Eisplatten bzw. sehr harte glatte Pisten

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Boris0504
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Eisplatten bzw. sehr harte glatte Pisten

Beitrag von Boris0504 » 28.12.2010 10:10

Guten Morgen,

bevor ich meine Frage stelle, eines vorweg. Ich möchte bzgl. meines Problems eigentlich nichts von " Material schlecht, Kanten nachschleifen usw. lesen." Einem schlechten Skifahrer nützen nämlich die best geschliffenen Ski nicht viel, wogegen ein guter Skifahren selbst mit stumpfen Kanten noch solide kurze Schwünge auf vereisten Pistan setzen kann.

Mir geht es vielmehr um das "eingraben" der Kanten und schnellem Umsetzen der Skier auf sehr harten vereisten, bzw. schon bläulich schimmernden Pisten. Damit ich selbst auf diesen noch kurze, sichere, langsame und absolut kontrollierte Schwünge setzen kann. Aber bitteschön wie?

Wenn ich das Verhalten der Skifahrer in so einem vereisten Bereich beobachte, so fällt mir auf dass viele fälschlicherweise einfach quer über die komplette Pistenlänge von links nach rechts rutschen bzw. einfach ihre Ski querstellen und ab nach unten. Andere widerum setzen schnelle kurze Schwünge und nehmen die Eisplatte als ob es keine wäre.
- Was genau machen die Letzeren richtig?
- Kann man so eine extreme Oberflächenbeschaffenheit auch mit langsamen kurzen
Schwüngen fahren?

Danke schonmal

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Uwe
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Re: Eisplatten bzw. sehr harte glatte Pisten

Beitrag von Uwe » 28.12.2010 10:37

Hallo Boris,

auch die besten Skifahrer brauchen auf Eis scharfe Kanten ... das ist nun mal eine Grundvoraussetzung.

Dann kommt es aber auch darauf an, wie stark du die Kanten aufkantest; wenn du gerade stehst, sind die Kanten nicht so stark aufgekantet, als wenn du die Knie zum Berg drückst, und somit den Kantwinkel vergrößerst. Was ich damit meine siehst du in folgendem Video so ab 1:32 :



Weiter ist die Position auf dem Ski wichtig. Du musst zentral auf dem "Mittelpunkt" des Ski stehen, damit der Ski auf der vollen Kantenlänge gleichmäßig greifen kann. Wenn du z.B. zu viel Rücklage hast, greift der Ski nur in hinteren Bereich, und kann somit nicht die ganze Kante nutzen. Meist drehst du dich dann auch um die eigene Achse (Drehpunkt des Ski). Dies ist in dem obigen Video so ab 1:54 zu sehen.

Letztlich ist noch ein akzentuiertes Druck geben während der kurzen Aufkantphase wichtig.

Natürlich mussen die Ski möglichst quer zur Fahrtrichtung stehen, und nicht noch halb Richtung Tal.
Auch muss der Schwungwechsel (das Überqueren der Falllinie) sehr zugüg passieren, denn je länger du (ohne Kantwirkung / Bremswirkung) in der Falllinie bist, desto schneller wirst du, was das Kanten / Abbremsen wieder erschwert ... deshalb geht das am besten bei Kurzschwüngen, und weniger bei mittleren Schwüngen.

Der Rest ist üben, üben, üben ;-)
Uwe

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Re: Eisplatten bzw. sehr harte glatte Pisten

Beitrag von Mi67 » 28.12.2010 10:52

OK, setzen wir also ordentliche Kanten bei beiden Skiläufern mal voraus.

Ein erfahrenerer Skiläufer wird von einer eisigen Stelle ohnehin wenig Tempokontrolle erwarten, richtet daher seinen Blick auf die folgenden Pistenanteile und plant voraus, um dann den Schwungabbau ins sichere Terrain zu verlegen. Dennoch gelingt auch auf der Eisplatte der Bogen besser, denn: wenn im glatten Pistenbereich wenig Querstellen betrieben wird, dann ist die Führungskraft der Kante höher, als bei querem Abrutschen über die Platte. Die Kunst, die eigene Kippung des Körperschwerpunktes mit der zu erwartenden seitlichen Führung in Einklang zu bringen, kennzeichnet den erfahrenen Skifahrer. In den seltenen Fällen, in denen eine blanke Piste nicht von Schneehaufen unterbrochen ist, werden auch erfahrene Läufer gezwungen sein, die Tempokontrolle *innerhalb* des vereisten Bereichs zu betreiben. Dann sind sie genau so "auf rohen Eiern" unterwegs und müssen den Grip ihrer Kanten als Begrenzer der sportlichen Fahrweise hinnehmen. Dies wäre eine Fahrt mit eng gesetzten, stark drehernden Schwüngen sowie mit schnellem und akzentuiertem Kanten. Meist aber wechseln eisige Passagen mit zusammengeschobenen Schneehaufen ab bzw. zumindest am Pistenrand finden sich noch Regionen mit gutem Griff. Hier wird der gute und sportliche Skiläufer diese Geländestruktur erkennen und für seine vorausplanende Fahrweise ausnutzen ... und der Anfänger steht daneben und fragt sich, wie das denn überhaupt möglich sei. :D

So, das Ganze willst Du jetzt in Langsam. Also einerseits wenig Querstellen, damit das restliche Widerlager, welches durch die Kante trotz der ungünstigen Bedingungen noch geleistet wird, für einen Schwung genutzt werden kann. Andererseits doch querstellen, um das niedrige Tempo zu kontrollieren. Das ist die Quadratur des Kreises und wird immer an der Kantenpflege seine Begrenzung finden.

Das beste, was man dabei tun kann, ist, sich nicht vom "gefährlichen Hang" in ängstliche Rücklage vertreiben zu lassen, sondern neutral über dem Schuh zu stehen (erfordert beim Anfänger meist eher ein bewusstes Vorverlagern des KSP), so dass selbst ein Abrutscher problemlos wieder eingefangen werden kann. Gelingt es dabei, die eigene Angst zu kontrollieren, dann kann man selbst damit beginnen, die Augen von der Nahumgebung etwas lösend "Ankerpunkte", d.h. die Schneehäufen zu suchen und anzusteuern, um dort das Tempo wieder wie bei einem Sprung in eine dick gepolsterte Sportmatte einzufangen. Mit der Zeit wird es gelingen, den Schneehaufen mitsamt dem Weiterweg über bzw. hinter dem Buckelkopf vorab zu visualisieren und ideal auszunutzen. Das bedeutet: mit entsprechender Richtung und gestreckter (aber nicht nach hinten gelehnte!) Körperhaltung den Haufen anzusteuern, durch Beinbeugung und Vorschieben der Ski auf dem Haufen den Schwung abzubremsen und mit dem restlichen Schwung über den Kopf des Buckels hinwegzukommen, und dann durch schnelles Absenken der Schaufeln den folgenden Kanteneingriff früh genug wieder leisten zu können. Dann beginnt das Spiel wieder von vorn. ;)

Boris0504
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Re: Eisplatten bzw. sehr harte glatte Pisten

Beitrag von Boris0504 » 29.12.2010 09:17

Vielen Dank Uwe und Mi 67. Habt ihr Beide super erklärt.
Dann werd ich mal versuchen diese Theorie in die Praxis umzusetzen und demnächst mal
ein Video einstellen.

Mal ne andere Frage: Wie ich hier so lese sind hier einige perfekt ausgebildete Skilehrer
anwesend. Nun meine Frage: Kann ich bei jemanden von euch, mal einen halbtags Privatkurs buchen, direkt hier übers Forum unabhängig von der jeweiligen Skischule...??

beate
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Re: Eisplatten bzw. sehr harte glatte Pisten

Beitrag von beate » 29.12.2010 13:21

Nun meine Frage: Kann ich bei jemanden von euch, mal einen halbtags Privatkurs buchen, direkt hier übers Forum unabhängig von der jeweiligen Skischule...
Im Forum gibt es eine pn Funktion.
Eine solche Frage stellt man in der Regel per pn oder mail dem Betreffenden persönlich.
Bitte bedenke bei deinen Planungen:
Bucht man 3 Stunden bei einem Berufsskilehrer, werden in der Regel noch Anfahrtskosten, evtl eine Übernachtung, Liftpass entweder extra oder als Pauschale dazu gerechnet.
Beate

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