Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
ImpCaligula
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Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von ImpCaligula » 03.11.2011 22:13

Salve!

Ich hoffe ich bringe es verständlich rüber. Immer wieder lese ich in Berichten zu dem einem oder anderem Ski die Bemerkungen wie "Ski ist nicht tempofest" oder "Ski überzeugt nicht bei höherem Tempo" - oder eben ähnliche Sätze. Da frage ich mich dann - was ist da das Maß der Dinge?

Ich denke - wenn in einem Testbericht steht "ein SL Ski, der auch in engen Radien gefahren werden will"... oder das Gegenteil bei einem GS Bericht - da weiß man - aha, ein SL Ski und die Radien die ein SL so hat, die kennt man ja. Da weiß ich dann als Leser - ok - für Radien >16 Meter (als Beispiel) taugt der weniger. Sprich - ich habe eine Referenz.

Aber was ist die Referenz bei Tempo?

Wenn die Tester verschiedener Online oder Printausgaben schreiben, dass bei Ski A Abstriche im Bereich hohem Tempo gemacht werden müssen - von welchen Zahlen sprechen wir da? Und wie interpretiere ich das als Interessent?

Klar - bin ich reiner Anfänger - muss mich diese Aussage erst mal nicht interessieren. Aber der normale oder fortgeschrittenere Freizeitfahrer - der ließt eben eine solche Aussage - und da fragt man sich, was ist höheres Tempo? Betrifft mich das oder nicht. Wenn die Tester damit meinen ab 120km/h (als Beispiel) wird der Ski flattrig und ich als Freizeitfahrer komme im Schnitt auf meine 80km/h - dann müsste mich der Punkt ja gar nicht interessieren bei diesem Ski - bzw. würde meine Entscheidung / Wertung nicht beeinflussen. Meinen die Tester aber mit "hohem" Tempo schon die 80km/h - so wäre dies sehr wohl von Interesse...

Würde mich einfach mal interessieren.
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skifossil
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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von skifossil » 03.11.2011 23:33

90% der Skifahrer sind nicht "tempofest", denn sonst wären Skihelme sinnlos.

Ein Ski, der wenig torsionssteif ist, beschränkt schon bei den von Normalfahrern zu erreichenden Kurvengeschwindigkeit das Tempo, da er wegrutscht. Das ist auch so gewollt, wie die Geschwindigkeitsabriegelung in der Nobelkarosse bei Tempo 250.

Bei Geradeausfahrt und hinreichender Skilänge, sollte kein moderner Ski einen Normalfahrer beschränken.

Adamski
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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von Adamski » 04.11.2011 00:26

Hi,

ich würd sagen, das Tempo merkst Du daran, dass beim Geradeausfahren die Untergrundunebenheiten als "Schläge" durchkommen, und Du deutlich Kraft einsetzen muss, um die Stellung zu halten. Man hockt automatisch auch tiefer.

In Kurven, merkst Du es an den deutlichen G-Kräften, also der Belastung die deine Beinmuskeln erfahren. Das ist natürlich von Tempo und Radius abhängig, welche Kräfte auf die Beine und natürlich den Ski (oder Board) wirken...
Ist also relativ, und nicht von der absoluten km/h Angabe anhängig. Wenn Du den Radius enger fährst, kommst Du auch bei niedrigem Tempo an den Extrembereich.

Spührst Du Dein Gewicht quasi doppelt, ist das "schnelleres Tempo", würde ich sagen.

LG, Adamski

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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von beate » 04.11.2011 09:26

Skifossil bringt es auf den Punkt.
Ich bin in eher gemäßigterem Tempo unterwegs (allerdings deutlich über dem Tempo von Freizeitskifahrern), ein Problem mit fehlender Tempofestigkeit hatte ich die vergangenen Jahrzehnte bei keinem meiner Ski.
Ich bin sehr oft mit Kollegen unterwegs. In der Regel fahren sie auch keine RD Ski. Probleme mit Tempofestigkeit sind nie ein Thema gewesen. Kleine Korrektur: Martina ist in Arosa die Carmenna FIS (schwarz) in "downhillrace Manier" runter gefahren. Ich schätze ihre Geschwindigkeit lag zeitweise bei 100km/h, gefahren ist sie mit dem Elan SLX in 160cm. Unten angkommen meinte sie, dass die Ski ein wenig unruhig aber keinesfalls unkontrollierbar gewesen seien.
Wenn ich dann hier im Forum lese, dass jemand einen "harten SL" braucht, weil er meint, bei seinem hielten die Kanten bei hohen Tempi nicht, kann ich nur schallend lachen und scrolle kommentarlos zum nächsten aktuellen Beitrag.
Ich denke, für die Kunden, die sich als Fortgeschritten bezeichnen, spielt dieses Charakterristikum bei hochwertig gebauten Ski keine Rolle Das ein geschäumter Ski für 129€ für Anfängergeschwindigkeiten ausgelegt ist, sollte einem durchaus bewusst sein.
Beate

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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von ImpCaligula » 04.11.2011 10:03

Ok, Danke beate & skifosil....

---
Für mich ist das aus 2 Sichten interessant.

a) Was meinen denn die Tester mit nicht tempofest oder eben hat Probleme bei höheren Tempo? Denn dann kann ich das für mich übertragen - ob diese Eigenschaft (in dem Fall ja negativ) überhaupt von mir wahrgenommen wird.

b) Wenn mich jemand fragt bzw. ich hier schreibe, darf ich dann überhaupt "bei hohen Tempo empfand ich den Ski als"... schreiben? Denn das was ich als hohes Tempo empfinde - ist das überhaupt hohes Tempo?!


---
Btw. die 100km/h... ist das schnell?

In Davos gibt es ja diese nette Messtrecke. Ich war so deppert und bin die runter vor nem Jahr. ich weiß jetzt nicht ob die genau misst. Hatte dort 104km/h drauf. Das war allerdings - dachte ich im Nachhinein auch - völliger Blödsinn, da ich da keinerlei Kontrolle hatte. Ok - die Messtrecke ist abgesperrt, niemand kommt die in die Quere. Aber wenn ich nur bisschen ins`s Wanken gekommen wäre - hätte ich den Abflug gemacht und mich hätte es zerlegt.

Ich hatte gestern das App "runtastic" den Tag über laufen. Ich will jetzt hier keinen Sch*****-vergleich starten! Im Schnitt habe ich so bei normalen Fahrten 66km/h drauf - das ist normal - und wenn ich es für mich mal "laufen lasse" um die 87km/h Maximum. Das ist aber dann das absolute Maximum wo ich noch kontrolliert mich selber (und für Andere) abfangen kann.

Wie gesagt - das soll jetzt bitte kein Sch****-vergleich werden. Mich würde interessieren, kann man dann bei diesen Tempi sagen / schreiben, dass ein Ski einem bei hohem Tempo nicht gefällt?! Oder ist das "zu langsam" dazu?
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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von skiingman » 04.11.2011 10:56

Hallo Jörg,

ja, das sind mE ohne jeden Zweifel hohe Geschwindigkeiten. Ich hatte auch mal ein GPS-Tool und kann mich zwar nicht mehr an die Zahlen erinnern, bin mir aber sicher, dass meine Tempi deutlich geringer waren.

Ich bin allerdings grundsätzlich ein ziemlich langsamer und vorsichtiger Skifahrer und finde nur das Verhältnis von Tempo und Radius reizvoll, also das Spiel mit den Fliehkräften. Da ist es ziemlich wurscht, ob ich nun 40 oder 70 fahre.

Einzige Ausnahme sind Kurse, wenn ich gefühlt-rennsportliche Schüler habe, die meinen, gutes Skifahren sei ohne hohes Tempo nicht möglich und deshalb nah an ihren Grenzen bzw. sogar darüber fahren. In solchen Fällen fahre ich dann ein oder zwei Abfahrten mal sportlich um ihnen die eigenen Grenzen deutlich aufzuzeigen. Ich habe das zwar durchaus im Griff und fühle mich bei sowas auch nicht unwohl, aber nichtsdestotrotz bin ich lieber entspant unterwegs.

Wenn ich allerdings mal schnell unterwegs sein muss, ist es mir ziemlich egal, ob ich meinen Privatski (Atomic GS) oder meinen alten Allroundschulski (Head Xenon) dabei habe. Man kann beide (wie jeden anderen Ski auch) durchaus (sehr) sportlich fahren, ohne sich unsicher zu fühlen. Tempogeeignetheit ist deshalb nie ein Kriterium für mich.

Beste Grüße
Markus

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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von skifossil » 04.11.2011 14:11

100 km/h sind schnell, denn nach der Schrecksekunde ist man schon 28 m weiter.

Deshalb benötigt man im Strassenverkehr bei diesen Geschwindigkeiten auch einen Führerschein. :D

Ob sich ein Ski bei hohen Geschwindigkeiten ruhig oder unruhig verhält, liegt nicht nur am Ski sondern an der Gesamtkombination Fahrer, Schuh, Bindung und Ski.

Es ist doch klar, dass wenn eine 60 kg Person auf einem 160 cm Ski Tempo 100 fährt, das System unruhiger gleitet als wenn eine 120 kg Person auf 2 m Ski Tempo 100 fährt. Ein Mercedes 500 liegt auch ruhiger als ein klassischer Käfer bei Tempo 100 ... doch der Käfer ist im Stadtverkehr viel angenehmer ... und die Pisten entsprechen leider immer mehr dem Stadtverkehr. :D

Die Skispringer benutzen "tempofeste" Ski, doch wer möchte damit schon skifahren. :D

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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von Martina » 04.11.2011 14:46

ImpCaligula hat geschrieben:a) Was meinen denn die Tester mit nicht tempofest oder eben hat Probleme bei höheren Tempo?
Meist passt bei solchen Aussagen die Skitechnik des Fahrers nicht zum Ski. Um hier die Eigenschaft dem Ski zuschreiben zu können, muss ich den Fahrer fahren gesehen haben.
ImpCaligula hat geschrieben:b) Wenn mich jemand fragt bzw. ich hier schreibe, darf ich dann überhaupt "bei hohen Tempo empfand ich den Ski als"... schreiben? Denn das was ich als hohes Tempo empfinde - ist das überhaupt hohes Tempo?!
"empfand ich als..." finde ich immer angemessen.

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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von ImpCaligula » 04.11.2011 15:33

Dann sind solche Angaben "Ski im oberen Tempo" also mehr oder weniger "nichts-sagend", wenn man nicht weiß um die "Skikünste" des Testers bzw. dessen Gewicht etc. Wenn ich das also lese, kann ich es aufnehmen, muss am Ende aber eh meine eigenen Test-Erfahrungen damit machen.

Martina hat geschrieben:
ImpCaligula hat geschrieben:"empfand ich als..." finde ich immer angemessen.
Danke Martina, das nehme ich dann für mich so auf. Ich schreibe ja gerne meine Testerlebnisse nieder und will, das war der zweite Grund, da nichts widersinniges rein schreiben. Daher nehme ich das so für meine Berichte auf. Hast recht, denke so kann und "darf" man (ich) das dann so schreiben...


PS: Möchte übrigens nochmals betonen, dass mein Tempo / Vergleich nichts mit irgendwelchen "ich bin ja so schnell" Dingen zu tun hat. Und schon gar keine Vergleiche. Nur als Beispiel zu Beates Aussage - Martinas um die 100km/h sind ganz sicher 100x besser und wirklich gefahrenes Tempo... in Davos war ich nur eine unkontrollierte lebende Ski-Kanonenkugel. Man hätte auch einen Affen auf Ski schnallen können und den Hang runter fahren lassen...
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Re: Ski ist wenig tempofest. Welcher Maßstab ist Tempo...?

Beitrag von ImpCaligula » 04.11.2011 15:49

Ich möchte keinen 2ten Thread zum Thema Tempo aufmachen. Darf ich daher - da meine Frage für mich geklärt ist - den Thread in eine andere Richtung lenken?! Und meine Frage geht vor allem an die Skilehreinnen (Herren auch *g*9 hier.

Mit der Zeit bekommt man ja raus, was man so auf der Piste machen möchte.
Slalom, Riesenslalom, Freestyle, neben der Piste etc. Jeder entwickelt da ja so seine Vorlieben.

Ich mag lange Radien und (für mich) hohe Geschwindigkeiten.
Natürlich immer unter der Vorraussetzung der Nicht-Gefährdung anderer Skifahrer/innen - gerade bei vollen Pisten. Gegenseitige Rücksichtnahme und Vorsicht halte ich für selbstverständlich. Ok, zum Thema und meinen Fragen.

Ich bin 42 Jahre jung.
In dem Alter fährt man einfach nicht mehr drauf los, sondern wird eben vorsichtiger.
Ich will mir unnötig nicht die Haxen brechen und habe ziemliche Angst vor einem möglichem Skiunfall.

Ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich nicht weiß, ob meine Vorsicht und Angst nicht mehr weiter kommen lässt - oder wo es einfach wirklich eine Gefahr für mich und meine Gesundheit darstellt. Es ist schwer zu beschreiben. Mit meinem oberen tempo fahre ich bis jetzt aus meiner Sicht für mich und andere auf der Piste vertretbar sicher. Ich würde jetzt aber gerne Schritt 1 und 2 machen und bisschen mehr "es laufen lassen".

Wenn ich jedoch das Tempo laufen lassen würde, bekomme ich "Angst"... Bedenken. Es ist zBsp so, dass unter mir bei hohem Tempo die Ski wackeln, dass die Ski mal minimal wegrutschen (Eis, Eis und Schneekanten...) etc. Für mich laufen die Ski ab einem gewissen Tempo recht unruhig.

Dann schaut man sich am Pistenrand andere an. Scheinbar völlig ruhig und gelassen fahren die sogar deutlich schneller wie ich. Die Ski scheinen so, als wären sie wie auf Schienen und wackeln und holpern kein bisschen! Es scheint so - denn aus der Ferne kann man das ja nicht wirklich beurteilen.

Da stelle ich mir dann die Frage...
a) Meine Ski fahren sich unruhig und wackeln, weil ich für die nächste Tempo Stufe einfach noch nicht "reif" bin (Technisch).
b) Das ist völlig normal! Die Ski wackeln und holpern immer ein bisschen, schließlich fährst du auf keinem 100% planen Untergrund!

Wir würdet Ihr dann an die Sache rann gehen? Privatstunde nehmen, genau so dem Lehrer erklären, dass man gerne die nächste "Tempostufe" erreichen würde auf langen Radien. Er soll sich das anschauen und Tipps geben... und eben in der Skistunde beibringen? Also den Skilehrer prüfen lassen, ob es an der Technik liegt, oder ob die Bedenken doch eher auch vom Ski her kommen, weil ein Ski eben auf der Piste bis zu einem gewissen Grad wackelt und holpert?

Und noch eine ganz andere Frage. Bei einem hohen Tempo... oder einem gewissen Tempo. Ist man da selbst als guter Skifahrer überhaupt (ab einem gewissen hohen Tempo) in der Lage - zBsp ein verkanten des Skis und einem Sturz ab zu fangen? Steigt mit höherem Tempo auch extrem die Gefahr sich zu verletzen, weil man ab einem gewissen Tempo gewisse Dinge nicht mehr abfangen kann - immer natürlich im Bereich der Freizeitfahrer.
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