Moorkuh hat geschrieben:chianti hat geschrieben:was Newton angeht, stimme ich mit dir überein. Was die Vergleichbarkeit von Badezimmerwaage und Kraftwirkungen
während eines Skischwungs angeht, nicht

Durch die Geschwindigkeit hat ein Skifahrer ja mehr Energie "gespeichert" als im Stillstand -- wie jeder weiß, der mal aus schneller Fahrt einen Not-Stopp gemacht hat: selbst wenn man beim Anhalten in die Knie geht (also "tiefentlastet"), verspürt man eine deutlich größere Kraft als das eigene Körpergewicht.
Aber halt -- sprechen wir über das Auslösen einer Kurve oder das Fahren im Kurvenverlauf?
du hast mit dem Verweis auf die Badezimmerwaage meine Beschreibung
interessant T6: obwohl während der beschleunigten Skidrehung tiefgegangen wurde, erfolgt keine Entlastung, sondern die Kraft bleibt fast konstant bei etwa 1 g bzw. 100%. versucht zu entkräften. Ich habe von Anfang an vom Kurvenverlauf gesprochen.
Moorkuh hat geschrieben:Im Moment des Auslösens gibt es keine Richtungsänderung. Das erfolgt erst kurz danach.
OK, das ist eine Frage der Definition der "Schwungauslösung". Wenn nicht der Drehbeginn der Ski, dann kommt nur das Kippen des Schwerpunkts aus der Vertikalen in Frage:
[ externes Bild ]
(Kassat G, Schein und Wirklichkeit parallelen Skifahrens, Münster 1985, S.49)
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Zitat aus Kassat:
Vor Drehbeginn (t0) erfolgt eine Verlagerung des KSP von +2cm auf +7cm (bezüglich der Vertikalen) schwungeinwärts (13a). Die Seitverlagerung des KSP wird über den ganzen Abschnittder beschleunigten Skidrehung (t0-t8) kontinuierlich fortgesetzt.
[...]
Die Werte der Seitverlagerung des KSP für die Gesamtheit aller Schwünge variieren uneinheitlich; das ist allein wegen der unterschiedlichen Körpergrößen und wegen der Vertikalbewegungen verständlich (es wurden Tief-, Hoch- und Normalschwünge gefahren, E.).
Ebenso erreicht der KSP die Hangnormale zu verschiedenen Zeitpunkten innerhalb des Abschnittes des beschleunigten Skidrehung. Festzuhalten ist jedoch: Die kontinuierliche Seitverlagerung des KSP gilt ohne Ausnahme für alle Schwünge über den ganzen Zeitraum der beschleunigten Skidrehung. Zu betonen ist, dass ein Seitfallen des Körpers bei allen Schwüngen, einschließlich der Hochschwünge, immer schon vor Drehbeginn erfolgt.
Moorkuh hat geschrieben:Ist die Kernaussage, dass man in einer Entlastungsphase nicht leichter dreht als in einer "normalen" Phase?
das trifft es ziemlich genau.
Dann darf ich dir sagen: Das ist Unsinn, weil Reibung existiert und Reibung proportional zur Normalkraft ist. Entlastung heißt, dass genau diese Normalkraft (auf den Hang) reduziert wird, dadurch reduziert sich die Reibungskraft, dadurch muss nur ein geringeres Drehmoment aufgebracht werden (dh. weniger Kraft angewandt werden), um den Ski "rutschend" zu drehen.
Das ist unmittelbar einleuchtend und ich habe den 100 kg Zementsack als Beispiel bereits angeführt.
1. ist die Gleitreibung von Ski auf Schnee sehr gering (µ etwa 0,03, je nach Quelle. Der Koeffizient einer seitlich auf Schnee abrutschenden Stahlkante ist zwar höher, aber ... egal, lies weiter

) und 2. berücksichtigst du nicht, was den Ski überhaupt zum Drehen bringt: die seitlich auf ihn wirkende Kraft (-Fs in Skizze 12b). Vom Entlasten/Hochspringen alleine dreht sich nämlich noch gar nichts.
vereinfacht, aber für die Verdeutlichung zutreffend, sieht es von oben so aus:
der Ski dreht bei gleichmäßigem Kantengriff um den Mittelpunkt der Kante (schwarz), die Kraft -Fs (rot), die durch die Verlagerung des Körperschwerpunkts (blau) wirkt, setzt am Knöchel an. So entsteht ein Drehmoment.
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bei unterschiedlicher Belastung/Entlastung, also Kraft auf den Hang ist auch die seitliche Kraft unterschiedlich und damit das Drehmoment:
[ externes Bild ]
Bei einer höheren Belastung, also mehr "Kraft auf dem Ski" (FB) ist auch die Kraft größer, die seitlich auf den Ski wirkt (-FSB, rot). Eine Entlastung (FE) bedeutet auch immer geringere seitlich wirkende Kraft (-FSE, grün). Der Reibungskoeffizient ändert daran nur prozentual etwas, aber nicht absolut - wie du richtig festgestellt hast.
Nach deiner "Reibungslogik" müsste ja ein Ski umso leichter zu drehen sein, je weniger Last auf ihn wirkt - die leichtesten Skifahrer könnten dann Ski am einfachsten drehen und die schwersten hätten den stabilsten Geradeauslauf. Das ist aber nicht der Fall und physikalisch unsinnig, siehe das Kräfteparallelogramm oben.
Falls du eine andere Erklärung hast, wie ein Ski überhaupt dreht, bin ich auf deine Erklärung gespannt... woher kommt denn "dein" Drehmoment, das den Ski bei Entlastung "leichter" drehen lässt?
Moorkuh hat geschrieben: Mit dieser Erklärung ist nicht verständlich, wie man im Flachen eine Kurve fahren kann. Ich kann aber im Flachen Kurven fahren, also muss da wohl irgendetwas falsch sein.
auch im Flachen wird ein Ski immer auf der Kante gedreht, auch wenn der Winkel sehr gering ist. Wie ein Ski dreht: s.o.
Moorkuh hat geschrieben:3) Dass sich die Reibung nicht durch Entlastung verringert, widerspricht dermaßen den grundlegendsten Grundgesetzen der Mechanik, dass mir kein Wort mehr dafür einfällt.
das habe ich nicht behauptet, das hast du mit deiner Fixierung auf die Reibung daraus gemacht. Mit der Entlastung verringert sich aber nicht nur die Reibung, sondern auch alle anderen für die Skidrehung relevanten Kräfte um den gleichen Faktor. Da der Reibungskoeffizient zweifellos kleiner als 1 ist, bedeutet das aber auch weniger Drehmoment für den Ski (s.o.)
In aktuellen Lehrplänen oder -schemata spielt die "Entlastung" bei der Schwungeinleitung daher auch keine Rolle mehr
Das stimmt zumindest nicht für den österreichischen Lehrplan. Das Thema "Entlastung" und "Entlastungsarten" wird hier sowohl in Theorie als auch Praxis gelehrt und demonstriert.
Ich würde mich über entsprechende Originalzitate (oder Fotos der Passagen) sehr freuen. Steht da wirklich, dass Entlastung zur Schwungeinleitung notwendig sein soll? Oder geht es nur allgemein um ein Hoch-/Tiefgehen zur Verlagerung des Körperschwerpunkts?
Moorkuh hat geschrieben:Weiß man, was deren Anweisung war?
s.o.: die Anweisung war, "schulmäßige" Tiefschwünge und Hochschwünge zu fahren und Schwünge, die denen keine Vertikalbewegung ausgeführt werden sollte.
Moorkuh hat geschrieben:Ich wette, ich kann meine Ski schneller in Entlastung drehen als du in Belastung
da du dann zur Schwungauslösung nach deiner Denkweise zum Drehbeginn zuerst eine Vertikalbewegung machen musst, verlierst du die Wette

(btw: es ging um Schwünge, nicht Sprünge) -- erst recht bei Hochentlastung, wo du quasi "Anlauf" nehmen musst. Außerdem hast du bei Entlastung ein geringeres Drehmoment zur Verfügung, s.o.
Nimm mal die Situation "Nothalt" (alternativ "Einstauben"):
Ich kann den Zusammenhang nicht erkennen.
schade. Hilft Weiterlesen nach dem Komma?
Moorkuh hat geschrieben:Ich falle dabei um. Wenn du damit auf den Beinen bleiben kannst -- alle Achtung. Auch das widerspricht den Gesetzen der Mechanik, ich frage mich langsam, wie weit Skifahren sich außerhalb derselben abspielt
Zuviel der Ehre. Bist du noch nie mit der "alten" Umsteigetechnik gefahren? Oder hast eine Kurve nur auf dem Außenski genommen? Das ist genau das, was ich beschrieben habe. Warum haben denn Rennläufer das Umsteigen genutzt? Weil sie dadurch mit einem simplen Wechsel des aufgesetzten Beines sofort den KSP auf der Kurveninnenseite hatten...
Und das, obwohl keine Entlastung, sondern im Gegenteil eine Zunahme des Drucks auf den verbleibenden Ski auf 200% stattgefunden hat! Funktioniert auch bei Anfahrt außerhalb der Fallinie ...
Das sind keine 200%, da der KSP ja nicht abgestützt wird, dh. dein Körper erfährt eine Beschleunigung in Richtung Erdmittelpunkt. Das musst du abziehen. (Auf gut Deutsch: Du kippst um!)
Da ich seitlich falle, gehen die 200% nicht sofort "verloren", sondern es entsteht eine seitliche Kraft auf den Ski und damit ein Drehmoment (s.o.). Durch die einsetzende Skidrehung, geänderte Fahrtrichtung (plus Bremswirkung durch Reibung) und die wegen der Masseträgheit gleichbleibende Fallrichtung bleibe ich im Gleichgewicht, weil sich der KSP bzw. seine Fallrichtung wieder auf den Ski "verschiebt" (oder, je nach Bezugspunkt: der Ski wieder unter den KSP ""Wandert" bzw. fährt). Und du auch, denn ich nehme dir nicht ab, dass du noch nie solch eine Kurve gefahren bist
Gruß, Ekkehard