Infomaterial zu Schonskitechnik

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Lars
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Beitrag von Lars » 10.05.2006 09:35

Hallo Herbert,

die Muskulatur um mein Knie ist eigentlich gut auftrainiert (3 x Woche gezieltes Gerätetrraining).

Hast Du denn keine Schmerzen hinter der Kniescheibe beim Skifahren?

Grüße
Lars
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beate
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Beitrag von beate » 10.05.2006 09:59

@lars
Hast Du denn keine Schmerzen hinter der Kniescheibe beim Skifahren?
Schmerzen kann man nicht messen. Sie unterliegen individuellen Masstäben und somit hilft dir die Aussage eine z.B. 4° Knorpelgeschädigten nicht, wenn er schreibt, dass er wenig oder keine Schmerzen hat. Jeder Mensch entwickelt unterschiedliche, individuelle Massnahmen für sich, mit Schmerzen umzugehen. Lässt man als chronischer Schmerzpatient dem Schmerz zuviel Raum, sein Leben zu bestimmen, so wird ein erheblich großer Teil Lebensqualität verloren gehen, welches als Auswirkung dann wiederum den Schmerz verstärkt. Auch spielt ein "gelernter Schmerz" z.B. immer bei bestimmten Bewegungen auftretent, mittlerweile eine sehr große Rolle in der Schmerzforschung. Das ist ähnlich wie das Prinzip des Pawlowschen Hundes: Beim Krümmen des kleinen Fingers spüre ich Schmerzen -> dies wiederholt sich mehrfach am Tag über Wochen -> ich versuche nun der Bewegung sehr bewußt auszuweichen -> ich erlebe deshalb die ungewollte Krümmung des Fingers besonders sehr bewußt - > Schmerz!!! Auch wenn ein fest umschriebener Schmerzauslöser ( z.B. Z.n.Kapselverletzung) abgeheilt oder nicht mehr vorhanden ist.

Was ich dir damit auf den Weg geben möchte: Stell nicht den Schmerz in den Vordergrund, wenn du Ski fahren möchtest, sondern das Ski fahren selbst.
Du wirst sonst keinen Spaß dabei haben!
Beate

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 10.05.2006 10:35

Ich denke auch das Schmerz sehr individuell und teilweise sogar von der momentanen Gemühtsverfassung abhängig ist. Ich persönlich verspüre seit meiner Operation und vorallem nach Abschluss der Physiotherapie und dem nachfolgende Training beim Skifahren selbst auch bei tiefster Sulzschee fast keine Schmerzen mehr. Ausnahmen bilden langdauernde Fahrten auf harten, ratternden Pisten zB. am Vormittag wenn die gesterige über Nacht gefrorene Sulz noch nicht angetaut ist, oder wie letzten Samstag das steile, eineinhalbstündige Herunterlaufen mit den Skiern und den Skischuhen im Rucksack von einer Alp. Mit dem Schmerz konnte ich eigentlich auch vor der Operation recht gut leben, da er ja nicht immer so stark war, dass ich nicht mehr gehen konnte, ich hatte immer nur Angst, dass ich irgendwo nicht mehr herunter gekommen wäre, auch hatte ich nach einer grösseren Anstrengung mit nachfolgender Schmerzattacke immer Angst den Schaden eigentlich wissentlich vergrössert zu haben. Heute bin ich unglaublich froh, dass ich wieder so gut Skifahren kann und versuche einfach nicht zu übermütig zu werden und Sachen zu machen die ich eigentlich nicht mehr sollte (Man muss eine Buckelpiste mit über 50 ja auch nicht mehr unbedingt mit den Knien am Kin fahren, irgendeinmal muss man auch zufrieden sein, wenn man eine Buckelpiste überhaupt, wenn auch langsam wieder oder noch fahren kann, auch sind 20m weite Sprünge, welche ich sowiso nie besonders geliebt habe, nicht mehr unbedingt lebensnotwendig.)
NB die Kniescheibenverletzung habe ich mir nicht beim Skifahren sondern beim Sturz mit dem Fahrrad zugezogen.

Gruss Herbert

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Lars
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Beitrag von Lars » 10.05.2006 11:39

Hallo Beate,

natürlich konzentriert man sich stark auf den Schmerz, vor allem, wenn man sich nicht damit abfinden kann, dass anscheinend mit Mitte 30 der Körper doch anfängt abzubauen.

Schmerz ist aber auch ein Schutzmechanismus des Körpers. Er sagt, bis hierhin und nicht weiter. Skifahren gehört halt nicht zu den besonders kniefreundlichen Sportarten. Mein Ortho meinte, dass es aber eher unwahrscheinlich ist, dass ich durch das Skifahren den Prozess des Knorpelabbaus wesentlich beschleunige. Ich müsste halt auf meinen Körper hören. "Er wird ihnen sagen was geht und was nicht".

Natürlich könnte ich auch sagen, Skifahren ade und auf eine andere Sportart ausweichen (mache ich ja eigentlich auch schon). Aber ein Stück Lebensqualität ginge mir schon verloren.

Dann plagt einen natürlich auch das Ungewisse (wie schnell verschlimmert sich der Zustand des Knies).
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Beitrag von Herbert Züst » 10.05.2006 12:35

die Muskulatur um mein Knie ist eigentlich gut auftrainiert (3 x Woche gezieltes Gerätetrraining).
Aber wenn das schmerzfrei geht, sollte doch eigentlich auch Skifahren funktionieren. Oder trainirst du aus bewusster oder unbewusster Angst vor Schmerzen genau jene Muskeln nicht, die beim Skifahren dein Knie entlasten würden?

Gruss Herbert

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Beitrag von Lars » 10.05.2006 13:27

Hallo Herbert,

ich versuche möglichst im schmerzfreien Bereich zu trainieren. Das klappt natürlich nicht bei jeder Übung. Das Training ist speziell auf meine Problematik abgestimmt. Die Belastung für meine Kniescheibe wird so gering wie möglich gehalten. Beim Skifahren wird die Kniescheibenbelastung wahrscheinlich aber wesentlich höher sein. Deshalb werde ich beim Skifahren wahrscheinlich auch in den Schmerzbereich kommen. Kann ich aber im Vorfeld natürürlich nicht wirklich sagen, ohne es ausprobiert zu haben. Von daher bin ich selbst höchst gespannt.

Grüße
Lars
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Beitrag von Herbert Züst » 10.05.2006 13:47

Toi, Toi, Toi

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Beitrag von nicola » 10.05.2006 14:43

Herbert Züst hat geschrieben:Gerade Sonia hat, neben den vielen anderen Therapiemöglichkeiten, die ihr als Spitzenfahrerin zur Verügung standen, ihre Beinmuskeln zum Stützen ihrer mehrfach lädierten Knie gezielt trainiert. Die von Nicola aufgezeigten Methoden betrachte ich als Lebensphilosophie, die einem geschädigten Knie auf die Dauer sicher helfen werden, nur ist es nicht einfach sich diese kurzfristig anzueignen und in sie hineinzuleben.
schön, dass sich hier eine runde gefunden hat, die auch etwas tiefere blicke mag. :-D

der "umsteigschwung" von der sehr stark leistungsorientierten lebenseinstellung, die einen spitzensportler und wohl auch die meisten (berufstätigen) leute in westlichen kulturen prägt, zu anderen perspektiven ist eine lange kurve. wir haben gelernt, dass wir uns dinge erarbeiten müssen, dass erfolg oft mit einem schweisstreibenden kampf und auch leiden verknüpft ist. wir stellen uns oft gar nicht die frage, wie etwas leichter gehen würde. wir arbeiten an unserer skitechnik, an unserer fitness und sind erst zufrieden wenn wir den inneren schweinehund besiegt haben. ich habe als junges mädchen in der kraftkammer geheult, mir am gletscher zehen gefroren und am siegespodest alle leiden vergessen. ich habe trainingsmethoden akzeptiert, die mir heute völlig unsinnig erscheinen. als ich später bemerkt habe, was ich als teenager getan habe um im rennlauf erfolgreich zu sein, war ich traurig. ich bin draufgekommen, dass ich ohne leiden viel besser und schneller skifahren hätte können. da ich zum glück nicht im selbstmitleid zerflossen bin, habe ich versucht wege zu finden meine erfahrungen weiter zu geben. ich habe ausbildungen gemacht um in einem therapeutischen beruf zu arbeiten. aber irgendwie ist es dann doch beim skifahren geblieben, wenngleich auch hier das anliegen überwiegt, leuten zu helfen, dass sie das was ich so gerne mag, ganz leicht finden ...
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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 10.05.2006 16:07

Nicola hat geschrieben:
wir stellen uns oft gar nicht die frage, wie etwas leichter gehen würde.
du sprichst mir aus dem Herzen, denn als Projektleiter dessen Aufgabe es ist Verfahren und Anlagen einzukaufen, einzuführen, und zu optimieren, höre ich zudem immer wieder den Satz "das haben wir immer schon so gemacht" Es gibt viele Menschen die gar nicht fragen wollen, ob man etwas leichter machen kann, weil sie es schon immer so gemacht haben. Vielfach ist es einfacher eine millionen teure Anlage zu evaluieren und anzuschaffen als sie nachher optimal einzuführen weil manche Mitarbeiter dies einfach nicht wollen. Ich glaube meine nächste Frage sollte sein: Wie kann ich einfacher mich und meine Mitarbeiter dazu bringen, mitzudenken, zu motivieren und und nicht an alten Zöpfen festzuhalten. Dein Beruf ist nun mal, wie du schreibst Skipädagogin, und du wirst mit Leuten wie mir, welche eine 50 jährige Skierfahrung haben, die gleiche Erfahrung machen, weil sie etwas sehr routiniert und gut können und sich daher die Frage gar nicht stellen wollen, wie sie es besser machen könnten , weil sie es eben schon 50 Jahre mit bestem Erfolg gemacht haben.

Gruss Herbert

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Beitrag von nicola » 10.05.2006 16:34

Herbert Züst hat geschrieben:Dein Beruf ist nun mal, wie du schreibst Skipädagogin, und du wirst mit Leuten wie mir, welche eine 50 jährige Skierfahrung haben, die gleiche Erfahrung machen, weil sie etwas sehr routiniert und gut können und sich daher die Frage gar nicht stellen wollen, wie sie es besser machen könnten , weil sie es eben schon 50 Jahre mit bestem Erfolg gemacht haben.
das ist eigentlich gar keine frage des alters, sondern hat immer damit zu tun wie "gut" jemand skifahren kann. eine besonders heikle sache, wenn man mit toprennläufern "arbeitet" - du siehst genau wo der knackpunkt liegt, eine lösung zum verbessern wäre allerdings so komplex, dass grundlegende dinge verändert werden müssten und deshalb dazwischen eine erfolglose saison liegen könnte. da heissts dann manchmal finger weg. darin sehe ich auch durchaus parallelen zu deinem beruf - die tollste anlage nützt nichts, wenn sich menschen mit ihr nicht zurechtfinden (wollen oder können).
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