tailliertem Ski. All meine Ratschläge und Hinweise nützten nichts. Am Tag darauf stand sie wieder auf ihrem 10 Jahre alten Atomic ARC und die Welt war wieder in Ordnung. Auf einen Carvingkurs hat sie keine Lust. Wir wollen sie auch nicht zu irgendetwas zwingen,
weil wir froh sind, daß sie trotz ihrer Knieprobleme immer noch mit uns die Liebe zum Skifahren teilt. Die verwendeten Carvingski waren übrigens normal taillierte Allroundcarver. Es wäre nett, wenn sich die Experten (Martina&Co) zu dieser Problematik äußern würden und mir den einen oder anderen Hinweis entgegenbringen.

MfG Raik

Martina
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Beitrag von Martina » 13.03.2002 07:19

Sorry, das müsste man sich "live" anschauen. Die Tips werden nicht die richtigen gewesen sein - nicht böse gemeint.
Aber im Grunde ist es ja nicht so furchtbar schlimm - hauptsache, sie hat Freude am Skifahren! Schlimm ist nur, wenn jemand verbiestert behauptet, dass Carver "für gar nichts" sind.
Schade ist es, weil deine Mutter vermutlich müheloser und sicherer und mit weniger Kraftaufwand Skifahren könnte mit Carvern.

Stefan
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Beitrag von Stefan » 13.03.2002 10:21

Hi,

es gibt Anticarver, das ist ja auch an sich nicht tragisch. Zu dem, was da eventuell der falsche Ansatz gewesen sein könnte : ?

Ein paar Tips fürs weitere Überzeugen:

- Der Ski und seine Form sind maßgeblich beteiligt. Wenn Deine Mutter einen Ski mit gleichmäßig parabolischer Seitenlinie hatte (oder noch schlimmer einen der Ski, die auf Heckzug gebaut wurden,) dann wundert mich das nicht. Ich empfehle Dir, mit Deiner Mutter mal einen Ski zu testen, wie (da fällt mir im Moment kein anderer Hersteller ein, der das so konsequent betreibt) den ELAN Integra. Diese Modelle haben zur Schwungeinleitung eine breite Schaufel und das Skiende ist leicht hochgebogen und !! SCHMÄLER !!. Dadurch wird dieser Beschleunigungseffekt nicht erzielt.
Due findest hier einen Skitest in dem ich selbst den Integra 6.0 testen konnte. Ich denke, mit einem Ski dieser Geometrie käme Deine Mutter sicher besser zurecht.

- Der älteste Carvingbefürworter hier im Forum war deutlich über 60 ! Es ist also keine Frage des Alters, sondern des Starrsinns (kannst ja ruhig erwähnen, daß jemand anders das so geschrieben hätte: 1. wirkts manchml Wunder und 2. Du darfst das nicht gesagt haben !;-) )

- Knieprobleme allgemeiner Art werden beim Einsatz eines auch nur leicht taillierten Carvingskis deutlich gemildert. Es erfordert weit weniger Kraft den Ski zu drehen, die blockierte Stellung der Knie ist nicht mehr (so deutlich) vorhanden. Eigentlich sollte das ein gutes Argument sein.

- Der Schuh: Wenn der Skischuh Deiner Mutter so alt ist, wie der Ski, dann kann auch das der fehlerauslösende Faktor gewesen sein. Ein ach so bequemer Schuh plötzlich gepaart mit einem reaktiven agileren Ski führt dazu, daß die Steuerung des Kanteneinsatzes nicht mehr so exakt ist, wie sie sein sollte.

- Zum Thema KEIN Carvingkurs: Deine Mutter fährt scheinbar leichte Rücklage (ist häufig so). Vielleicht sollte man (bitte sanft vorgehen) darin das Problem mal ansprechen (und so das Problem vom Ski auf die Person wälzen) und dann EIGENE Fehler (auch wenn nicht vorhanden) ins gleiche Licht rücken und einen gemeinsamen Kurs vorschlagen, das nächste Mal. Oder einfach den Lehrer buchen und der fährt erstmal nur mit, weil man sich ja gestern abend getroffen hat oder so ...
Fremden wird besser zugehört, von Fremden nimmt man Tipps an und Einheimische haben den subjektiven Kompetenzvorteil.
Der Vorschlag (wenn überhaupt) sollte nicht in einem Zusammenhang mit dem aktuellen Debakel stehen und sie darf nicht merken, daß das ein Skiunterricht ist, bis sie mittendrin ist. Man kann das vorher absprechen! (Habe ich auch schon mal so gemacht - is witzig, wenn nach etwas über 1 h der Betreffende erst feststellt oder mutmaßt, daß das ein echter Skikurs ist :wink:

Tja - mehr fällt mir im Moment dan auch nicht ein!

Gast

Beitrag von Gast » 13.03.2002 13:10

Das mit dem "Carven" ist so eine Sache. Man kann mit den Carvern genauso schlecht fahren wie schon immer. Das geht dann aber viel leichter. Ich glaube, man nimmt den Leuten den Spaß mit dem ständigen Hinweis, sie müssen alles anders machen. Wenn man merkt, das was geht, will man von selbst mehr - oder auch nicht. Vielleicht hatte die Mutti aber auch nur nach langer Zeit mal richtig gute Kanten.

Stefan
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Beitrag von Stefan » 13.03.2002 13:50

Ich glaube, man nimmt den Leuten den Spaß mit dem ständigen Hinweis, sie müssen alles anders machen.
Hi,
eben deswegen auch die Skiempfehlung - dann braucht sie nicht ALLES anders zu machen. Ist ja auch wirklich nicht vonnöten. Diese Radikalumstellung wär auch viel verlangt. In so einem Fall muß man eben in der Lage sein, das Material dem Fahrer anzupassen (so ist es ja eigentlich auch richtig herum). Wenn sie ben bestimmte Fahreigenheiten hat, dann darf man bestimmtes Material eben nicht verwenden.
Leichte Umstellungen werden aber nötig sein, vor allem was die enge Skiführung betrifft. Das ist eigentlich das Einzige, was raus muss aus den Köpfen. Ansonsten kann man tatsächlich genauso fahren wie vorher (alos mit Hoch/Tief-Gehen, umsteigen und Talskibelastung).
Schließlich wollen wir aus Mutti jetzt keinen Extremcarving-Puristen machen :lol:

Gast

Beitrag von Gast » 13.03.2002 14:21

Das mit eng darf man auch nicht so eng sehen. Denn bei der klassischen Technik sollte auch beim Umsteigen die Schaufel immer Schneekontakt haben. Bei der Schrittstellung gibts dann eigentlich keine Schere. Auch nicht mit Carvern. Egal. Wenn man einmal mitgekriegt hat wie der Ski auf der Kante läuft (morgens die erste Spur runter von Valthorens nach Meribel) dann ist man sowieso bekehrt

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Beitrag von Martina » 15.03.2002 08:14

Das mit dem eng muss man insofern eng sehen, weil die Schaufeln sonst aneinanderschlage bzw. übereinandern kommen. So kann man nicht skifahren, wenn man sich selbs auf der Schaufel steht! Das gleiche gilt fürs Ende des Skis, aber da ist die Taillierung nicht unbedingt so stark.

Stefan
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Beitrag von Stefan » 15.03.2002 09:08

Martina schrieb am 2002-03-15 08:14 :
Das mit dem eng muss man insofern eng sehen, weil die Schaufeln sonst aneinanderschlage bzw. übereinandern kommen. So kann man nicht skifahren, wenn man sich selbs auf der Schaufel steht! Das gleiche gilt fürs Ende des Skis, aber da ist die Taillierung nicht unbedingt so stark.
Das stimmt nur bedingt - wenn jemand wirklich überhaupt nicht seine alte Schule aufgeben will, dann braucht die Beinstellung nicht so erheblich breiter werden, da die Person mit einer Schrittstellung unterwegs ist, die das Problem ein wenig minimiert (NICHT: eliminiert !). Breiter werden ist dennoch - da stimme ich zu - NÖTIG!
Daher der vorgeschlagenen ELAN - ist dafür wie geschaffen.

Zum Gast: Es mag sehen, daß Du von Deiner Warte aus sagen kannst, dass man das nicht so eng sehen sollte - Du scheinst ja damit klarzukommen. Aber versetze Dich bitte in einen Skifahrer, der a) vermutlich älter ist, und nicht mehr so risikofreudig, also b) nicht mehr so experimentierfreudig, c) womöglich von den Medien verunsichert wurde und d) einen Stil aufgeben soll, der länger gepflegt wurde, als wir hier teilweise alt sind !!
Das sind Faktoren, die man eben eng sehen muss. Daher auch der Vorschlag mit dem Carvinglehrer. Der muss natürlich auch diesbezüglich einfühlsam sein, wie weit er gehen kann und wo der Lernwille überfordert wird.

Gast

Beitrag von Gast » 15.03.2002 09:25

Hi Stefan, ich bin besagter Gast, werde nächsten Monat 60. In meinem Bekanntenkreis fahren inzwischen fast alle (meist eher schlechte Skifahrer im gleichen Alter Carver). Und die fahren deutlich besser als vorher. Das muß nicht analysiert werden, das sieht man.
Ich selbst fahre auch nur mittelmäßig, bin aber ziemlich experimentierfreudig.
Gruß Bodo

Stefan
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Beitrag von Stefan » 15.03.2002 09:53

Gast schrieb am 2002-03-15 09:25 :
Hi Stefan, ich bin besagter Gast, werde nächsten Monat 60. In meinem Bekanntenkreis fahren inzwischen fast alle (meist eher schlechte Skifahrer im gleichen Alter Carver). Und die fahren deutlich besser als vorher. Das muß nicht analysiert werden, das sieht man.
Ich selbst fahre auch nur mittelmäßig, bin aber ziemlich experimentierfreudig.
Gruß Bodo
Hi Bodo,
da sieht man mal, wie man sich verschätzen kann mit dem Alter - aber das liegt wohl an der Exprimentierfreude. Das hält wohl jung :wink:
Das das nicht analysiert werden muß, ist mir klar. Diese Erfahrung habe ich ebenfalls mit allen Bekannten gemacht, die ich mal draufgestellt habe. Ich denke nur, um die ersten Ressentiments zu entkräften, sollte man schon auf die Gemütslage eingehen. Die paar cm breiter, machen es von Grundsatz her dann nicht mehr, weil der Fahrer mehr Vertrauen zum Material gewinnt.
Wichtig ist aber auch hier das Equipment. Ich denke, von Deinen eher schlecht skifahrenden Bekannten wird sich auch keiner einen Extremen (echten) SL-Race-Carver unter die Füsse schrauben :wink:.

Ich fände es im übrigen klasse, wenn noch mehr von Deiner Altersklasse hier ihre Erfahrungen preisgäben, weil man dann auch mal andere, als immer nur jugendliche und durch weniger (Ski-)Erfahrung geprägte Meinungen zum Thema zu bekommen - gerade für die, die noch unsicherer werden, wenn plötzlich so Antworten kommen, daß man sich eben bei 60° Schräglage mit 70 km/h in die Kurve legen soll ... :lol:
Carven hat ja noch mehr Aspekte !

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