Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
AndreasAndy
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Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von AndreasAndy » 15.12.2009 17:50

Hallo zusammen,

am Wochenende war ich mit Freunden in Ischgl (3 Tage). Da ich noch nie auf Skier stand, habe ich mich für einen Privatlehrer entschieden, der mit mir einen 1,5 Tägigen "Crash-Kurs" gemacht hab. Kurz zu mir: männlich, 31, 75 Kg, 183cm. Es ging also los: zuerst an einem Idiotenhügel 10 Meter fahren, dann bremsen mit Schneepflug. Nach 15 min mit Ziehlift auf den nächsten Anfängerhügel. Hier Kurven fahren komplett im Schneepflug. Dann kurz an eine steilere Stelle und dieses Parallele "driften" geübt, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Nach 3 Stunden dann an den dritten, höheren Hügel. Hier dann parallel fahren mit leichtem driften, vor der Kurve dann in den Schneepflug...Gewicht verlagern auf äußeren Ski und nach der Kurve Bergski "ranholen"... parallel weiter und nächste Kurve...

Am zweite Tag dann erste richtige blaue Piste runter... vor den Kurven immer kurz Schneeflug andeuten, Gewicht auf den äußeren Ski und Bergski ranholen... nach dem Kurs bin ich dann genau so alleine ganz gut die einfachste blaue Piste gefahren. Wobei ich den Schneepflug immer kurz angedeutet habe um "herum" zu kommen..

So, und jetzt meine Fragen:
- Hat der mir das, als absoluten Anfänger, richtig beigebracht? Immerhin bin ich selbstständig eine (hell-)blaue Piste gefahren.

- Wenn ich die anderen Fahrer so anschaue, fahren die alle irgendwie anders... und zwar machen die eben NICHT diesen Schneepflug vor den Kurven sondern machen diesen Parallelschwung. Frage: wie ist jetzt die genaue Technik/Übungseinheit um von diesem Pflug weg zukommen?! Ein erfahrener Freund meinte: "ach, mach Dir keine Stress, das kommt von alleine...", aber ich weiß nicht so recht, ob ich das glauben soll.

- Frage: soll ich beim nächsten Skiurlaub wieder einen Lehrer nehmen, oder das erstmal alleine versuchen mit dem Parallelschwung? Kann man das alleine lernen?

Es hat auf jeden Fall super Spaß gemacht, ich bin jedoch verunsichert jetzt...

Viele Grüße,
Andy

beate
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von beate » 15.12.2009 18:19

Hat der mir das, als absoluten Anfänger, richtig beigebracht? Immerhin bin ich selbstständig eine (hell-)blaue Piste gefahren.
Der Erfolg gibt ihm recht, denke ich :wink:
ach, mach Dir keine Stress, das kommt von alleine.
Da hat der Freund vollkommen recht!
Frage: soll ich beim nächsten Skiurlaub wieder einen Lehrer nehmen, oder das erstmal alleine versuchen mit dem Parallelschwung? Kann man das alleine lernen?
Versuch erst einmal allein, mit dem von dir erlernten Bewegungsmuster einfache blaue Pisten zu fahren.
Vergiss das mit dem parrallel fahren!
Nichts erzwingen! Meist endet das in einer riesengroßen Rumwürgerei und ebenso großem Frust! Wenn du dich sicher fühlst und mit Freunden unterwegs bist, die sich gut im Skigebiet auskennen, kannst du auch mal versuchen, ob du die Technik in etwas schwierigerem Gelände fahren kannst. Evtl benötigst du Hilfe eines Freundes, der dir die Schwünge vorfährt. Grundsätzlich würde ich erst dazu raten, Fahrerfahrung zu sammeln und erst bei Schwierigkeiten/Unsicherheit erneut Geld in Skiunterricht zu investieren
LG
Beate
Zuletzt geändert von beate am 15.12.2009 22:39, insgesamt 1-mal geändert.

Martina
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von Martina » 15.12.2009 20:10

Grundsätzlich kann man sagen: Wenn dir der Skilehrer eine sinnvolle Technik beigebracht hat, dann kommt das parallele Fahren von selber. Einfach viel fahren. Den Pflug nutzen, wenn du ihn brauchst - vor allem, wenns steiler wird, wird das noch eine ganze Weile so sein und ist völlig ok.
Er wird nach und nach von selber verschwinden, zuerst im einfachen Gelände, dann zusehends im auch im schwierigern.

An sich sollte man den Pflug eher weniger brauchen um "herum zu kommen", sonder um das Tempo kontrolliert halten zu können.
Wenn du ihn tatsächlich brauchst, um "herum zu kommen", dann wäre es interessant zu wissen, was du sonst noch "machst", um die Kurve anzufangen.

Wenn du parallel fahren üben willst: Zuerst auf gaaaaanz einfach, breiten, wenig geneigten Pisten. Und lass dir am Anfang der Kurve viiiiiiel Zeit, damit die Ski in die Kurve drehen können (um sagen zu können, ob das bei dir funktionieren sollte, müsste man wissen, was du sonst zur Auslösung macht - siehe oben).

AndreasAndy
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von AndreasAndy » 16.12.2009 10:00

hmm, also... ich fahre parallel in "Grundstellung" seitlich zum Abhang: Gewicht auf dem Talski und Oberkörber Richtung Abhang orientiert. Wenn ich jetzt die Kurve fahren will, mache ich einen Schneepflug (hier ist die Geschwindigkeit entscheidend, wie ausgeprägt das V ist)... die Orientierung in Richtung Falllinie kommt dann von ganz alleine. Ziemlich genau in der Falllinie, verlagere ich das Gewicht nach Außen... stelle mich also bei einer links-Kurve mit dem rechten Bein richtig in den Schuh (mit leicht gebeugtem Knie)... je nach Geschwindigkeit, ziehe ich dann, wenn ich fast herum bin den anderen Ski nach. Bei höhere Geschwindigkeit ist es auch schon vorgekommen, dass ich dieses heranziehen gar nicht mehr so bewusst gemacht habe, sondern das ist dann ganz automatisch gekommen. Was ich halt immer ganz bewusst gemacht habe ist:

a) in den Flug
b) Gewichtsverlagerung
c) Gewichtsverlagerung auf den Talski beibehalten
und wieder a)

kann man das nachvollziehen?

Grüße,
Andreas

Martina
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von Martina » 16.12.2009 11:22

Ja.

Die Orientierung kommt nicht von selbst, du bist ja schon talorientiert, wenn "der Oberkörper Richtung Abhang orientiert" ist.
Das ist halt (alte?) österreichische Schule.

Was genau den Impuls gibt, dass die Ski um die Kurve fahren, geht daraus nicht hervor, aber das ist nicht dein Fehler - das müsste man sehen.
Sehen müsste ich auch, wie du die Gewichtsverlagerung auf den Aussenski (die ich für vollkommen überflüssig halte, aber das nur nebenbei) vollziehst.

Ich weiss jetzt nicht, ob es sinnvoll ist, dir zu schreiben, was ich dir empfehlen würde, anders zu machen, ohne dich fahren gesehen zu haben. Wahrscheinlich würde das nur für mehr Durcheinander sorgen.

Doktor
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von Doktor » 13.01.2011 22:48

Martina hat geschrieben:Ja.

Die Orientierung kommt nicht von selbst, du bist ja schon talorientiert, wenn "der Oberkörper Richtung Abhang orientiert" ist.
Das ist halt (alte?) österreichische Schule.
Genau so habe ich es vor 2 Wochen in Oberstdorf gelernt.
Was wäre denn die "neue" Schule?

chianti
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von chianti » 13.01.2011 23:26

die Bewegungen auf ein Minimum zu reduzieren ...

das kommt aber mit der zunehmenden Sicherheit auf dem Ski automatisch, insofern halte ich es für didaktisch gut, wenn der Skilehrer die Position auch übertrieben demonstriert, um damit den Skischüler über die Körperhaltung die Erfahrung der Sicherheit gebenden Gewichtsverteilung zu vermitteln.

zum OP: vom Pflug zum Parallelschwung - seitliches Abrutschen auf beiden Bergkanten ist der Weg, der das "das geht von alleine" beschleunigt
- seitlich nach unten, Ski quer (senkrecht) zum Hang (immer in beiden Richtungen üben)
- seitlich nach unten, Bremsen/Anhalten über seitlichen "Hüftknick" und stärkeres Aufkanten
- schräg vorwärts
- schräg rückwärts
- Zickzack über Vor- und Zurücklehnen
- schräg vorwärts, Anhalten über Hüftknick und stärkeres Aufkanten und Querstellen der Ski
- wenn das sicher klappt, diese Übung mit immer mehr Tempo machen und allmählich ins Flachere (d.h. keine seitliche Hangneigung) verlegen, aus immer höherem Tempo anhalten durch Hüftknick und Querstellen
- zuletzt mit flachgestellten Ski geradeaus fahren und dann "die Kurve kriegen" - voilà, der Parallelschwung
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von Martina » 16.01.2011 14:23

Doktor hat geschrieben:Genau so habe ich es vor 2 Wochen in Oberstdorf gelernt.
Was wäre denn die "neue" Schule?
Dass dieses Gegedrehen überflüssig ist. Der Oberkörper ist in Richtung der Ski, so wie man halt normalerweise draufsteht. Dann kann man den Körper zur Unterstützung der Kurvenauslösung in Kurvenrichtung drehen.



@chianti
Meiner Erfahrung nach nützt das Seitrutschen zum Erwerb des Parallelschwungs wenig.
Warum?
Zum Seitrutschen muss man die Ski zwar abkanten, aber nicht umkanten.
Das heisst, die Ski rutschen nach wie vor auf den Bergkanten. Um einen parallelen Schwung auszulösen, müssen die Ski aber von der Bergkante zuerst flach auf den Belag gestellt werden (fürs Rutschen ist das meist schon zuviel des Guten) und dann auf die Talkanten umgekantet werden. Dafür muss der KSP über die Ski hinaus auf die Talseite verschoben werden (kippen). Wenn jemand mit der Auslösung des Parallelschwung Probleme hat, dann meist mit diesem "über die Ski hinaus".

chianti
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von chianti » 16.01.2011 16:56

@ Martina: warum willst du den zweiten Schritt vor dem ersten machen?

Essentiell für den Parallelschwung ist die Sicherheit, den Ski auch über die parallel geführten Kanten steuern zu können. Dies setzt voraus, dass man ein Gefühl für diese Kanten bekommt und für den Druck, der für das schneller und langsamer werden notwendig ist. Gerade dies erreicht man mit Übungen zum Abrutschen und parallelem Abbremsen zum Hang durch stärkeres Querstellen und Druckaufbau, ggf. mit seitlichem Hüftknick. Funktioniert dieser "Hockeystop" dann auch bei höherem Tempo, gibt das schon enorme Sicherheit.

Erster Schritt ist dann, diese Technik im Flachen zur Richtungsänderung zu verwenden - dann hast du den Parallelschwung aus der Geradeausfahrt mit flachgestellten Ski. Und daraus entwickelt sich bei kluger Wahl der Geländeform und Fahrlinie der Parallelschwung mit Umkanten - sogar, ohne dass der Skischüler merkt, welche Schwelle er gerade überschritten hat - Schritt 2.

Gerade dadurch, dass man beim Abrutschen Druck und Geschwindigkeit auch mit dem seitlichen Hüftknick steuern kann, bringt man den Skischüler eine Technik der Schwungauslösung bei, die ein Nach-innen-Fallenlassen zumindest im Flachen überflüssig macht (Schritt 1). Insofern fällt diese "Angstschwelle" weg, außerdem hat der Schüler durch das Abrutschen ein Gefühl dafür, wie er mit den Kanten umgehen kann. Das Nach-innen-Lehnen zur Schwungauslösung kommt dann ganz von selbst, weil der Skischüler (meist unbewusst) merkt, dass der Schwung dann noch leichter fällt (Schritt 2).
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung

Beitrag von Martina » 18.01.2011 09:21

Meine Erfahrung ist folgende:
Wenn man intensiv Seitrutschen übt, wo man eben nicht umkantet, sondern nur abkantet (flach stellt), dann erfolgt eine Gewöhnung an diese Bewegung. D.h. der Skifahrer lernt, dass er genau in dem Moment, wo der Ski flach gestellt ist, mit der Hüfte wieder zurück zum Berg muss - und eben keinesfalls über diesen Punkt heraus.
Ist das mal so eingeschliffen, ist es schwierig, sich dann für die Kurve über diesen Punkt hinaus zu bewegen. Es gibt eine Sicherheit im abbremsen, aber nicht im "loslassen" (umkanten), zumindest bei den meisten Leuten.

Eine Zeit lang (anfang 90er) wurde bei uns propagiert, den Parallelschwung über das Seitrutschen und Girlandenfahren zu lernen. Meine Erfahrungen damit waren schlecht ("Kipphemmung"), deswege lasse ich die Finger davon.

Mittlerweile führe ich den Parallelschwung nicht mehr extra ein. Ich fahre Pflugdrehen (Kurven, wo man immer im Pflug bleibt) mit der Auslösung überwiegend über drehen, entwickle daraus dann Pflugschwingen (Ski zwischen den Kurven parallel). An diesem Punkt kann man meist schon ins etwas steilere Gelände. Da beschäftige ich mich intensiver mit dem beugen-strecken der Beine. Wenn das im Steileren gut funktioniert, gehen die Kurven im flacheren Gelände dann meist von selber parallel, ohne dass man je überhaupt darüber geredet hat.

Ein Hockeystop ist übrigens ein Stoppschwung, kein Seitrutschen. Die Kurve gehört dort dazu (zumindest in der englischen/amerikanischen Skiterminologie).

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