Damit der Parallelthread Parallelschwung... nicht noch weiter vertechnisiert wird, verschiebe ich meine Antwort mal in ein eigenes Thema.
Dieser Post wird jetzt technisch. Deshalb bitte ich Kommentare à la Herbert Züst (nichts für ungut in solchen Themen

Ich will das am Beispiel des DSV mal festmachen: Ein Bundeslehrteam nimmt solch ein Kurvenmerkmal von einer kleinen Technikgruppe auf und setzt es um, bricht es auf Landeslehrteams und DSV-Skilehrer herunter und diese wiederum auf 2 weitere Skilehrebenen. Dazwischen finden Konsolidierungen und Relativierungen statt. Das sind insgesamt gut 25.000-30.000 Leute und abertausende Stunden am Hang. Hier ist das Kerngeschäft - der Skikurs - noch gar nicht inbegriffen. Das Ganze auf etwas kompakterem Maß dann noch im DSLV, dem Alpenverein und einigen kleineren Verbänden. Es wäre also sehr viel verlangt, anhand eines Zweizeilers den Anspruch einer vollverständlichen Anleitung zu schaffen. Ein Lehrplan ist nicht (direkt) für den Schüler oder Autodidakten geschrieben! Da exklusiv dieses Kurvenmerkmal aber hier immer wieder kleinere Wellen schlägt und (meiner Meinung nach) missverstanden wird, versuche ich, das Thema mit Bildern rüberzubringen. Sorry, dass es Bilder von mir sind, allerdings konnte ich hier die Videos genau an den Stellen anhalten, wo ich wollte.
Bitte betrachtet das Ganze differenziert: "Möglichst früh" heißt nicht "möglichst stark" oder "möglichst früh voll". Ein Druckaufbau beginnt irgendwo zwischen 0% und 99% und endet irgendwo zwischen 1% und 100%. Druckaufbau auf der Innenkante des Außenski bedeutet, dass wir mit dem Außenski frühestmöglich oder -nötig steuern, nicht dass wir möglichst früh mehr Druck außen als innen haben. Einige (teils plakative) Aussagen, wieso wir das tun sollten:
- Wir können nur mit dem Außenski Drehung regulieren und wirklich dosiert Druck aufnehmen. Dazu brauchen wir nicht unbedingt viel Belastung darauf (manchmal im Gegenteil).
- Wenn wir im ersten Moment ein so starkes Kippmoment haben, dass der Außenski keinen Druck aufnehmen kann (also auch keinen hat), so sind wir im weiteren Verlauf eingeschränkt, eine Kurve führt zwingend in ein vorgegebenes Einleitungsschema der nächsten.
- Wir können mit dem Außenski nicht nur besser regulieren, sondern auch Kräfte aufnehmen und abfedern.
- Es geht darum, den Ski möglichst schnell wieder freizugeben. Damit wir das können, müssen wir ihn möglichst früh kontrollieren, d.h. einsteuern. Wir wollen den Ski nicht ewig ausfahren müssen, um "Kontrolle" über das Gerät zu erlangen.
Bildfolge I:
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In den ersten 3 Bildern läuft der Ski relativ flach aus, es findet ein deutlicher Belastungswechsel statt. Vorteil: Spielraum, um sich vom (neuen) Außenbein abzudrücken. Im 4. Bild findet die eigentliche Kurveneinfahrt statt. Belastung ca. 50:50 (was für einen geschnittenen Schwung schon recht außenbeinorientiert ist).
Bild 5 (eines der entscheidenden): Druckaufbau - allerdings ein passiver! Die Fliehkraft kommt ins Spiel, man nimmt Kurvenlage ein. Am Außenski findet nach wie vor ein Druckaufbau statt - ohne dass wir uns noch weiter nach außen bewegen müssen. Die Lastverteilung verändert sich nicht groß, beide Ski nehmen Druck auf.
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Bild 6-9: Wir können die Kurve nun regulieren. Die Kräfte werden größer. Um dagegen zu halten wandert nun die Lastverteilung mehr nach außen:
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Bildfolge II:
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Klar ist das auch linien-, insbesondere aber auch gelände und schneebedingt (also auch für das freie Fahren relevant): der Radius muss viel enger gezogen werden. Fährt man die Kurve genauso wie Bildfolge I, so kriegt man die Kurve nicht ein (man muss also kurz andriften). Optional schießt man ohne Richtung und volle Lotte über die eisige Kuppe. Hier findet zunächst im Belastungswechsel so gut wie keine Lastverlagerung statt. Wir steuern den Ski allerdings auch noch nicht, sondern verändern lediglich die erste Zugrichtung. Bei Bild 4 beginnt die eigentlich Einfahrt. Der Außenski nimmt Druck auf (er hat allerdings aktuell nur sehr wenig) und wir steuern ein.
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Bild 5: Der Druckaufbau vollzieht sich deutlich schneller.
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Bild 6-8: Wiederum reine Regulation. Diese Kurve hat mehr maximalen Kantwinkel - kürzer, dafür heftiger. Auf der anderen Seite ist sie nicht vollständig geschnitten.
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Bildfolge III: Die 2 ersten Bildfolgen haben zwar eine sehr unterschiedliche Lastverteilung zur Einleitung beschrieben, beide haben aber in einer frühen Phase der Steuerung Druck aufgenommen. Was passiert, wenn das nicht geschehen ist?
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Noch alles okay... Bei Bild 2 bekomme ich einen Schlag. Bzw. weiß ich es nicht genau, die Ursache ist egal. Jedenfalls spicken mich die Kräfte der letzten Kurve in die Neue und die Einfahrt ohne Druck außen beginnt:
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Im letzten (= 4.) Bild baut sich so langsam durch die Fliehkraft Druck am Außenski auf. Rein mechanisch funktioniert das alles. Frage: Ist der Schwung so durchzuziehen? Vielleicht. Kann ich jetzt noch Kantwinkel oder Drehung regulieren? Versetzt Euch in die Lage...
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Okay, es hat funktioniert...
...das Problem: um die Kurve so noch fahren zu können, brauche ich ziemlich spät in der Kurve eine ziemlich hohen Kantwinkel. Dadurch werden die äußeren Kräfte groß und die alte Kurve bedingt die neue. Das sieht man nun:
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Auch hier scheint es wieder zu funktionieren, Kantwinkel ist ja da. Wiederum das Problem: In dieser Situation führt das eine zwingend zum nächsten, leider kam in dieser Situation ein Loch...:
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Das war's dann mit "Regulation"....
Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen...
