Übungen für mehr Vorlage

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
beate
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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von beate » 27.02.2012 07:42

während ich bei den Kindern beobachte, dass sie selbst die steilsten Pisten schön in Rücklage runterpflügen können. Wie du auch schreibst "(wobei man sich immer wieder wundert, was in einer eingeschliffenen Rücklagehaltung alles möglich ist...)".
Das ist genau das, was ich und Martina geschrieben haben!
Sollte ein Kind im Pflug eine steile Piste kontrolliert bewältigen können, fährt es unter Garantie nicht in Rücklage!
Du meinst von aussen eine zu sehen!
Je kleiner die Kinder sind, desto heftiger sieht es nach Rücklage aus. Sie können anatomisch begründet aber nicht anders fahren! Das ist nichts, was man korrigieren muss! Ebenso wie die Pflugstellung. Sie verschwindet, je sicherer und balancierter das Kind fährt, immer mehr. Fühlt es sich in einer Situation unsicher, greift es unbewusst wieder darauf zurück.
Das ist völlig iO und IMO nichts, was ich wegtrainieren möchte!

Ich wundere mich eher bei Erwachsenen, was mit kaum Körpergefühl daraus resultierender, kaum variabler Position so alles möglich ist (= ich habe Skilevel 98 aber mit Blitzbuckeln am Nachmittag habe ich Schwierigkeiten. Soll ich mir einen anderen Ski kaufen?)
Ein bedingungsloses bestreben, zu früh ins parallele zu wechseln birgt bei allen Altersstufen gleichermassen die Gefahr, sich anzugewöhnen, die Kurven herum zu würgen (damit man die Zeit, die der Ski in der Falllinie fährt, minimiert).
Beate

Martina
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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von Martina » 27.02.2012 08:34

Dem kann ich mich anschliessen.

Uns hat während der Skilehrerausbildung mal ein Arzt gesagt, dass bei Kindern die Gelenkpfanne am Becken noch offener ist als beim Erwachsenen. Deswegen sei es für sie bequem und auch in Ordnung, in diesen extremen Pflug mit dem Hintern weit hinten unten zu gehen. Ob das so stimmt, weiss ich nicht, aber jedenfalls leuchtet es mir ein.

Jedenfalls ist diese Haltung m.E. nichts, was man korrigieren müsste. Wie Beate schreibt, das Kind erlangt mit der Zeit eine bessere Balance und der Pflug wird überflüssig. Da hilft mit der Zeit, wie schon oft erwähnt, viel fahren bei möglichst unterschiedlichen Voraussetzungen (also nicht immer in der Reihe in schönen Kurven den gleichmässigen Hang hinunter).
Allerdings entspricht diese Haltung nicht genau derjenigen, die im Schweizer Lehrmittel (das du erwähnt hast) abgebildet ist.

Eine Rücklagehaltung, die ich bei Kindern manchmal beobachte, ist (wie schon oben erwähnt), die mit überstreckten Knien und dann mit dem Rist in den Skischuhen "hängend". Das sieht man eher bei grösseren, unsicheren Kindern udn oft tragen diese Heckeinsteiger.
Offene Schuhe würde auch ich bei Kindern nicht ausprobieren.

Gegensatzerfahrungen bringen bei Kindern meiner Erfahrung nach wenig, da sie solche Dinge nicht rational angehen.

Wenn du an einer Schweizer Skischule bist: Was sagt dein Ausbildungsleiter zu dem Thema? Das wäre ja eigentlich die Ansprechperson.

Martina
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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von Martina » 27.02.2012 08:52

Was ich mir jetzt grad noch überlegt habe:

Wenn du Skischule gibst und noch nicht soo viel Erfahrung hast, dann ist es vermutlich wenig sinnvoll den Eltern,die "Rücklage" monieren, zu sagen: Ihr braucht euch nicht kümmern, wir müssen dazu keine Übungen machen, das verschwindet von selbst.
Vor allem, wenn dieser Tipp von zwei dir persönlich nicht bekannten Forumsschreiberinnen unbekannter Qualifikation stammt. ("Wie kommst du darauf?" ""Habe ich in einem Internetforum gelesen!" :o )

Dafür braucht es Erfahrung und einen sehr sicheren Blick dafür, was tatsächlich die Ursache der Haltung ist und worum es sich handelt. Hat man diese, dann kann man es den Eltern gut erklären.
Hat man sie noch nicht, dann kann man den Eltern trotzdem erklären, dass das mit der Zeit besser werden wird - und dass man natürlich Übungen zu diesem Thema macht. Und dann macht man halt "Übungen". Von mir aus lieber Bewegungsaufgaben, die eine gute Position begünstigen als ekomplizierte "korrektive" Übungen. Einmal den Adler machen hilft vermutlich kaum was und kann problemlos im Schuhschaft hängend ausgeführt werden. Ist das Kind aber einen grossen Teil der Skischulzeit mit Situationen konfrontiert, wo eine gute Balance wichtig ist, dann wird das "hinten hängen" verschwinden, sofern das Kinde (körperlich, technisch) so weit ist!

2210St

Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von 2210St » 27.02.2012 14:02

Hallo Martina,
die Info von dem Arzt find ich sehr interessant. Kannst du dich noch an weiteres erinnern? Das würd ich gern mal genauer nachlesen, v.a. ab welcher Entwicklungsstufe diese anatomische Gegebenheit sich ändert.
Ansonsten würd ich gern zu der Ausgangsfrage zurückkehren und mich freuen, wenn hier noch die ein oder andere Übung präsentiert wird, die einen Schüler - welchen Alters auch immer - in einer Vorlage fahren lässt.
Gruß
stefan

Martina
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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von Martina » 27.02.2012 14:27

Das war in einem Kinderskilehrerkurs anno 1991!

Du willst wirklich keine weiteren Infos liefern bzw. auf unsere Fragen/Anregungen eingehen, sondern einfach deine Übungssammlung vergrössern?

ElliB
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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von ElliB » 27.02.2012 19:55

Hallöchen,

also ich kenne kleine Kinder zwischen 4 und 5 Jahren die in Rücklage fahren, und welche die es nicht tun. Das heißt, es kann nicht biologisch begründet sein, denn sonst würde das nicht möglich sein.

Als "Übungen" finde ich mit Kinder auch die Variation der Geländeformen am besten. Ich habe das Gefühl, wenn sie durch die Buckel und in den natürlichen "Halfpipes" fahren, ihre Körperposition am besten "korrigiert" im Sinne von optimiert wird. Auch Sprünge finde ich eine gute Möglichkeit, damit Kids ihre Körperposition erfahren und automatisch verändern lernen.

Meine Meinung nach müssen Kinder im Skiunterricht keine "Übungen" im Klassischen, oder Erwachsenen-, Sinne fahren. Ihnen ist mehr geholfen, wenn sie Spass am Ski fahren haben udn quasi nebenbei ihre Technik verbessern. Helfen tut es meiner Erfahrung nach auch viele Schrägfahrten zu machen ... so kriegt man sie sogar unbewusst teilweise zum Carven.

Ich habe den Kinderunterricht jeden Tag unter einem anderen Motto bestritten. Bspw. einen Tag "Besuch im Zoo" - so groß wie ein Löwe, so gerade wie ein Erdmännchen, ... das bringt Variation, die Kinder können es sich vorstellen und sie bewegen ihre Beine (manchmal zumindest). Möglich ist auch "ein Tag im Urlaub", "Geschichte" (einfach was ausdenken, im Sinne von: "wir laufen durch den Wald, auf einmal kommt ein Ast, wir müssen uns ducken .... dann kommen viele Bäume, um die müssen wir herum, ....)

bei Erwachsenen hilft: mit der großen Zehe des Außenbeins eine Weintraube zerdrücken. und die Zehen anziehen (Rücklage) bzw. besser! die Zehen während des Fahrens runterdrücken. Außerdem versuche ich immer das Gefühl der Fusssohle zu erfahren, Ballen, Ferse und die goldene Mitte. Dann weite ich das Ganze auf die Wade und das Schienenbein aus. und Ende des Lieds: ist es die Goldene Mitte zu finden. Das ist wie im wahren Leben, es immer ein Wechselspiel zwischen Vor- und Rücklage und Ziel soll es sein, immer wieder in die Goldene Mitte, die neutrale Position zurückzufinden, egal welche Schwierigkeiten auftreten.

Leider habe ich auch nicht die TOPübung für die Vorlage parat ... nur Ideen!

Frohes Fahren, Elli

Martina
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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von Martina » 28.02.2012 09:39

ElliB hat geschrieben:also ich kenne kleine Kinder zwischen 4 und 5 Jahren die in Rücklage fahren, und welche die es nicht tun. Das heißt, es kann nicht biologisch begründet sein, denn sonst würde das nicht möglich sein.
Bist du sicher?
Du schreibst das so absolut. Es muss nicht sein, dass diese anatomische Voraussetzung die Kinder zwingt, in Rücklage zu fahren. Ich habe oben geschrieben: "Deswegen sei es für sie bequem und auch in Ordnung, in diesen extremen Pflug mit dem Hintern weit hinten unten zu gehen."

Dass etwas "bequem und in Ordnung" ist, bedeutet nicht, dass es die einzige Möglichkeit ist. Ausserdem ist das keine Rücklage, sondern eine andere Pflugposition als die der Erwachsenen.

Sobald die Kinder einen deutlich kleineren Pflug brauchen stehen sie auch aufrechter. Vielleicht nimmst du das dann als "keine Rücklage" wahr?

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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von Der Daus » 29.02.2012 00:59

Das mit der Anatomie interessiert mich jetzt. Es gibt also Kinder, die sowohl mit, als auch ohne die (ich nenne sie jetzt mal) verstärkte Rücklage fahren. Demnach könne dies nicht körperbaubedingt auftreten. Wie verhält es sich aber mit angeborenen oder postnatalen Fehlstellungen im Hüftgelenk oder in den Beinen, die sich mit der Zeit rauswachsen? Die Häufigkeit solcher Fehlstellungen liegt je nach Region im zweistelligen Prozentbereich.

Stefan
Hier kommt normalerweise ein schlauer Spruch hin, was?

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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von M.H. » 29.02.2012 07:26

ElliB hat geschrieben:Hallöchen,

also ich kenne kleine Kinder zwischen 4 und 5 Jahren die in Rücklage fahren, und welche die es nicht tun. Das heißt, es kann nicht biologisch begründet sein, denn sonst würde das nicht möglich sein.
Die Biologie sieht auch vor, daß das Knochenalter von Kindern nicht einheitlich ist (die Literatur spricht hier von bis zu zwei Jahren unterschied). Hier von unmöglich zu sprechen ist etwas gewagt :)
Der Daus hat geschrieben:Wie verhält es sich aber mit angeborenen oder postnatalen Fehlstellungen im Hüftgelenk oder in den Beinen, die sich mit der Zeit rauswachsen?
Das ist zwar keine Fehlstellung bezeichnen, aber der Winkel zwischen dem Oberschenkelschaftknochen und dem Oberschenkelhalsknochen ist beim Kind allgemein höher als beim Erwachsenen. Auch der Antetorsionswinkel ist bei Kindern höher, das sieht man teilweise auch an Sitzpositionen die Kinder ohne Probleme einnehmen (z.B. Najadensitz) die von einem Erwachsenen aber eher als Unbequem empfunden werden.

Diese unterschiedlichen Achsverhältnisse führen halt auch dazu, daß unterschiedliche Möglichkeiten der Kraftübertragung über das Hüftgelenk da sind.
den Schnee auf dem wir alle talwärts fahren
kennt heute jedes Kind

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Re: Übungen für mehr Vorlage

Beitrag von Martina » 29.02.2012 08:38

Der Daus hat geschrieben:Das mit der Anatomie interessiert mich jetzt. Es gibt also Kinder, die sowohl mit, als auch ohne die (ich nenne sie jetzt mal) verstärkte Rücklage fahren.

NEIN! Himmel, wenn euch das interessiert, dann lest doch bitte meine Aussagen genau.


Ich wiederhole nochmal, ich habe geschrieben:
"Deswegen sei es für sie bequem und auch in Ordnung, in diesen extremen Pflug mit dem Hintern weit hinten unten zu gehen."


Das heisst, für (kleinere) Kinder ist eine andere Pflughaltung als für Erwachsene bequem.


Kinder können erstens leichter einen sehr breiten Pflug machen. Ich glaub, das hängt damit zusammen, dass sie im Normalfall einfach beweglicher sind als Erwachsene. In diesem sehr breiten Pflug hängen sie oft mit dem Hintern nur knapp über dem Boden. Ein Erwachsener würde, wenn er überhaupt in diese Position käme und keinen Krampf hätte, wohl sofort auf den Boden plumpsen.
Also muss diese Haltung wohl eine Folge der noch anderen Anatomie der Kinder sein (Wenn ich mich jetzt nicht sehr irre, ist das soweit ein Fakt. Ich kann allerdings nicht sicher sagen, was genau der anatomische Unterschied ist. Hierzu hat uns eben dieser Arzt gesagt, dass es an der Gelenkpfanne am Becken liegt. Aber an sich ist das auch egal).
Obwohl die Kinder in dieser Haltung weit hinten unten "sitzen", ist es keine "Rücklage", die man korrigieren müsste. Das ist ein Erfahrungswert.
Es ist nämlich so, dass die Kinder - wie auch die Erwachsenen - mit der Zeit einen weniger breiten Pflug brauchen. Sobald das Gleichgewicht beim skifahren besser entwickelt ist und der Bewegungsablauf stimmt, dann braucht der Fahrer eine weniger breite Standfläche.
Macht das Kind einen weniger breiten Pflug, so kommt auch der Hintern weiter hoch, somit der KSP weiter nach vorne und es sieht somit nicht mehr aus wie "Rücklage".

Ein grosser Unterschied zu den meisten Erwachsenen ist, dass für (kleinere) Kinder der (breite) Pflug sehr bequem ist. Das bedeutet, dass (kleinere) Kinder oft eine ganze Weile brauchen, bis sie den Pflug können (länger als Erwachsene). Wenn sie den dann aber können, dann fahren sie damit praktisch jede Piste runter - und zwar in einer Haltung, die uns Erwachsenen schon beim zuschauen wehtut und ausserdem noch nach Rücklage aussieht. Nochmal: Meiner Erfahrung nach und auch dieser meiner Kollegen muss diese Position nicht "korrigiert" werden, sie ändert sich von selber, wenn der Pflug schmaler wird.

Und wie M.H. wohl richtig schreibt: Auch Kinder entwickeln sich nicht alle gleich schnell und es gibt auch Unterschiede im "Knochenalter".

Hier, beim hinteren, sieht man es ein bisschen. Das ist aber alles andere als extrem!
Hier noch ein Beispiel - alle drei ok. Der mittlere fährt im "offenen Pflug" (Spitzen nicht mehr zusammen, aber breite Standfläche). Sei KSP ist schon weiter vorne. Die hinterste ist grad knapp am Limit, musste ev. bremsen, wird sich vielleicht hinsetzen, aber auch problemlos aus dieser Position wieder aufstehen (für uns Erwachsene: Autsch!)

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