Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
markman
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Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von markman » 11.01.2009 20:04

Hallo,

auch wenn ich in 2,5 Wochen einige Privatstunden in SFL haben werde, drängt es mich zu wissen, was ich vielleicht falsch mache oder einfach noch nicht kann.

Ich war gestern in Willingen SKi fahren und bin letztendlich so unterschiedlich gut/schlecht gefahren, wie es nicht hätte sein können.

Piste 1(rot): sehr guter Zustand, griffig weich, breite Piste. Hier konnte ich schöne lange Schwünge fahre, hatte ein super Fahrgefühl, hätte hier den ganzen Tag fahren können, machte einfach nur Spaß. War relativ schnell unterwegs, aber sehr sicher.

Piste 2 (rot): zwar auch griffig, aber aufgrund der Masse der Fahrer ("Hauptpiste) bereits um 11 Uhr mit Schneehügeln durchzogen. Hier hatte ich ein sehr wackeliges Gefühl, wenn ich über die Schneehaufe fuhr . Es machte hier keinen Spaß, musste nur kurze Schwünge machen mit geringer Geschwindigkeit, auch weil die Piste einfach zu voll war. Ich fühlte mich einigermaßen unsicher

Piste 3 (rot-blau) Hier wurde nicht beschneit, wie ein Kartoffelacker, sehr eisig hart. Enge Piste, bin viel gerutscht, stand recht unsicher, wackelig, weil ich gar nicht "in Fahrt" kam.

Dann zurück zu Piste 1, die im Prinzip am steilsten war, ich aber am besten gefahren bin.

Frage: Woran könnte das liegen? Kann ich einfach gewisse Sachen nicht? Auf was sollte ich vielleicht nächste Woche besonders achten?

Schöne Grüße,
Markman

Martina
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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von Martina » 12.01.2009 08:48

Das ist normal.

Auch wenn man eine gute und solide Skitechnik hat, kann man mit sehr unterschiedlichen Verhältnissen seine Mühe haben.

Hier hilft eigentlich nur viel Übung und Erfahrung. Grad Verhältnisse, die man nicht so oft hat, fallen einem schwer. Ausserdem ist es so, dass man grad heute, wo man oft tolle Pisten hat, sich leicht mal "unfähig" fühlt, wenn es etwas schwieriger wird.
Wechselnde Verhältnisse sind besonders fordernd.
Unterricht hilft, um Techniken zu lernen und Probleme zu beheben. Üben muss man aber selber - und das dauert!

Also: einfach weiterfahren... und nach Möglichkeit schwierige Verhältnisse nicht meiden!

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nicola
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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von nicola » 12.01.2009 16:07

hallo markman,

die einteilung der pisten - in europa zumeist blau, rot, schwarz - erfolgt nach hardfacts; in erster linie ist es das maximale längs und quergefälle. in österreich ist dies durch ÖNORM S 4611 klar definiert. für weniger geübte fahrer kann dies aber mitunter sehr verfänglich sein, denn die hangneigung ist nur ein teil, der die schwierigkeit des geländes ausmacht, der pistenzustand ein anderer.

wie martina schon geschrieben hat, hilft hier die erfahrung und übung! was noch hilft - gut präparierte ski. während man auf ideal schnee auch mit "abgenudelten" kanten noch ein passables gefühl hat, ist selbst eine blaue piste mit glatteis dann schon eine herausforderung. und gerade die gängige meinung, dass man als nicht so guter skifahrer nicht so tolles material braucht ist völlig falsch und bringt viele menschen um genuss und sicherheit.
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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von urs » 12.01.2009 16:35

was bei wechselnden schneeverhältnissen besonders wichtig ist, ist eine zentrale position und eine gute körperspannung va. im rumpfbereich. bei schneehaufen ändert sich der widerstand laufend. eine gute übung bietet zerfahrener leichter tiefschnee.

bei harten pisten plädier ich für mut zum drift. wobei sauberes driften auch geübt werden will.

gruss urs

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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von nicola » 12.01.2009 17:34

hallo urs,
mit den begriffen "zentrale position" und "körperspannung" habe ich momentan ein echtes problem. kaum einer unserer fernsehkommentatoren gebraucht sie bei den skiübertragungen weniger als zwanzig mal am stück - gestern habe ich einem skitrainer beim kindertraining zugehört, er hat jedem knirps die anleitung zu zentral stehen und körperspannung gegeben. ich bezweifle, dass die kids was damit anfangen konnten und ich bezweifle auch, dass die zwei begriffe vom gros der leute die sie verwenden definiert werden können. ich bezweifle noch viel mehr, dass ein durchschnittlicher skifahrer versteht was er tun soll, wenn man ihn anweist körperspannung aufzubauen und zentral zu stehen. kannst du das etwas näher erklären?
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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von urs » 12.01.2009 18:24

hallo nicola

ich denke, das könntest du besser erklären als ich, und ich hab auch noch nie versucht, das einem kind zu erklären - ehrenwort. da wir es hier mit intelligenten wesen zu tun haben, versuch ich's mal.

ob ich zentral stehe, merke ich am besten, wenn ich auf die füsse horche. spühre ich den druck auf der ganzen fusssohle, ev. mit akzent auf dem fussballen, stehe ich zentral. bei fersenbelastung bin ich in rücklage (was im verlauf einer kurve durchaus gewollt sein kann).

die spannung im rumpf ist schon etwas heikler, da sie von leichtem anspannen bis arschbacken zusammendrücken bedeuten kann. hier würd ich sagen, so wenig wie möglich, so viel wie nötig. dies muss, wie martina schon schrieb, er-fahren werden.

jetzt bin ich gespannt auf weitere meinungen.

gruss urs

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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von LincolnLoop » 12.01.2009 19:17

Ich würde statt "zentraler Position" "Gleichgewicht" sagen. Ziel ist es nicht unbedingt, dieses Gleichgewicht (die zentrale Position) dauerhaft zu gewährleisten. Skifahren funktioniert nur, indem ich mich bewusst aus dem Gleichgewicht entferne, jedoch immer wieder punktuell in dieses zurückfinde - wie beim Laufen!

"Körperspannung" ist gar nicht mal eine so weitläufige Zielform, sie bedeutet nur für jeden etwas anderes. Es ist eine Form von Ausdruck, die je nach Schüler anders ankommen sollte. Beispielsweise als "Souveränität", "Lockerheit", "Anspannung" oder etwas anderem, evtl. auch noch näher definiert. Obwohl "Körperspannung" etwas Ganzheitliches ist, kann der Kanackpunkt für den einzelnen trotzdem u. U. eine isolierte Bewegung sein, es lohnt sich also auch, darauf einzugehen.
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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von Martina » 12.01.2009 19:48

Anstelle des inflationären "zentrale Position" verwende ich auch gerne:

- "im Gleichgewicht sein"
- "mittig stehen"
- "auf dem ganzen Fuss stehen"
- "ausbalanciert sein"
- "normale Haltung wie beim gehen" (grad bei Leuten, die irgendwie in den Schuhen "hängen")

wobei ich diese Begriffe eher beschreibend verstehe (deswegen die Anführungszeichen).
Wie LL oben schreibt, soll diese Position nicht festgeschraubt sein, sondern es geht eher drum, immer wieder zurückzufinden, "in die Mitte zu kommen".

Ich halte das "finden der Mitte" für wesentlich beim Entwickeln einer guten Skitechnik.

Mit/über die Körperspannung arbeite ich kaum / nicht explizit, da ich es sehr schwierig finde, hier tatsächlich hilfreiche Anleitung zu geben. Es führt meiner Erfahrung nach rasch zu übertriebenem anspannen -> Verkrampfung.
Hat jemand Erfahrungen mit Methoden, die helfen, sinnvolle Körperspannung aufzubauen? Um ehrlich zu sein, betrachte ich "mangelnde Körperspannung" nicht grade als das grosse Problem, das viele Skifahrer haben. Vielleicht habe ich aber einfach zu wenig Erfahrung damit.

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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von nicola » 12.01.2009 20:23

urs hat geschrieben:[...]und ich hab auch noch nie versucht, das einem kind zu erklären - ehrenwort.
:D das hätte ich dir auch nie und nimmer zugetraut urs - auch mein ehrenwort! :wink:

die zentrale position ist eigentlich nichts anderes als sich im einklang mit den auftretenden kräften zu bewegen. nichts neues, nichts weltbewegendes sondern das normalste um sicher und meinetwegen auch schnell ski zu fahren. dabei ist das gewicht mal auf dem innenbein, manchmal auf dem aussenbein, manchmal auf beiden, auf den ballen, am ganzen fuss, auf der ferse und manchmal ist man sogar mit dem ganzen körper und den skis in der luft.

am ausdruck stört mich vor allem das wort position, da es sich dabei ja um einen permanenten bewegungsfluss handelt. es geht wohl um das zentrieren im weiteren sinn, also das ausrichten um einen punkt oder eine achse - in unserem fall hat das gravitätszentrum als punkt sicher eine zentrale position in der planung unserer handlung :D

zum thema körperspannung habe ich einmal etwas für einen artikel zusammengefasst und sogar jetzt schnell in meinem archiv gefunden :D

"Da man beim Skifahren möglichst optimal Druck auf den Schnee übertragen will, muss man auch unterschiedliche Belastungsrichtungen optimal nutzen. Neben der Unterstützung durch die Materialeigenschaften von Ski und Schuh, ist es natürlich eine Frage wie wir dies mit unserem Körper am besten machen. Unser Körper muss dabei auftretende Kräfte aufnehmen, ausgleichen und verteilen. Das Zusammenspiel von Skelett und Muskulatur ist dafür wesentlich.

Voraussetzung für optimale Kraftübertragung ist natürlich, dass diese nirgendwo (im Körper) unterbrochen wird. Da beim Skifahren sehr große Kräfte auftreten, ist es von Vorteil, wenn man in erster Linie auf die Hebel (von den starken Teilen) des Skeletts zurück greift und diese durch gezielte An- und Entspannung von Muskeln unterstützt.

Körperspannung wird von vielen Skifahrern mit etwas statischem gleichgesetzt. Einige fahren so als wäre der Körper aus Beton. Zweckmäßig ist jedoch, dass man genau nur da spannt wo es nötig ist und dass sich die angespannten Muskeln im Laufe einer Bewegung natürlich ändern. Die Fähigkeit, An- und Entspannung fließend ineinander übergehen zu lassen ist entscheidend für gut koordinierte Bewegungen."

zu deiner frage martina - übungen gibt es genug - sinnvolle und schwachsinn, letzteres nach meiner meinung mehr, da vieles darauf hinausgeht statisch zu wirken und zu verkrampfung führt. am besten ist es wenn man erfährt was mit körperspannung überhaupt gemeint ist um dann einen eigenen weg zu finden.

ganz was einfaches fällt mir dazu ein, das wahrscheinlich jeder als kind im turnunterricht schon gemacht hat, bei uns in AT heisst das scheibtruhen fahren. man geht in liegestütz position, ein partner nimmt beide beine in die hand und hebt diese so an als würde er eine schubkarre schieben. um vorwärts zu kommen geht die "schubkarre" auf den händen. im stand kann ein bein losgelassen werden und die "schubkarre" soll versuchen den losgelassenen griff (also das bein) auf gleicher höhe mit dem anderen zu halten. (es geht darum einen fehlenden kontakt/auflagepunkt mit körperspannung auszugleichen) so merkt man nicht nur die statische körperspannung, sondern das zusammenspiel von loslassen und anspannen. beim skifahren ist eine einfache wellenbahn eine gute sache um dafür gefühl zu vermitteln.
nicola

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Re: Fahren auf Pisten mit unterschiedlichen Beschaffenheiten

Beitrag von Martina » 12.01.2009 20:50

nicola hat geschrieben: zu deiner frage martina - übungen gibt es genug - sinnvolle und schwachsinn, letzteres nach meiner meinung mehr, da vieles darauf hinausgeht statisch zu wirken und zu verkrampfung führt. am besten ist es wenn man erfährt was mit körperspannung überhaupt gemeint ist um dann einen eigenen weg zu finden.
Genau das meinte ich - meiner Meinung nach brauchts beim skifahren ein ständiges an- und entspannen der verschiedensten Muskeln. Dies bewusst zu steuern ("jetzt spanne ich den linken vorderen Oberschenkelmuskel und die schräge Bauchmuskulatur an" oder so) halte ich nicht für realistisch.

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