Gecarvter Kurzschwung???

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Martina
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Beitrag von Martina » 26.11.2007 20:31

Es gibt beim Kurzschwingen eben viele Idealvorstellungen, wie man an diesem Thread auch wieder sieht. Wie Urs (?) schon geschrieben hat, das haben wir schon mal ausführlich diskutiert.

Warum ich häufig rundere Kurven/mehr ausgefahrene Kurven beim Kurzschwung empfehle?
- Viele, denen ich das rate, sind nicht in der Lage, bei Kurzschwingen mit kürzeren Schwungwinkeln das Tempo zu kontrollieren.
- Ich finde sie ästhetisch ansprechender (das schreibe ich aber immer dazu!)
- M.E. kann man gute Kurzschwünge mit kleinen Schwungwinkeln nur dann fahren, wenn man auch in der Lage ist, die Kurven auch mehr auszufahren. Sonst ist es eher "Gehacke", quasi kleine Schwungwinkel aus der Not heraus.


Hier geht es dann aber um Stil, nicht um Technik - alle Arten von Kurzschwingen können technisch perfekt und auch unzulänglich gefahren werden.

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LincolnLoop
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Beitrag von LincolnLoop » 26.11.2007 20:37

:zs: Genau das hatte ich mit "subjektivem Kriterium" gemeint!
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Beitrag von urs » 26.11.2007 22:23

carlgustav_1 hat geschrieben:okay! aber ab wann akzeptiert der profi den (kurz)schwung denn als "ausgesteuert"? erst wenn die ski quer zum hang stehen bzw fahren? oder was ist da - insb. beim kurzschwung - das kriterium?
hallo martin

das wichtigste wurde bereits gesagt. für mich ist beim modernen kurzschwung wichtig, dass du die funktion des skies optimal nutzt, d.h. den schwung auf der taillierung fährst. dazu gehören auch die verschiedenen schwungphasen wie bei einem langen schwung.

abgesehen davon ist der schwungwinkel abhängig vom gelände. wenn du auf einer flachen piste zu stark aussteuerst, bleibst du stehen, auf einer steilen piste kannst du damit das tempo kontrollieren.

gruss urs

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Beitrag von Herbert Züst » 27.11.2007 11:55

Mal zur Verdeutlichung, was ein "gecarvter Kurzschwung" bedeuten würde: Nehmen wir mal an, ein 100 kg schwerer Mann (oder Frau ) fährt mit 36 km/h einen Radius von 3m (das ist für einen Kurzschwung IMO vorsichtig geschätzt). Auf unseren Menschen würden rein an Fliehkraft 3333N, was bei Erdbeschleunigung ca. 340kg entsprechen würde, wirken. Nicht einberechnet wäre hier Gewichtskraft (bzw. anteilige Gewichtskraft) und die Tatsache, dass diese Kraft nicht gleichmäßig, sondern mit bestimmten Spitzen auftreten würde, außerdem nicht gleichmäßig auf beide Beine verteilt ist...
Fazit: Viel Spaß beim "gecarvten Kurzschwung"!
Dieses Beispiel scheint mir etwas unrealistisch, den ein 3m Radius ist nur mit einem sehr kurzen Ski mit einer extremen Taillierung zu fahren. Zudem gehört zu der von dir angegebenen Geschwindigkeit ein Aufkantwinkel, also der Winkel zwischen Schneeoberfläche und Körperachse, von 16.4° und einen solchen Winkel kann selbst ein Bode Miller nicht mehr fahren.
Ich möchte hier ein realistisches Beispiel mit einem SL Carver mit einem Konstruktionsradius von 9 m anfügen. Mit diesem Ski kann man realistisch einen Radius von 6 m carven, zudem nehmen wir an, das der Aufkantwinkel 45° betragen soll (Ist fahrbar und zudem einfacher zum Rechnen, da tan. 45°=1)
Das Gewicht des Fahrers soll weiterhin 100 kg. betragen.
Mit diesen Annahmen ergeben sich folgende Werte:

Geschwindigkeit v = Wurzel r x g = 7.7 m/s = 28 km/h
Kraft auf die Beine F= Wurzel ( (m x v²/r) ²+ (m x g)²) = 1392 N = 142 kg.

Wenn wir nun den Aufkantwinkel auf 22.5° halbieren (von einem sehr guten Fahrer noch fahrbar) ergeben sich folgende Werte:

Geschwindigkeit v = 43 km/h
Kraft auf die Beine = 260 kg.

Man kann also im Flachen noch recht lange Kurzschwünge carven, allerdings nicht mit einem Radius von 3m und man sollte dabei nicht merklich schneller werden als etwa 30 km/h, wenn man aber in steilerem Gelände Radien von 6 m ausfährt, so dass man nicht mehr schneller wird, sieht dies halt schon nicht mehr wie Kurzschwung aus und man wird notgedrungen einen Driftanteil einbauen müssen.

Gruss Herbert

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Beitrag von LincolnLoop » 27.11.2007 12:10

@Herbert: Mein Beispiel sollte ja gerade nicht realistisch sein. Ich wollte ja gerade zeigen, dass einen Radius von 3m zu carven (das war mein geschätzter Radius eines KS) nicht wirklich möglich ist!
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Beitrag von okliv » 27.11.2007 12:28

Hallo Urs, du hast geschrieben:
kurzschwünge lassen sich nicht durchgängig carven, hier wäre der benötigte aufkantwinkel zu gross.
und weiter unten:
für mich ist beim modernen kurzschwung wichtig, dass du die funktion des skies optimal nutzt, d.h. den schwung auf der taillierung fährst. dazu gehören auch die verschiedenen schwungphasen wie bei einem langen schwung.
???


Herbert Züst hat folgendes geschrieben:
Geschwindigkeit v = Wurzel r x g = 7.7 m/s = 28 km/h
Kraft auf die Beine F= Wurzel ( (m x v²/r) ²+ (m x g)²) = 1392 N = 142 kg.
Gut dass ich das jetzt auch weiss und werde es gleich morgen entweder auf der Zugspitze oder auf m Pitztahlglätscher(weiss noch nicht so genau wo ich landen werde) ausprobieren! :D :wink:

aber im Ernst, hab in den letzten Wochen einiges an Anregungen von euch bekommen die auf der Piste bestimmt ihre wirkung zeigen werden!

Gruß und guten Rutsch
Oliver

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Beitrag von Herbert Züst » 27.11.2007 12:39

Hallo LincolnLoop

Dann sind wir uns ja einig, mein grösstes Anliegen ist es, den Leuten klar zu machen, dass sie wenn sie wirklich auf der Kante fahren wollen, sich einen Ski mit einem Konstruktions Radius von unter 10-12 m kaufen sollen, denn es gibt wenig Gelegenheiten und noch viel weniger Fahrer die einen RS, GS oder gar Abfahrts Ski entsprechend Carven können. Werde bei Gelegenheit einmal versuchen das Beispiel auf einen diese Skis umzurechnen.

Gruss Herbert
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Beitrag von rolf » 27.11.2007 13:02

okliv hat geschrieben:Hallo Urs, du hast geschrieben:
kurzschwünge lassen sich nicht durchgängig carven, hier wäre der benötigte aufkantwinkel zu gross.
und weiter unten:
für mich ist beim modernen kurzschwung wichtig, dass du die funktion des skies optimal nutzt, d.h. den schwung auf der taillierung fährst. dazu gehören auch die verschiedenen schwungphasen wie bei einem langen schwung.
???
auf der Taillierung fahren ist nicht gleich gecarvt, kann auch gerutscht sein.

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Beitrag von Herbert Züst » 27.11.2007 13:17

Hier noch die versprochene Berechnung für AS,GS und RS- Skies.

Fahrer 100 Kg, Aufkantwinkel 25°

Ski R = 45 m; R gefahren ca. 35m
Geschwindigkeit v = 97 km/h
Kraft auf die Beine = 233 kg

Ski R= 33 m; R gefahren ca. 25m
Geschwindigkeit v = 83 km/h
Kraft auf die Beine = 238 kg

Ski R= 21 m; R gefahren ca. 15m
Geschwindigkeit v = 64 km/h
Kraft auf die Beine = 236 kg.

Diese Rechenbeispiele mit den von der FIS für die jeweilige Disziplin vorgegeben min. Radien
zeigen, dass diese Vorschriften Sinn machen und die Belastung des Fahrers (ohne Schläge und Stösse) bei max, Kurvengeschwindigkeit in Grenzen halten. Ich aber frage mich, wie ein Sonntags-
fahrer mit solchen Skiern carven will und wieso der Fachhandel und die Werbung den Leuten solche Skier zum Gebrauch auf nicht abgesperrten Pisten immer wieder andreht .

Gruss Herbert

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Beitrag von rolf » 27.11.2007 13:18

beate hat geschrieben:
???
ein Schwung kann trotzdem du ihn nicht komplett auf der Kante fährst, optimal gesteuert sein und du kannst die Eigenschaften des Skis optimal nutzen. Das Wort gesteuert ist nicht gleichbedeutend mit gekantet, aufgekantet o.ä.
Beate
Liebe Beate, ohne wieder an der Gefühlswelt zu zerren :wink:
ich kann mir vorstellen, dass dein zitiertes Posting verwirrt.
ich sag mal: aufgekantet/gekantet ist nicht gleichtbedeutend mit gecarvt.

wenn ich rutsche habe ich aufgekantet
wenn ich carve habe ich aufgekantet
gesteuert ist zwangsläufig aufgekantet
:roll:

übrigens ich habe die schon verstanden....
lg rolf
Zuletzt geändert von rolf am 27.11.2007 13:22, insgesamt 1-mal geändert.

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