Tiefentlastung - Variationen

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Uwe
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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von Uwe » 13.09.2010 18:11

... ich glaube langsam verzettelt ihr euch, bzw. redet aneinander vorbei, weil der Eine den einen Fall, und der Andere den Anderen Fall meint ... sofern ich das überhaupt noch richtig verstehe ;-)

Ich kann mich "entlastet" nur Drehen, wenn ich vorher einen Drehimpuls gesetzt habe ...
Ich kann mich belastet Drehen, wenn der (Schnee-)Widerstand entsprechend nachgibt. Ist der Widerstand (zu viel Pappschnee) ZU groß, muss ich (mit vorherigem Drehimpuls) entlasten, um den Widerstand zu überwinden, und das gewünschte Maß an Drehung im entlasteten Zustand zu erreichen ... mal so für "Nicht-Wissenschaftler" wie mich :D
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Moorkuh
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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von Moorkuh » 13.09.2010 18:38

chianti hat geschrieben:verbesserte Version folgt. Kurzbeschreibung: Die Kraft FB (Belastung, pink) wirkt, da der Körperschwerpunkt zur Innenseite der Kurve verlagert ist, nicht senkrecht zur Hangnormale. Sie lässt sich im Kräfteparallelogramm zerlegen in die Normalkraft unter Belastung FNB (orange) und die seitliche Komponente -FSB (rot), die ein Drehmoment auf den Ski ausübt (da sie nicht am Skimittelpunkt, sondern dahinter ansetzt).
Ich nehme stark an, dass du statt "senkrecht" einfach "parallel" schreiben wolltest. Was ist F_B denn? Du sagst "die Belastung" -- welche? Woher? Gewichtskraft+tatsächliche Vertikalbeschleunigung des KSP (zB. duch Hoch- oder Tiefbewegung)?

Meinst du einfach die sg. Hangabtriebskraft, dh. die Projektion des (meinetwegen durch Hoch/Tiefbewegung modifizierten) Gewichtskraftvektors auf den Hang? Die in Wirklichkeit die Treibende Kraft jeglicher Bergabbewegung ist?
Ja, die gibt es und ja, die leistet einen gewissen Beitrag zum Einwärtsdriften. Aber meiner Einschätzung nach einen eher sehr geringen. Und ja -- würde Skifahren mit dieser alleine funktionieren, brächte Entlastung tatsächlich nichts.
Aber das Faktum, dass es Ski gibt, deren Bindung zentral montiert ist (ich bin letzten Winter runde 20 Tage mit ebensolchen unterwegs gewesen!), und dass Menschen (ich!) damit in der Lage sind, Kurven zu fahren, sollte dir zu denken geben. Hier greift nämlich die Hangabtriebskraft ziemlich genau in der Mitte der Ski, die auch gleichzeitig (unter sehr interessanten Annahmen, die in einer Kurvenfahrt schon gar nicht mehr gelten!) der Drehpunkt der Ski sind, an. Damit entsteht praktisch gar kein Drehmoment auf diese Weise! Und trotzdem hab ichs geschafft, damit zu fahren (sogar, oh Graus, in den Buckeln -- don't try this at home, da hat man lieber recht kurze Skienden ;) )
Bitte nenne mir die Grafiken (A... / T... / H ...) , mit denen du deine Behauptung begründest, dass die Skidrehung eines klassischen Parallelschwungs schneller vonstatten geht, wenn prozentual weniger Gewicht/Schwerkraft wirkt.
Würde ich liebend gerne, hätte ich nur diese Behauptung aufgestellt.
Hab ich nicht, deshalb denk ich, ich brauch kein ATH suchen.
Eigentlich dachte ich, dass ich -- und IMO auch Chris -- das schon seit rund 28 posting-Runden erklärt haben.
Übrigens: Erklär mir itte einmal, wie in deinem Modell die Drehimpulserhaltung erfüllt ist.
Moorkuh hat geschrieben:Wollen wir den vielleicht nicht so bekannten Begriff des Drehmomentes außer acht lassen
Wir unterhalten uns die ganze Zeit darüber, wie man die Ski zum Drehen bringt und inwieweit dazu Entlastung notwendig ist und du willst das Drehmoment außer Acht lassen, nur weil es "nicht so bekannt ist"?
Ja, weil ich denke, dass es für "Außenstehende" schwierig zu verstehen ist und weil ich mir auch bei dir nicht sicher bin, dass dus verstehst, zumal du viel einfachere Sachverhalte, die ich recht deutlich beschrieben habe, offensichtlich noch immer nicht verstanden hast und weil du Erklärungen lieferst, die mich daran zweifeln lassen, dass du auch nur das Konzept der Kraft vollständig durchschaut hast -- und das ist Voraussetzung zum Verständnis des Drehmomentes.
Ich sage das völlig wertfrei, ein Großteil meines (auch skifahrenden/lehrenden) Freundeskreises kann mit diesen Begriffen vermutlich noch viel weniger anfangen als es mir bei dir den Anschein hat. Deshalb wollte ich auf eine etwas untechnichere Stufe zurückgehen, muss aber nicht.
Und du willst Physiker sein und argumentierst mit klassicher Mechanik? Jetzt machst du mich sprachlos...
Aha.
Nach wie vor fehlt von dir jede Erklärung, wie Ski überhaupt in Drehung versetzt werden, wo entsprechende Kräfte wirken oder ansetzen.
Ich wusste nicht, dass ich das erklären soll, kann das aber gerne nachreichen:
* Wie von dir beschrieben, kommt ein kleiner Teil der Drehbewegung aus dem nichtzentralen Angriff der Hangabtriebskraft (sehr klein allerdings).
* Ein kleiner Teil entsteht durch den Stockeinsatz, der ja im Grunde einen nichtzentralen Stoß darstellt (das Faktum, dass wir mit zentral montierter Bindung und ohne Stöcke fahren können liefert schon einen gewissen Hinweis darauf, dass das nur ein kleiner Teil der Wahrheit sein kann!)

Interessant ist jetzt die Überlegung, woher tatsächlich die Drehbewegung kommt (wenn wir Carvingski einmal außer acht lassen). Aber du kannst dich einmal (vorsichtig) auf einen drehbaren Bürosessel (wenn du alleine im Büro bist) stellen und versuchen, die Beine wie beim "Wedeln" zu drehen, während dein OK annähernd in dieselbe Richtung schaut. Die Drehimpulserhaltung wird dafür sorgen, dass der OK leicht gegenrotiert, und das ist, glaube ich, schon einmal ein guter Ansatz dafür, wie eine Skidrehung *eingeleitet* wird, dh die Ski sind jetzt ganz leicht aus der Fahrtrichtung gedreht. Das kann und wird unterstützt (oder vielleicht manchmal fast ersetzt) durch dezentrales Abstoßen vom werdenden Außenbein, wodurch ebenfalls ein Drehmoment entsteht.

Sehr viel kommt dann IMO daher, dass man eine gewisse Geschwindigkeit hat (man kann ja zum vergleich auch versuchen, sehr, sehr langsam Kurven zu fahren, das ist gar nicht so einfach ohne Herumstemmerei!), der Ski leicht angedreht wurde (über obigen Effekt, dh. Ski und Beine drehen in eine, OK in die andere Richtung) aber durch die Trägheit die Bewegungsrichtung noch dieselbe bleibt. Der Ski wird jetzt schräg vom Schnee "angeströmt" und beginnt, verstärkt durch aktives Drehen der Füße und zB. auch verstärkt durch eine leichte Vorlage, wodurch die Normalkraft und damit die Reibung der Skispitze erhöht wird, "in die Kurve zu drehen", dh. er bekommt ein Drehmoment; durch Hangabtriebskraft und Reibung bzw. das Kanten wird er dann langsam die Richtung ändern, sodass eine Kurve gefahren wird.

In diesem Zusammenhang fällt mir folgendes Beispiel ein: Bei sicheren Verhältnissen, halt einmal deine flache Hand aus dem fahrenden Auto (wenn du nicht Fahrer bist etc.) und zwar so, dass sie zuerst direkt von vorne (auf die Fingerspitzen) angeströmt wird und dann dreh sie ganz leicht aus der Strömung. Was passiert?

Das hab ich mir zugegebenermaßen gerade aus dem Finger gesaugt, ich habe längst nicht alle Aspekte genannt, die da eine Rolle spielen werden und ich kann quantitativ auch schwer schätzen, was wieviel beiträgt.
Vom Entlasten alleine dreht sich jedenfalls nichts
Genau das behaupte ich, so wie jeder andere hier, auch.
Moorkuh hat geschrieben:Du hast 1,7 Meter lange Ski, Bindung montiert. Du stellst darauf einmal einen 140-kg-Mann (...)
hältst du diese "Versuchsanordnung" für ein realistisches Abbild der Schwungeinleitung?
Nur eines Teilaspekts der selbigen. Ich wollte zeigen -- und mit Absicht verwende ich jetzt keine mechanischen Termini --, dass es schwieriger sein wird beim 140-kg-Brocken.
Das wäre ungefähr so als wolltest du bei stehenden Autos etwas über deren Straßenlage in Kurven demonstrieren... setzt denn deiner Meinung nach das Drehmoment für die Ski 40 cm vor dem vorderen Bindungsbacken an?
Ein Drehmoment kann nicht irgendwo ansetzen. Siehst du, deshalb wollte ich den Begriff nicht verwenden, meine Befürchtung bewahrheitet sich.
Was irgendwo ansetzen kann ist eine (auch effektive) Kraft. Und die setzt, das schreibst du selbst, irgendwo vor dem vorderen Bindungsbacken an (zumindest bei rückwärtig montierter Bindung). Obs 40, 20, 10 oder 2 cm sind, ist unerheblich. Ich habe nur versucht, aus illustrativen Gründen nicht zuviel zu abstrahieren, was mir offenkundig nicht ganz gelungen ist.
- was ist der Unterschied zwischen seitlichem Abrutschen während Geradeausfahrt und dem Beginn eines Parallelschwungs?
Ich verstehe schon nicht, was seitliches Abrutschen während der Geradeausfahrt bedeuten soll, weshalb ich deine Frage leider nicht beantworten kann.
- verhalten sich Skifahrer unterschiedlichen Gewichts, aber mit gleicher Skilänge anders, wenn sie in Geradeausfahrt dazu übergehen, seitlich abzurutschen?
Ich weiss nicht, was das bedeutet, aber wenn du mir die Frage stellst, ob das Gewicht physikalisch Einfluss auf das / die Mechanik des Skifahren(s) hat: Natürlich!
("Aufgabe" des Kantengriffs, sozusagen vom "Geradeauscarven" zum "Geradeausdriften") Muss der 140kg-Mann dazu irgendwelche Maßnahmen zur "Entlastung" ergreifen, um genauso schnell ins Rutschen zu kommen wie ein 40kg-Kind -- oder reicht einfach ein bestimmter Kantenwinkel mit Gewichtsverlagerung?
Ich verstehe nicht genau, was das heißen soll.
Niemand MUSS entlasten, das werde ich dir demnächst hinter die Ohren schreiben lassen, es geht aber um eine eventuelle Erleichterung.
Wenn ich dir das noch einmal sagen muss, werde ich dich bitten, das hundert Mal mit der Hand auf einen Zettel zu schreiben, einzuscannen und hier zu posten, weil langsam wirds mir echt zu blöd damit. Zwei Leute sagen dir schon mehrmals dasselbe und jedes mal wieder tanzt du mit dem gleichen Satz an.
Moorkuh hat geschrieben:Aber wir behaupten -- und das ist physikalisch mehr als einleuchtend -- dass eine Entlastung bedeutet, dass mit gleicher Kraft du den Ski schneller drehen kannst, ums alltagstauglich zu sagen.
Das gilt nur für den Fall, dass die seitlich auf den Ski wirkende Kraft völlig unabhängig ist von der Kraft, die als "Gewicht" auf den Ski wirkt.
Das ist haarsträubender Unsinn höchsten Grades.
Das erfüllt nicht einmal sehr lose Kriterien, was man unter einem sinnvollen Satz verstehen könnte.
Ich sage:
Weniger Reibung -> weniger Kraftaufwand für Drehung.
Du sagst: Nur wenn die "Drehkraft" nicht von der Normalkraft abhängt. Hä?!

Ich kann dir auf diesen unsinnigen Satz leider keine Antwort geben. Ich kann mich nur wiederholen, mit anderen Worten:
Wenn du seitlich auf den Ski die Kraft A (was sonst als konstant soll die sein?!) geeignet aufbringst, wird der stärker reibende Ski sich weniger schnell drehen als der schwächer reibende.
Das ist dermaßen einsichtig, dass ich am Ende mit meinem Latein bin.
der Unterschied ist, dass bei der Schwungeinleitung durch seitlich auf den Ski wirkende Kraft ein Drehmoment entsteht,
Jetzt mal Klartext: Wie sonst soll ein Drehmoment entstehen wenn nicht durch seitliche Krafteinwirkung? Das ist die DEFINITION eines Drehmomentes!
Siehst du, deshalb wollte ich diesen Begriff vermeiden. Er verwirrt dich und die meisten Leser zu sehr.
das dazu führt, dass die Skispitze/schaufel stärker abrutscht als das Skiende.
Du beschreibst einen Schwung, aber nicht das Entstehen desselben oder die Ursache dafür. Ja, stimmt, das passiert. Das ist aber nur eine bloße Beschreibung dessen, was jeder optisch feststellt.
Das nenn man "Einwärtsdriften" und diese Schwungphase ist keineswegs veraltet, sondern ist auch bei Schwüngen, die erst nach dem Kantenwechsel gecarvt werden, zu beobachten.
Keiner hier hat davon gesprochen, dass das veraltet sei.
Und das funktioniert wundersamerweise nach den Lehrplänen zum Carving ohne explizit empfohlene Entlastungsphase...
Welcher Lehrplan ist das?

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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von Moorkuh » 13.09.2010 18:49

chianti hat geschrieben:Das bedeutet also: wenn ich den Ski bei einer Kurve um 90 Grad drehen will, muss eine Torsion, also Verdrehung, des menschlichen Körpers um mindestens ebenfalls 90 Grad in die Gegenrichtung erfolgen,(...)
Okay, das wars für mich.

Ich lese gerne weiter, werde aber schweigen, ich bin kein Physiklehrer und der wäre hier aber dringend vonnöten.

Trotzdem interessant und ich bleibe am Thema per se dran, weil ich mich wirklich begonnen habe für die Mechanik der Schwünge zu interessieren.

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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von chianti » 13.09.2010 21:08

Moorkuh hat geschrieben:
chianti hat geschrieben:Das bedeutet also: wenn ich den Ski bei einer Kurve um 90 Grad drehen will, muss eine Torsion, also Verdrehung, des menschlichen Körpers um mindestens ebenfalls 90 Grad in die Gegenrichtung erfolgen,(...)
du kannst dich einmal (vorsichtig) auf einen drehbaren Bürosessel (wenn du alleine im Büro bist) stellen und versuchen, die Beine wie beim "Wedeln" zu drehen, während dein OK annähernd in dieselbe Richtung schaut. Die Drehimpulserhaltung wird dafür sorgen, dass der OK leicht gegenrotiert, und das ist, glaube ich, schon einmal ein guter Ansatz dafür, wie eine Skidrehung *eingeleitet* wird, dh die Ski sind jetzt ganz leicht aus der Fahrtrichtung gedreht.
das habe ich ja mit dem übertriebenen Beispiel der 180-Grad-Verdrehung gemeint -- du hast den Bürostuhl genommen :wink:
Moorkuh hat geschrieben: wirklich begonnen habe für die Mechanik der Schwünge zu interessieren.
das ist doch ein guter Anfang *scnr*

ich schlage folgendes Herangehen vor:

1. Klärung "wie beginnt der Ski zu drehen"
, falls notwendig unterschieden in Carving und gedriftete ("gerutschte") Schwünge in paralleler Skiführung
2. Klärung "wie dreht der Ski weiter", welche Schwungphasen gibt es
-- evtl. unterschieden s.o.
1a/2a. Vereinfachung des Modells zur besseren Veranschaulichung, falls möglich und zulässig
3. Klärung "durch welche Bewegungen/Aktionen des Skifahrers können die für 1. und 2. notwendigen Kräfte/Drehmomente erzeugt/beeinflusst werden"
3a. Klärung des Spezialfalls "in welchen Situationen/Rahmenbedingungen wird 1. durch Entlastung (Verringerung der Gewichtskraft durch Vertikalbewegung) begünstigt?"
-- auf deutsch: (wann) bringt Entlastung durch Hoch- und/oder Tiefgehen etwas?
3b. Klärung, ob die (einige?/alle?) Ergebnisse bei 3a durch alternative Aktionen aus 3. ebenfalls erzielt werden können, insbesondere durch solche, die weniger Kraft kosten
-- auf deutsch: ist für die/einige Situationen, in denen (bisher/in diesem Thread) Entlastung durch Vertikalbewegung empfohlen/praktiziert wurde, dies unnötig und ein Technikwechsel angeraten?

Wichtig: das Modell und die Ergebnisse sollten für alle möglichen und beobachteten "Spezialfälle" gelten, als da sind

- Schwung (gedriftet oder gecarvt) angefahren, eingeleitet und durchfahren auf nur einem Ski, innen oder außen
- analog: Schwünge auf einem Monoski
- Schwünge auf einem Snowboard (physikalisch nichts anderes als ein breiter Ski)
- unfreiwillige "Schwungeinleitung" (Beispiel, das wohl jedem Skilehrer/fahrer bekannt ist: Schrägfahrt in "Normalposition", plötzlicher Wechsel des Untergrunds von griffiger Piste zu rutschiger Eisplatte. Folge: seitliches Abrutschen nach unten. Beobachtung: Ski rutscht nicht parallel, sondern mit dem "Hinterteil" stärker ab = Skidrehung. Korrektur nur durch Gewichtsverlagerung möglich -- beschieht bei einem guten Skifahrer schnell, bei Anfängern ... naja, jeder hier kennt wohl die Szenen bis zum unfreiwilligen Rückwärtspflug.
- unfreiwillige Skidrehung, z.B. durch "Überdrehen" eines bereits gefahrenen Schwungs z.B. auf Eisplatte

und natürlich auch für die täglich zu Hunderten auf Skipisten beobachtbaren "Normalfälle" wie Skidrehung ohne Vertikalbewegung/Entlasten, ohne Verwindung/"Gegendrehen" usw.

Nun denn ... ich bin mal kurz weg, ein paar Grafiken basteln :wink:

Gruß, Ekkehard
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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von Moorkuh » 13.09.2010 21:21

http://e-collection.ethbib.ethz.ch/eser ... 070-02.pdf

Hier werden sie geholfen. Wesentlich aktueller als Kassat.

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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von chianti » 13.09.2010 22:35

Moorkuh hat geschrieben:Hier werden sie geholfen. Wesentlich aktueller als Kassat.
Geholfen in Bezug auf die bisher diskutierten Themen? Eher nicht. Herrn Federolf ging es darum, aus Messwerten von zwei gecarvten Schwüngen eines Skifahreres ein Simulationsmodell für ein Bindungssystem zu entwickeln.

"The kinematic and kinetic analysis presented here was only carried out for
two turns of a giant slalom run performed by a high level ski racer. The investigation of other
types of turns as well as turns performed by skiers of different skill offers an interesting field
for further studies."

"The forces and moments transferred by the athlete onto the binding have been determined
experimentally for the purpose of this thesis. However, a biomechanical body model of a
skier could also provide this input data. Coupling such model to the simulation tool
presented here would allow further studies of the biomechanics of skiing and the interaction
of the athlete with his equipment."
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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von LincolnLoop » 13.09.2010 23:14

chianti hat geschrieben:Das bedeutet also: wenn ich den Ski bei einer Kurve um 90 Grad drehen will, muss eine Torsion, also Verdrehung, des menschlichen Körpers um mindestens ebenfalls 90 Grad in die Gegenrichtung erfolgen
Mmh, nehmen wir mal an, Du machst das ganz ganz schnell bzw. ohne Berücksichtigung von Reibung (sagen wir mal idealisiert, Du springst einen Twister, und betrachten die "Kurve" bis zur Landung), dann: ja! (das "mindestens" lassen wir jetzt auch mal der Einfachheit halber so stehen)
chianti hat geschrieben:die Beine können kaum gedreht werden, ohne die Knie oder Unterschenkel zu Schrott zu fahren; die Knie sind bei praktisch allen Schwüngen in Fahrtrichtung und es erfolgt keine aktive Drehung aus der Beinmuskulatur im Sinne von Schrägstellung der Füße relativ zur Hüfte.
Puh... Ähm... Orthopäde?
chianti hat geschrieben:es können also deiner Vorstellung nach die Beine nur als Ganzes gedreht werden, oberhalb der Hüfte muss dann die Torsionszone sein und der Oberkörper vollführt ein "Gegendrehen" -- in etwa gleichem Winkel, da die Teile Oberkörper und "Hüfte abwärts" etwa die gleiche Masse ("Gewicht") haben.
Ich bitte darum, dass das Deine Vorstellung ist. Ich stelle mir gerade bildlich die Szene aus "Der Exorzist" vor, wo Regan Ihren Hals um 180° verdreht. Solltest Du wirklich weder Fuß- noch Hüftgelenke drehen können (zum Teufel: Das sind - zumindest von der Wirkung her - Kugelgelenke!!?), dann musst Du das so machen, ja...
chianti hat geschrieben:Ein Skifahrer, der mit solcher "Torsionskraft" eine 90-Grad-Kurve fahren wollte, würde am Kurvenende nach hinten schauen -- denn der Unterkörper hat sich um 90 Grad gedreht, der Oberkörper müsst nach den Gesetzen der Physik und deiner Erklärung um 90 Grad in Gegenrichtung drehen. Denn der Oberkörper hat nichts, woran er sich festhalten könnte, um dem Drehimpuls gegenzusteuern...
Wenn Du das sagst... Also mir wäre das unbequem. Sobald die "Entlastungsphase" "beendet" ist (also sobald Du Deinen imaginären Twister gelandet bist) würde ich persönlich dazu tendieren, meinen Oberkörper wieder nach vorne zu drehen (die Reibung des Untergrundes wird in der Regel den Ski ganz gut fixieren, sodass das "Torsionssystem Körper" nicht wieder zusammenklappt und man sofort in Falllinie nach unten schießt). Da Du persönlich allerdings rein Deine Wirbelsäule bis dato um 180° verdreht hast, dürften Deine Wirbel bereits in dieser Stellung eingerastet sein. Für Dich wäre damit ein Rückspiegel am Helm zu empfehlen (wobei: wenn Du - wie Regan - den Kopf um 180° verdrehen kannst, Dann schaust Du wieder nach vorne)...
chianti hat geschrieben:Seltsamerweise schaffen es aber Skifahrer, einen gedrifteten oder gecarvten Schwung von Beginn an so zu fahren, dass Hüfte und Schulter stets parallel zu den Füßen sind -- ohne jegliche Verwindung.
Ich hätte gerne ein Video von Dir, wie Du einen kurzen gedrifteten Schwung ohne jegliche Torsion im Körper fährst! Wobei: Dir trau ich's zu (Du verdrehst auch Deine Wirbelsäule um 180°)...


P.S.: Ich halte es ähnlich und klinke mich auch mal ein wenig aus. Die Diskussion ist irgendwie skurril.
P.S.2: Haltet mich für total dämlich - aber ich habe gerade tatsächlich 22,99 € investiert und mir bei Amazon dieses Buch von Herrn Kassat gekauft. Bin gespannt, ob dort ähnlicher Blödsinn drinsteht oder ob Chianti selbst für sein Tun verantwortlich ist :wink: . Das hier lässt mich ein bisschen zweifeln, immerhin steht da nur etwas von "Auslösung". Ich werde berichten...
Zuletzt geändert von LincolnLoop am 13.09.2010 23:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von Moorkuh » 13.09.2010 23:25

chianti hat geschrieben:
Moorkuh hat geschrieben:Hier werden sie geholfen. Wesentlich aktueller als Kassat.
Geholfen in Bezug auf die bisher diskutierten Themen? Eher nicht. Herrn Federolf ging es darum, aus Messwerten von zwei gecarvten Schwüngen eines Skifahreres ein Simulationsmodell für ein Bindungssystem zu entwickeln.
Dann schau dir die Messwerte an.
Besonders die, die genau dem entsprechen, was auch Kassat gemessen hat und mit denen du hier argumentiert hast.

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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von chianti » 14.09.2010 00:16

Ergänzung zu den Sonderfällen: Ski mit mittig montierter Bindung

Trotzdem ab jetzt: Ski/Boards mit Bindung hinter der Mitte

Vielleicht ist es keine schlechte Idee, auch mit einem Sonderfall zu beginnen: der ungewollten "Schwungauslösung" bzw. Skidrehung, die beim unvermittelten Abrutschen auf Eisplatten bei Schrägfahrt zu beobachten ist. Dadurch, dass keine bewusste Schwungauslösung geschieht, sondern "der Ski macht, was er will", kommt man evtl. grundsätzlichen Prinzipien der Skidrehung auf die Spur.

Links der Verlauf der Bewegung in Sicht von oben, schwarz die Skimitten (bezogen auf die Kanten, wo die Reibung wirkt), blau die Bindungen und rot der Körperschwerpunkt (eines langsam reagierenden Skifahreres -- zugegebenermaßen geschätzt, es gibt nicht gerade viele Videos aus dieser Perspektive :wink: )

Rechts das ganze vereinfacht bzw so, wie es einem Monoskifahrer bzw. Snowboarder passieren würde.

[ externes Bild ]

untere Grafik:
Die Hangabtriebskraft (blauer Pfeil und Punkt; genauer: der idealisierte Mittelpunkt des durch die Gewichtskraft auf die Kante wirkenden Druckverlaufs) setzt hinter dem Mittelpunkt der Kante an (schwarzer Punkt; genauer: dem idealisierten Mittelpunkt der beim Rutschen wirkenden Reibung) -- dadurch entsteht ein Drehmoment, das die Ski/den Monoski/das Board dreht.

[ externes Bild ]

(die Tatsache, dass der Schwerpunkt nicht genau über der Skikante liegt, sondern dass auch seitlich über die Ski/Boardbreite und Skischuhe Hebel bzw. Drehmomente wirken und diese zum Ausbalancieren genutzt werden, wird hier idealisiert vernachlässigt)

so weit, so einleuchtend (möglicherweise/hoffentlich).

Beobachtung: allein dadurch, dass die Ski beim Geradeausfahren ohne weiteres Zutun seitlich ins Rutschen kommen, fangen sie an zu drehen.

Folgerung: sie müssten bei gleicher Position des Schwerpunkts über der Bindung (in Fahrtrichtung gesehen, d.h. keine Verlagerung nach vorne oder hinten) auch dann zu drehen anfangen, wenn es gelingt, eine Kraft dort seitlich anzubringen, wo beim Abrutschen die Hangabtriebskraft angesetzt hat, diese Kraft muss in Richtung Kurvenaußenseite wirken.

weitere Folgerung:

durch Verlagerung des KSP (roter Punkt) nach vorne wandert auch der Ansatzpunkt der Hangabtriebskraft nach vorne (Veränderung des Druckverlaufs auf die Kante). Das Drehmoment verringert sich, wird Null bzw. wird negativ (wirkt in die andere Richtung). So kann durch schnelle Reaktion (Gewichtsverlagerung nach vorne) die Skidrehung gestoppt werden und ein Abrutschen ohne Drehen (mit Ski quer zur Falllinie) ist möglich -- eine Maßnahme, die man bei geübten Skifahrern so beobachten kann.

noch zu besprechender Aspekt: Wechsel von Außen- auf Innenkante

Frage an Martin: konntest du "testen", wie sich Ski mit mittig montierter Bindung beim Abrutschen verhalten haben im Vergleich zu solchen mit konventioneller Bindungsposition?
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Re: Tiefentlastung - Variationen

Beitrag von chianti » 14.09.2010 00:29

LincolnLoop hat geschrieben: ich habe gerade tatsächlich 22,99 € investiert und mir bei Amazon dieses Buch von Herrn Kassat gekauft.
hättest du rechtzeitig etwas gesagt... als Münchner bekommst du doch auch einen Ausweis für die Uni-Bib -- oder ich hätte dir Kopien geschickt (zum Glück wohne ich in einer Uni-Stadt mit Sportfakultät :-D )

vielen Dank jedenfalls für diesen Schritt und bitte gib Feedback, inwieweit die von mir geposteten Erklärungsmodelle für die Skidrehung für dich plausibel sind (das gilt übrigens für alle Mitleser -- die Kritikrunde ist eröffnet)

Gruß, Ekkehard
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