"schweizer pflug"

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nicola
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"schweizer pflug"

Beitrag von nicola » 19.03.2003 15:56

nach zwei skitagen mit iris (sie hat mich uebrigens uebers forum kennengelernt), die ihren ersten skiunterricht mit einem schweizer privatlehrer erlebte eine frage an die "schweizer skigelehrten" :wink:
wie und wann genau wird der pflug bei euch unterrichtet?
lg
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Martina
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Beitrag von Martina » 22.03.2003 02:45

Die Schweizer Methode lässt dem Skilehrer sehr viel Freiheit und verlangt deswegen sehr viel von ihm.
Es gibt keine eigentilche "Progression", d.h. keine fixe Reihenfolge z.B. wir unterrichten 1. Treppenschritt, 2. Fallinienfahrt, 3. Pflug etc.
Man hat ein Ziel (bei einem Anfänger meist etwas wie "ich will eine leichte Piste kontrolliert herunterfahren können") und wie man dieses erreicht, ist dem Skilehrer mehr oder weniger überlassen.
Je nachdem kann das eine Methode sein, die mit Snowblades anfängt und nach und nach mit längeren Ski arbeitet, eine, wo der Gast von anfang an mit "normalen" Ski fährt etc. Es ist am Skilehrer, herauszufinden, was für den entsprechenden Schüler am idealsten ist.
Leider ist das aufgrund der Gegebenheiten (verschiedene Bedürfnisse in einer Gruppe, GElände, Finanzen, ...) nicht immer möglich. Und leider sind durchaus nicht alle Lehrer in der Lage, auch nur einigermassen den besten Weg herauszufinden!


Ich unterrichte im Moment Anfänger meist etwa so:
Meist kommen sie mit sehr kurzen Ski (ca. 110cm) in den Anfängerunterricht (organisiert die Skischule, Mietski sind im Preis für den Anfängerunterricht eingeschlossen). Weil die Gruppen (2-9Leute) sehr heterogen sind, fange ich meist gleich an:
gehen mit Skischuhen und Stöcken
Ski anziehen
gehen mit Skis (gleiten in der Ebene) und Stöcken
Grundposition
Treppenschritt
Fallinienfahrt (ganz leicht geneigtes, auslaufendes Gelände)
Pflug erklären, ausprobieren (in der Ebene)
Fahrt im Pflug
Fallinie - bremsen im Pflug
drehen in die / aus der Fallinie
- hier passierte es dann, dass die meisten Schüler im Pflug drehen, einige aber immer sofort eine parallele Kurve fahren. Da die Bewegungen, die wir brauchen, im Pflug und im Parallelschwung grundsätzlich die gleichen sind, kommt das überhaupt nicht drauf an!
Nach diesem Aufbau, wenn sie sicher bremsen und ein bisschen drehen können, dann gehe ich auf den Tellerlift und fahre eine ganz, ganz leichte Piste. Links und rechts dieser Piste sind aber Bäume und steilere Stellen. Deswegen ist es mir sehr wichtig, dass die Leute bremsen können! Und am sichersten bremsen sie am Anfang einfach mit dem Pflug.
Erfahrungsgemäss fahren auf dieser superleichten Piste viele Leute bald mal parallel. Gehen wir dann aber auf die nächst steilere Piste, so nutzen praktisch alle erst mal wieder den Pflug, um die Kontrolle zu behalten. Bei mir im Unterricht bleibt das dann sehr lange so: Schwierige Stelllen werden oft zuerst mit Hilfe des Pflugs gemeistert, solche, die einfacher sind, paralell gefahren.

Dann muss ich anfügen, dass ich hier so arbeite. Im Engadin, wo ich bis letzten Winter war, waren die Voraussetzungen andere: meist Privatunterricht, wo die Gäste aber darauf bestanden, mit ihrem eigenen Material zu fahren. Ausserdem war das Gelände grundsätzlich steiler und z.T. musste ich aufpassen, dass sie nicht plötzlich in schwierigere Pisten absausten. Also legte ich viel mehr Wert auf total kontrollierte Kurven (d.h. auf den Pflug). Ausserdem waren die Schüler meist unsportlicher und ungeschickter als hier in Canada. Hier sind sie meist sehr gut oder dann total unbegabt.

Ich kann dir nur schreiben, wie ich arbeite und was die Idee des Schweizer Systems in etwa ist. Das heisst nicht, dass der hinterletzte Schweizer Skilehrer so arbeitet (oh nein!).
Wie wir den Pflug fahren habe ich hier schon mal ausführlich beschrieben, such doch mal unter "Schweizer Pflug" oder so oder frag Uwe, der weiss sicher noch, wie der Thread damals hiess!

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