Wie Kumple Skifahrn beibringen?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 10.11.2006 13:07

Du siehst das überhaupt nicht falsch, du kannst sicher den einen oder andern Typ weitergeben, die Analysis und die Methodik eines Profis gehen dir aber sicher ab. Dein Kumpel kann auch mit dir als Lehrer skifahren lernen, nur dauert das in der Regel etwas länger. Im Beisein von andern Kumpels geht das aber meistens in die Hosen, da jeder von ihnen eine andere Meinung vertreten, und damit den Lernenden nur verwirren wird.
Da aber nach meiner Meinung die Instruktion nur ca. 5% und die Übung 95% des Könnens ausmacht, kann dein Kumpel ruhig einmal mitkommen und das allgemeine Skigefühl üben.

Gruss Herbert

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Theoretiker
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Beitrag von Theoretiker » 10.11.2006 13:15

Hallo zusammen,

wie wäre es denn, wenn Du mit dem Kumpel vor dem eigentlichen Skiurlaub mal einen Tag an einem einfachen Hang einschieben würdest? Da reicht ja auch ein Mini-Skigebiet oder eine Skihalle.
Wenn er sportlich und talentiert ist, kann er dann nach 1-3 Tagen Übung genug, um in Ischgl die meisten einfachen Pisten vernünftig runter zu kommen. Dann macht es Euch auch mehr Spass mit ihm gemeinsam zu fahren. Ausserdem hat er so auch mehr vom Skigebiet. In den ersten Tagen wäre das sonst reine Verschwendung, oder?
Das hat bei mir so auch super geklappt. Ein Tag mit Freundin im Sauerland geübt und dann ab nach Ischgl. So konnte ich den teuren Urlaub wenigstens anständig nutzen!
Wenn er nicht so schnell lernt, kann man ihn dann ja immernoch in eine Skischule stecken.

Viele Grüße
Jörn

Martina
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Beitrag von Martina » 10.11.2006 13:39

Jan, um jemanden anzuleiten brauchst du keinen Fachjargon. Aber du solltest wissen, welche Technik man sinnvollerweise lernt/lehrt. Wenn es für dich nur eine "Technik mit Stock und Hoch-Tiefentlasten" oder "carven" gibt, woher sollest du dann das Repertoire (auch ohne Fachausdrücke) haben, jemandem etwas zu zeigen, was ihm hilft?

Der grosse Unterschied zu Mathe ist, dass jemand, der schon skifahren "kann", dies oft zu sehr grossen Teilen unbewusst macht.
Wenn du dir nicht bewusst bist, was du selber genau machst, was davon sinnvoll ist und was nicht und was es noch für andere Möglichkeiten gäbe - wie willst du jemanden anleiten?

Wenn du es also wirklich probieren willst, dann beschreibe doch mal - warum nicht gleich hier? - wie du eine Kurve fährst. Du brauchst dazu kein Fachjargon zu verwenden, das ist sehr gut ohne möglich (Skischüler kennen in der Regel auch kaum Fachjargon).
Wir können es gerne lesen und dir sagen, was davon vielleicht auch deinem Kumpel helfen könnte!


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Und so könntest du allenfalls, wenn dir dann mal bewusst ist, wie eine Kurve mindestens mal bei dir funktioniert, deinen Kumpel beobachten:

Erst müsstest du sehen, ob er unsicher ist, weil er noch wenig Übung hat oder weil er die Technik für die Bewältigung eines Hanges/einer Schwierigkeit noch nicht kenn. Du müsstest beurteilen können, ob er sinnvollerweise an einer anspruchsvollen Stelle auf den Pflug zurückgreift, oder ob es von seinem Können her nicht mehr notwendig wäre.
Dann müsstest du seinen Bewegungsablauf beobachten: Welche hilfreichen, zweckmässigen Bewegungen macht er, was ist überflüssig, was ist sogar störend? Stimmt die Linie? Wo zeigen sich Verspannungen? Wann stockt der Bewegungsablauf?

Um ihm dann weiterhelfen zu können, müsstest du herausfinden, welche Ursache die überflüssigen und störenden Bewegungen haben, warum er keine flüssige Linie fahren kann, woher die Verspannung kommt, warum der Bewegungsablauf stockt.
Meist ist die Ursache nicht offensichtlich bzw. das was man für die offensichtliche Ursache hält, ist nur ein Symptom. Eliminert man dieses, so ist dem Fahrer nicht geholften.
Auch wenn man die Ursache nicht sofort herausfindet, so braucht man doch ein Repertoire an Möglichkeiten, die man ausprobieren könnte.

Hättest du dann herausgefunden, wo es hakt, so solltest du ihm nach Möglichkeit nicht sagen was falsch ist, sondern so anleiten, dass er selber merkt, wie es leichter geht.

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Das klingt jetzt vielleicht etwas kompliziert, aber es ist die normale Vorgehensweise eines sinnvoll ausgebildeten Skilehrers (nicht zufällig ist das eine BERUFSausbildung!).
Es ist aber nicht so, dass man unter Kollegen nichts voneinander lernen könnte. Nur halte ich es meistens nicht für sinnvoll, einen Kollegen wirklich "unterrichten" zu wollen.

Ich habe zu dem Thema grad kürzlich etwas geschrieben (ich glaube, im Thread "Anfänger-Video".

Wichtig finde ich, dass allfällige Tipps als Vorschläge gegeben werden und nicht als einzige Möglichkeit dargestellt werden. Z.B. "Wenn ich zu schnell werde, dann versuche ich, die Ski stärker aufzukanten. Ich drücke dafür die Knie gegen den Berg" ist sinnvoller als: "Wenn du zu schnell wirst, musst du mehr aufkanten". Erstens weiss dann der Lernende nicht, wie er das anstellen soll. Zweitens hat er dann das Gefühl, es ist die enizige Möglichkeit und wenn es nicht klappt, liegt es an ihm! Nota bene: Wenn es nicht klappt, liegt es IMMER am Skilehrer! (Anbei: andere Möglichkeiten um zu hohes Tempo zu vermeiden: Pflug verwenden, Kurve mehr fertig fahren bis "bergauf")

Jemand, der unterrichten will, darf auf gar keinen Fall nur von sich ausgehen! Wenn etwas für dich funktioniert, dann muss das nicht heissen, dass es für den anderen auch sinnvoll und einfach ist. Leider kennst du aber wohl meist keine anderen Möglichkeiten.
Auf der anderen Seite kann etwas, was für dich mühsam ist (Paradebeispiel: Pflug!), für jemand anders sinnvoll und hilfreich sein! Ohne entsprechende Ausbildung ist es aber kaum abzuschätzen, was jetzt eben hilfreich und was störend ist.

Was unter Kollegen sehr oft hilft: Der, der lernen will, fährt jemandem hinterher. Wenn ihr Glück habt, ist er ein guter visueller Lerner und kann imitieren.
Sehr wichtig ist hierbei, dass der "Vorfahrer" eine schöne, runde Linie fährt und ein Tempo wählt, das der Lernede gut mithalten kann. Sonst muss der abkürzen und die Linie und somit Kontrolle ist zur Sau.
Auch sollte der "Vorfahrer" einfach so fahren, wie er es eben selber tut, denn das funktioniert zumindest bei ihm. Versucht er irgend eine "schulmässige" Fahrweise zu imitieren, dann geht es ziemlich sicher in die Hose.

Sehr wichtig ist auch ,dass man den Lernenden nicht zu schwierigen Abfahrten überredet, weil man denkt, an Schwierigkeiten lernt man. Wer sich dort durchmurkst, verbessert seine Technik nicht. Sich fordern kann schon mal sinnvoll sein, muss aber entsprechend begleitet werden. Also nur dorthin, wo er es sich auch selber zutraut - ohne Überreden.

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Das ist jetzt zwar ein langer Beitrag, aber es ist nur eine ganz knappe Übersicht darüber, was man anschauen und beurteilen muss!!!

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Beitrag von nicola » 10.11.2006 15:03

@ jan
und wenn du nach und nach martinas hausaufgaben brav machst, stellen wir eine prüfungskommission zusammen und schauen was du gelernt hast!
[ externes Bild ]
:D :D
nicola

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Beitrag von Herbert Züst » 10.11.2006 15:05

Auch sollte der "Vorfahrer" einfach so fahren, wie er es eben selber tut, denn das funktioniert zumindest bei ihm. Versucht er irgend eine "schulmässige" Fahrweise zu imitieren, dann geht es ziemlich sicher in die Hose.
Autsch ist aber verdammt schwierig und ich habe noch keinen Skilehrer gesehen, dem dies wirklich gelungen ist, da die Bewegungen ja zwangsläufig der reduzierten Geschwindigkeit angepasst werden müssen und was im Schnellen funktioniert, geht im Langsamen wenn überhaupt nur mit grösster Anstrengung des Vorausfahrenden.

Gruss Herbert

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Beitrag von Martina » 10.11.2006 15:07

@ nicola
Das ist mal eine innovative Idee :D :D :D
War aber nicht im Sinne von "dann zerpflücken wir dich" sondern wirklich nur als allfällige Hilfe gedacht, wenn gewünscht!

@Herbert
Ist nur gemeint, dass man nicht etwas extra besonders zeigen will - das ist meist eher kontraproduktiv, finde ich!

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Beitrag von beate » 10.11.2006 15:23

@nicola
perfekte Idee :D
Beate

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Beitrag von Herbert Züst » 10.11.2006 15:23

Nicola gilt das Zertifikat nur für die aufgeführten Länder oder die ganze EU, denn wenn es für die EU gilt, muss die Schweiz ja noch ein bilaterales Abkommen aushandeln, und somit dürfte es noch einige Zeit dauern, bis auch ich so eine Prüfung abschliessen könnte.

Gruss Herbert

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Beitrag von rick » 10.11.2006 15:36

Hi Jan,

ganz ehrlich: Knick die Idee deinem Kumpel das Skifahren beibringen zu wollen.

Aus der Praxis kann ich dir berichten, dass sich bei einem solchen
Versuch keiner einen Gefallen tut. Ich habe es selbst schon einige
Male im Freundeskreis erlebt und es ist immer gescheitert.

Ich habe 'nen Kumpel der ist fünf Jahre nur "Pflug-Schuß" gefahren, d.h. mit einem Bein immer in der Falllienie und mit dem anderen einen Pflug versucht. Er konnte es einfach von uns nicht annehmen und hat sich gegen einen Kurs gewehrt. Jahre lang ist er immer weit hinterher gefahren, bis seine neue Freundin ihn zu einem Kurs gezwungen hat und siehe da er hält mittlerweile überall mit.

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Beitrag von Guido » 10.11.2006 16:01

@ Rick

Wer lernen will, der lernt es auch von seinem Freund!

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