Kurzschwung: Hoch vs. Tiefentlastung?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
macki

Kurzschwung: Hoch vs. Tiefentlastung?

Beitrag von macki » 19.01.2006 16:05

Hallo Forum,

eine Bitte an Euch:
Ich lese sehr oft das man Kurzschwünge mit "Hoch"- und/oder "Tief"entlastung fahren kann/soll.

Durch die Suchfunktion finde ich zwar sehr viel darüber, aber komme nicht befriedigend mit den unzähligen Beiträgen zurecht.

Könnte hier jemand eine "kurze" und "verständliche" Gegenüberstellung der beiden Fahrweisen zum besten geben?

Wäre eine tolle Sache.
happing skiing!
Macki.

Macki

Beitrag von Macki » 19.01.2006 16:09

Achja, völlig vergessen.
Wäre super wenn die Erklärungen einigermaßen "anfängertauglich" wären.
Ich gestehe, dass ich mit diesen beiden Begriffen bis, dato zumindest, absolut nichts anfangen kann. Vielleicht fahre ich ja schon lange mit dem einen oder anderen Fahrstil, und weiß es nur noch nicht...... :D

Vielen Dank im Voraus!
Macki

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Hosky
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Beitrag von Hosky » 19.01.2006 16:40

Hallo Macki,

„Kann“ trifft es wohl eher, mit dem heutigen Material ist es zumindest im flachen bis mittelsteilen Gelände nicht unbedingt notwendig. Dort reicht ein schnelles Umkanten „Kippen der Unterschenkel“ und Einnahme der Kurvenlage idR aus. Schau mal auf die Lehrplan-Seiten hier, dort ist das ganz gut beschrieben. Im Steilen sieht es schon etwas anders aus, dort braucht man schon eine gute Technik, um ohne Entlastung Kurzschwung zu fahren. Von daher gilt für Lernende hier eher "soll", bis man es eben kann :wink:

Aber Du wolltest ja eine Gegenüberstellung Hoch-/Tiefentlastung. In beiden Fällen macht man sich die Trägheit des Körpers (Massenträgheit) zunutze, um eine Entlastung der Ski zu erzielen.

Hochentlastung: Aus Sprung-, Knie- und Hüftgelenk mehr oder weniger dynamisch vorwärts-talwärts aufrichten. In dem Moment, wo die Hochbewegung gebremst wird (also gegen Ende der Hochbewegung), tritt eine Entlastung der Ski ein, die man dazu nutzt, die Ski unbelastet umzukanten und ggf in die neue Richtung zu drehen. Beim anschliessenden dosierten Tiefgehen kann man den Steuerdruck recht gut kontrollieren. Wird die Hochentlastung zu dynamisch ausgeführt, so resultiert sie meistens in einer Rutschphase am Anfang des Schwungs und damit schlechter Steuerqualität, aber erlaubt eben auch, unter schwierigen Bedingungen die Kurve einzuleiten. Die Steigerung in extrem steilen Gelände ist letztlich das Umspringen. Die Hochentlastung erlaubt eine stärkere Entlastung als die Tiefentlastung und war lange Zeit Standard in den meisten (Kurz-)Schwungvarianten.

Tiefentlastung: Hierbei startet man in einer eher aufrechten Position und beugt Sprung-, Knie- und Hüftgelenk zur Schwungeinleitung. Im Gegensatz zur Hochentlastung wirkt aber die Entlastung direkt während der Beschleunigung nach unten (nicht beim Abbremsen der Tiefbewegung) und nur für nur eine kurze Zeit, die man zum Umkanten der Ski nutzt. Durch das Abbremsen der Tiefbewegung entsteht kurz darauf ein höherer Kantendruck, den man zum Ansteuern der Kurve verwendet. Ein dosiertes Aufrichten bzw Strecken erlaubt die Kontrolle über den weiteren Schwungverlauf. Die Tiefentlastung ist nicht so wirksam wie die Hochentlastung, erlaubt aber meist ein schnelleres Umkanten (in der tiefen Position ist man beweglicher als gestreckt) und ermöglicht durch den direkt danach folgenden Druckaufbau die Minimierung der Rutschphase.

Grüße,
Hosky

Martina
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Beitrag von Martina » 19.01.2006 18:22

Ergänzend kann man vielleicht sagen,dass man zum Kurzschwingen lernen am einfachsten ein ausgeprägtes Hochentlasten einsetzt - vor allem, damit man am Ende der Kurve die Beine stark beugen kann. So ist es einfacher, die Ski stark aufzukanten.

Beim sehr guten Kurzschwingen wird eher ein laterales (seitliches) Wegstrecken und wieder anziehen der Beine angestrebt, was nicht im eigentlichen Sinne ein Tiefentlasten ist.

Es gibt dann noch die Möglichkeit, ein "echtes" Tiefentlasten zu fahren, aber das ist nicht mehr unbedingt das, was sich Otto Normalskifahrer unter Kurzschwingen vorstellt (es gibt hier irgendwo eine schöne Sequenz, wo Nicola das fährt).

Macki

Beitrag von Macki » 19.01.2006 19:10

Super herzlichen Dank!

Damit kann ich mal was anfangen und werde beim nächsten Mal genau darauf achten "was" ich da so mache. Lasse ich mir das in Ruhe durch den Kopf gehen, wird das einer Hochentlastung sehr ähnlich sein, jedoch habe ich mir angewöhnt die Ski quasi "locker unter dem Körper durchlaufen" zu lassen und "in der Kurve" einmal "in die Knie gehend" den Druck dosiere, zum anderen durch den Beugewinkel von Hüfte und Knie die Kurve "aussteuere". Mehr an Erklärung erspare ich Euch besser, dazu fehlt mir eindeutig das nötige Fachwissen, wie man bestimmte Körper- und Skihaltungen bezeichnet.

Noch eine kurze Frage:
In einem Lehrvideo auf dieser Seite wird von einer Skilehrerin (Beate?) Kurzschwung gezeigt. So wie ich Eure Erklärungen nun deute fährt Sie mit Hochentlastung. Ist das so korrekt "gesehen"?

happy skiing!
Macki

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Beitrag von beate » 19.01.2006 19:54

Hallo Macki,
das auf dem Video ist Martina
Das hat sie auf die Frage zur Hoch/Tiefentlastung geantwortet:
bei sehr gutem Kurzschwingen wird eher ein laterales (seitliches) Wegstrecken und wieder anziehen der Beine angestrebt, was nicht im eigentlichen Sinne ein Tiefentlasten ist.
und das fährt sie in den Kurzschwüngen auf dem Video
Gruß
Beate

Macki

Beitrag von Macki » 19.01.2006 21:55

Beate, danke für die Richtigstellung.

Das Thema lässt mich nicht so schnell los und möchte noch eine Frage anstellen.

Ein paarmal bin ich ohne Stöcke gefahren und muss sagen das mir das immer mehr Spaß macht. Ist hier ja auch auch ein großes Thema. Nachhaken möchte ich aber im Bezug auf den Kurzschwung. Driften und auch das Fahren auf der Kante bereitet keine Probleme, ganz im Gegenteil. (Carven sage ich mal bewusst nicht, da mein fahren weit von dem entfernt ist, was Ihr hier so diskutiert)
Jedoch bei Kurzschwüngen will sich bei mir absolut kein flüssiger Rhythmus einstellen, ja fühle mich dabei -ohne die Stöcke- irgendwie verkrampft. Das Ergebnis ist dann mehr ein querstehendes Abrutschen als vernüftiges, kontrolliertes Skifahren.

Ist das in der Umgewöhungsphase zum "stocklosen fahren" normal oder fährt man Kurzschwung "ohne Stöcke" denn wirklich wesentlich -im Bezug zu Skiführung, Körperhaltung usw.- völlig anders, als mit?

So, nun aber genug genervt.. ähm gefragt. :wink:

happy skiing
Macki

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Beitrag von Martina » 20.01.2006 08:10

Für die meisten ist Kurzschwingen ohne Stöcke einfach schwierig - was nicht heissen soll, dass man es nicht fahren soll, im Gegenteil!
Gerade für den Rhythmus ist ein reglemässiger Stockeinsatz für viele sehr hilfreich. Aber eben gerade deswegen ist es auch sinnvoll, das Ganze ohne Stöcke zu üben!
Du kannst z.b. ohne Stöcke Kurzschwingen mit Armkreisen probieren: Pro Schwung Arme einmal kreisen lassen, bei der Auslösung nach oben, bei der Steuerung nach unten.
Oder mal mit verschränkten Armen KUrzschwingen oder mit Armen auf dem Rücken oder wie ein Seiltänzer auf der Seite.
Oder die Arme auch einfach locker hängen lassen.

Macki

Beitrag von Macki » 20.01.2006 09:01

Guten Morgen Martina,

na das beruhigt doch ungemein wenn ich hier lese, dass ich anscheinend nicht die einzige mit Problem(ch)en beim "stocklosen" Kurzschwung bin.
:-D

Dann werde ich mal Deine Tipps am Wochenende in die Praxis umsetzen!

happy skiing
Macki

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Beitrag von Martina » 20.01.2006 13:16

Viel Vergnügen!

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