Grundstufentechnik..

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Kathrin
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Beitrag von Kathrin » 18.11.2001 20:10

Hallöle,
nun interessiert es mich ja nun doch mal wie in Deutschland und in der Schweiz ein Anfänger Unterrichtet wird.
Ich habe bei meinem Anwärterkurs nach wie vor gelehrt bekommen über den Schuss zum Pflug, zum Pflugbogen und dann zum Stemmschwung zu kommen.
Bei den Kindern etwas anders als bei den Erwachsenen.
Wir sind zwar auch kurz! über die neue Methode informiert worden (kurzski..) aber gelehrt wurde oben genannte Methode.
Jetzt kamen mir ja doch einige Fragen.

Ist die kurzskimethode für den Gast nicht wesentlich teurer als die "alte"? (er muss ja Ausrüstung leihen, viele kommen jedoch schon mit Ski in die Schischule)

Welche Pisten kann ein so geschulter Schüler denn fahren? (ich denke mal auch nur blau oder?)

Bei Erwachsenen könnte ich mir vorstellen, dass sie auf grund der höheren (??) geschwindigkeit vermehrt zu angst kommen. Stimmt das?

Sorry für die vielen Fragen, aebr vielleichtk ann ich ja meine Chefs umstimmen im Bezug auf die "neue" Methode *gg*

Danke schon mal
Kathrin

KOSTI
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Beitrag von KOSTI » 19.11.2001 10:56

bei kindern ist es zeitgemäß direkt aus der schussfahrt ohne plug zum kanten überzugehen. gelände natürlich genau so flach wie bei schussfahrt.

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Uwe
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Beitrag von Uwe » 19.11.2001 11:34

Ist die kurzskimethode für den Gast nicht wesentlich teurer als die "alte"? (er muss ja Ausrüstung leihen, viele kommen jedoch schon mit Ski in die Schischule
Ich denke, dass diese 2-4 Tage Kurzcarver leihen den VORTEIL auf jeden Fall wert sein sollten.
Es ist ja sogar in vielen Fällen so, dass Anfänger mit vom Kumpel geliehenen "alten Latten" mit 180 cm und länger kommen ... die müssen dann eh was leihen.
Welche Pisten kann ein so geschulter Schüler denn fahren? (ich denke mal auch nur blau oder?)
Ich war gestern mit Anfängern in der Skihalle in Bottrop ... und die konnten nach 3 Stunden die ganze Piste (naja, hellrot) wirklich locker parallel runterfahren. Dunkelrot wäre bestimmt auch ohne große Probleme machbar gewesen ... ok, die Leute konnten bischen Inline / Snowboard ... oder die Methode war gut ... oder der Lehrer :grin:
Spaß bei Seite: Wir hatten auch eine 2. Anfängergruppe und es war wirklich unglaublich, was die nach 3 Stunden locker fahren konnten!
Bei Erwachsenen könnte ich mir vorstellen, dass sie auf grund der höheren (??) geschwindigkeit vermehrt zu angst kommen. Stimmt das?
Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Beschleuningung / Geschwindigkeit beim "ewigen" Pflugdrehen über die Falllinie (ein Wort mit 3 "l") entfällt fast komplett, da die Leute ruck-zuck rum und aus der Falllinie raus sind!
_________________
Schönen Carving-Winter :wink:
Uwe

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Martina
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Beitrag von Martina » 19.11.2001 12:38

In der CH lehrt man den Pflug. Allerdings ist er nicht irgendwie vorgeschrieben, d.h. du musst einfach zu deinem Unterrichtsziel kommen und wenn das ohne Pflug geht, dann kannst du es auch so machen (auch in der Prüfung). Ich arbeite nicht immer gleich.

Die Kurzskimethode finde ich perfekt bei Leuten, die grundsätzlich sportlich, motiviert und nicht besonders ängstlich sind. Ideal ist, wenn sie ein Sportart wie inlinen, schlittschuhlaufen etc. beherrschen. Dann machen sie so enorm schnell Fortschritte und fahren nach einem Tag mit Skis knapp Körpergrösse parallel auf einfacheren Pisten. Meist kann man sogar von Snowblades/Big Foot ohne grössere Probleme zu einem kurzen Ski (knapp schulterlang) wechseln. So hält sich auch der Materialaufwand in Grenzen.

Der Pflug hat den Vorteil, dass die Leute von Anfang an das Gefühl haben, immer bremsen zu können. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es zwischendurch doch mal steiler wird. In der Skihalle gibt es natürlich keine solchen seltsamen Geländeformationen - plötzlich drei Meter steil oder es taucht ein Zaun auf oder man steht plötzlich an einer Ecke, wos links saumässig runter geht...
Allerdings machen wir die Kurve, egal ob im Pflug oder Parallel, immer mit den gleichen Grundbewegungen. Das Bewegungsmuster muss also nicht grundlegend neu gelernt werden, wenn man mit dem Parallelschwung anfängt. Es gibt drum auch nicht einen Moment, wo man sagt, "Jetzt fangen wir mit dem Parallelschwung an". Vielmehr wird der Pflug nach und nach überflüssig und verliert sich mit der Zeit von selbst. Du kannst es dir vorstellen wie die Stützräder beim Fahrrad. Irgendwann braucht man sie einfach nicht mehr.
Selbstverständlich bist du als SkilehrerIn dafür zuständig, dass der Moment, wo die Stützräder überflüssig werden, möglichst bald und mühelos erreicht wird.
Noch einmal muss ich anmerken, dass der Pflug für die Männer VIEL unbequemer ist als für Frauen (liegt an den Beckenknochen) und vor allem deswegen diese sich damit hart tun.
Ist das Tempo (was im Pflug gegeben ist) am Anfang schön langsam, kann sich der Einsteiger ruhig darauf konzentieren, die Bewegungen richtig durchzuführen. In der parallelen Skistellung wird man halt doch sofort schneller und die Leute neigen dann dazu "Ecken" zu fahren, um das Tempo rauszukriegen. Die versuchen, mit den Ski dann die Kurve so kurz zu fahren wie mit den Snowblades, auch wenn man die Länge der Geräte nach und nach steigert (das ist das, wo du, Uwe, sagst, sie sind "ruck-zuck rum").
Es funktioniert, wenn ALLES stimmt, aber sobald a)das Gelände ungewohnt b)die Sicht schlechter c)das Tempo höher d)die Luft viel kälter oder Sturm ist, dann kann kaum einer mehr schön rund herumkurven. All diese Einflüsse fallen in der Halle halt weg...
Dieses "Ecken fahren" finde ich viel schlimmer als die Pflugposition, weil man so NIE carven lernt (also geschnittene Schwünge). Und diese Drecksecken rauszukriegen, daran arbeiten ich sogar mit den Skilehrerkandidaten ständig: Spür deinen Ski, was macht er, WARTEN, WARTEN, WARTEN, dein Ski macht die Kurve schon selbst....
Die Tatsache, dass die Kurven nicht rund gefahren werden (auch im Drift), sind einer der Hauptgründe dafür, dass viele Leute nicht carven können! Sie machen die Kurve mit dem altbekannten "Hopp!" (was nie richtig sinnvoll war!) und reissen rum, anstatt den Ski ruhig fahren zu lassen. Das fahren lassen braucht natürlich Mut und ist einfacher mit a)stärker taillierten Ski b)flacheren Pisten.

Richtig gut bist du als SkilehrerIn oder Trainer, wenn du nicht (mehr) sagst, wir lernen 1.aufsteigen 2.Schussfahrt 3.bremsen im Pflug 4.Kurve im Pflug etc. etc., sondern wenn du den Gast wahrnimmst und merkst, wie dass du bei gnau dieser Person vorgehen sollst.
Allerdings ist das etwas, was man erst durch sehr viel Erfahrung lernst.
Am schlausten erscheint es mir für dich, Kathrin, wenn du erst mal genau das machst, was man dir im Kurs gesagt hat. Erstens willst du dich ja dort weiter ausbilden und zweitens brauchst du mal ein "Gerüst", an welchem du dich "festhalten" kannst.
Halt aber GLEICHZEITIG Augen und Ohren offen (z.B. in diesem Forum, aber auch an deiner Skischule etc.) und nimm wahr, was es SONST noch gibt. Schon bei deinen ersten Anfängern wirst du verschiedene Dinge ausprobieren. Mit jeder Gruppe wirde deien Vorgehensvielfalt grösser. Und vielleicht kommt ja dann auch mal der PRivatgast, Anfänger, der sowieso Material leihen muss und der im Sommer leidenschaftlich Inline Skatet. Dann kannst du sofort die Kurzskimethode ausprobieren.
Sei gegenüber den Gästen ehrlich. Sag ihnen, "Ich habe das noch nie probiert, aber ich denke, dass es bei ihnen Sinn macht und sie so am schnellsten lernen".
So wirst du mit der Zeit eine Skilehrerin mit sehr umfassendem Unterrichtsrepertoire und für deine Gäste unentbehrlich. Klar ist, dass du auch viele Dinge ausprobieren wirst, die nicht zum Erfolg führen. Beharre dann nicht drauf, sondern versuche es auf einem andren Weg.

P.S. Was ist den eigentlich an dem Pflug so schlimm, Uwe?


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Kathrin
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Beitrag von Kathrin » 19.11.2001 14:20

Hi ihr beiden,
vielen Lieben Dank für eure Umfassenden Beiträge.
Ich werde jetzt erst mal mit unserem Konzept arbeiten und dann kommen, wie MArtina ja sagt, sicher irgendwann so Dinger wie "AHA, das geht ja acuh anders".
Mal sehen, muss eh erst mal abchecken was für hilfsmittel (Stabis, Stangen, Seile etc.) wir in der skischule haben, denn ich denke da fängt das improvisieren schon an, denn mit so einer Ausrüstung wie ich sie im ehrgang hatte, werde ich wohl so schnell nicht mehr arbeiten können *schnief*
danke euch und vielleicht lern ich ja auch bald die Kurzskimethode??
Alles Liebe
Kathrin

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Beitrag von Uwe » 19.11.2001 15:01

Die Kurzskimethode finde ich perfekt bei Leuten, die grundsätzlich sportlich, motiviert und nicht besonders ängstlich sind. Ideal ist, wenn sie ein Sportart wie inlinen, schlittschuhlaufen etc. beherrschen. Dann machen sie so enorm schnell Fortschritte und fahren nach einem Tag mit Skis knapp Körpergrösse parallel auf einfacheren Pisten. Meist kann man sogar von Snowblades/Big Foot ohne grössere Probleme zu einem kurzen Ski (knapp schulterlang) wechseln. So hält sich auch der Materialaufwand in Grenzen.
Übereinstimmung!
Der Pflug hat den Vorteil, dass die Leute von Anfang an das Gefühl haben, immer bremsen zu können.
Martina, Du hast garantiert MEHR Schulungsparaxis, als ich, weshalb ich Dir auch nicht widersprechen möchte ... eher vielleicht MEINE Eindrücke aus der Sicht eines "Freizeit-Flachland-1-Woche-Skiurlaub-Urlauber" - Betreuer schildern will.
Sicherlich merkt der Schüler, dass er mit dem Pflug "bremsen" kann, aber diese Pflughaltung ist doch bei sehr vielen UNSICHER und VERKRAMPFT (sie drücken und bremsen und verkrampfen ... und trotzdem bremst es nicht so richtig). Das führt dann dazu, dass die Leute zwar wissen, dass sie zwar (mit viel Mühe) bremsen können, aber nur ungern bremsen wollen ... und dann (auch mental) auf Dauerbremse sind.
Noch einmal muss ich anmerken, dass der Pflug für die Männer VIEL unbequemer ist als für Frauen (liegt an den Beckenknochen) und vor allem deswegen diese sich damit hart tun.
Aber Männer können das mit mehr Kraft ausgleichen; auch wenn bei Frauen "etwas bequemer", so kommt dann meist noch das "keine Kraft mehr" dazu.
P.S. Was ist den eigentlich an dem Pflug so schlimm, Uwe?
Also ich "verteufle" den Pflug nicht, aber meine Argumente findest Du unter https://www.carving-ski.de/skilern.html
Ansonsten finde ich den Weg mit den KurzCarvern wesentlich einfacher ... alleine der Erfolgsfaktor bei den Schülern in den ersten Stunden bringt unheimlich viel an Motivation und Standsicherheit ... die man dann später nutzen kann, um ggf. mit Funcarvern (vom Snowblade auf den Funcarver?) das Kantefahren (einen runden Bogen) zu üben.
Uwe

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Reinhold
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Beitrag von Reinhold » 19.11.2001 18:35

Frage von Kathrin und die Beiträge haben mir sehr gefallen.
Martina wollte Dich zur Thematik ohnehin mal wieder anmailen aber Deine fundierten Anmerkungen genügten und treffen auch voll zu.
Übrigens soll der neue Deutsche Lehrplan sehr stark den Schweizerischen tangieren;
also sehr viel offene Methodik und Zielsetzung.
Bei Deinen anderen Ausführungen "Technik" haste schon recht; Kanten, Belasten, Drehen sind Grundfunktionen, welche durch entsprechende Aktionen ausgeführt werden können - ist nicht auf meinem Mist gewachsen
sondern der Lehrplan ist auf diesen Funktionen aufgebaut.

Liebe Grüße

Reinhold

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Beitrag von Kathrin » 19.11.2001 19:24

Großes Fachmann /Fachfrau treffen, SUPI!!
Mensch hier kann ich echt noch was lernen

DANKE UWE für das TOLLE forum und DANKE den mitschribern :smile:

Martina
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Beitrag von Martina » 20.11.2001 09:33

@Uwe: So wie ich es erlebe, kommt das grosse verkrampfen im Pflug bei den Männern eben oft daher, dass sie versuchen, mit Kraft zu kompensieren, was sie an Technik nicht drauf haben... nicht nur im Pflug übrigens...:wink: (nicht böse sein!)

@Reinhold: Danke für die Blumen.
Dass der neue Deutsche Skilehrplan sehr ähnlich dem schweizerischen sein soll, habe ich auch schon gehört. Leider konnte mir noch niemand mehr dazu sagen.
Der schweizerische ist jetzt ja schon sehr offen und für LehrerInnen mit wenig erfahrung nicht ganz einfach zu handhaben. für diejenigen, die aber intensiv damit arbeiten, finde ich ein unglaublich toll. So viel ich weiss, gibts jetzt dann doch noch ein bisschen "Gerüst" für diejenigen, die noch kaum unterrichtet haben.

@Kathrin: Falls ihr an eurer Schule kaum Hilfsmittel habt: Die meisten lassen sich fast ohne Geld auftreiben. Frag mich wieder, falls nichts da ist, es gibt da ein paar "Tricks", wie man das Zeug billig herbeischafft (z.B. Für Ringe Elektrorohre nehmen - zusammenkleben etc.)

<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde geändert von: Martina am 2001-11-20 09:37 ]</font>

Papa
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Beitrag von Papa » 20.11.2001 10:13

@Martina ("Du kannst es dir vorstellen wie die Stützräder beim Fahrrad. Irgendwann braucht man sie einfach nicht mehr.")

Stützräder sind das Letzte, ihr Verkauf sollte verboten werden. Jedes Kind ab ca. 3 Jahren kann ohne Stützräder fahren lernen. Das dauert nur ein paar Stunden, die man natürlich über ca. 2 Wochen verteilen muß.

Und dann kann das Kind wirklich Rad fahren und nicht einen kippligen 3-Rad-Mutanten. Nicht zuletzt sind Fahrräder mit Stützrädern nämlich einfach gefährlich.

Schöne Grüße

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