Breitere Skiführung beim Carven

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
urs
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von urs » 13.01.2011 22:13

FalkFalk hat geschrieben:Im Freizeitskilauf ohne Tore und Zeitmesser ist der Abbau der natürlichen Schrittstelllung meiner Meinung nach allerdings sinnlos bis kontraproduktiv. Bei dieser ist eine leichte Auswärtsdrehung der Hüfte nur natürlich, ökonomisch und angenehm.
da geh ich überhaupt nicht einig. was du als "natürliche schrittstellung" bezeichnest, ist auf der piste oft als zurückhängende hüfte mit resultierender v-stellung zu sehen. gerade viele freizeitskifahrerInnen machen gute fortschritte, wenn sie die aussenhüfte zu kurvenbeginn bewusst nach vorne bringen.
chianti hat geschrieben:ich frage mich auch, ob ich absichtlich missverstanden werde ...
da versteht dich niemand falsch. es ist eine alte, müssige diskussion. du vermischt hier kurzschwünge mit mittel- bis langen carvingschwüngen. bei ersteren wurde nie bestritten, dass der oberkörper talwärts schaut und ruhig bleiben soll. bei grösseren schwüngen propagiert der ösv-lehrplan nun mal ein leichte orientierung nach kurvenaussen während beim ch-lehrplan die hüfte möglichst der kurve folgt. vor ein paar jahren wurde gar noch ein leichtes vordrehen empfohlen, was aber nicht mehr der fall ist. nach meiner beobachtung wurde bis vor ein paar jahren in tiroler skischulen ein starkes verdrehen gelehrt, was eine bekannte von mir als skianfängerin zur verzweiflung brachte. dies hat sich in den letzten 2-3 jahren zum glück stark gemässigt. zudem fällt mir auf, dass im tirol stark auf eine klar definierte grundposition gesetzt wird (böse zungen sagen dazu förmchenfahren), während im ch-lehrplan von funktionen und bewegungen ausgegangen wird. es wurde versucht, die bewegungen aufs notwendige minimum zu reduzieren. im alltag gibt es natürlich auch hier idealbilder in den köpfen, die den unterricht prägen. gute und schlechte skifahrerInnen gibts auf allen pisten in den alpen.

gruss urs

chianti
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von chianti » 13.01.2011 22:38

Und wieder missverstanden: ich schrieb ursprünglich von der Haltung des Oberkörpers während Geradeaus-Schrägfahrten, nicht von dessen Gegendrehen oder gar der Hüfte in Schwüngen ...

Zur Lehrphilosophie: die Frage ist, was didaktisch eher zum Ziel führt - dem Schüler Bewegungen und Haltungen (auch übertrieben) so zu zeigen, dass er durch Nachahmen und eigene Körpererfahrung eine Position und Gewichtsverteilung erreicht, die ihm Sicherheit verschafft oder bewegungsminimalistisch vorauszufahren und die korrekte Gewichtsverteilung auf der Tonspur, also theoretisch rüberzubringen?

Sobald ein Skischüler merkt, dass er sicherer auf den Ski steht, wird er die Haltungen und Bewegungen alleine schon aus ökonomischen Gründen auf das notwendige Minimum reduzieren - ein guter Skilehrer erkennt diesen Fortschritt und passt dann seinen Fahrstil darauf an (den Luxus von Privatunterricht einfach mal vorausgesetzt :wink: ).
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Ramon 23
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von Ramon 23 » 14.01.2011 11:45

chianti hat geschrieben:...Haltung des Oberkörpers während Geradeaus-Schrägfahrten...
Was hat das mit Carven zu tun?
Will ich beim Carven nicht eine Kurve fahren? Was meinst du mit Schrägfahrt?

Gruss Nils

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Badga
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von Badga » 14.01.2011 14:04

Ich denke er meint genau die Zeit zwischen zwei (längeren) Schwüngen. Dort, wo das umkanten passiert. In dieser Phase kann man also stur geradeaus in Fahrtrichtung der Skispitzen gucken, oder wie er denke ich meint, den Oberkörper leicht talwärtsdrehen. Also dorthin, wo einen der nächste Schwung hinführen wird. Sobald der Schwung angesetzt wird, holen dann die Beine und Hüfte die Drehung auf, und während des Schwunges folgt der Oberkörper nun der Richtung der Ski, bis er in der nächsten Umkantphase wieder leicht talwärts gedreht wird.
Zumindest hab ich das so verstanden. Wenn ich die Piste nicht gerade für mich alleine habe, mache ich das übrigens automatisch, um rechtzeitig zu erfassen was dort gerade los ist, wo der nächste Schwung standardmäßig hinführen soll. Ob das nun technisch relevant ist sei mal dahingestellt, aber gerade bei längeren geschnittenen Schwüngen, die ja nun auch mal recht schnell werden können, finde ich den Sicherheitsaspekt grund genug dafür. Es hilft (mir) die Situation in meiner Umgebung besser zu erfassen und meine Fahrt darauf einzustellen.

MfG Oli

chianti
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von chianti » 14.01.2011 14:20

Ramon 23 hat geschrieben:
chianti hat geschrieben:...Haltung des Oberkörpers während Geradeaus-Schrägfahrten...
Was hat das mit Carven zu tun?
Will ich beim Carven nicht eine Kurve fahren?
lies den ersten Post im Thread. Es ist leichter, die breite Beinstellung zuerst bei "anspruchsloser" Schrägfahrt zu üben und nicht in der gecarvten Kurve.
Ramon 23 hat geschrieben:Was meinst du mit Schrägfahrt?
geradeaus, aber schräg zur Fallinie (sonst hätte ich "Schuss" geschrieben). Mit Berg meine ich die Gesteinsmasse, die die Sicht aufs Mittelmeer versperrt und mit Tal den größeren Einschnitt zwischen Bergen, mit Ski meine ich die komischen Latten unter den Füßen und mit Schnee das weiße Zeug, auf dem man herumrutscht ...
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von BibiJones » 14.01.2011 14:22

urs hat geschrieben:
FalkFalk hat geschrieben: ... nach meiner beobachtung wurde bis vor ein paar jahren in tiroler skischulen ein starkes verdrehen gelehrt, was eine bekannte von mir als skianfängerin zur verzweiflung brachte. .
gruss urs
... mich im letzten Jahr auch :oops:

Als bessere Anfängerin will ich ja immer noch etwas hinzulernen (wenn auch hier nur theoretisch) und so habe ich die Diskussion hier verfolgt.

Dieses talwärts offen/verdrehen gibt mir als Anfänger immer sehr viel Unsicherheit. Was ist denn jetzt richtig?

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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von chianti » 14.01.2011 14:39

grundsätzlich die Haltung, in der Du Dich auf dem Ski am sichersten fühlst.

das "Verdrehen" hat u.a. die Vorteile, dass
- man dabei durch die Seitvorlage automatisch den Talski belastet
- sieht, was in der Gegend los ist, wo der nächste Schwung enden soll, ohne dass man abends Nackenschmerzen hat
- man dem Mit- und Überdrehen des Oberkörpers in Schwungrichtung, d.h. zum Kurveninneren entgegenwirkt
- einem dann, wenn man zum Carven oder Parallelschwingen von kurzen Radien übergeht, die Grundposition dafür schon vertraut ist

je sicherer man auf dem Ski steht, desto mehr schafft man die o.g. Punkte natürlich ohne starkes bzw. bewusstes Verdrehen - das nennt sich Bewegungslernen ;-) Diese Haltung ist in erster Linie Mittel zum Lernzweck - auch ein Tiroler Skilehrer steht recht "lässig" auf dem Ski, wenn er privat fährt :-)
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von Willi1957 » 14.01.2011 14:54

Dieses talwärts offen/verdrehen gibt mir als Anfänger immer sehr viel Unsicherheit. Was ist denn jetzt richtig?
Richtig oder falsch gibt es hier glaube ich nicht, vor allem wenn man noch Zwischenformen betrachtet.
Urs. einige Beiträge vorher, hat es auf den Punkt gebracht.
Bei einer taloffenen Stellung (KS mit oder ohne Carvinganteil ausgeklammert) erfolgt eine Belastung fast nur des Außenskis über den gesamten Schwungverlauf. Ein Merkmal bei vielen Skifahrern ist hier die unerwünschte V-Stellung, also das Weglaufen des Außenskis. Das Spurbild hat keine voll paralelle Kantenabdrücke.
Weiterhin erschwert nach meiner Meinung eine taloffenen Skistellung die Einleitung des Schwungs über den werdenden Innenski ungemein. Harmonische Carvingschwünge, bei denen die Belastung über den werdenden Innenski über Kurvenkräfte und Schwerkraft zum neuen Außenski wandert haben über den gesamten Kurvenverlauf in etwa eine 50:50 Verteilung. Das ist für mich das Idealbild. Eine Voraussetzung dafür ist, dass der Oberkörper der Fahrtrichtung des Skis folgt oder anders gesagt die äußere Hüfte nach vorne geht.
Servus,
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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von Willi1957 » 14.01.2011 15:01

Hier ist noch ein ziemlich aktuelles österreichiches Leitbild für lange Carvingschwünge (Quelle wurde von Moorkuh genannt) Von wirklich taloffener Stellung kann ich hier nichts erkennen.
http://oeaks.at/index.php?id=471
Servus,
Wilhelm

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Re: Breitere Skiführung beim Carven

Beitrag von NeusserGletscher » 14.01.2011 15:06

Willi1957 hat geschrieben:Bei einer taloffenen Stellung [...] erfolgt eine Belastung fast nur des Außenskis über den gesamten Schwungverlauf. Ein Merkmal bei vielen Skifahrern ist hier die unerwünschte V-Stellung, also das Weglaufen des Außenskis.
Meist läuft der Innenski dabei weg, weil
Willi1957 hat geschrieben:erfolgt eine Belastung fast nur des Außenskis über den gesamten Schwungverlauf.
bzw der Innenski wird unbelastet gefahren und führt nicht.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

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