Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie abstel

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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plateaucarver
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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von plateaucarver » 21.02.2013 14:45

Martina hat geschrieben:Hebe ich einen Ski an, dann passiert doch erst mal gar nichts.
Bei dir nicht, da du als gute Skifahrerin automatisch bzw. unbewusst das Gewicht voll auf das Standbein verlagerst, um nicht umzukippen.

Ist dir noch nie aufgefallen, wie Anfänger, mit denen man einbeiniges Gleiten im Flachen übt (mit nur einem Ski angezogen und abstoßen/Anlauf wie beim Rollerfahren), oft automatisch eine Kurve auf der Innenkante des "Außenski" machen? Eben weil der Schwerpunkt nicht (rechtzeitig) über den einzelnen Ski verlagert wird, sondern in der Körpermitte bleibt und damit außerhalb der "Standfläche" des Ski.

Ohne Ausgleichsbewegung hast du beim Anheben eines Ski sofort das Gewicht auf der Innenkante des (zukünftigen) Außenski, der Körper kippt nach innen und der Ski dreht.
STOOS hat geschrieben:"die Umsteigetechnik ist kräftesparender als die Carvingtechnik"?
schließt sich das aus? Ich kann sowohl einen gedrifteten als auch einen gecarvten Schwung mit Umsteigen (d.h. Anheben des zukünftig kurveninneren Ski) einleiten.

Schau mal hier genau auf Sekunde 15-16 und vor allem auf 20-21, 26 und 31:




zum Vergleich: :D


Martina
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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von Martina » 21.02.2013 15:19

@Plateaucarver: Die Anfänger, die ich erlebe, stehen automatisch "auf den anderen Ski" wenn sie einen hochheben. Warum? Weil es analog zu "steh auf ein Bein" (ohne Ski) ist. Und das können ja die meisten Menschen. Hebt man im Stand einfach ein Bein hoch, ohne Gewicht zu verlagern, würde man ja umkippen.

@Stoos: Das ist schwierig zu vergleichen, weil es Unterschiede gibt. Gemütliches carven auf mässig geneigter Piste? Entspannt. Carven auf steiler Piste: anstrengend in der Steuerungsphase, weil starke Kräfte auftreten. Umsteigeschwung? Braucht Kraft, weil man den Ski um die Kurven drücken muss und dazu auf einem Bein steht. In der Steuerungsphase aber entspannt, weil ich rutschen lassen kann. Ich will nicht rutschen lassen? Dann wird es wiederum anstrengend...usw.

Meine grundsätzliche Meinung und Erfahrung: Skifahren ist durch die Carvingski für den Durchschnittsfahrer weniger anstrengend geworden. Auch wenn er nicht carvt, sondern die Ski driftend steuern lassen.
Macht man etwas auf einem Ski, ist es anstrengender, als wenn man "dieselbe Anstrengung" auf zwei Beine verteilt.

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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von plateaucarver » 21.02.2013 16:03

Martina hat geschrieben:@Plateaucarver: Die Anfänger, die ich erlebe, stehen automatisch "auf den anderen Ski" wenn sie einen hochheben.
Deswegen habe ich zur Erklärung ja eine Situation mit nur einem angezogenen Ski geschildert. Abgesehen davon schaffen es die meisten Anfänger zu Beginn nicht, in Geradeausfahrt länger als eine Sekunde einen Fuß anzuheben - das "hoch damit, kurz warten und dann schnell wieder abstützen bevor man umfällt" ist mit richtigem Ausbalancieren wie du ees geschildert hast ("dann passiert erst mal gar nichts") nicht zu vergleichen.

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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von Martina » 22.02.2013 14:16

Laut deiner Aussage löst man damit eine Kurve aus. Das stimmt meiner Meinung nach nicht.
Allein schon deshalb nicht, weil man vor keiner Kurve üblicherweise auf den Bergkanten fährt. Um eine Kurve auszulösen, muss der Ski entweder umgekantet oder gedreht ("herumgedrückt") werden. Allein das Anheben des Tal-/inneren Skis ergibt noch keine Kurve.

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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von reinhard_wien » 02.03.2013 18:40

Ich will der gängigen Lehrmeinung nicht widersprechen, nur erklären, warum ich den Außen/Talski stärker belaste: Sollte mir nämlich der Außenski wider Erwarten wegrutschen, verhindert der Bergski, der dann Druck geben und ein talwärtiges Drehmoment ausüben kann, daß ich zum Berg hin (oder in die Kurve hinein) umfalle. Rutschten mir beide Ski gleichzeitig weg, weil ich beide gleich belastet hätte, dann rutschte ich aus, die Schuhe hüben den Ski vom Schnee weg, hebelten die Kanten aus und am Ende schlitterte ich unkontrolliert den Berg hinunter.

Die zweite Skikante kommt bei mir nur zum Einsatz, wenn ich der Schärfe der Kanten und der Griffigkeit der Piste vertraue und mir bei engem Radius bei hoher Geschwindigkeit die Kraft fehlte, den vom carvenden Ski kommenden Druck von unten mit nur einem Bein aufzunehmen.

(Mag sein, daß das ein Kindheitstrauma ist, das von Kinderschiern mit Rundstahl an den Kanten herrührt, aber wenn ich so eine glattere Stelle auch nur sehe, geschweige denn höre, hab ich quasi einen Flashback, richte mich auf, strecke die Arme aus (auch um hinter mir fahrende ein wenig zu warnen), halte die Stöcke für Noteingriffe bereit und schalte auf Katamoranstil um.)

Ähm... ich hab einige Jahre nachzulesen, bitte verzeiht, wenn das Temperament mit mir durchgeht, ich stelle halt Diskrepanzen zwischen der Lehrmeinung und meiner Erfahrung und meinen Überlegungen fest. Daraus, daß meine Überlegungen im Einklang mit meinen Erfahrungen sind, aber nicht mit der Lehrmeinung, folge ich ja nicht, daß die Lehrmeinung falsch wäre, das wäre ja aus meiner Position heraus höchst vermessen, aber ein paar Erklärungsbrocken würden mir halt weiterhelfen...

Das möglichst entschlossene und eindeutige Tal/Außenski-Belasten hat mit meinem Umgang mit "schlechten" Pisten zu tun. In den guten Skigebieten (wo es dann auch gute Skilehrer gibt und gute Skifahrer suchen sich natürlich auch eher die guten Gebiete aus) sind zerfahrene Pisten ja relativ selten geworden. Das ist sehr angenehm, aber es fehlt dann an Übungsmöglichkeiten, wenn man etwa einen Tagesausflug in ein nicht so gut gepflegtes Skigebiet macht. Das Fahren auf ungepflegten Pisten gezielt unter skididaktischer Leitung zu üben ist daher gar nicht so einfach. Daß man nur die richtige Technik gut genug auf guten Pisten lernen muß um dann auch automatisch mit schlechten Pisten gut zurechtzukommen, scheint mir halt unwahrscheinlich, da ich (...jedenfalls mit meiner Technik...) den Unterschied so stark erlebe.

Einige Ideen und Versuche mache ich ja schon auch dazu, eben in Eigenregie. (Mir selber was zu überlegen und dann zu testen ist ja für mich ein Teil des Vergnügens beim Skifahren, das soll professionelle Anleitung nicht ausschließen, aber ich fahre nicht nur gern ski, ich denke auch gern darüber nach.)

Eine Idee ist das beherzte, bewußte Ignorieren. Das ergibt sich mitunter auch ungeplant, etwa wenn es nebelig ist. "Wenn die Kante hier nicht so gut greift, na wenn schon..." Völlig erfolglos ist die Methode nicht, aber sehe bzw. höre oder spüre ich dann wirklich "blankes Eis" und kommt dann ein Schneehauferl, das mir den Ski wegschlagen will und ich muß Ausgleichsbewegungen machen, "Stellkraft" auf die Ski ausüben (...damit ich das kann, erhöhe ich durch die seitlich ausgestreckten Arme und Stöcke offenbar instinktiv das Trägheitsmoment meines Oberkörpers...) oder muß, was die geplante Spur betrifft, umdisponieren, werde ich dann halt oft doch nervös und verfalle ins Notfallprogramm.

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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von M.H. » 04.03.2013 12:01

reinhard_wien hat geschrieben:Das möglichst entschlossene und eindeutige Tal/Außenski-Belasten hat mit meinem Umgang mit "schlechten" Pisten zu tun. In den guten Skigebieten (wo es dann auch gute Skilehrer gibt und gute Skifahrer suchen sich natürlich auch eher die guten Gebiete aus) sind zerfahrene Pisten ja relativ selten geworden. Das ist sehr angenehm, aber es fehlt dann an Übungsmöglichkeiten, wenn man etwa einen Tagesausflug in ein nicht so gut gepflegtes Skigebiet macht. Das Fahren auf ungepflegten Pisten gezielt unter skididaktischer Leitung zu üben ist daher gar nicht so einfach. Daß man nur die richtige Technik gut genug auf guten Pisten lernen muß um dann auch automatisch mit schlechten Pisten gut zurechtzukommen, scheint mir halt unwahrscheinlich, da ich (...jedenfalls mit meiner Technik...) den Unterschied so stark erlebe.
Polemisch gesagt, wenn ein guter Skifahrer mit einer zerfahrenen Piste nicht so gut zurechtkommt, dann ist er vielleicht gar kein so guter Skifahrer ;) Und gute Skifahrer suchen wahrscheinlich öfter auch nach anderen Kriterien das Skigebiet aus, als danach wie gut die Piste gebügelt wurde.
Mit zerfahrenem Schnee und Mugeln zurechtzukommen ist oft nicht nur eine Technikgeschichte. Durch "kleinere" Mugerln einfach auf der Kante durchzuziehen ist auch ein bisselr eine Mutgeschichte. Wenn man's nur auf der glatten Piste gelernt hat ist man auf einmal nicht mehr in der "Komfortzone" und auch wenn man mit der gleichen Technik oft durchkommt, wendet man sie nicht mehr an sondern umrundet die Mugerln zum Beispiel.
Aber grad in den Skigebieten nahe Wiens hat man jetzt ja genug Gelegenheit auf Sulz und mit Mugerln zu übern.
reinhard_wien hat geschrieben:(Mag sein, daß das ein Kindheitstrauma ist, das von Kinderschiern mit Rundstahl an den Kanten herrührt, aber wenn ich so eine glattere Stelle auch nur sehe, geschweige denn höre, hab ich quasi einen Flashback, richte mich auf, strecke die Arme aus (auch um hinter mir fahrende ein wenig zu warnen), halte die Stöcke für Noteingriffe bereit und schalte auf Katamoranstil um.)
Ich glaube, dass das auch ein bisserl eine Mutgeschichte ist und je mehr Vertrauen du in deine Technik und deine Ski hast, desto leichter wirst du dir auf glattem tun. Aber der einzige Weg dorthin wird wahrscheinlich sein, solche Stellen bewußt anders zu fahren.

Wenn du diesbezüglich deine Technik verbessern willst, wär ein Skilehrer für ein paar Stunden m.E. die beste Investition.
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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von PK » 04.03.2013 12:53

Kurze OffTopic-Zwischenfrage: Was versteht Ihr unter "Mugel"?
Sowas wie unten gezeigt?

Bei solchen, meist nachmittäglichen, Pistenverhältnissen habe ich mir mittlerweile angewöhnt die ganzen Haufen bzw. lockeren Schnee dazwischen, zu nutzen um darauf relativ entspannt gen Tal zu "cruisen". Es kostet weitaus weniger Kraft und man kann seine Schwünge deutlich präziser steuern, als wie wenn man wie der Großteil der anderen Skifahrer mühsam auf den Eisplatten um sicheren Stand und freie Linie kämpft. So ganz nebenbei schont es auch die Kanten ungemein...

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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von Martina » 04.03.2013 14:01

M.H. hat geschrieben:Polemisch gesagt, wenn ein guter Skifahrer mit einer zerfahrenen Piste nicht so gut zurechtkommt, dann ist er vielleicht gar kein so guter Skifahrer ;)
Sehr schön gesagt!

@Reinhard: Du hast etwas beschrieben, was oft beim selber-lernen passiert:

Es gibt eine Situation, mit der du nicht gut zurecht kommst. -> zerfahrene Pisten, 'Mugel'
Das löst bei dir bestimmte Bedenken/Ängste aus -> 'aushebeln', Sturz nach aussen
Du findest eine Lösung, mit der du fahren kannst und die 'Angstsituation' vermeidest -> auf dem Aussenski um die Kurve fahren, Innenski 'für den Notfall'

Habe ich das soweit richtig verstanden?

Nun habe ich dich nicht fahren sehen, alles weitere ist also spekulativ und gründet nur auf Erfahrung:
Du hast also eine Technik entwickelt, die für dich funktioniert. Wenn du dich damit wohlfühlst, es dir Spass machst und du keinen gefährdest, dann spricht nichts dagegen, dass du genau so fährst.
Die von dir entwickelte Technik wird aber vielleicht kraftraubend und unschön (unspassig) zu fahren sein. Es kann gut sein, dass du mit nur einem Bein den Ski "herumdrückst". Das ist anstrengend und ineffizient. Vielleicht vermeidest du damit deine 'Angstsituation', machst dich aber müde und produzierst eine andere instabile Situation.
Die Ursache liegt vermutlich woanders als in der schlechten Piste. Es kann gut sein, dass du die Ski auch auf guten Pisten nicht 'rund laufen lässt', sondern herumdrückst. Dort stört es nicht sehr und ist auch nicht so anstrengend. Kommt dann 'Gegendruck' (durch Schneehaufen etc.) kann eben das 'aushebeln' passieren -> aus der Kurve fliegen.
Um hier etwas zu ändern, würde man sinnvollerweise auf 'guten' Pisten ansetzen und das Ganze dann auf schwierige Verhältnisse übertragen. Es ist aber tatsächlich so, dass sowas u.U. auf guter Piste nur schwer zu entdecken ist.
Das, was du für dich entwickelt hast, ist möglicherweise eine "Sackgassentechnik": funktioniert zwar, ist aber beschränkt und nicht weiterentwicklungsfähig.

Guten Unterricht kannst du in jedem Skigebiet finden, schlechten jedoch auch. Mit der Pistenpräparation hat das nichts zu tun.

P.S. Es behauptet wohl niemand hier, dass er beide Ski die ganze Kurve gleich belastet, das nur zur richtigstellung. Meinungsverschiedenheiten gibt es bezüglich 'machen' und 'geschehen lassen' und wann und wie.

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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von reinhard_wien » 04.03.2013 21:09

PK hat geschrieben: Kurze OffTopic-Zwischenfrage: Was versteht Ihr unter "Mugel"?
Ich meinte mit einem Mugel etwas, das wie ein sehr kleiner Buckel aussieht, aber keiner ist, sondern nur aus zusammengefahrenem, im ungünstigsten Fall ein wenig durchgefrorenen (vereisten) Schnee besteht.
PK hat geschrieben: Sowas wie unten gezeigt?
Die Piste auf dem Bild kenne ich am besten von überhaupt allen Pisten der Welt, weil ich da schon vor 33 Jahren hangquergefahren und hangabwärtsgerutscht bin (mit den abgerundeten Touri-Kinderleihskikanten), doch heute liegt sie meist am Ende wesentlich ausgedehnterer Skitage als sie mit Tagesausflügen von einem Spätaufsteher realisierbar sind, ich bin dann schon gut im Schuß (Selbstvertrauen, Sicherheit, Übung), aber auch vom Skitag auf den Pisten in höheren Lagen kaum ermüdet. Wenn meine Technik _irgendetwas_ kann, dann offenbar - zumindest bei guten Verhältnissen - besonders kraftsparend zu sein. Den Maierlhang kann ich jedenfalls so ab dem dritten Tag einer Skiwoche sowohl runtercarven als auch überhaupt im Schuß fahren (ausgenommen an der letzten Wirtschaft vor der Talstation vorbei bzw. die "Kompression" links davon) - wobei letzteres allerdings praktisch fast nie und ersteres auch nicht immer geht, wegen des Verkehrs. Ein guter Trick ist für dort übrigens, so spät wie irgendmöglich abzufahren, wenn die meisten "Krabbler" schon unten sind. Aber wie gesagt, die konkrete Piste kann ich sozusagen auch im Dunklen mit verbundenen Augen fahren (dann allerdings natürlich nicht im Schuß ;-) ), der letzte Sturz dort ist etwa 27 oder 26 Jahre her, da hat es mich, wenn ich mich richtig erinnere, nach der erwähnten Kompression über die Kuppe ausgehoben und verdreht. Aber wehe, es ist eine andere Piste, selbst wenn sie objektiv nicht mal steiler ist...

Danke für das Bild, obwohl jetzt Wehmut aufkommt.
PK hat geschrieben: Bei solchen, meist nachmittäglichen, Pistenverhältnissen habe ich mir mittlerweile angewöhnt die ganzen Haufen bzw. lockeren Schnee dazwischen, zu nutzen um darauf relativ entspannt gen Tal zu "cruisen".
Ich kann ja mittlerweile sogar fast beides, eigentlich habe ich zuerst gelernt, mich mit den "Eisplatten" (wenn man sich die genauer anschaut, stellt man ja meist enttäuscht fest, daß es sich ja meist nicht um wirklich kompaktes Eis handelt) zu arrangieren - vielleicht nutzen sich meine Kanten ja genau deswegen ziemlich schnell ab. Ich kriege ja eh nicht die Panik, wenn ich "hoffnungslos" über die Kante rutsche (man kennt das Geräusch), ich ergebe mich in mein Schicksal, statt der Haftreibung (Formschluß durch Hineinschneiden müßte man fast sagen) wie beim Carven eben nur noch eine stark reduzierte Gleitreibung ("Kratzreibung" träfe es besser) zur Steuerung zur Verfügung zu haben und fahre mit durch Hochkonzentration verzerrter Grimasse fluchend weiter, während andere sich nur noch drehen, schreien und fallen. Ich schlittere im Grunde auch, aber immerhin halbwegs kontrolliert und verliere dabei zumindest nicht total die Nerven.

Später und erst recht mit den kürzeren und taillierten Carving-Skiern ging dann auch die von-Mugel-zu-Mugel-Methode, aber man muß unbedingt _durch_ den Haufen drehen. Die Technik, die uns beim Schulskikurs beigebracht werden sollte, auf dem Haufen zu drehen, hat sich nicht bewährt, ich bin dann den Mugel ohne nennenswerte Richtungsänderung hinten hinuntergefallen und dann braucht es sehr viel Kraft und Geschicklichkeit und eine genaue Beobachtung des Geschehens hinter dem Mugel, um dieses kleine Fallen wieder abzufangen.
Martina hat geschrieben:
M.H. hat geschrieben:Polemisch gesagt, wenn ein guter Skifahrer mit einer zerfahrenen Piste nicht so gut zurechtkommt, dann ist er vielleicht gar kein so guter Skifahrer ;)
Sehr schön gesagt!
Jaja, ich habe ja selber durchaus auch den Verdacht, so ist es ja nicht, daß es mir nicht schon selber aufgefallen wäre, daß die Diskrepanz zwischen meiner Fahrkunst bei guter und schlechter Piste größer ist als die Diskrepanz zwischen dem Zustand der guten und schlechten Piste. :-?
Martina hat geschrieben: @Reinhard: Du hast etwas beschrieben, was oft beim selber-lernen passiert:
[...]
Habe ich das soweit richtig verstanden?
Exakt.

Was mich momentan noch daran hindert, mit normaler "zügiger" Fahrweise weiterzufahren, sind letztlich die vertikalen Schläge durch die Haufen, die ich nicht abfedern kann, bzw. die auszugleichen einfach (zu) viel Kraft erfordern würde. Die Ski rattern, die Relativgeschwindigkeit zu den anderen wird zu groß, ich habe im Gewühl nicht mehr genug Manövrierraum oder würde dauernd mir maximal mögliche (also für mich "extreme") Brems- oder Richtungsänderungsmanöver durchführen müssen. Entspannt geht dann nichts mehr, die Geschwindigkeit sinkt also auf das eineinhalb- bis doppelte der Anfänger (also auf ein Drittel der normalen Fahrgeschwindigkeit - gefühlt, der Unterschied ist in Wahrheit sicher viel geringer) und schon durch die Langsamkeit werden aus den Unebenheiten, über die man fahren würde, Berge, die man hinauf und hinunterfährt. Die "Angst" wird dann sozusagen bestätigt und ich fahre dann mitunter im Extremfall sogar wieder die alten Stemmschwünge.

Was geht, ist in der "Hocke" die letzten Stücke drüberzubügeln, da kann ich die Länge des Oberschenkels als Koppel zwischen Knie und Hüfte für einen viel größeren Federweg nutzen als das, was sich durch Bewegen der Kniescheibe nach vorn ("Weiche Knie! Weiche Knie!") ergibt. Carven könnte ich so mitunter schon auch, aber das schaut dann schon ziemlich kriminell aus, so könnte ich wirklich nur fahren, wenn ich allein bin. Außerdem heißt Hocke bei mir immer Rücklage - logisch, da ich ja gerade dann Hocke fahre, wenn ich möglichst viel Schwung für ein Ziehstück auf- und mitnehmen will. Ich müßte vermuteter Weise vielleicht Skischuhe haben, deren Schaft mehr nach vorn geneigt ist(?) Ich hätte auch kein Problem damit, Ladycarver zu fahren, bei denen die Bindung weiter vorn am Ski montiert ist, wenn das mutmaßlich etwas helfen könnte, trotz mehr "gedrungener" Haltung zentral zu bleiben(?)
Martina hat geschrieben: Nun habe ich dich nicht fahren sehen, alles weitere ist also spekulativ und gründet nur auf Erfahrung:
Du hast also eine Technik entwickelt, die für dich funktioniert. Wenn du dich damit wohlfühlst, es dir Spass machst und du keinen gefährdest, dann spricht nichts dagegen, dass du genau so fährst.
Die von dir entwickelte Technik wird aber vielleicht kraftraubend und unschön (unspassig) zu fahren sein. Es kann gut sein, dass du mit nur einem Bein den Ski "herumdrückst". Das ist anstrengend und ineffizient.
Natürlich ist das anstrengender als sonst, aber es macht mich auch nicht total fertig, so ganz katastrophal ist auch meine alte Fahrweise wohl nicht. Entschuldige, es ist wohl mein Stolz, der mich zwingt, hier doch etwas zu relativieren, so in der Tendenz hast Du aber trotzdem völlig recht.

Da es sich bei der Fahrtechnik um motorische Intelligenz handelt, oder motorisches Wissen, somit um ein Paradebeispiel für implizites Wissen ("tacit knowledge"), ist es extrem schwer, darüber theoretisch zu diskutieren. Deinen Beiträgen habe ich schon entnommen, daß Du das im Unterricht kannst, wobei es selbst dann noch immer sehr schwer sein muß, die Fehler zu erkennen und vor allem ihre Behebung zur erklären.

Meine normale Technik ist offenbar wirklich sehr effizient, aber wenn ich Freunden, die weniger gut skifahren als ich, diese Technik erklären will, bin ich dazu nicht ansatzweise in der Lage. Konkret ist das etwa beim seitlichen Abrutschen oder beim Abschwingen, da gibt es so ein Spiel zwischen eher aufgekantetem Bergski und etwas flacherem Talski und ein Wechselspiel mit mehr Druck nach vorn oder nach hinten bei eben jeweils Tal- oder Bergski. Natürlich sind da - dosierte - Beinkräfte im Spiel, aber ich würde das nicht als Kraftfahren bezeichnen, es ist ja wie die Kraft, eine Steuerklappe eines Flugzeugs zu bewegen im Vergleich mit den Kräften, die das Flugzeug dann um die Kurve wuchtet. Ein wenig ähnlich geht es bei Genußkurzschwüngen oder bemüht-besonders-schnellen/rhythmischen, "schönen" Kurzschwüngen auf glatter Piste zu. Ich bin aber völlig unfähig, es genauer zu beschreiben. Ein Element ist einfach, sich in die Kurve (oder allgemein in die Richtung der Beschleunigung) zu lehnen und sich in der Antizipation der Kräfte durchs Aufkanten, die die Ski - ob "geschnitten" oder "geraspelt" - wieder unter den KSP bringen sollen, tunlichst nicht zu verschätzen. Zentrale Position hin oder her, es tut sich dabei irgendetwas zwischen vorderem und hinterem Skiende, eher am Anfang vorn, am Ende des Schwunges hinten... Es ist schon ein subtiles, komplexes Kräftespiel zwischen Schienbein und Skischuh.

Ich meine, ich fahre vielleicht schon "falsch" und auch nicht sehr viel, aber doch schon eine ganze Weile, da ist vieles in Fleisch und Blut übergegangen, was nicht völlig falsch sein kann. Gleichgewicht, Einschätzung, ob die Kanten noch greifen werden oder wenn sie driften werden, mit wie viel Widerstand sie das tun werden, wo stehen gerne Leute herum usw. usw... Das Problem ist aber, wie Du sagst, daß ich halt manchmal auf ältere Techniken umschalten muß, was durchaus konkret an meiner "Schönpisten-Technik" liegen kann.
Martina hat geschrieben: Das, was du für dich entwickelt hast, ist möglicherweise eine "Sackgassentechnik": funktioniert zwar, ist aber beschränkt und nicht weiterentwicklungsfähig.
Ich mag meine Technik, sie ist wirklich extrem ökonomisch und auch sicher bei guten Pisten. Ist zwar aus Deiner Sicht natürlich wohl irgendwie so kindisch, wie wenn ein Fernsehmoderator eine Profiboxerin herausfordert, aber meine männliche Arroganz bzw. touristenskifahrerische Ignoranz kann ich - auch wenn mir die Sachlage von rationaler Seite her völlig klar ist - emotional sicher leichter überwinden, wenn ich mich dem Thema unter der Voraussetzung nähere, nicht meine Grundtechnik für schöne Pisten über den Haufen zu werfen und als falsch bzw. nicht weiterentwicklungsfähig erkennen zu müssen, sondern eine zusätzliche Technik für zerfahrene Pisten zu lernen - so wie man für den Tiefschnee ja auch eine andere Technik lernen muß als für harte griffige Pisten. Bitte verzeih mir, daß ich da trotz rationaler Einsicht nicht einfach mal so über meinen emotionalen Schatten springen kann, ich hab schließlich nur ein einziges X-Chromosom. Immerhin hab ich vor zehn Jahren meine Opposition gegenüber den taillierten Carvingskiern letztlich auch überwunden, ich schließe also eh nichts mehr aus...
Martina hat geschrieben: P.S. Es behauptet wohl niemand hier, dass er beide Ski die ganze Kurve gleich belastet, das nur zur richtigstellung. Meinungsverschiedenheiten gibt es bezüglich 'machen' und 'geschehen lassen' und wann und wie.
Ich hab hiezu schon einige Passagen im Forum mittlerweile nachgelesen, z.B. Schweizer/Österreichischer Lehrplan usw..., wenn auch leider erst nach dem ersten Überschwang in der Freude, das Forum nach 10 Jahren wiedergefunden zu haben. Aber 10 Jahre zumindest partiell nachzulesen hat halt ein wenig gedauert. ("Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten, Tore die man nicht schießt, bekommt man ... und man steht auf dem Außenski.")

Das Mißverständnis rührt von der Forderung her, die Carvingspuren sollen beide gleich tief sein, wenn sie sauber gecarvt worden sein sollen. Im Flachen kann ich das schon machen, sehe aber keinen besonderen Vorteil darin - ich hab auch nicht den Ehrgeiz zum extremcarven, das finde ich im normalen Verkehr ohnehin unpraktikabel. Ansonsten beunruhigt es mich, wenn das Gewicht nicht eindeutig verteilt ist. Bei deutlicher Außen/Talskibelastung habe ich das Gefühl, besser und sicherer zu fahren, weil es mir als "prägnantere", entschlossenere Fahrweise vorkommt. Die Kurve geht nach links, also voller Druck auf den rechten Ski, je eindeutiger, umso eindeutiger geht die Kurve dann auch nach links - so in etwa läuft wohl meine Denkweise bzw. mein Instinkt oder skifahrtechnische Fremd-/Eigenprogrammierung ab.

Noch ein Grund ist, daß es mir lieber ist, ein Bein voll zu nutzen und mich in der Zwischenzeit mit dem anderem auszuruhen, als beide Beine ständig (wenn auch mit halber Kraft) zu belasten. Vielleicht kann so die Gelenksflüssigkeit leichter wieder in den Gelenkspalt fließen als gegen einen mehr konstanten Druck.

Vielen lieben Dank für Eure Antworten und liebe Grüße!

Martina
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Re: Hochheben des inneren Skis statt Parallelfahren - wie ab

Beitrag von Martina » 04.03.2013 21:41

Rainer, ich habe das hier:
Martina hat geschrieben:Du hast also eine Technik entwickelt, die für dich funktioniert. Wenn du dich damit wohlfühlst, es dir Spass machst und du keinen gefährdest, dann spricht nichts dagegen, dass du genau so fährst.
völlig ernst gemeint!

Was angenehm ist an deiner Schreibe: Du erzählst von dir. Du berichtest, was du machst und warum. Wer mag, kann etwas davon für sich übernehmen. Oder vielleicht kann dadurch jemand verstehen, warum er oder sie selber auf eine bestimmte Art und Weise fährt. Du scheinst nicht das Gefühl zu haben, dass das, was für dich gut ist, für alle ideal sein muss.

Ich wollte mit meinem Beitrag oben aufzeigen, dass es sein kann, dass jemand eine Fahrweise entwickelt, die für ihn selber gut funktioniert, für jemand anders aber eher nicht - z.B. weil er/sie weniger Kraft hat oder sicherer fest auf beiden Ski steht etc.

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