Ist driften "böse"....?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
freeriderin
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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von freeriderin » 02.12.2011 00:19

urs hat geschrieben: (..) muss nicht zwingend eine gute freeriderIn sein und umgekehrt.
Hm? Es wurde von mir gesprochen??
:wink:

Ich glaub übrigens, dass es da (wie oft) eine unterschiedliche Vorstellung von Begriffen gibt...
Mit modernem Material nicht-carvend (im Sinne von "nicht-geschnitten" oder "driftend") fahren ist ja nicht gleichbedeutend mit "klassischer" Skitechnik.

[OT]
Ich selbst fahre übrigens höchstens im Frühwinter mal geschnittene Schwünge 8) :wink:

Wird Zeit, dass Schnee kommt: Loipenverhältnisse am Düsseldorfer Rheinufer wie sonst nirgends in D... und schneien tut's auch am Neusser Gletscher....
[/OT]

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Willi1957
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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Willi1957 » 02.12.2011 07:14

urs hat geschrieben:
Mathi hat geschrieben:Ein guter Schifahrer ... ist gleichfalls in der Lage, in den meisten Situationen andere geeignete Schitechniken (die Facetten des Schifahrens) bewusst einzusetzen. Dazu würde auch die von Beate (provokativ ?) angeführte Arlbergkurzschwungtechnik zählen...
ganz klar nein. genausogut könntest du nur denjenigen einen guten autofahrer nennen, der noch das schalten mit zwischengas beherrscht. die wedeltechnik (resp. kurzschwung über fersenschub) ist überholt da nicht geräteadäquat. es gibt techniken, wie z.b. auch das umsteigen, die heute keinen sinn mehr machen und nichts im modernen technikrepertoir zu suchen haben. ich persönlich würde eine gute skifahrerIn weniger an möglichst vielen technischen facetten ausmachen sondern vielmehr an einer soliden grundtechnik, die sich den unterschiedlichen anforderungen anpassen lässt.
Urs, sehr gut auf den Punkt gebracht!
Die Missverständnisse liegen, so glaube ich, darin, dass "Driften" gleichgesetzt wird mit alten Skitechniken.
Die Art und Weise der Driftmöglichkeiten haben sich durch das moderne Material ab 1996 genauso geändert. Carven und Driften ist mit der gleichen Grundtechnik möglich, ohne dass man in antiquierte Fahrweisen zurückfällt. Mischformen, wie man sie auch aus dem GS kennt, wie angedriftete Schwünge die dann ins Carven übergehen waren zumindest für mich mit Pommes unmöglich. Der hier schon oft erwähnte moderne KS, ohne modernes Material und der erwähnten Grundtechnik, so nicht fahrbar.
Die gleiche erwähnte Grundtechnik kann auch heute, dank des Materials, eins zu eins beim Tiefschnee fahren angewendet werden, vorausgesetzt Breite/Länge der Ski passen zu Gewicht/Größe des Fahrers, und das bei KS und sogar weiten großen Schwüngen. Und das ohne in eine "alte Tiefschneetechnik" beim KS zurückzufallen, große Schwünge mit viel Geschwindigkeit und Schräglage waren früher eh nicht möglich, zumindest bei mir nicht.
Gruß, Willi
Servus,
Wilhelm

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Herbert Züst
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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Herbert Züst » 02.12.2011 08:51

Kann es ein, dass dieser "carvinglastige" Eindruck entsteht, weil es bei den Videoanalysen oft sehr stark ums Carven geht?
Das liegt dann aber in der Natur der Sache, wenn jemand eine Analyse seiner Carvingschwünge haben will.
Würde man eine Analyse der Kurzschwünge bzw. Tiefschneeabfahrt wünschen, wäre Carven - selbstverständlich - kein Thema
.

Ich glaube der "carvinglastige" Eindruck entsteht aus diesem Grunde: Die Carving Technik ist der einfachste Fahrstil den ich kenne, er ist relativ leicht und schnell erlernbar und auch physikalisch recht einfach zu erfassen und zu erklären. Daher glaube ich, dass da sehr viele Leute relativ schnell mitreden können. Jede andere Skitechnik ist viel komplexer, das heisst, die Augenblicke während dene das Gleichgewicht verloren geht und durch schnellste Reflexe wieder hergstellt werden muss, sind ultra kurz. Das Erlernen dieser unbewusten Reflexe ist ein sehr langer Prozess und wird am besten, wie das Gehen ,in frühster Kindheit erlernt. Diese Reflexe sind sehr schwer erfass und erklärbar und ich denke darum wird hier auch weniger darüber diskutiert.

Gruss Herbert

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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von goodie_1401 » 02.12.2011 08:59

Ich glaube, der carvinglastige Eindruck entsteht, weil wir hier im carving-ski.de - Forum sind. :D

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Herbert Züst
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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Herbert Züst » 02.12.2011 09:03

Petra ich glaube du solltest dringend Skifahren gehen :lol:

Gruss Herbert
Herbert

Martina
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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Martina » 02.12.2011 09:32

urs hat geschrieben:
Mathi hat geschrieben:Ein guter Schifahrer ... ist gleichfalls in der Lage, in den meisten Situationen andere geeignete Schitechniken bewusst einzusetzen. Dazu würde auch die von Beate (provokativ ?) angeführte Arlbergkurzschwungtechnik zählen...
ganz klar nein. genausogut könntest du nur denjenigen einen guten autofahrer nennen, der noch das schalten mit zwischengas beherrscht. die wedeltechnik (resp. kurzschwung über fersenschub) ist überholt da nicht geräteadäquat. es gibt techniken, wie z.b. auch das umsteigen, die heute keinen sinn mehr machen und nichts im modernen technikrepertoir zu suchen haben.
Danke, Urs, dass du das so schön auf den Punkt gebracht hast.
Ich denke, ein immer noch verbreiteter Irrtum ist, dass man eine andere Skitechnik braucht, sobald man nicht carvt (gerne "klassische Technik" genannt). Das stimmt nicht. Die heutige Skitechnik ist auf das heutige Material zugeschnitten. Sie ermöglicht carven auch mittelguten Skifahreren. Das bedeutet nicht, dass es bei dieser Technik das Ziel ist, möglichst immer zu carven.

"Geräteadäquat" finde ich sehr schön: Ein guter Skifahrer ist für mich auch jemand, der das Gerät, das er gerade fährt, möglichst gut ausnutzt. Logisch,dass man mit einem breiten Tiefschneeski etwas anders fährt als mit einem Slalomcarver.

Das bedeutet auch, dass ein guter z.B. 80erJahreskifahrer (Umsteigetechnik) aus dem damaligen Material das beste rausholen konnte. Hätte er damals die heutige Technik benutzt, wäre nicht viel rausgekommen. Dieser Skifahrer wird aber, wenn er neuere Ski kriegt, wiederum in der Lage sein, das beste aus diesen rauszuholen und seine Technik entsprechend anzupassen.

urs hat geschrieben: ich persönlich würde eine gute skifahrerIn weniger an möglichst vielen technischen facetten ausmachen sondern vielmehr an einer soliden grundtechnik, die sich den unterschiedlichen anforderungen anpassen lässt.
Ich glaub, das kann leicht falsch verstanden werden. Vielseitigkeit in dem Sinne, dass ein guter Skifahrer aus verschiedenen Geräten das Beste rausholen und seine Technik entsprechend anpassen kann gehört für mich zu den Kriterien eines guten Skifahrers. Dass er aber auch noch Techniken, die zu überholten Geräten passen, einsetzt, wäre eher dumm - wie Zwischengas geben, wenn es nicht nötig ist.
Ein solcher sehr guter Skifahrer wird aber, wenn er mal alte Ski fährt, rasch herausfinden, wie er diese am besten zum funktionieren bringt (es gab da doch mal eine nette Sequenz in einem Demoteamfilm...).

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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Dani67 » 02.12.2011 09:43

Herbert Züst hat geschrieben:Das Erlernen dieser unbewusten Reflexe ist ein sehr langer Prozess und wird am besten, wie das Gehen ,in frühster Kindheit erlernt. Diese Reflexe sind sehr schwer erfass und erklärbar
:zs: :zs:

Das ist auch der Grund weshalb ich im Golfspiel (Beginn mit 39 Jahren) trotz bereits ca. 80 Privatstunden (das stelle sich mal einer vor beim Skifahren....) alles andere als ein guter Spieler bin und leider auch in letzter Kompetenz nicht werden werde. Diese angesprochene Feinmotorik ist eigentlich nicht mehr lernbar im fortgeschrittenen Alter.

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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von PK » 02.12.2011 09:50

OhOh, Urs und Martina :oops:
Wenn ihr euch da jetzt nicht mitten in die Brennessel gesetzt habt (wie man bei uns so schön sagt)

Also ich persönlich hätte jetzt schon ein großes Problem, zb. meinen Freund -der in meinen Augen wirklich supergut und um einiges besser als ich fährt, der aber hauptsächlich trotz moderner Sl-Carver in seiner veralteten "Wedeltechnik" unterwegs ist- nun plötzlich sagen zu müssen: "Hey, du bist jetzt aber kein guter Skifahrer mehr."

Nicht falsch verstehen, aber einem "ehemals" guten Skifahrer mit nun "veralteter" Fahrtechnik nun abzusprechen, er sei deswegen nicht mehr "gut", nur weil er nicht geräteadäquat (guter Ausdruck!) fährt, halte ich schon etwas gewagt.
Servus aus Bayern!
Peter.

Martina
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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von Martina » 02.12.2011 10:01

Allerdings kenne ich eine Dame (aus diesem Forum), die mit über 40 sehr rasch sehr gut Golf spielen gelernt hat. Es ist sicher schwierig, solche Abläufe als Erwachsener neu zu lernen. Wer jedoch einen soliden Erfahrungshintergrund aus einer anderen Sportart hat, die er übertragen kann, kann u.U. nicht nicht allzu langer Zeit gut werden.
Erstaunlich ist dabei manchmal, welche Sportart für welche nützlich ist und welche nicht:
So habe ich z.B. die Erfahrung gemacht, dass sich sehr gute Tänzer (Profis) mit skifahren schwer tun (zu kontrolliert), sehr gute Fussballer aber leicht. Surfer fahren rasch gut Snowboard, aber es haut sie regelmässig über die Kante (kennen sie nicht). Tänzer und Turner tun sich leicht beim klettern, Läufer haben oft Mühe beim schwimmen.
Bei meinen Kindern ist mir deshalb wichtig, dass sie eine Sportart betreiben, die vielseitiges Bewegungslernen ermöglicht. Ich halte das für gesund und für alles weitere im Leben eine solide Grundlage.

@PK: Natürlich fährt der gut. Aber ich finde, es gibt gut-sehr gut-hervorragend etc. Leute, die noch deutlich besser als "gut" fahren, die können nicht anders als mit anderem Material anders fahren - allein schon, weil es ihnen so viele neue Möglichkeiten bietet. Natürlich sind auch solche Umstellungen mit höherem Alter schwieriger zu vollziehen als für 20jährige.
Und ja, jemand der mal eine Technik lernt (sei es im Skifahren oder sonstwo) und nicht mehr in der Lage ist, diese zu ändern - der ist für mich "gut" , aber eben auch nicht mehr als "gut".
Langjährige Skifahrer haben die Skientwicklung ja über viele Jahre miterlebt und, wenn sie "richtig gut" sind, ihre Technik immer angepasst und immer neue Möglichkeiten erhalten.
Denn warum soll man die Technik ändern? Weil es mehr Spass macht!

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Re: Ist driften "böse"....?

Beitrag von goodie_1401 » 02.12.2011 10:04

ok, ein guter Skifahrer...
ich zähle mich jetzt einfach mal dazu und überlege, warum ich mir das einbilde:

ich kann in jedem Gelände sicher fahren (was nicht heißt, dass es mich im Tiefschnee nicht auch mal beutelt)
ich kann meine Geschwindigkeit jederzeit an die Erfordernisse anpassen
ich kompensiere relativ gnadenlos alles, was mir Ski-mäßig an die Füße kommt. So bin ich einen Tag Ski gefahren, wo die rechte Bindung 2 cm weiter vorne montiert war als die linke. Ich habs erst im Lift gemerkt, als ich meine Füße hochgehalten hab :D
ich switche intuitiv zwischen den Stilen und Techniken
den Umstieg von Pommes auf Carvingski habe ich solange es ging verweigert. Als es keine anderen Ski mehr gab, hab ich mir nach intensivem Testen den Racecarver gekauft, der mich in meiner Technik am wenigsten gestört hat. :D
Meine Technik ums Carven zu erweitern hat nur zwei Stunden bei einem guten Skilehrer gedauert, weil ich auf ein breites Grundrepertoire zurückgreifen konnte.

was mich von einem sehr guten Skifahrer entfernt
ich hab selten Ahnung, wie oder warum ein Ski das macht, was ich will. Es funktioniert einfach. Aber wenn mal irgendwas nicht so funktioniert, komme ich nicht selber auf eine Lösung.
Ich bin ein gruseliger Skilehrer und komme deshalb auch nicht auf die Idee, als solcher fungieren zu wollen. Freunde gucken mich immer irritiert an aber ich kann es wirklich nicht.
Ich tue mich schwer, eine Piste mit einem bestimmten Schwung durchzufahren. Ich hab einfach überhaupt keine Lust dazu, mich unnötig aufs Skifahren zu konzentrieren.
Ich hab keine Lust mehr, mich irgendwie weiterentwickeln zu wollen. -> ich werde alt :D

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