Reuel Schwung

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Wolfi28

Beitrag von Wolfi28 » 14.12.2006 09:16

Zitat carlgustav_1:
die auf den ersten blick etwas esoterisch wirken (und sorry, das TUT dieser schwung auf dem innenski)
Zitat Martina:
praktische Bedeutung: z.B. Spass, Abwechslung, gute Benotung im Skiballet (gibt es heute nicht mehr als Sportart), Training des Gleichgewichts, auffallen bei anderen Skifahrern, üben eines Innenskischwunges bei jeder Körperhaltung etc. etc. (du hast gefragt ! Welche "praktische Bedeutung" hat ein gecarvter Schwung?)
Für mich hat der Innenskischwung sehr wohl praktische Bedeutung. Jeder hat IMO mal erlebt, das in Buckeln oder Tiefschnee ein Schwung "schief" geht. Die einzige Rettung ist oft, den verkorksten Schwung über den Innenski fertig zu fahren.
Beim Carven siehe auch die beiden Expertenthemen.

Martina
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Beitrag von Martina » 14.12.2006 09:21

@Herbert
Für mich ist es schon ein beträchtlicher Unterschied, ob Skilehrer xy anfangs "gegen das Carven" war oder ob jemand, der als "Revolutionär des Skisports" gilt und der von der Öffentlichkeit stark wahrgenommen wird, in den Medien verbreitet, dass es Unsinn (ungesund, unnatürlich) sei.

Weiter stört mich auch weniger die Tatsache, dass er es nicht gut fand, sondern dass er damals so dagegen war, sich heute aber als Vorreiter dieser Bewegung beschreibt!

Und noch mehr stört mich, dass der Grund für die Ablehnung wahrscheinlich war, dass ihm jemand am "seinem Berg" den Rang als "Superskifahrer" hätte ablaufen können.


Übrigens - dies OOT - wurde das Carven in der Skischule Celerina nie abgelehnt (ausser vielleicht von einigen Mitgliedern der "Altherrenriege", die alles neue ablehnte), da die "Meinungsmacher" von Anfang an davon überzeugt waren. Umstritten war höchstens, ob man für Skilehrerprüfungen die Carvingski benutzen dürfe :roll:

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Beitrag von Herbert Züst » 14.12.2006 09:43

(ausser vielleicht von einigen Mitgliedern der "Altherrenriege",
zu denen auch ich damals gehörte :oops:
muss aberr sagen, dass ich den Fehler machte, meine 2 ersten Paar Carver aus dem billigst Segment gekauft zu haben und diese Dinger waren so torsionsweich, dass man damit beim besten Willen nicht Carven konnte. Zudem endete mein erster Versuch auf Carvern nach einer Schleppliftfahrt und 2 Schlittschuh-Schritten mit einem Einhänger und einer gebrochenen Rippe. Und da soll man sich noch für etwas neues begeistern? Na war dann später doch noch begeistert.

Gruss Herbert

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Beitrag von carlgustav_1 » 14.12.2006 10:02

Wolfi28 hat geschrieben:Zitat carlgustav_1:
die auf den ersten blick etwas esoterisch wirken (und sorry, das TUT dieser schwung auf dem innenski)
Zitat Martina:
praktische Bedeutung: z.B. Spass, Abwechslung, gute Benotung im Skiballet (gibt es heute nicht mehr als Sportart), Training des Gleichgewichts, auffallen bei anderen Skifahrern, üben eines Innenskischwunges bei jeder Körperhaltung etc. etc. (du hast gefragt ! Welche "praktische Bedeutung" hat ein gecarvter Schwung?)
Für mich hat der Innenskischwung sehr wohl praktische Bedeutung. Jeder hat IMO mal erlebt, das in Buckeln oder Tiefschnee ein Schwung "schief" geht. Die einzige Rettung ist oft, den verkorksten Schwung über den Innenski fertig zu fahren.
Beim Carven siehe auch die beiden Expertenthemen.
absolut :zs: wolfi, genau das hatte ja nicola mit ihrem bode miller-balanceakt-videoclip bereits erfolgreich vermittelt, und ich denke ich habs auch kapiert ;-) also nicht wundern wenn euch ende januar in damüls jemand erst auf dem innenski und dann auf der nase entgegenkommt - das bin ich :D

noch ein edit mit gedanken zum thema "praktischer nutzen von skitechniken": bei diskussionen über die vermittlung von ski-praxis hier im forum hat sich ja auch schon öfters herausgeschält, dass verschiedene leute ganz verschieden lernen: manchen helfen die ausführlichen verbalen beschreibungen ("innenski aufkanten, zehennagel kräuseln, angrätschen, umbelasten, schulterblatt anwinkeln") - - mir persönlich zb. überhaupt nicht. verstehe da nur bahnhof und kann mir das alles nicht vorstellen. manche lernen beim zugucken oder hinterherfahren. mir persönlich hilft es immer (auch zb. einst in der schule), wenn ich weiss, "wofür etwas gut ist" - - und nicht nur, dass es vielleicht spass macht, wenn mans denn irgendwann beherrscht -"l'art pour l'art"... denn das üben dieses reuelschwungs macht wohl nur leuten spass, denen auf der nase im schnee liegen spass macht, dh. masochistisch veranlagten menschen. man sollte als (ski)lehrer sich bewusst sein, dass schüler in der regel wirklich vor einen praktischen problem stehen, wenn sie auf ski einen berg (in verschiedenen schwierigkeitsgraden) herunterfahren sollen. dass es schön aussieht und spass macht, wenn mans kann - - - geschenkt... das versteht sich ja von selbst.

gruß martin
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Beitrag von nicola » 14.12.2006 11:05

carlgustav_1 hat geschrieben:noch ein edit mit gedanken zum thema "praktischer nutzen von skitechniken": bei diskussionen über die vermittlung von ski-praxis hier im forum hat sich ja auch schon öfters herausgeschält, dass verschiedene leute ganz verschieden lernen: manchen helfen die ausführlichen verbalen beschreibungen ("innenski aufkanten, zehennagel kräuseln, angrätschen, umbelasten, schulterblatt anwinkeln") - - mir persönlich zb. überhaupt nicht. verstehe da nur bahnhof und kann mir das alles nicht vorstellen. manche lernen beim zugucken oder hinterherfahren. mir persönlich hilft es immer (auch zb. einst in der schule), wenn ich weiss, "wofür etwas gut ist" - - und nicht nur, dass es vielleicht spass macht, wenn mans denn irgendwann beherrscht -"l'art pour l'art"... denn das üben dieses reuelschwungs macht wohl nur leuten spass, denen auf der nase im schnee liegen spass macht, dh. masochistisch veranlagten menschen.
eine exakte bewegungsvorstellung nur aus einer verbalen beschreibung zu entwickeln halte ich persönlich auch für ein sehr schwieriges unterfangen. martin, du lieferst gerade den beweis - den reuelschwung hättest du mit ein paar fahrten am passenden hang sofort drauf und zwar ohne auf die nase zu fallen. was mich an "so tollen" skibildern wie vom mann in strumpfhosen (die haben damals übrigens alle tragen müssen auch wenn's saukalt war) stört, ist dass ich den manierlichen stil beim skifahren nicht leiden kann. er verunsichert zu viele. beim skifahren ist es doch völlig egal wie was aussieht - solange es spass macht und nicht weh tut.
man sollte als (ski)lehrer sich bewusst sein, dass schüler in der regel wirklich vor einen praktischen problem stehen, wenn sie auf ski einen berg (in verschiedenen schwierigkeitsgraden) herunterfahren sollen.
da geb' ich dir gern recht. empathie gehört wohl leider kaum zu den unterrichtsfächern der gängigen (ski)lehrerausbildungen, obwohl das praktische problem von schüler zu schüler sehr individuell sein kann.
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Beitrag von nicola » 14.12.2006 11:38

@herbert
[ externes Bild ]
zitat max winkler:
„Dieser von Dr. Reuel erdachte Schwung wird nachfolgend nicht nach der Dr. Reuelschen Beschreibung erklärt, sondern auf Grund der Beobachtung der Dr. Reuelschen Ausführung durch den Verfasser mit einer, vom Umtreten ausge-henden Erklärung erläutert, nach der der Schwung leicht erlernbar ist. Der Drehumschwung wird aus mäßiger Schrägfahrt vom Hang weg zur entgegen-gesetzten Schrägfahrt ausgeführt.
In der Schrägfahrt hebt man den Talski und macht einen Umtretschritt talwärts. Bei diesem Umtretschritt des Innenbeines muß man geschmeidig ins Knie ge-hen. Das Außenbein wird gehoben und holt zum Drehschwung (in der Luft) aus.
Aber der Umtretschritt gleitet nicht talwärts geradeaus, sondern sofort in dem Augenblick, in dem sich das Gewicht auf den talwärts gestellten Innenski legt, bewirkt die Körper- und Außenbein-Schwungdrehung eine scharfe Kristiania-Dreh-Bewegung des Innenski.“ [...] "Aus der Schrägfahrt nach rechts führt man eine Drehumschwung-Wendung zur Schrägfahrt nach links aus. Der durch die Luft mitgeschwungene Außenski wird dabei an den Innenski herangeschwungen, jedoch nicht auf den Schnee gesetzt, sondern er holt gleich zum neuen Umtretschritt talwärts aus, um unmit-telbar eine Drehumschwungwendung nach rechts anzufügen; dann in gleicher Weise wieder Drehumschwungwendung nach links, nach rechts, usw.
Der Trick eines flüssigen Schlittschuhbogenlaufes ist folgender : Nach jedem Bogen kommt mit einem Durchdrehen des Bogens bis fast zur Waagrechten des Innenski die Bewegung beinahe zum Stillstand; aber die ausklingende Fahrbewegung wird noch ausgenützt, den bisherigen Innenski, jetzt Bergski, mit seiner Spitze talwärts zu lenken, um dadurch einen neuen Fahrtfluß zu gewin-nen und ein weiteres Talwärts-Umtreten des nunmehrigen Innenski zu ermögli-chen. Im glatten aber noch führigem Schnee kann dieser Schlittschuh-Bogenlauf bei guter Auswertung des rhythmischen Körperschwunges auch an ziemlich steilem Hang in eleganten und zügigen Bögen ausgeführt werden und stellt dann eine hochbefriedigende Kunstlaufübung dar."
_Max Winkler: Der Schilauf. Laufschule sowie alles Wissenswerte für den Schiläufer. S. 84, München 1932 (5.Aufl.)_

ich möchte an dieser stelle nicht behaupten, dass die skizze max winklers falsch wäre, aber man sollte zumindest bedenken, dass sie angefertigt wurde als ski noch keine stahlkanten hatten und die sind ein sehr wichtiges tool für einen fliegenden wechsel von innenski zu innenski.
nicola

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Beitrag von Martina » 14.12.2006 12:33

carlgustav_1 hat geschrieben:man sollte als (ski)lehrer sich bewusst sein, dass schüler in der regel wirklich vor einen praktischen problem stehen, wenn sie auf ski einen berg (in verschiedenen schwierigkeitsgraden) herunterfahren sollen. dass es schön aussieht und spass macht, wenn mans kann - - - geschenkt... das versteht sich ja von selbst.

gruß martin
Da möchte ich aber meine Frage trotzdem nochmals wiederholen:
Was ist für dich der "praktische Nutzen" eines gecarvten Schwunges (gegenüber einem gerutschten)?

Übrigens war meine Aufzählung (Training Ggw, üben Innenskischwung, auffallen, gute Noten Skiballet etc.) durchaus ernst gemeint!

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Beitrag von carlgustav_1 » 14.12.2006 12:55

hi martina, die ernsthaftigkeit deiner aufzählung steht nicht in frage :-D und sie leuchtet mir auch ein, welche punkte davon ich auf mich beziehen würde ist wiederum meine individuelle entscheidung und ansicht (skiballett interessiert mich nunmal nicht).

darum auch ne seriöse antwort auf deine frage:
ein *reiner* carvingschwung (und diese diskussion wurde in anderen threads ja auch bis zur zerfleischung geführt) ist für mich tatsächlich ziemlich "l'art pour l'art", denn er lässt sich ja doch nur unter bestimmten, perfekten bedingungen umsetzten. schön, wenn diese bedignungen herrschen, dann kann man bei dieser gelegenheit den rumrutschern zeigen, was man kann. also "demo" fahrweise.

unsere berühmte "fahrweise unter ausnutzung taillierter ski" hingegen, also die "weitgefasste" dimension von carving hat dagegen für mich einen enormen praktischen nutzen, wenn ich eine real existierende, vereiste, versulzte, verhügelte und überfüllte piste runter will - - denn ich bin damit um ein vielfaches sicherer und wendiger unterwegs als beim driften mit pommes.

vielleicht sollte man hier einfach zwischen "demo" fahrweise und freiem fahren unter real life bedingungen unterscheiden?

beispiel aus dem matheunterricht: hatte nie intellektuelle schwierigkeiten mit kurvendiskussion (wie passend :D ) aber spass hats mir keinen gemacht, u.a. weil kein mathelehrer mir die sinnhaftigkeit dieses tuns vermittelte. man bekam also den eindruck, hier ginge es nur um die ästhetik dieses tuns an sich, und wer das nciht verstünde sei für die mathematik halt verloren. später, in einem industriepraktikum beobachtete ich ingenieure bei der auslegung einer elektronischen schaltung, und was taten die? fröhlich differenzieren und integrieren! da fiels mir wie schuppen von den augen (spricht zugegebenermaßen nicht für das latent technikfeindliche deutsche bildungssystem). derselbe effekt stellte sich bei mir mit eurem reuelschwung und bodes einbeintricks ein!

dafür danke & gruß ,
martin

ps
wenn ich mich in einen rennläufer versetze ist deine frage sowieso ganz einfach zu beantworten: wer bremst (driftet) verliert -> praktischer nutzen des carvingschwungs, ich werd nicht langsamer :D allerdings für amateure ein zweitrangiger aspekt.
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Beitrag von Martina » 14.12.2006 13:40

Wenn du das so schreibst, also auch eine geschnittene Kurve zum "Kunstbereich" gehört, dann macht das Sinn.

Man könnte auch sagen:
A)praktischer Nutzen = 1. runterkommen, ohne mich und andere zu gefährden und ohne Angst zu haben; 2. dabei nicht übermässig viel Kraft einsetzen

B)Alles darüber hinaus ist quasi "l`art pour l`art".

Gecarvte Schwünge gehören dabei eindeutig zu B) und das ist in diesem Zusammenhang auch sinnig.

Allerdings besteht für mich Skifahren zu allergrössten Teil aus B), wobei es natürlich klar ist, dass beim Unterrichten oft A) im Vordergrund steht. Allerdings bin ich der Meinung, dass ich den Leuten gerne lieber etwas B) auf einfacher Piste beibringe, als sie ums Verrecken eine schwarze Piste runter zu jagen.

Dein P.S. trifft übrigens in vielen Fällen nicht zu! Der Rennfahrer muss einem vorgegebenen Weg folgen, da ist man auf der Kante oft nicht zwingend am schnellsten.

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Beitrag von carlgustav_1 » 14.12.2006 14:00

@martina: :zs: und ich finde allerdings, dass sich deine komponenten a und b halt auch nicht ohne weiteres auseinanderdividieren lassen... denn selbst der kunstvollste schwung befördert mich natürlich auch irgendwie den berg hinunter, praktisch gesehen... aber als teilaspekte schaffen sie klarheit denke ich.

da es auch bereiche im leben gibt, in denen ich mich virtuos bewege (NICHT skifahren 8) ) kann ich nachvollziehen, dass es als könner/lehrer/profi schwierig ist sich vorzustellen, in welchem ausmaß das "runterkommen" für den freizeitfahrer zum problem werden kann...!

dass man im rennsport carven=schneller nicht verallgemeinern kann ist schon klar, aber ich denke der drang von generationen von rennläufern nach dem heiligen gral des fahrens auf der kante hatte schon seine gründe, und nicht unbedingt rein ästhetische... :wink:

schöne grüße,
martin

ps
ab einem bestimmten suchtgrad zählt auch "adrenalinausschüttung stimulieren" als praktischer nutzen :D :D :D
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