Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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LincolnLoop
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von LincolnLoop » 07.05.2009 16:51

nicola hat geschrieben:aber jetzt überleg doch ganz einfach mal technisch - ein stoff der meinem druck nachgibt bringt doch dort wo ich den druck haben möchte gezielter in schneenähe als eine steife platte, oder? :wink:
Ganz technisch ueberlegt - stimmt das eigentlich nicht, da bei einem weichen Stoff ein Teil Deiner Kraftuebertragung in Verformungsarbeit verpufft. Wobei das wie gesagt Gefuehlssache ist. Aehnliches Beispiel: Beweglichkeit des Schuhs Vor/Rueck. Ist an sich auch unlogisch (aus dem gleichen Grund), mag ich jedoch auch gerne. Ich vermute mal den vermeintlichen Vorteil dahingehend, dass ein "schwammigeres" Fahrgefuehl mehr Dosierungspotential bietet.
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von NeusserGletscher » 07.05.2009 17:42

LincolnLoop hat geschrieben:Aehnliches Beispiel: Beweglichkeit des Schuhs Vor/Rueck. Ist an sich auch unlogisch (aus dem gleichen Grund), mag ich jedoch auch gerne.
Das hängt das auch vom Fahrstil und anderen Dingen ab. Ich brauche einen nachgiebigen Schuh, damit ich beim Tiefergehen die Fußgelenke beugen kann, weil ich sonst leicht in Rücklage gerate. Rennfahrer schätzen wahrscheinlich eher die direkte Kraftübertragung eines harten Schuhs. Aber wer fährt schon den ganzen Tag Rennen?

Vielleicht verhält es sich mit der Moosgummisohle ähnlich.

Gruß

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nicola
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von nicola » 07.05.2009 17:50

LincolnLoop hat geschrieben:
nicola hat geschrieben:aber jetzt überleg doch ganz einfach mal technisch - ein stoff der meinem druck nachgibt bringt doch dort wo ich den druck haben möchte gezielter in schneenähe als eine steife platte, oder? :wink:
Ganz technisch ueberlegt - stimmt das eigentlich nicht, da bei einem weichen Stoff ein Teil Deiner Kraftuebertragung in Verformungsarbeit verpufft.
so dann hilf mir beim erbsenzählen bitte - wenn ich auf einer weichen unterlage eine pro- oder supinationsbewegung ausführe, kann ich den fuss leichter tiefer heben oder senken als auf einer harten. das heisst ich kann eine grössere bewegung leichter als mit einer harten sohle machen. richtig? wenn ich nun mein gewicht durch die grosse supination/pronation auf den fussrand bringen kann, ist eine präzisere dosierung möglich als wenn ein grösserer teil des fuss druck verteilt. klingt das irgendwie sinnvoll?

ausserdem ist die fussdruckverteilung in neutraler position viel ausgeglichener als bei einer harten sohle. das ist ein vorteil beim gerade aus gleiten. oder?
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von nicola » 07.05.2009 17:57

hallo peter, du bist an unserem schuhabend wohl etwas zu früh ins bett gegangen und hast nicht das a&o mitbekommen... :D ich finde das konzept, die zunge von den übrigen teilen des schuhs zu trennen deshalb bemerkenswert, weil jene teile die den füssen grossen halt geben sollen, auch hart genug sein können um sehr stabil zu wirken, jene die eine bewegungsfreiheit im sprunggelenk ermöglichen aber viel elastischer funktionieren dürfen. bei einem zweiteiligen schuh wirst du mit keiner bastelei die gleichen effekte erzielen können.
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von Achill » 07.05.2009 19:21

nicola hat geschrieben:
LincolnLoop hat geschrieben:
nicola hat geschrieben:aber jetzt überleg doch ganz einfach mal technisch - ein stoff der meinem druck nachgibt bringt doch dort wo ich den druck haben möchte gezielter in schneenähe als eine steife platte, oder? :wink:
Ganz technisch ueberlegt - stimmt das eigentlich nicht, da bei einem weichen Stoff ein Teil Deiner Kraftuebertragung in Verformungsarbeit verpufft.
so dann hilf mir beim erbsenzählen bitte -
Ich probier auch mal die Erbsen zu zählen. :D

Allerdings relativ untechnisch und nur im Vergleichsanalogon.
Lege ich eine Metalplatte auf meine linke Hand und übe mit dem Daumen der rechten Hand Druck auf die Platte aus, spüre ich den Druck auf der linken Hand allenfalls "verteilt" (als große Fläche).
Probiere ich gleiches mit einer Moosgummiplatte, werde ich durchaus den Daumenabdruck auf der linken Hand spüren ("Der Daumen kommt durch").

Sollte Nicola also derartige "punktuelle" Druckausübung meinen, denke ich, die weiche Sohle lässt das besser zu als die harte.

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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von LincolnLoop » 07.05.2009 20:50

nicola hat geschrieben:so dann hilf mir beim erbsenzählen bitte
Aber hallo! :D
nicola hat geschrieben:wenn ich auf einer weichen unterlage eine pro- oder supinationsbewegung ausführe, kann ich den fuss leichter tiefer heben oder senken als auf einer harten. das heisst ich kann eine grössere bewegung leichter als mit einer harten sohle machen. richtig?
Ja. Aber: Mehr Bewegungsumfang heißt nicht mehr Kraftübertragung. Sogar eher im Gegenteil (als Beispiel: Wenn Du barfuß im Ski stehen würdest, so würde eine Beugung im Sprunggelenk quasi überhaupt keine Wirkung auf den Ski haben).
nicola hat geschrieben:wenn ich nun mein gewicht durch die grosse supination/pronation auf den fussrand bringen kann, ist eine präzisere dosierung möglich als wenn ein grösserer teil des fuss druck verteilt.
Eben, Dosierung! Das hatte ich ja gemeint! An sich ist die Kraftübertragung aber indirekter (und eben gerade deshalb - denke ich zumindest mal - besser zu dosieren).
nicola hat geschrieben:ausserdem ist die fussdruckverteilung in neutraler position viel ausgeglichener als bei einer harten sohle.
Das kommt sicher auf die Sohle an. Aber bei unangepassten Sohlen geb ich Dir prinzipiell Recht (ist übrigens ein Grund, wieso ich eine angepasste Sohle beim Skifahren quasi für ein "must" halte...).

Achill hat geschrieben:Lege ich eine Metalplatte auf meine linke Hand und übe mit dem Daumen der rechten Hand Druck auf die Platte aus, spüre ich den Druck auf der linken Hand allenfalls "verteilt" (als große Fläche).
Probiere ich gleiches mit einer Moosgummiplatte, werde ich durchaus den Daumenabdruck auf der linken Hand spüren ("Der Daumen kommt durch").
2 Anmerkungen zu diesem Beispiel:
(i) Das funktioniert nur, solange Du eine durchggehend weiche Verbindung zwischen Druckausüber (Fuß/Hand) und letztendlichem Wirkungsmedium (Schnee/andere Hand) hast. Stell Dich mal barfuß auf Deinen Ski. Wenn Du jetzt mit dem großen Zeh ganz fest auf den Ski drückst, so wirkt auf den Ski natürlich punktuell ein deutlich größerer Druck in der Umgebung. Aber wieviel kommt von dieser Punktualität dann unter dem Ski (im Schnee) an?
(ii) Im Grunde geht es in diesem Sachverhalt beim Skifahren darum, ein Kippmoment zu erzeugen. Wiederhole mal Dein Experiment insofern, als dass Du Deine Metallplatte/Deine Moosgummimatte auf eine Tischkante legst und dann die jeweilige Pl(M)atte kippst. Und?

P.S.: Das war von mir kein Appell gegen weiche Materialien! Beim Radfahren heißt es oft: Der komfortgebende Teil (der Rahmen) so weich wie möglich (so, dass er eben gerade noch die Kraft des Fahrers - individuell verschieden - auf die Straße bringt), der direkt kraftübertragende (Laufräder) so hart wie möglich. Das Glück beim Skifahren ist, dass man auf solche Floskeln gar nicht setzen braucht, da man (a) das Resultat deutlicher spürt, (b) man die Möglichkeit hat, an den Parametern rumzuschrauben. Insofern ist das individuell Optimale eben nicht immer das phyikalische Optimum!
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von nicola » 07.05.2009 21:08

ich zähle weiter - und es war nicht bös gemeint chris, sondern selbstironisch, das mit den erbsen meine ich (bin ja bei meinen schuhen so eine art erbsenprinzessin) :D

vernachlässigen wir einmal die kraftübertragung und wenden wir uns einer ganz simplen frage zu: kann ich auf einer weichen sohle meinen fuss weiter aufkanten als auf einer harten? meine erfahrung sagt ja und deshalb tu ich mich auch leichter den aufkantwinkel aus dem fussgelenk zu regulieren, als jemand der im schuh "gefangen" ist. und mit der these des sensibleren gespürs liegt man wahrscheinlich sowieso richtig, zumindest ist es physikalisch schwerer widerlegbar :wink:
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von NeusserGletscher » 07.05.2009 22:49

nicola hat geschrieben:....weil jene teile die den füssen grossen halt geben sollen, auch hart genug sein können um sehr stabil zu wirken, jene die eine bewegungsfreiheit im sprunggelenk ermöglichen aber viel elastischer funktionieren dürfen. bei einem zweiteiligen schuh wirst du mit keiner bastelei die gleichen effekte erzielen können.
Hallo Nicola,

das sehe ich anders. Zum einen geht der Hawx schon ab Werk in diese Richtung, weil er unterschiedliche Materialien in der Schale miteinander kombiniert und so eine bessere Kraftübertragung nach vorne ermöglicht. Der Booster Strap (Ergebnis meiner Bastelei :wink: ) hat zusätzlich eine vergleichbare federnde Wirkung wie der glasfaserverstärkte Polyamidwinkel in den Dalbellos. Die Modifikation bewirkt, daß ich mein Sprunggelenk über einen längeren Weg als in einer harten Schale beugen kann und über den Winkel eine konstante (Feder-) kraft aufgebaut wird.

Gleichzeitig bietet mein Schuh nach hinten und zur Seite so viel Halt, wie ich es von einer meiner vorherigen 110er Schale gewohnt bin.

Ich würde gerne einmal den Dalbello zum Vergleich fahren, aber ohne die besprochene Anpassung am Schuh wird das leider nicht gehen und da sehe ich vorerst nicht, wann ich da einmal die Gelegenheit dazu habe.
nicola hat geschrieben:kann ich auf einer weichen sohle meinen fuss weiter aufkanten als auf einer harten?
Für mich hört sich das immer mehr nach einer Art Booster Strap für die Fußsohlen an. Haben Freerideschuhe nicht eh elastische statt der starren Einlagen in den Schuhen, um Stöße abzumildern? Muß ich mal ausprobieren. :wink:

Gruß

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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von carlgustav_1 » 07.05.2009 23:25

NeusserGletscher hat geschrieben:Haben Freerideschuhe nicht eh elastische statt der starren Einlagen in den Schuhen, um Stöße abzumildern?
jup, beim krypton pro sind hartes und elastisches footboard zur auswahl dabei, die modelle aus dem freeride/style bereich wie mein rampage haben gleich das elastische drin. sehr angenehme sache. und auch bei den freestyle modellen anderer hersteller recht üblich. es ist kein schlabbriger schaumstoff, sondern ein relativ fester aber elastischer keil aus gummiartigem kunststoff.

cheers, martin
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Re: Gleicher Kantwinkel oder doch nicht?

Beitrag von extremecarver » 08.05.2009 00:01

Ich finde es ist falsch die Beweglichkeit nach vorne ueber die Zunge zu steuern. Perfekt ist so wie Northwave es gezeigt hat. Extra tiefer Drehpunkt auf Knoechelhoehe und nicht darueber wie bei Raichle und Konsorten sowie den jetzigen Skischuhen.
Austauschbare Zungen, allerdings alle relativ weich. Seitlich superhart, und den Flex nach vorne nicht ueber Plastikverbiegung sondern ueber Metallfedern fuer Vor und Ruecklage steuern. Vorlage wird auf der Stange auf der die Federn aufsitzen eingestellt.

Northwave Snowboardschuhe Point 950 gut erhalten kosten inzwischen an die 1000€ in den gefragten Groeßen - und das obwohl sie deutlich ueber 10 Jahre alt sind. Point 900 etwas billiger - Generell aber mindedstens 3-4mal teurer als der Neupreis vor 10-15 Jahren. Nur war halt Raichle/Kneissl im Vertrieb besser organisiert.

Das Raichle Prinzip ist gut, aber nicht ganz zuende gedacht. Mit Federn kostet das fahren viel weniger Kraft als ueber Plastikverformung da Vibrationen deutlich besser geschluckt werden - gleich weniger Kraftaufwand. Wenn ich schon den Vorteil der Haerte aufgebe, dann nur wenn ich dafuer die deutlich bessere Daempfung bekomme. Der große Vorteil an der Plastikverformung vs Harte Schale mit Gelenk und Federverformung ist eigentlich nur deutlich geringere Produktionskosten und das deutlich geringere Gewicht.

Zum Aufkantwinkel. Ich wuerde darueber gar nicht nachdenken solange keien eklatanten Unterschiede sichtbar sind, bzw deutliche Asymetrie bei Frontside vs Backside (absichtlich FS/BS vs rechts/links). Teils hab ich bei Anfaenger oder nicht so guten Fahrern in so einem Falle mitbekommen dass diese ihre Schuhe einfach falsch zugemacht hatten (overlap verquert) bzw deutliche Muskelasymetrien, etc...
Prinzipiell ist es IMHO wichtiger keine Fehler einschleichen zu lassen, als alles perfekt zu machen. Lieber ein bisserl unsauberer fahren und attackieren als zu sauber zu fahren.
schnell, riskant, vielseitig bergab
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