Meiner Meinung nach ist das mit der "richtigen" (sprich Lehrbuch-) Technik vor Allem eine Sicherheitsfrage.
Kommen gerade aus dem Weihnachtsurlaub, viele von uns hatten nur einen oder gar keinen Skikurs und
fahren wie ich seit etwa 20 Jahren Ski.
Ich selber habe sieben Kurse hinter mir, davon 2 Carving-Kurse. Die Essenz der letzten Skifahrt:
Unseren Spass hatten wir alle. Zwischendurch mal richtig Gummi gegeben haben wir auch alle. Sogar
gut ausgesehen haben wir alle, jeder auf seine Art

Allerdings haben sich unsere "Autodidakten" immer mal wieder, so ca. einmal am Tag hingelegt,
einmal davon mit sehr schmerzhaften Folgen, die zu einem Tag Zwangspause führten.
Wir "reich bekursten" (waren nur zwei) kommen bei 14 Skitagen auf keinen einzigen Sturz.
Meiner Meinung nach bedarf es zwar nur einer gewissen, schnell erlernbaren "Basis", um mit Spass die
meisten Hänge runterzukommen. Diese (ergänzt um selbst beigebrachte "Erweiterungen") ist auch
in 95% der Abfahrtszeit völlig ausreichend.
Die fehlenden 5% sind allerdings unerwartete kritische Situationen, sei es jetzt ein Schneehaufen,
nicht gesehenes Eis, ein anderer Skiläufer, der Mist baut, oder was auch immer, in denen die "Lehrbuch"
-Technik dann wirklich den Unterschied zwischen einem Sturz und einer Weiterfahrt ausmacht.
Wenn etwas unerwartetes passiert, ist es einfach immens wichtig, dass man nicht nur theoretisch
wüsste, was man zu tun hätte, um dies dann auszuführen, diese Zeit hat man nämlich meistens nicht.
Man muss zu dem Zeitpunkt bereits richtig auf den Ski stehen, um keinen Abflug zu machen. Dies
setzt aber nunmal voraus, dass man ständig auf "richtige" Fahrtechnik achtet, auch wenn gerade alles easy
ist. Du machst dich im Auto ja auch nicht erst dann mit den Bremsen vertraut, wenn Dir plötzlich
einer die Vorfahrt nimmt.
Natürlich kommt auch der Spassfaktor hinzu. Am späten Nachmittag, wenn die Pisten sich verschlechterten,
waren oft wir "Kurs-Jünger" die einzigen, die am Berg noch Spass hatten, während die Autodidakten
sich spätestens um drei Richtung Tal begeben haben. Das aber nur am Rande.
Ein Freund, der zu sehr aufrechter, "gechillter" Fahrweise neigt, war auf normalen Strecken schätzungsweise
sogar deutlich kraftsparender unterwegs als ein "Lehrbuchfahrer". Aber gerade dieser lag oft auf dem Hintern,
obwohl er völlig ungestresst fuhr. Die Stürze waren aufgrund der geringen Geschwindigkeit nie schlimm,
aber auch das ist in meinen Augen zum Teil Glückssache. Oft meinte er, da habe es ihm plötzlich
"den Ski weggerissen". Ich denke, mit der richtigen Technik hätte er viele dieser "plötzlich wegreiss"-Stellen
wahrscheinlich nicht mal bemerkt.
Denn besonders auffällig bei vielen "Autodidakten" ist die völlig falsche Reaktion, wenn etwas schiefläuft.
Viele Fahrer, die plötzlich in Unerwartetes geraten, ducken instinktiv den Oberkörper "von der Gefahr weg"
(sprich bergwärts), geraten unbeabsichtigt in Rücklage und liegen auf dem Hintern. Unter Beobachtern
entsteht hierbei oft der Eindruck, dass die Anfangssituation gar nicht so dramatisch hätte sein müssen,
erst die falsche, panikartige Reaktion des Fahrers hat den Sturz eigentlich verursacht. Hätte er, statt
das Falsche zu tun, einfach gar nicht reagiert, er wäre vermutlich (wenn auch holprig) weitergefahren.
Es hilft aber nichts, den Leuten einmal (oder auch fünfmal) zu sagen, was sie falsch machen, damit sie
es "im Grunde" wissen. Damit man im "Ernstfall" wirklich im Reflex richtig handelt, muss einem tagelang
ein Skilehrer auf den Zeiger gegangen sein, technisch sauber zu fahren, und das jederzeit, nicht nur auf
schwierigen Stellen, damit es in Automatismus übergeht und nichts mehr ist, worüber man erst noch
nachdenken muss, wenn es gebraucht wird.
Von daher hatte die Ansage des Skilehrers "die Dilettanten da, die fahren alle falsch" zumindest dann
eine Daseinsberechtigung, wenn sie im Sinne von "die gefährden sich und andere" gemeint war. Man kann
sich auch bei geringem Tempo, wenn man Pech hat, richtig mies weh tun. Im günstigsten Fall ist dann
"nur" der Urlaub beim Teufel.
Natürlich kann man es als Hobbyskiläufer auch übertreiben mit dem technischen Anspruch. Ich persönlich
denke, wer normal im Rahmen seiner Möglichkeiten fährt (sprich, nicht bewusst "kachelt") und es damit
schafft, "normalerweise" (also mindestens mal drei Tage durchgehend) nicht zu stürzen, der braucht
nicht unbedingt Unterricht, es sei denn er sucht neue Herausforderungen und will dafür professionellen Rat.
Auf wen das nicht zutrifft, für den wäre es meiner Meinung nach zumindest ratsam, mal wieder über
einen Skilehrer nachzudenken.
