Kurzschwung und Wedeln

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Christoph-Wien
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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von Christoph-Wien » 15.11.2008 19:19

Melde mich kurz nach einem Skitag auf dem Kitzsteinhorn.
Ich habe kurz geschwungen, ich habe fast gewedelt!

Tatort: Schmiedinger, links im Gemüse!

Ich schäme mich natürlich und eine Beichte steht an....Monday, bloody Monday!

LG Christoph

Martina
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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von Martina » 16.11.2008 12:58

Moorkuh hat geschrieben:Naja, ich empfinde es nicht als so anders als das, was hier gefahren wird (oder werden sollte) bzw. bei uns (=.at) gelehrt wird.
Wie gesagt, es ist eine Art des KS, es gibt aber noch mehrere andere (ganz nett wird das in Richard Bergers "6 Gänge des Kurzschwungs" dokumentiert (...)
Natürlich bin ich auch deiner Meinung, dass Kurzschwingen keine Steinzeitfahrweise ist. Die Videos zeigen es auch.
Die Videos würde hier wohl niemand als "schlechtes Kurzschwingen" titulieren. Das mal vorab.


Folgendes für sorgfältige Leser und harte Mitdenker:

Ich habe über deine Beiträge dann ein bisschen nachstudiert (auch wenn man es vielleicht nicht denken würde, ich überlege manchmal hin und her, bevor ich wieder etwas schreibe):

Anscheinend gibt es die Tendenz, verschiedene Arten des Kurzschwingens zu definieren, diese zu benennen, einzeln zu lehren und auch abzufragen. Das ist für mich Förmchenfahrerei.
Ich halte es für sinnvoll, verschiedene Arten des Kurzschwingens als gut und richtig anzuerkennen. Aber diese dann wiederum einzuteilen und aufzudrücken, ist für mich der falsche Weg.
Mir gefällt die Möglichkeit, zu definieren, was Kurzschwingen ausmacht, die Art der Ausführung aber weitgehend offen zu lassen, deutlich besser.
Ich möchte hier nicht über die Kurzschwungdefinition diskutieren, das ist ein anderes Thema.
Aber wie man es macht sollte offen bleiben.
Es ist für einen Lehrer/Trainer sinnvoll, sehen zu lernen, wie jemand kurzschwingt, welche Unterschiede es gibt und was vielleicht helfen würde. Auch ist es nicht daneben, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren.
Aber einzelne Kurzschwungformen festzulegen und somit einfach mehrere Varianten des Nonplusultra vorzugeben lässt den individuellen Voraussetzungen zu wenig Raum. Dann ist man wieder fast gleich weit, wie wenn es "das" Kurzschwingen gibt: man muss so fahren, wie der Ausbildner. Jetzt halt einfach auf 3 oder 6 verschiedene Arten.

Grad die Tatsache, dass sich in Japan, wo viele Leute einen grundsätzlich etwas anderen Körperbau haben als wir Europäer, eine etwas andere Form des Kurzschwingens als für viele ideal herausgeschält hat, zeigt doch, dass man auf die individuellen Gegebenheiten viel stärker Rücksicht nehmen sollte, als es vielfach üblich ist.

Soweit meine Meinung. Meine Meinung für den Moment - vielleicht ändere ich sie noch? :-D

Mir würde vor allem interessieren, was diejenigen, die eine Ausbildung in der genannten Art absolviert haben, dazu sagen. Wie geschrieben, ich kenne diese verschiedenen Arten des Kurzschwingens nur aus der Theorie und weiss nicht, in welchem Kontext sie gelehrt werden. Ich finde das Thema aber interessant und diskutierenswert.

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axisofjustice
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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von axisofjustice » 16.11.2008 14:19

Die Kunst ist, den Kurvenradius variieren zu können, Herr (oder natürlich auch Frau ;) ) über den Radius zu sein.
So und nicht anders! :)


Kurzschwung ist die Kunst, jede (!) Piste mit gleichbleibendem Tempo fahren zu können. Kaum jemand kann steile Hänge mit großen, komplett geschnittenen RS-Radien herunterbrettern geschweige denn unfallfrei herunterbrettern.

Dabei steht Kurzschwung m.E. für die Schwungfrequenz, nicht für die Fahrweise.

Da es heute nur noch Carving-Ski gibt, ist das klassische Kurzschwung-Wedeln so gut wie ausgestorben. Es besitzt auch keinerlei Vorteile mehr gegenüber einer Kurzschwung-Technik mit Carving-Ski.

Wie genau sieht die heutige Kurzschwung-Technik nun aus?
Je nach Ski wird der Schwung mehr oder weniger angedreht, um dann durch dynamischen Druck auf die Kante den Ski in seinem kleinstmöglichen Radius durch die Kurve zu fahren. Am Ende der Kurve sorgt eine Mischung aus explosiver Entlastung und Rebound-Effekt für eine schnelle Freigabe der Ski und einen möglichst blitzschnellen Kantenwechsel. Wieder wird sich möglichst ganz kurz an den richtigen Aufkantwinkel herangetastet (Andrehphase), bevor man die Kanten wieder in den Hang rammt und den neuen Schwung fährt.


Sollte es richtig steil werden, muss der Andreh-Teil vergrößert werden. Hier nutzt man den vollen Einsatz der Kanten zu einem nicht unerheblichen Teil für das Schwungende und die Tempokontrolle. Dabei ist der Kantendruck nach wie vor wichtig, damit kein "Zigarettenaustreter" bzw. "Scheibenwischer" gefahren wird.



Das wichtigste an einem guten Kurzschwung ist aber, dass man die Fahrweise in Bezug auf Andrehen, Radius und Kurvenwinkel (Herausdrehen aus der Fallinie) blitzschnell den Gegebenheiten anpassen kann. Wer aus mittelsteiler, gut präparierter Piste mit einem komplett gecarvten Carvingschwung mit höchster Steuerqualität heraus über eine Kuppe in einen verbockten Steilhang fährt, muss direkt umschalten und mit einer Hilfe aus Andrehen und ausgeprägtem Stockeinsatz das Tempo kontrollieren können.
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Moorkuh
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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von Moorkuh » 16.11.2008 17:59

Martina hat geschrieben:Anscheinend gibt es die Tendenz, verschiedene Arten des Kurzschwingens zu definieren, diese zu benennen, einzeln zu lehren und auch abzufragen. Das ist für mich Förmchenfahrerei. (...)
Mir gefällt die Möglichkeit, zu definieren, was Kurzschwingen ausmacht, die Art der Ausführung aber weitgehend offen zu lassen, deutlich besser.
Vielleicht war ich einfach zu schlampig in meiner Ausdrucksweise.

Was macht einen denn eigentlich Kurzschwung aus? IMO nichts anderes als die Frequenz der Schwünge, dh. unterhalb einer (sicher individuell verschiedenen) Frequenz spricht man (oder spreche ich) von KS.

Und es gibt einfach verschiedene Möglichkeiten, dorthin zu kommen. Und es gibt dabei auch wiederum Taktiken, mit denen man zB. eine höhere Frequenz erreichen kann. ZB. kann man mit Hochentlastung oder Tiefentlastung fahren, man kann den Driftanteil variieren etc.
Und man kann natürlich auch "wedeln" und das stellt IMO auch durchaus eine Art des Kurzschwunges dar, allerdings keine moderne Form.

Ob man diese Dinge jetzt benennt oder durchnumeriert, ist völlig irrelevant. Gelehrt werden einzelne Elemente (zB. die Entlastungsart oder die Breite der Skiführung, oder der Driftanteil etc.) und ich denke, dass wir da gar nicht verschiedener Meinungen sind. Es gibt eine bestimmte Anzahl an Parameter, die man auf eine bestimmte Art ändern kann, aber all das führt zum Kurzschwung.

Martin

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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von Martina » 16.11.2008 18:53

Ich glaube auch nicht, dass wir hier anderer Meinung sind. Vermutlich auch nicht Richard Berger, wenn er "6 Gänge des Kurzschwingens" beschreibt.
Aber hat nicht schon mindestens jemand, eher mehrere Leute geschrieben, sie hätten bei Prüfungen verschiedene "Kurzschwungarten" demonstrieren müssen? Das finde ich dann gute Idee (verschiedene Möglichkeiten, zur gleichen Funktion zu kommen) - schlecht umgesetzt (Möglichkeiten werden präzise abgegrenzt und müssen einzeln demonstriert werden).
axisofjustice hat geschrieben:Dabei steht Kurzschwung m.E. für die Schwungfrequenz, nicht für die Fahrweise.
:zs:
Genau. Natürlich kann man das für Prüfungen etc. näher definieren (z.B. dass man eben die Ski ausnutzt, wie du oben beschreibst - sonst ginge ja auch wedeln), aber die eigentliche Fahrweise, d.h. wie man dazu kommt, die Ski auszunutzen bzw. die Kadenz erreichen, das Tempo zu kontrollieren, ist zweitrangig.

Allerdings finde ich es nicht zwingend, dass man im Kurzschwung jede Piste in gleichbleibendem Tempo fahren muss. Relevant finde ich allenfalls die gleichbleibende Kadenz und mit Sicherheit die ständig gewährleistete Tempokontrolle.

Das ist jetzt natürlich alles schn ziemlich spitzfindig, sorry, dass ich mal wieder so komme...

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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von Schneefrau » 16.11.2008 19:10

Martina hat geschrieben:....aber die eigentliche Fahrweise, d.h. wie man dazu kommt, die Ski auszunutzen bzw. die Kadenz erreichen, das Tempo zu kontrollieren, ist zweitrangig.
...
zweitrangig? ... oder eher eigentlich interessant!?? 8)
aber das sprengt wohl diesen strang ... :-?
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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von Martina » 16.11.2008 19:17

Äusserst interessant, sollte aber nicht prüfungsrelevant sein und entsprechend nicht abgefragt werden.

Sprich: Egal, ob jemand beim Kurzschwingen den Oberkörper dreht, die Knie beugt oder mit den Ohren schlackert - solange die Ski astreine Kurven fahren, sollte das keinen Einfluss auf die Beurteilung haben.

Natürlich muss ein Skilehrer sehen können, wenn ein Lernender Bewegungen macht, die sich störend auswirken und es auch erklären und allenfalls zeigen können - aber wenn er selber nichtstörende, aber unübliche Bewegungen ausführt, darf das nicht bedeuten, dass der Kurzschwung schlecht ist.

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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von extremecarver » 16.11.2008 19:33

Also ich persoenlich sehe Kurzschwingen auf der Piste eher als nebensaechlich an. Egal welche Piste, man kommt auch gecarved runter, man kann ja immer noch andriften. Buckelpisten, so ich sie fahren muss, carve ich persoenlich auch, mach es aber ungerne, da es sehr sehr Krauftaufwaendig ist, und man mit normalen Bindungseinstellungen ohne Skiverlust kaum durchkommt (sprich Bindung fuer mich voll zu, oder zumindest 13Z). Ich kann zwar auf der Piste einigermaßen gleichmaeßig kurzschwingen (ohne Stockeinsatz), das klappt auch in der Buckelpiste, aber im Tiefschnee gehts so nicht mehr. Da brauche ich fuer gedriftete Schwuenge Skier mit Reverse Sidecut, Reverse Taper.....
Ich weiß aber nicht ob ich durch mehr Kurzschwingen auf der Piste, dies ueberhaupt im Tiefschnee umsetzen koennte, evtl wuede mir da mehr Praxis auch einfach helfen. Da ich im Pow aber eh mit Snowboard oder Raxski unterwegs bin ist mir das eher egal. Mit Raxski dagegen ist Kurzschwung so einfach und auch schnell (etwa 3-4 Richtungsaenderungen der Skispitze pro Sek sind moeglich), dass mir das nachher auf Skiern auch nichts bringt.

Zum einbeinigen fahren auf roten Pisten reicht mein Kurzschwungkoennen aus, Innenski alleine gecarved geht fuer mich aber nur auf blauer Piste, auf traue ich mir die gecarvte Innenskischwungeinleitung einfach nicht zu. Hier waere ein klassische Wedeltechnik schon praktisch, zumindest hab ich einmal jemanden mit einem Ski eine schwarze Piste von oben bis unten runterwedelnd fahren gesehen. Er musste natuerlich etwa alle 150HM anhalten, aber Frequenz und Geschwindigkeit waren von sehr guten Wedelschwuengen nicht unterscheidbar. Fuer Bode Millers Schwuenge in Bormio, brauchts neben astreiner Koordination auch richtig Kraft. An die 100km/h einbeinig ist halt schon beeindruckend.
schnell, riskant, vielseitig bergab
http://openMTBmap.org & www.VeloMap.org

Holger-D.dorf
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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von Holger-D.dorf » 16.11.2008 21:02

An die 100km/h einbeinig ist halt schon beeindruckend.[/quote]

Hallo felix
Hätte ich nicht gedacht,das Du Dich von so was beeindrucken lässt :roll:

wünsche einen schönen Winter :wink: Holger

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ursus2
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Re: Kurzschwung und Wedeln

Beitrag von ursus2 » 16.11.2008 22:29

extremecarver hat geschrieben:...........(etwa 3-4 Richtungsaenderungen der Skispitze pro Sek sind moeglich), ........
:zs: :zs: :zs:

You made my day, thanks :wink:

Gruss
ursus
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