Könnt Ihr mir eine gute Skischule empfehlen?

[Clambake]

Moin aus Hamburg!

Kurze Vorstellung: Ich bin Tim aus Hamburg, 32. Angefangen zu Bretteln habe ich vor 7 Jahren in Connecticut, eher aus Langeweile weil jeden Abend betrinken war auch doof... . Im Sommer geh ich Segeln und im Winter so oft wie möglich Skifahren. Letzten Winter 4 mal, insgesamt 14 Skitage das finde ich für einen Hamburger schon ganz ordentlich.
Soviel dazu.

Mangels Skilehrer (und Geld) habe ich mir Skifahren damals 'autodidaktisch' beigebracht und komme auch überall runter nur schön ists nicht. Ich bin in der Hüfte zu verkrampft, weiss aber nicht wohin ich den Poppes strecken soll und wie tief in die Knie. Dann hab ich immer Probleme den Speed zu kontrollieren. Ich finde keine saubere Linie zwischen schnell und kontrolliert fahren, also gehts immer: vollstoff - vollbremsung - vollstoff usw. Vielleicht sind auch meine Skier dran Schuld. Oder die Stiefel ... Ich fahre viel zu Breitbeinig, habe aber irgendwie Sorgen zu verkanten wenn ich die Skier zusammennehme. Also eine Menge Murks.

Zwischendurch hab ich es immer mal wieder mit Skikursen versucht aber es waren immer Gruppen mit Kenntnisstand von-bis, und zu gross um auf individuelle Probleme einzugehen. 2 mal hatte ich Einzeunterricht, der eine Skilehrer war eigentlich Reiseleiter und konnte bestimmt gut fahren, aber das Wissen dahinter zu vermitteln war nicht so sein Ding. Hinter der anderen Skilehrerein bin ich 2 Stunden Böglis gefahren aber irgendwie weitergebracht hat sie mich auch nicht. Dafür war sie sehr hübsch.

Ich würde gerne am Anfang der Saison irgendwo hinfahren und mit jemandem das gesamte Setup durchgehen, und dann eben eine Woche oder so in kleiner Gruppe fahren.

Vielleicht hat ja jemand von Euch sowas schonmal gemacht, oder leitet sogar so einen Kurs.

Freu mich auf Eure Antworten!

Tim

[Martina]

Für dich ist ein Gruppenkurs ziemlich sicher nicht geeignet.
Ich würde mir an deiner Stelle mal eine Doppelstunde bei einem guten Skilehrer/in leisten. Vermutlich kann man in 2h schon ziemlich viel machen, wenn man einige relevante Punkte herauspickt.
Dann würde ich eine Weile an dem, was du gelernt hast, herumprobieren und dann eine weitere Stunde zur Überprüfung und für weitere Schritte nehmen.

Wahrscheinlich kannst du so in recht kurzer Zeit ziemlich weit kommen!

An sich solltest du an jeder Skischule einen passenden Lehrer finden.
Nur leider - es sind halt nicht alles Skilehrer gut bzw. für deine Situation geeignet. Und in deiner Situation wäre es extrem wichtig, dass es jemand ist, der routiniert rasch sehen kann, was bei dir gut funktioniert und wo man umstellen muss und wie man das effizient hinkriegt.
Grad bei so organisierten Fahrten sind die "Skilehrer" oft eher Reiseleiter - was andere Qualitäten verlangt. Und an den Skischulen haben viele Skilehrer "nur" eine Grundausbildung hinter sich. Die kann gut sein, aber das darin vermittelte eignet sich nur bedingt, um dich weiterzubringen.
Leute wie dich gibt es (grad in Mitteleuropa) nicht so extrem viel an Skischulen. Du brauchst einen routinierten, aber nicht im alten verhafteten, motivierten Lehrer/Lehrerin.

Falls du ein bestimmtes Skigebiet ins Auge gefasst hast, kannst du das ja hier mal nennen - vielleicht kann jemand einen guten Skilehrer empfehlen.
Ansonsten empfiehlt es sich, dieses Anschreiben, das du hier ins Forum geschrieben hast (ich finde es übrigens sachlich und informativ) an verschiedene Skischulen in anvisierten Skiorten schreibst und mal siehst, wie sie drauf reagieren. Daraus kannst du oft schon entnehmen, ob sie dich einfach an Skilehrer xy "verkaufen" wollen oder ob sie sich etwas mehr überlegen.

Und am Rande:
- Breitbeinig kannst du gerne fahren. Der Skiabstand wird mit der Zeit von selber etwas schmaler - wenn du ausbalancierter bist. Das allein verändern zu wollen, wäre Symptombekämpfung und sinnlos.
- Grundsätzlich musst du nicht "in die Knie gehen". Stell dich als Basis einfach mal grad (nicht überstreckt, so wies halt bequem ist in den Skischuhen) hin - das ist die Ausgangsposition.
- Wenn du das machst, dann ist die Hüfte meist auch "normal" und du musst nichts irgendwo hin strecken. Mit der Zeit "gerätst du" in Situationen, wo du "automatisch" die Beine beugen bzw. dich in eine Richtung strecken wirst. Das soll aber überwiegend eine Reaktion auf Kräfte und weniger eine Aktion sein, weil es so vorgeschrieben ist.

Das alles ohne Gewähr - ich habe dich nicht fahren sehen!
Aber ich bin zuversichtlich, dass du mit vergleichsweise wenig Aufwand (Unterricht) einen guten Sprung nach vorne machen könntest. Und ich hoffe, du findest jemanden, der dir einige simple, aber wichtige Inputs geben kann!

[Clambake]

Martina danke für Deine ausführliche Antwort! Was ist denn an meiner Sorte mir so ungewöhnlich dass die nicht viel an den Skischulen vertreten ist?? Wenn man sich auf den Pisten so umsieht sind da doch so einige mit fragwürdigem Stil... Mein Winterprogramm steht noch nicht ausser dem Saisonstart am Arlberg aber das wird nur ein langes Wochenende. Eine schöne Option vielleicht mit etwas mehr Zeit und Muße um den 4. Advent ins Allgäu . Ich würde diese Saison gerne nach Bad Gastein, da war ich schon ein paarmal und fands schön aber wann steht noch in den Sternen. Können die Skischulen da was am Anfänger?
Was meine vollgas - vollstop Fortbewegung betrifft habe ich übrigens meine eher weichen Skier im verdacht (Rossignol Bandit B2). Die sind zwar in fluffigem Schnee ganz nett zu fahren, aber sobald es etwas härter und schneller wird verliert die vordere Schaufel den Grip. Völlig uneigennützig habe ich meiner Freundin zum Geburtstag ein paar gebrauchte Weltcup Skier geschenkt, die haben viel weniger Flex und werden zum opening mal ausgiebig auf Geschwindigleitskontrolle getestet.
Es ist bestimmt nur das Material schuld!

[Martina]

Ich glaube nicht, dass es am Material liegt.
Der Flex ist bei deinem Problem wohl unerheblich. Der Bandit ist kein "labbriger" Ski.
Wenn auf einem Ski "Weltcup" draufsteht, muss das gar nichts heissen. Sollten es aus irgend einem Grund echte Rennski sein, dann würde ich dich im Namen der Mitskifahrer bitten, die daheim zu lassen, bis du eine sehr solide Technik aufgebaut hast.
Deine Technik beruht vermutlich eher darauf, dass du zu wenige Bewegungsmöglichkeiten kennst, mit denen du so auf die Ski einwirken können, dass sie funktionieren - was nicht bedeutet, dass du nicht dazu fähig bist. Ich habe ja schon geschrieben, dass ich denke, dass es nicht viel braucht.

"Üblich" in Mitteleuropa ist, dass die Leute Skiunterricht nehmen, bis sie selber fahren können und dann nie wieder.
Dann gibt es noch die "Gruppenfreaks", die regelmässig mit Robinson etc. fahren und dort Unterricht (unterschiedlicher Qualität) haben.
Einige "Fans" nehmen immer wieder mal eine Privatstunde. Weil die das aber "von Anfang an" immer wieder machen, ist es im Unterricht anders als bei dir.

Z.T. liegt das an den Strukturen der hiesigen Skischulen. In Amerika/Canada ist es viel üblicher, jedes Jahr, ein zwei halbe Tage Unterricht in kleinen Gruppen zu nehmen, was dort auch so angeboten wird (dass so ein Angebot möglich ist hat allerdings u.A. auch mit der dort üblichen schlechten Bezahlung der Skilehrer zu tun).

Leute wie dich, die es sich erst mal selber beibringen und dann Unterricht nehmen wollen, sind selten. Und, um ehrlich zu sein - es ist meist auch nicht sinnvoll. Das Lernen ist mühsamer, Autodidakten sind nicht selten gefährlich für ihre Umgebung und wenn man dann doch Unterricht nimmt, ist es viel schwieriger, sich mal angewöhnte Sachen wieder abzugewöhnen als sie gleich auf eine sinnvolle Art und Weise zu lernen (nimm mir das bitte nicht übel).

Ich kenne selber im Gasteiner Tal die Skischule Holleis in Dorfgastein und habe dort gute Erfahrungen bezügl. Kinderunterricht gemacht. Generell habe ich so meine Vorbehalte was die vermittelte Skitechnik in Österreich betrifft.
Es gab dort einige sehr fitte Lehrer, was sie dir aber beizubringen versuchen würden, bin ich mir nicht sicher. Ich habe auf der Piste sehr gute, aber auch einige sehr seltsame Dinge gesehen.
Auf jeden Fall würde man dort wohl auf dich eingehen und versuchen, dir einen passenden Lehrer zu vermitteln. So habe zumindest ich es bei meiner kleinen Tochter erlebt.

Wie immer alles ohne Gewähr - ich habe dich nicht fahren sehen!

[NeusserGletscher]

....ist es viel schwieriger, sich mal angewöhnte Sachen wieder abzugewöhnen als sie gleich auf eine sinnvolle Art und Weise zu lernen ......

Hallo Martina,

dann dürftest Du auch als Schüler nie von einer Schweizerische in eine Österreichische Schule wechseln. Oder innerhalb einer Skischule in die nächsthöhere Stufe. Wenn ich überlege, welche verschiedenen Arten von Skifahren man schon alle versucht hat mir beizubringen , da kann einem ganz schwindelig werden Also, es ist zwar schwierig, aber prinzipiell nicht unmöglich. Und wie immer auch eine Frage der Motivation, sich zu verbessern oder neues auszuprobieren.

Leider trifft das zu, was Du über Skilehrer gesagt hast. Nicht jeder ist gleich gut für die Aufgabe geeignet. Und dazu zähle ich auch, auf die vorhandenen Fähigkeiten des Schülers einzugehen und gezielt erst einmal an den größten Schwächen oder den Gegebenheiten zu arbeiten, die den größten Fortschritt versprechen. Und eben nicht gleich den Fahrstil komplett umstellen.

Manch einer hat es didaktisch nicht drauf, da nutzt es auch nicht, wenn er selbst ein guter Fahrer ist. Die "Chemie" muß natürlich auch stimmen.

Seit geraumer Zeit habe ich in der Halle abwechselnd 2 SL, die zwar unterschiedliche Ansätze verfolgen, aber wo sich jede Stunde definitiv lohnt. Vor allem ist es gut, daß sie über einen längeren Zeitraum mit mir arbeiten können. Das ist einer der wenigen Vorteile, wenn man ein überdachtes Sommerskigebiet in der Nähe hat.

Gruß

Peter

[Martina]

Du hast schon recht. In der Skilehrerausbildung wird erst mal gelehrt, einer Grundstruktur zu folgen, bei der nicht auf alle individuellen Besonderheiten eingegangen wird. Das ist in der kurzen Zeit gar nicht möglich.

Diese Grundstruktur ist nicht in jedem Land genau gleich. Nicht jede Struktur ist für jeden Lernenden gleich gut geeignet. Und nicht jeder Skilehrer kommt mit jeder Struktur gleich gut zurecht.

Über diese Grundstruktur hinaus zu arbeiten, lernt man erst mit der Zeit, in vielen Trainings und vor allem mit viel, viel reflektierter Erfahrung.

Als Lernender hat man es natürlich besonders schwer, wenn man zwischen den Systemen hin- und herspringen muss.

Tims Fall liegt nochmal anders, weil er ohne Struktur gelernt hat, sicher einige Lösungen gefunden hat, die für ihn (seinen Körper) ideal sind, aber an anderen Orten keine Lösung oder nur eine Notlösung eingelernt hat. Das macht es dem Skilehrer schwer, er muss entscheiden, was hinderlich ist und was seine individuell sinnige Anwendung. Wenn man richtig ansetzt, braucht es vermutlich nicht viel, greift man aber das Falsche heraus, kann es sein, dass es total frustrierend wird. Es kommt auch drauf an was er sich angelernt hat und wie bereit er ist, liebgewonnene Angewohnheiten aufzugeben (wenn man es z.B. immer aufs Material schiebt, kommt man nicht voran).
Aber natürlich lohnt es sich absolut, wie du schreibst!

Es ist auch so, dass jeder Skilehrer ein bisschen was anderes erzählt oder das gleiche auf ein bisschen eine andere Art erklärt.
Ich sage meinen Skischulgästen immer: Ihr werdet viele verschiedene Dinge hören. Probiert alles aus, merkt euch das, was für euch funktioniert und Sinn macht, den Rest vergesst ihr.

Und um nochmal auf die verschiedenen Systeme zurückzukommen: Als ich in Canada war, war ich fast jedes Mal im Training unsicher: Was soll ich den Leuten nun beibringen? "Mein" schweizerisches Skifahren? Oder das hier gelehrte?
Doch sobald ich mit den Leuten auf den Pisten gearbeitet habe, war es absolut keine Frage mehr: Wir haben das gemacht, was ihnen am meisten gebracht hat (bzw. wovon ich hoffe, dass es ihnen an meisten gebracht hat).
Allerdings hatte ich dort schon über 10 Jahre Skilehrererfahrung, war auch Ausbildnerin und in regem internationalen Austausch.
Man darf sowas nicht von allen Skilehrern verlangen. Der Bedarf an Skileherern ist saisonal sehr unterschiedlich, der Job ist unsicher, die Ausbildung teuer, die Verdienstmöglichkeiten gemässigt. Und leider ist es oft so, dass "man" einen Topskilehrer haben möchte - aber möglichst in den Preis der Pauschalfahrt eingeschlossen... (Damit meine ich natürlich nicht dich, Peter!)