Einleiten von Carvingschwüngen

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
urs
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Einleiten von Carvingschwüngen

Beitrag von urs » 24.10.2005 21:48

beim thread "techskicoach" habe ich es schon kurz angesprochen, denke aber, dass es ein eigenes thema wert ist.

die frage lautet, wie leite ich am besten einen carvingschwung ein, über füsse/knie, die hüfte oder den oberkörper. wo liegen die vor und nachteile?

als ich mit carven anfing, bin ich mit starkem hüftknick gefahren. ich hab auch durch verschieben der hüfte die skies aufgekantet. beim versuch, mehr über lage, d.h. gestreckte kurven zu fahren, kam der impuls vom oberkörper aus. ein nebeneffekt war, dass ich mich gerade in flacheren passagen zu schnell in die kurve legte und plötzlich nur noch auf dem innenski stand. beim letzten carving-training meinte der skilehrer, dass die skies am besten von den füssen her aufgekantet werden und der restliche körper der bewegung folgen soll.

wie sind eure erfahrungen mit den verschiedenen arten?

gruss urs

Martina
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Beitrag von Martina » 24.10.2005 21:57

Darf ich die Frage gleich noch etwas weiterspinnen:

Nicht nur mit welchem Körperteil
sondern auch mit welcher Bewegung
leitet ihr eine Kurve ein?

So kann ich z.B.
- die Füsse drehen
- den Körper von der Hüfte an abwärts drehen
- den Körperschwerpunkt verschieben
- die Beine verschieben (Längsachse)
- etc. etc.

(Ich hoffe, ich mach hier keinen Durcheinander, Urs, schreib´s mir sonst, dann lösche ich...)

Gast

Beitrag von Gast » 24.10.2005 22:10

Martina hat geschrieben:(Ich hoffe, ich mach hier keinen Durcheinander, Urs, schreib´s mir sonst, dann lösche ich...)
ne, ne, du machst es nur etwas komplizierter :wink:. aber einfach zur klarstellung, es geht mir vorerst nur um gecarvte schwünge, also kein driften.

gruss urs

urs
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Beitrag von urs » 24.10.2005 22:11

heute steh ich mit dem compi wirklich auf kriegsfuss :evil:.

Yeti
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Re: Einleiten von Carvingschwüngen

Beitrag von Yeti » 25.10.2005 00:10

urs hat geschrieben:...die frage lautet, wie leite ich am besten einen carvingschwung ein, über füsse/knie, die hüfte oder den oberkörper. wo liegen die vor und nachteile?
Mir fallen dazu auch erst mal nur Fragen ein:
Was will ich durch die Schwungeinleitung bestmöglichst erreichen?
Was ist das Ziel der Schwungeinleitung?

Um die Frage nach der besten Schwungauslösung beantworten zu
können, muss meiner Meinung nach zuerst klar sein, wie das Ergebnis
der Schwungauslösung aussehen soll! Sprich, wie sieht die "beste" Kurvenfahrt aus.

Habe ich eine Vorstellung von der "besten" Endstellung (Kurvenfahrt),
kann ich die Schwungeinleitung dahingehend optimieren :wink:.

Ich möchte das ganze am Beispiel Taijiquan erklären. Ist das Ziel meiner
Endstellung das "Stossen mit beiden Händen bei stabilem Stand", so
richte ich die vorbereitende Bewegung (Energie) genau auf diesen Punkt
aus.

Die Frage nach der besten Schwungeinleitung ist also gleichzeitig auch
die Frage nach der besten Kurvenposition... :wink:

Yeti

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ivan
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Re: Einleiten von Carvingschwüngen

Beitrag von ivan » 25.10.2005 00:18

urs hat geschrieben: die frage lautet, wie leite ich am besten einen carvingschwung ein, über füsse/knie, die hüfte oder den oberkörper. wo liegen die vor und nachteile?
ich beziehe mich jetzt lieber nur auf die ursprüngliche einfachere frage

ich glaube, dass es sich - wenigstens in der fahrpraxis eines fortgeschrittenes skiläufers - um kein entweder-oder handelt und dass mehrere "methoden" an der besagten schwungeinleitung zugleich teilnehmen (können).

füsse: zB "kleinzehengriff", bei Harald Harb "Phantom Foot" genannt, allein reicht nicht, obwohl er theoretisch und auch in langsamerer "schul"fahrt als starterbewegung funktioniert

aussenknie: die alte geschichte, trotzdem immer noch nicht abgeschrieben, zB als feindosierung oder auch im rennlauf zur erhöhung des aufkantwinkels, ohne den KSP extrem nach innen verlegen zu müssen

innenknie: interessant, in neustem SPORTS-Skimanual von Uwe Kühn als starterbewegung der beine beschrieben ("innenknie zeigt in die kurve - damit wird in der regel die kleinzehenkante... belastet...)

hüfte: ja, aber nicht ohne kippen
zuerst kippen, erst dann knicken? (wie die Schweizer sagen)
oder beides zugleich, wird zu einer komplexen bewegung bestehend aus kippen und knicken
mal so, mal so
je nach der situation...

wenn aber für die unterrichtspraxis eine einfache faustregel gesucht wird, überlasse ich alles den skilehrern

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extremecarver
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Beitrag von extremecarver » 25.10.2005 02:43

Kommt auf den Radius des Skis an!

sehr vereinfacht.

Ich leite auf den Slalomski den Schwung meist mit sehr aktivem Cross Under ein. Also das durchziehen der Ski unter meinem Körper. Wenn der Ski auf der anderen Seite angekommen ist, lege ich mich zusätzlich hinein, um noch mehr Druck ausüben zu können. Das ganze ist natürlich mit starkem Hüftknick verbunden, den Oberkörper drehe ich auch in Schwungrichtung ein, wobei dies etwa synchron mit der Drehung passiert, also auf keinen Fall Gegenrotation.
---Ab und zu probiere ich mein hereinspringen in den Schwung vom Snowboarden auf Ski umzusetzen. sprich ich federe aus dem alten Schwung heraus und ziehe die Skier durch die Luft auf die andere Seite, um sie gleich aufgekantet in den Schnee "hereinzuschlagen", gleichzeitig drehe ich mich ein par Grad, so dass ich sofort vollen Druck habe. Irgendwie gelingt mir das auf dem Board jedoch viel besser. Die Skier bekomme ich so maximal 15-20cm hoch in die Luft, und ich kann sie nicht aktiv genug hereindrehen. Schauts euch einfach mal ein Snowboardrennen an, dann versteht ihr was ich meine, denn meine Erklärung ist sehr dürftig. - Diese Technik ist zwar selbst am Snowboard etwas veraltet (seit 1-2Jahren wird immer häufiger angedriftet statt hereingesprungen - = selber Zweck - einen kürzeren Radius fahren als das Board eigentlich erlaubt) aber lag mir am Board immer recht gut. Auf Ski verliere ich dadurch subjektiv Zeit.

Für einen Ski ab 25m+ brauche ich allerdings auch schon mehr Cross Over, also mit dem Körper über den Ski hinweggehen, da ich beim Cross Under alleine die Ski kaum in die Kurve kriege, die fahren dann einfach nicht schnell und stark genug in die Kurve (evtl liegt dies an fehlender Technik, wobei bei SuperG/Downhill dann auch die Profis fast nur mehr Cross Over fahren). Evtl. müsste man mit "schnellen" Ski einfach noch viel aktiver aus dem alten Schwung herausfedern, so dass man weniger Zeit für das Umlegen braucht.


Für mich kann man dies nicht auf Körperteile trennen. Denn entweder lege ich mich in den Schwung herein, dies geschieht dann meist mit recht starkem Oberkörper/Hüfteinsatz und der Hüftknick kommt wenn dann erst später dran, oder ich ziehe die Skier unbelastet unter mir durch, wobei dann Hüfte und Oberkörper erst nach der Einleitung aktiv werden.

Schrittstellung? - das mache ich ohne zu denken, da kenn ich mich nicht aus. Ich weiß nicht einmal ob ich Schrittstellung benutze.


Ein Verschieben der Hüfte über den Ski ohne diesen zu entlasten kann ich mir schwer vorstellen. Belastet kann ich mich nur aktiv und eher langsam über die ski bewegen - dies kostet jedoch viel Zeit - Ist für entspanntes Fahren ohne Zeitdruck jedoch super.

Das die Schwungeinleitung rein von den Füßen herkommt ist IMO unmöglich. Da muss vorher zumindest ein aktives oder passives Entlasten/Belasten stattgefunden haben.

P.S. Ich gehe bei meiner Erklärung von reinem Carven aus, das heißt ich habe so gut wie keine Zeit die ich auf flachen Ski verbringe, das Einleiten eines Schwunges separat zu betrachten ist dementsprechend eigentlich verkehrt. Vielmehr müsste die Fragestellung auch das Ausleiten des Schwunges miteinbeziehen. Beides geht zusammen einher.
Und natürlich hängt dieser Prozess auch von der gewünschten Kurvenposition ab, und vom gewünschten Radius.
Möchte ich nicht den absolut kürzesten Radius fahren, dann muss das ganze anders aussehen, ich denke gerade in diesem Fall verschenkt man einige Sekunden wenn man kein sehr guter Rennläufer ist.
innenknie: interessant, in neustem SPORTS-Skimanual von Uwe Kühn als starterbewegung der beine beschrieben ("innenknie zeigt in die kurve - damit wird in der regel die kleinzehenkante... belastet...)
Dies mache ich erst wärend dem Schwung um den Radius zu variieren, nicht bei der Ausleitung/Einleitung - ich kann es mir so recht schwer vorstellen.


BTW: Beim letzten Snowboardrennen in Sölden PGS - wurde von einigen Fahrern mehr gedriftet, als ich es jeh von Skifahrern während den letzen Jahren gesehen hab. Die Snowboarder die das carven sozusagen erfunden haben, wenden sich jetzt schon wieder davon ab, bzw es wird bildlich gesehen nur von 1Uhr bis 5 Uhr gecarved (bzw 7Uhr bis 11Uhr). Nicht jedoch von 5Uhr bis 7Uhr und von 11Uhr bis 1Uhr. - Dies erfordert wiederum eine andere Ausleitung/Einleitung
schnell, riskant, vielseitig bergab
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Speeeed

Beitrag von Christoph-Wien » 25.10.2005 09:39

Ich empfehle verdammt viel speeeed

Christophe-Vienne :zs:

beate
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Beitrag von beate » 25.10.2005 10:20

In Deutschland werden Carvingschwünge meist über die Knie eingeleitet -> beide Knie werden in Kurvenrichtung geknickt/gekippt. In der Schweiz ist es eher eine Kombi aus verschiedenen Bewegungen. In der Praxis war es so, dass viele meiner Schüler Probleme mit der isolierten Bewegung, wie ich sie vom deutschen Lehrweg her kannte, haben.
Ich persönlich löse einen Carving Schwung meist über eine Knie/Hüftknickbewegung mit ein wenig vordrehen des Oberkörpers ein. Ich empfinde dies als harmonisch / fließend und direkt in der Auslösung, trotzdem habe ich das Gefühl für die Ski, ohne sie rumwürgen zu müssen. Beim fahren über die Lage, also das hineinkippen des ganzen Körpers in die Kurve, fehlt mir immer der letzte "Kick" Selbstvertrauen um ein wirklich positives Gefühl dafür zu entwickeln -> ich empfinde die Position an sich als eher instabil
Ich finde das sehr schwer zu erklären und hoffe es ist verständlich, was ich meine.
Viel speed benötige ich beim carven nicht. Auch bei sehr langsamer Fahrt z.B. zu Demozwecken, kann ich die Bewegungen sauber ausführen und einen Carving Schwung fahren, natürlich ohne die hohen Aufkantwinkel und Schräglagen, die cool sind und gern bestaunt werden
Beate

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Liebe Martina

Beitrag von Christoph-Wien » 25.10.2005 12:13

"- die Füsse drehen
- den Körper von der Hüfte an abwärts drehen
- den Körperschwerpunkt verschieben
- die Beine verschieben (Längsachse)
- etc. etc."

Du, Martina, klingt alles eher nach einem Tantra-Experiment.
Wie kann ich mich aus dieser Stellung mit verdrehten Füßen und in der Längsachse verschobenen Beinen wieder befreien?
Ruf ich den Notarzt?

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