Wenn ohne Stöcke, welche Haltung nehmen die Arme ein?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
tommy_textilbremse
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Wenn ohne Stöcke, welche Haltung nehmen die Arme ein?

Beitrag von tommy_textilbremse » 13.10.2003 11:55

TAch zusammen + schönen Wochenanfang euch allen :-)

Freitag war ich nach einer kleinen Ewigkeit mal wieder auf dem "Neusser Gletscher"! Habe dort mal wieder Kurzschwünge mit Stockeinsatz eifrig geübt und weil das so langsam bei mir besser wird, bin ich dann auch gleich MIT STÖCKEN weiter gecarvt. Danach versuchte ich es mal OHNE Stöcke aber das Gefühl war erstaunlicher Weise nicht mehr so gut... upps :roll:
Dazu muss ich noch erwähnen, das ich versucht habe mal bewusst ohne Obertkörperrotation zu Carven!

Nun nehme ich dies mal zu Anlass um euch mal auf eure stocklose Armhaltung, pro + contras, usw. anzusprechen. Also meine Armhaltung ist zumeist der "Flieger" weil ich denke das ein hohe Armhaltung unnötiges schneegreifen verhindert....

Wie "sieht" es bei euch aus?

LG
tommy
Man muss nicht unbedingt Skifahren können um dabei Spass zu haben aber es schadet auch nicht dies zu lernen!

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nicola
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Beitrag von nicola » 13.10.2003 15:44

hallo thommy,

mein lieblingsthema :lol:

was du am besten mit deinen armen machst - oder sie mit dir, kannst du nur selbst herausfinden. die vorlieben und individuellen zweckmaessigkeiten sind sehr, sehr unterschiedlich.

also am besten zuerst im ganz flachen ausprobieren.

du solltest mit den armen keine haltung einnehmen, sondern sie so relaxed mit deiner gesamten bewegung mitschwingen lassen,als wuerdest du barfuss am sandstrand spazieren gehen
[ externes Bild ]

lass deine schultern locker, achte darauf, dass deine oberarme nicht am oberkoerper anliegen. der fahrtwind sollte (bildlich gesehen :D ) deine achselhaare streifen. lass deine finger locker, ja keine faust.

du kannst jetzt zuerst herausfinden was mit deinen lockeren armen passiert, wenn sich dein rumpf bewegt - wohin sie mitschwingen.

dann kannst du versuchen herauszufinden was sich tut wenn du mit dem schwung deiner arme (entweder einarmig diagonal - wie beim gehen oder beidarmig über die koerpermitte - als wuerdest du mit beiden haenden etwas von einer seite zur anderen heben, einen achter vor deinem koerper in die luft malen etc.) die gewichtsverlagerung unterstuetzt.
versuch mal ob du unterschiede bemerkst ob die handflaechen zum schnee oder zum himmel zeigen.

dann nimm zur abwechslung die "eisschnellaufstellung" ein, also handflaechen (sie zeigen vom koerper weg) in der nierengegend locker aufeinander legen. wechsle dabei mal linke und rechte hand nach oben/unten. bei dieser bewegung zeigt sich in meinen workshops ein ganz geschlechtsspezifischer unterschied - maennern liegt sie viel mehr als frauen, die eher das mitschwingen bevorzugen.

hier siehst du wie aus dem "flieger" ein "doubletouch" wird,
deshalb mag ich diese benennungen nicht so gerne, weil sich die armbewegung ja immer ganz dynamisch an die anforderung anpassen soll.
[ externes Bild ]

die moeglichkeiten deine armbewegungen zu erforschen sind gross und sollten auch deine eigenen kreativen ideen sein. nimm dir zeit dafuer, viel platz und vorerst leichtes gelaende.

von einer bewegung moechte ich dir allerdings abraten: tipp dir beim lifteinstieg nie mit dem zeigefinger an die stirn, der liftwart koennte boese werden! :lol:

viel spass
nicola

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Beitrag von Bernhard » 13.10.2003 21:18

tommy_textilbremse hat geschrieben:[...]Danach versuchte ich es mal OHNE Stöcke aber das Gefühl war erstaunlicher Weise nicht mehr so gut... upps

Dazu muss ich noch erwähnen, das ich versucht habe mal bewusst ohne Obertkörperrotation zu Carven!
sprichst du hier von langen oder kurzen Radien ("Kurzschwingen")?

Kannst du ein wenig konkreter beschreiben (bzw. hast du dir ueberlegt), inwiefern dein Gefuehl "nicht mehr so gut" war?

zu den kurzen Radien:
bei mir war das einschneidende Erlebnis (*g* carvendes erlebnis?), dass mir bewusst wurde, dass eine entsprechende Koerperspannung bei kurzen Radien, v.A. bei schwierigen Verhaeltnissen und i. d. Bueckelpiste das Um und Auf sind. Fuer mich zumindest. Anfangs konnte ich wenig mit Tipps wie "mehr Koerperspannung" oder aehnlich anfangen, beim Fahren ohne Stoecke mit geballter Faust hat's dann allerdings "klick" gemacht, und mir war klar, was mit Koerperspannung gemeint war und wie sich das (bei mir) auswirkt. Dazu gehoert freilich nicht nur eine geballte Faust, es war aber hilfreich...

Andere Leute hier im Forum vertreten andere Ansichten, was Koerperspannung und Tipps wie "Faust machen" betrifft, aber vielleicht hilft's ja jemandem weiter, ich fand's jedenfalls sehr hilfreich.

Bei langen Radien & Pistenskilauf bin ich auch nicht unbedingt ein Fan von Koerperspannung, das ist mir enstpannt schon viel lieber ;)

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Beitrag von Kathrin » 13.10.2003 22:15

Hi Crash Master :D

Na bist ja richtig Fleißig!! *lob*

Ich schließe mich nicola hier an, weil die Armhaltung ist einfach etwas ganz individuelles.
Ich habe gelernt, die Hände beim fahren ohne Stecken, eher in eben jeder Position zu halten, die Arme nach Möglichkeit nicht locker hängen zu lassen um den von Bernhard beschriebenen Effekt zu erreischen, Körperspannung (schwitz).
Da das mein großes Problem ist, die Spannung ist es für mich die richtige Haltung, aber nicht auf dauer.
Ich persönlich versuche die Hände etwa auf der Höhne des Brustbeinansatzes zu haben (1. Rippenbogen) und etwas breiter aus Hüftbreit zu tragen, bekommt mir sehr gut, kenne aber auch Leute die damit ein Problem haben.

Wir haben in der vergangenen Saison sehr viel an dem unterschied gearbeitet Körperspannung und keine Körperspannung, der Unterschied hat mich verblüfft.
Mit Stöcken hat man, im allgemeinen eine Grundspannung die daraus resultiert, dass man den Stock fest hält, diese Spannung gibt eine Stabilität und "sicherheit".
Sinst die Stöcke wieder weg, fehlt diese Spannung und schon wird man "unsicher"..

Hoffe es ist richtig erklärt, wenn nicht bitte ich um Berichtigung :)

Lieben GRuß in den Abend
Kathrin

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viele wege fuehren nach rom

Beitrag von nicola » 13.10.2003 23:12

Bernhard hat geschrieben:
Andere Leute hier im Forum vertreten andere Ansichten, was Koerperspannung und Tipps wie "Faust machen" betrifft, aber vielleicht hilft's ja jemandem weiter, ich fand's jedenfalls sehr hilfreich.
Bei langen Radien & Pistenskilauf bin ich auch nicht unbedingt ein Fan von Koerperspannung, das ist mir enstpannt schon viel lieber ;)
nachdem thommy ja nach persoenlichen erfahrungen gefragt hat...

mir ist halt auch im tiefschnee und bei kurzen radien moeglichst geringe koerperspannung lieber...
[ externes Bild ]

liegt wahrscheinlich daran, dass ich schon in einem alter bin, in dem die spannung etwas nachlaesst :lol: , ausserdem bin ich ein kleines leichtgewicht und muss mich viel mehr mit den moeglichkeiten der skis arrangieren, als mit meinem kraftpotential. das geht uebrigens vielen frauen so - macht uns doch symphatisch oder? :oops:
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Beitrag von Martina » 14.10.2003 07:56

Ich wollte ja nichts schreiben, aber eines muss erwähnt sein:

Körperspannung aufbauen heisst NICHT "mit Kraft fahren"!!!

Ich will nicht näher drauf eingehen, denn es kann sofort wieder zu einer unfruchtbaren Diskussion mit dir, Nicola, führen, da du mir alles so auslegen kannst, dass du schon "Recht" hast...

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thommies thema!

Beitrag von nicola » 14.10.2003 11:37

thommy::
Habe dort mal wieder Kurzschwünge mit Stockeinsatz eifrig geübt und weil das so langsam bei mir besser wird, bin ich dann auch gleich MIT STÖCKEN weiter gecarvt. Danach versuchte ich es mal OHNE Stöcke aber das Gefühl war erstaunlicher Weise nicht mehr so gut... upps
Der Stockeinsatz hat sich mit einer Richtungsänderung auf Skis entwickelt, die aus dem Pflugfahren entstanden ist, ein Lehrweg, der sich bis heute durch viele Lehrpläne zieht. Das dem Pflugfahren zugrundeliegende „erbkoordinative Leistungsmuster“ des Pass-Ganges ist als Fortbewegung geprägt durch ein ständiges Umlasten von einer seitlichen Stützung zur anderen. Der Körperschwerpunkt bleibt dabei immer zwischen den Beinen. Beim Beinwechsel erfolgt ein Wechsel von einer Großzehen-Belastung zur anderen. Beim dementsprechenden Bogenfahren wird von einem Außenski auf den anderen umgelastet. Der wesentlichste Unterschied zur ökonomischen Fahrweise mit gut funktionierenden Carvingskis:

Parallelkantig: Auslösen der Richtungsänderung am „Heck“ der Großzehenkante des Aussenskis, unterstützt durch einen „Stockeinsatz“ an der Spitze der Kleinzehenkante des Innenskis.
Tailliert: Auslösen der Richtungsänderung an der Spitze der Kleinzehenkante des Innenskis, dabei ist der Stockeinsatz nicht zweckmäßig, wenn nicht sogar kontraproduktiv.


Die Skitechnologie hat sich bis zur weiteren Verbreitung von Carvingskis nach dem Bedarf der Methode für parallelkantige Skis gerichtet, d.h. mit den Geräten (Skis & Schuhe) der Vorcarvingzeit hat der Stockeinsatz absolute Berechtigung als Drehunterstützung.
Da „Kurzschwingen“, auch mit taillierten Skis im allgemeinen als schwieriger empfunden wird als Richtungsänderungen in einem Bereich der ungefähr beim Radius von Riesentorlaufkurven liegt, will man instinktiv sozusagen ein anderes biologisches Muster „aufrufen“, das eine Drehhilfe in irgendeiner Form verspricht. Ein so funktionierender Skiläufer hat den Teil des Körpers, der mit der Umwelt in Interaktion steht, von einem steif gehaltenen anderen Teil des Körpers, im Griff. Der Teil des Körpers der sich in der direkteren Interaktion befindet, wird durch den steif gehaltenen anderen Teil in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und also durch diesen gesteuert.
Nähere Erläuterung: Zentrisch Skifahren

Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, diese Form der Bewegung – egal ob mit oder ohne Skistöcke – zu wählen, doch da die Möglichkeit auch ganz kurze Schwünge über Auslösen mit der Innenskispitze der Kleinzehenkante zu fahren möglich ist, stellt diese Anwendungsform für mich den logischen Sinn für das Skifahren mit Carvingskis dar. Der Grundgedanke für die Entwicklung von Carvingskis ist dieses Prinzip, sie wurden entwickelt um im Rennlauf die richtungsweisende Technik von Ingemar Stenmark leichter fahrbar zu machen.
IMHO: Wenn man die Armmuskulatur verstärkt anspannt um kurz zu Schwingen, nützt man die Fahreigenschaften taillierter Skis nicht aus. Das lässt sich umgehen, indem man sich unter leichten Bedingungen mit den Möglichkeiten gezielt auseinandersetzt. Verwendet man diese Körperspannung, kann es wesentlich länger brauchen bis gar nicht möglich sein, das alte Muster zu verlassen – sowie man den modernsten PC auch nur als Schreibmaschine benutzen kann. Wie gesagt jeder wie er will!
nicola
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Beitrag von Martina » 14.10.2003 11:59

Der Stockeinsatz kann aber - gerade beim Kurzschwingen - auch

- Rhythmisierungshilfe
- Hilfe zum stabil Halten des Oberkörpers (kein drehen)
- Hilfe zur Aufrichtung

sein.

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Re: thommies thema!

Beitrag von WolliHood » 14.10.2003 12:27

@Nicola:
nicola hat geschrieben: Tailliert: Auslösen der Richtungsänderung an der Spitze der Kleinzehenkante des Innenskis, dabei ist der Stockeinsatz nicht zweckmäßig, wenn nicht sogar kontraproduktiv.
Damit gibt es Druck auf die Schaufel des Inneskis auf der betreffenden Seite. Ist klar. Was machst Du konkret mit dem Aussenski ? Einfach ohne grossen Druck umkannten oder was ist sinnvoll ?

@Thommy

Alle Bewegungen sind letzlich Änderungen der Gewichtsverteilung und des Massenträgheitsmoment (für die physikinteressierten). Die Folge sind Änderungen in der Druckverteilung auf der Skikante, des Bogenradius und der Geschwindigkeit. Die Folgen grundsätzlich darstellen zu wollen, ist kaum sinnvoll. Also bleibt nur, zu experimentieren.


Meine wesentlichen Erfahrungen sind:

Schnelle Bewegungen bringen die Ski zum Driften, blöde Bewegungen den Hintern in den Schnee. :wink:

Ich selber versuche den Oberkörper eher ruhig zu halten. Die Arme sind dabei leicht angewinkelt neben dem Körper. Die Hauptbewegungen finden in der Hüfte, den Knien und im Sprunggelenk statt.

Nachtrag: Ich schreibe, was mich betrifft, hier hier nicht vom Extremcarven !

Gruss, WolliHood
Zuletzt geändert von WolliHood am 14.10.2003 12:57, insgesamt 1-mal geändert.

KOSTI
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Beitrag von KOSTI » 14.10.2003 12:37

hi tommy,

wie bei jeder gleitsportart würde ich sagen (wellenreiten, einbein-inlineskaten, skwal, ...), also genauso wie auch mit stöcken aber evt. etwas breiter und mit etwas mehr bewegungsumfang, da einem ja die balancestangen fehlen.

dass dir die stöcke jetzt auch bei größeren kurven abgehen, zeigt wie manigfaltig ihre funktionen sein können (tasten, blance, abstützen wärend der fahrt).


nicola hat geschrieben:doch da die Möglichkeit auch ganz kurze Schwünge über Auslösen mit der Innenskispitze der Kleinzehenkante zu fahren möglich ist, stellt diese Anwendungsform für mich den logischen Sinn für das Skifahren mit Carvingskis dar
nicola,

wie klein (in metern) ist denn der radius eines "ganz kurzen schwungs" den man mit der "kleinzehengrifftechnik" (komplett geschnitten) und einem ski mit 12m natürlichem radius fahren kann? ich rede nicht von kurzen schwungwinkel (also nahe der falllinie) sondern was bei ca. 100° schwungwinkel aus deiner sicht möglich ist.
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

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