Österreichisches Schilehrwesen

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Bernhard
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Beitrag von Bernhard » 15.08.2003 16:08

@Martina

zum Fahrverhalten (Vor-Seitbeuge, etc.)
ähnlich beschreibt drMartin weiter unten - dass diese "taloffene" (ist das hier richtig angewandt?) haltung durch das Gelände gegeben ist.
Der Lehrplan verwendet den Begriff "taloffen" nicht, mir gefaellt er auch nicht. Es wird darunter meist die oben diskutierte Verwindung des OK aus frueheren Zeiten verstanden. Und wie bereits erwaehnt, wird keine Verwindug geschult.
Aber es ist - wie immer - eine Frage des Masses!
Genau. Es soll nur so viel wie vom Gelaende her noetig ist, gemacht werden. Wie viel das konkret ist, haengt -- wie bereits oft diskutiert -- von verschiedenen Umstaenden ab (Hangneigung, Geschwindigkeit, Schneeverhaeltnisse, Technik, etc.) In der Grundstufe kommt das mit der Achsenparallelitaet aber halbwegs hin (zur Orientierung), immer ist diese natuerlich nicht moeglich/zweckmaessig. Wie bereits erwaehnt, eine Verwindung des OK soll nicht geschult werden.
Wir achten nun bei uns ziemlich drauf, dass in der Kurve der innere Ski nicht nach vorne geschoben wird - weil das nämlich die unbeliebte Schrittstellung ergibt
Ist bei uns genau so.
- mit dem Gefühl "Aussenski überholt den Innenski" fahren
natürlich überholt der Aussenski faktisch den Innenski nur in Extremfällen, aber wenn man mit diesr Idee im Kopf fährt, bekommt man Druck auf den Aussenski anstatt dass man auf dem Innenski steht.
[...]
Das ganze Thema Druck geben bzw. machen finde ich sehr heikel. Ich bin der Meinung, dass im Allgemeinen kein aktiver Druck auf den Ski ausgeübt werden muss. Druck entsteht und wir müssen ihn halten. Die Kunst ist, Druck entstehen zu lassen!
Deswegen finde ich die ganze Idee des Aussenski belastens kontraproduktiv. Das heisst aber nicht, dass ich finde, der Innenski muss belastet werden!
Ist IMO Ansichtssache, wie man dem Schueler erklaert, dass er Druck auf den Aussenschi bringt. Ich denke, es ist leichter, jemandem zu erklaeren, dass der Druck am Aussenschi sein soll, als irgendwie hintenrum zu erklaeren, dass er nicht am Innenschi sein soll, mit solchen Erklaerungen wie:
"Aussenski überholt den Innenski"
Deine Begruendung, dass aktive Aussenschibelastung nicht gelehrt werden sollte, erscheint mir nicht sinnvoll. Aussenschibelastung ist nicht gleich Umsteigetechnik.

Klar entsteht der "Druck am Schi" durch Zusammenspiel verschiedener Kraefte. Aber besonders in der Grundschule, wo man recht langsam unterwegs ist, halte ich es fuer wichtig, dem Schueler zu helfen, mehr Belastung auf den Aussenschi/Talschi zu bekommen.
Und dass Aussenschibelastung in den meisten Faellen vorteilhaft ist, wird wohl kaum jemand bestreiten.
alpines Fahrverhalten / Grundverhalten
Habe ich das richtig verstanden, dass das eine Art "dynamische Grundposition" (blöd ausgedrückt) ist... d.h. die "Sammlung" von Positionen oder wie man normalerweise in den verschiedenen Phasen der Kurve steht?
Ja.

@Kosti
die geschichte mit der reibung ist aber nicht richtig wahrscheinlich ist das eher eine sache der ausdrucksweise und nicht eines fehlers im lehrplan.
Kannst du bitte erlaeutern, wie du das siehst?

@Spyder
Die bisherige Diskussion zeigt Unterschiede in A,D,CH plus Unterschiede im Level der einzelnen Skischulen/Skilehrer, so dass die Chance einen 'guten' Kurs zu erwischen, der meinen Bedürfnissen entspricht, eher klein erscheint
Klar, es kommt immer auf deine Beduerfnisse an. Aber hier im Forum wirst du bei konkretem Nachfragen sicher ein paar Tipps fuer gute Lehrer oder Schischulen erhalten.

Eine kleine Warnung zu der von drMartin erwaehnten CD von http://www.hollinek.at : so wie ich sie kenne, ist das eine pre-release fuer den Interski Kongress und nicht vollstaendig. Zudem scheinen sich ein paar Fehler eingeschlichen zu haben.

Carvi
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Beitrag von Carvi » 15.08.2003 17:39

Hallo Bernhard,
ich gehöre noch zu Anfängern. Habe in diesem Jahr gerade meinen ersten Skikurs gemacht. Aus dieser Position heraus finde ich es sehr wichtig, das man als Anfänger vom Skilehrer wenige aber klare und schlüssige (sich nicht widersprechende) Anweisungen bekommt, damit die ersten Schritte erfolgreich sind. Nehmen wir mal das Thema Kreuzkoordination. Kuchler betont die Bedeutung in seinen Büchern immer wieder, wenn Innenski nach vorn dann auch Außenarm (Schulter) nach vorn. Der OK ist damit wieder in Fahrtrichtung (bzw. wenn überhaupt, dann etwas mehr in Richtung Kurve gedreht), vermutlich auch, weil die Kreuzkoordination weitgehend dem natürlichen Bewegungsmuster entspricht. Die gleichen Regeln zur Kreuzkoordination werden übrigens auch bei den Inlineskate-Kursen der Hamburger Inlineskaterschule, die am Fachbereich Sportwissenschaften der Uni Hamburg hängt, vermittelt. Wenn ich dass anwende, habe ich das Gefühl, das es passt (Wohlfühlposition ;-)), aber wie gesagt, ich habe noch nicht so viel Erfahrung. Auf der Hollinek CD ist eine Übung dabei, bei der man in der Kurve beide Arme nach außen führen soll, was auf eine Torsion des OK nach außen hinausläuft. Da bin schon etwas irritiert, was jetzt richtig ist. Ich vermute aber, das hängt mit unterschiedlichen Fahrtechniken am flachen bzw. steilen Hang zusammen. Für mich somit einige offene Fragen. Vielleicht hast Du oder jemand hier ne Antwort. Würde mich freuen, wenn ich das bis zur nächsten Skisaison zumindest theoretisch klar habe. Vielleicht kannst Du auch noch etwas zu den Fehlern auf der Hollinek CD sagen. Als begeisterter Ski-Anfänger saugt man alles zum Thema auf ;-)
Gruß Carvi

Bernhard
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Verwindung, Kreuzkoordination

Beitrag von Bernhard » 15.08.2003 22:43

Servus Carvi,
Carvi hat geschrieben:Da bin schon etwas irritiert, was jetzt richtig ist.
Wie schon oft hier im Forum diskutiert, gibt es kein richtig oder falsch. Was fuer dich in der jeweiligen Situation am besten ist, kannst du nur selbst herausfinden. Tipps und Erfahrungen, und hoffentlich auch von Schischulen propagierte Techniken können dabei eine Hilfe sein. Wichtig ist, dass du viel probierst, denn nur so kannst du Erfahrung sammeln und das was dir am geeignetsten scheint herausfinden. Zwischendurch schadet es sicher nicht, mit "Experten" Schi zu fahren, denn oft bekommt man dabei sehr brauchbare Tipps und man kann sich schrittweise verbessern. Natuerlich sollte man nur das annehmen, was einem selbst auch funktionell erscheint. Es kann durchaus sein, dass gewisse Technik fuer eine(n) besser geeignet ist, als fuer eine(n) andere(n).

Wenn wir nun wieder zum Schiunterricht zurueckkommen, dann ist es laut AT-Lehrplan so, dass jede Verwindung des Oberkoerpers (OK) gegen die Beine vermieden werden soll, bis auf einige Spezialfaelle in der Meisterstufe. Das von dir angesprochene Video (ich hoffe, wir meinen das selbe) zeigt im Lehrweg mit Shortcarvern eine Uebung zum Kanten. Dabei beruehrt in einer langsam gefahrenen Kurve zum Hang (Schraegfahren ist mit taillierten Schiern ja nicht moeglich) die bergseitige Hand vorne das talseitige Knie. Die talseitige Hand zeigt in Richtung Falllinie. Ich halte diese Uebung -- zumindest so, wie sie dort gezeigt wird -- fuer problematisch, da sich dadurch leicht eine Verwindung ergeben kann. Im Video ist ebenfalls eine Verwindung zu sehen. Dass bei dieser Uebung keine Verwindung entsteht, muesste es sehr steil sein, was fuer Anfaenger wiederum nicht geeignet ist.

Ich wuerde diese Uebung nicht machen. Bei der Ausbildung heuer wurde uns auch (zumindest von den Ausbildnern, die ich hatte) davon abgeraten. Ich habe keine Ahnung, warum diese Uebung so auf der CD zu finden ist. Falls ein Lehrer diese Uebung im flachen od. mittelsteilen Gelaende macht, sollte das aber auch nicht so schlimm sein, denn durch kurzes Ueben wird der Schueler die Verwindung hoffentlich nicht beibehalten. Aber man weiss ja nie ;) Ausserdem traegt es zur Verwirrung von Leuten bei, die sich Gedanken machen :-) Auf der CD sollte sie IMO besser nicht vorhanden sein.

Zum Thema Kreuzkoordination: Ich bin zwar kein Sportwissenschafter/Biomechaniker, kann mir nicht vorstellen, dass diese nur weil sie dem natuerl. Bewegungsmuster beim Laufen entspricht, beim Fahren mit langen Radien eine "natuerlichere" (und dadurch bessere?) Position bringt. Dafuer scheinen mir die Bewegungsablaeufe bei langen radien zu langsam. Eher kann ich mir vorstellen, dass sie bei kurzen Radien anwendbar ist bzw. angewendet wird, wenn man die Armbewegung fuer den Stockeinsatz betrachtet, besonders bei offener Schifuehrung.

nochmal zur CD: das letzte Video bei beim parallelen Schisteuern ist sicher kein paralleles Schisteuern, sondern Carven in langen Radien. Hier wurden offenbar Videos vertauscht. Aber ansonsten keine gravierenden Fehler, nur ein paar Kleinigkeiten. Und eben fehlende Videos, zumindest gibt es zu manchen Uebungen keine. Ach ja, und die paar Scriptfehler, sodass manche Seiten nicht angezeigt werden... ;)

Martina
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Beitrag von Martina » 17.08.2003 18:35

Allgemein würde ich sagen: wenn ihr Gelegenheit habt, mit guten Skifahrern/Skilehrern zu fahren, dann probiert alles aus, was sie euch sagen/zeigen, fragt nach, überlegt euch, ob euch die Antwort schlüssig vorkommt,
versucht herauszufinden, ob die Anregung euer Skifahren verbessert, ob es leichter geht, ob es euch mehr Spass macht, ob es weniger anstrengend ist, ob es funktioniert.

Nehmt von den Anregungen stets das heraus, was euch etwas bringt.

Wenn es nicht klappt, liegt es oft nicht an einem falschen Grundgedanken hinter einer Anregung/Übung, sondern daran, dass ein Problem bei euch eine andere Ursache hatte oder an einer Wortwahl des Instruierenden, die euch nichts bringt, an den falschen Umständen (zu müde, unmotiviert, übermotiviert, kalt, ungeeignetes Gelände, Umfeld...) etc.

Deswegen:
Offen sein und von jedem das mitnehmen, das dir etwas bringt!

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Beitrag von WolliHood » 17.08.2003 19:21

Hallo,

vielleicht habt ihr Lust, diese Videos zu kommentieren:

http://www.performanceskiing.com/skitips.htm

Gruss,

WolliHood

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Beitrag von beate » 17.08.2003 21:14

kann sie leider nicht öffnen,Skifahrer sehen sehr canadisch aus...schade
Beate

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Beitrag von WolliHood » 17.08.2003 21:50

Hallo Beate,

es sind wohl Neuseeländer. Du musst evtl. erst den Quicktime-Player installieren. (Der Link über den Videos). Falls Du kein DSL hast, könnten die Ladezeiten recht lang werden.

Gruss, WolliHood

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skitips.htm

Beitrag von Spyder » 18.08.2003 10:01

Ein Movie sagt mehr als 1000 Worte ...
Ich denke die Movies sind sehr instruktiv und eine Diskussion wert: da sieht man worum es geht.
Mir ist z.B. aufgefallen, daß beim 'Carved Long Radius' doch eine deutliche Vertikalbewegung zu sehen ist. Was sagen die Experten dazu ?

Carve diem
Peter
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Bauernregel:
Ist's in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.

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Beitrag von WolliHood » 18.08.2003 10:08

Hallo Peter,

dachte ich mir, das Dir die Videos gefallen. Wie man sieht, kann man doch einige Bewegungen machen, ohne ein Skalpell anzusetzen. :D

Gruss, WolliHood

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Re: skitips.htm

Beitrag von dani1965 » 18.08.2003 12:31

Spyder hat geschrieben:Ein Movie sagt mehr als 1000 Worte ...
Ich denke die Movies sind sehr instruktiv und eine Diskussion wert: da sieht man worum es geht.
Mir ist z.B. aufgefallen, daß beim 'Carved Long Radius' doch eine deutliche Vertikalbewegung zu sehen ist. Was sagen die Experten dazu ?
Der Kanntenwechsel ist nicht progressiv: die Bewegung ist zu schnell, die Spuren nicht "sauber"... Und, noch dazu, der Demonstrator hebt den Innenski: nie das Kontakt mit dem Schnee verlieren... Alle diese Fehler verursachen deine "deutliche Vertikalbewegung", die kein Fehler sondern eine unnötige Bewegung ist.

Ciao
Dani (HEAD Switzerland)

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