Infomaterial zu Schonskitechnik

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
beate
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Beitrag von beate » 09.05.2006 14:42

schneefrau
Gibt es einfache Übungen oder Hinweise, wie das vermieden werden kann?
Nein, die gibt es nicht. Eine Analyse deines Problems muß die Ursache der x-Beine erbringen und dann kann man gezielt daran arbeiten. Das ist nicht mit "eben ein paar einfachen Übungen" die wir hier posten abgetan. Hatte selbst jahrelang das Problem und habe mit Martina zwei Winter daran gearbeitet. Am Ende sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es ein orthopädisches Problem ist. nachdem ich mir massangefertigte Skischuhe beim Heierling in Davos habe machen lassen, fahre ich wunderbar parallel und mit 150% weniger Knieschmerzen.

Muskelpanzer bedeuten keinesfalls absolute Kontrolle. Ohne Koordination, Balance, Sensibilität für die Bewegung geht, gerade bei Problemen der unteren Extremitäten, gar nichts. Die meisten Männer kompensieren mit Kraft, wir Frauen haben dazu nicht das gentechnische Potential. An den häufigen VKB Rerupturen bei Höchsleistungssportlern kann man dies gut sehen. Sicher wird dort auch exorbitant viel Koordination geübt aber nach jeder Knieoperation und insbesondere nach Traumata, geht die "Telefonleitung" ins Gehirn kaputt (= Propriozeptoren). Diese funktionieren nach intensivem Training, im günstigsten Fall, frühestens nach 9-12 Monaten....Bei Hobbyskifahrern, die max einmal im Monat zum Kegeln gehen, sind sie vorhanden, liegen aber im Koma und müssen erst erweckt werden :D
Die meisten Skifahrer erspüren während des Skifahrens nicht einmal, wie sie z.B. mit dem Fuß im Schuh stehen bzw fahren oder welche Haltung ihre Arme beim Fahren einenehmen. Gerade diese "Gefühlsaufgaben" (= fahre und versuche zu spüren, wie bzw wo deine Arme sich vor,während und in der Kurve befinden) spielen bei mir im Unterricht eine sehr große Rolle. Wenn man die Bewegung des Körpers und natürlich insbesondere die Feinheiten der Bewegungsausführung erspüren kann, bietet dies eine gute Möglichkeit, Grenzerfahrungen (z.B. Schmerz) seines Körpers kennen zu lernen und diese dann evtl beim nächsten Mal zu umgehen. Mir hat das sehr geholfen, die "Defekte" (= Knie, Angst etc) meines Körpers zu akzeptieren und nicht gegen sie anzuarbeiten, sondern mit ihnen zu arbeiten.
@Herbert
Deine Ausführungen gehen nun schon etwas ins Mentale

ich denke, dass du einen komplett anderen Ansatz beim Ski fahren hast als Nicola. Ich habe auch eine andere Ideologie als die meisten meiner männlichen Kollegen :D Gut dass dies in diesem Beitrag so wunderbar + klar zum Ausdruck kommt. Jeder Leser hat so die Möglichkeit, die Erfahrungen und Meinungen zu vergleichen und individuell für sich einen Weg zu finden.
Beate
Zuletzt geändert von beate am 09.05.2006 16:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von nicola » 09.05.2006 15:56

beate hat geschrieben:ich denke, dass du einen komplett anderen Ansatz beim Ski fahren hast als Nicola. Ich habe auch eine andere Ideologie als die meisten meiner männlichen Kollegen :D Gut dass dies in diesem Beitrag so wunderbarklar zum Ausdruck kommt. Jeder Leser hat so die Möglichkeit, die Erfahrungen und Meinungen zu vergleichen und individuell für sich einen Weg zu finden.
:wink: ja gut so - jeder nach seiner facon ...
@ herbert
bei mir ist die sicht des menschen immer eine ganze, die eben mentales und psychisches auch in jede überlegung, die für andere vielleicht nur mit dem physikalischen körper zu tun hat, miteinbezieht. so sind der cortex und die neurochemischen vorgänge zwar unsichtbar und trotzdem physischer natur, stehen aber in untrennbarem zusammenhang mit der vorstellung- und gefühlswelt. um beim beispiel deines gewichts zu bleiben. du könntest das gewicht weder aufheben noch halten, wenn du dir kein bild von der bewegung/haltung machen kannst.

in deiner mechanischen darstellung ist es völlig untergegangen, dass beim halten eines gewichts mit gestrecktem oder angewinkeltem unterarm zwei unterschiedliche "muskel(zusammen)spiele" stattfinden. es ist völlig unerheblich ob ein mensch kräftig oder schwach ist, der von dir beschriebene vorgang (gewicht dazu legen) hat bei beiden (bewegungs qualtitativ gesehen) den gleichen effekt. --> der gestreckte arm kann schlechter abfedern als der gebeugte.

zurück zum skifahren - deine knieglenke werden weniger durch die schläge die von unten kommen beansprucht, sondern mehr dadurch wie dein schwerpunkt über ihnen ausgerichtet ist. du kannst also davon ausgehen, dass du bei einer guten gesamtkoordination weniger kraft zum halten benötigen wirst.

jemand der bspw. im rumpfbereich übergewicht hat, wird zum skifahren überproportional mehr kraft in den beinen benötigen als jemand mit ausgewogenen gewichtsrelationen im gesamten körper.
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Beitrag von Herbert Züst » 09.05.2006 16:18

Beate hat geschrieben
ich denke, dass du einen komplett anderen Ansatz beim Ski fahren hast als Nicola.
Das ist bestimmt richtig, bin schliesslich auch nie WC gefahren. Bei mir war Skifahren in der Kindheit eher ein Müssen, da wir in Graubünden so abgelegen wohnten, dass man am Morgen ohne Skier gar nicht in die Schule kam, dies hat mich wahrscheinlich schon geprägt. Die Freude am Skifahren bekam ich erst später und diese Freude aus welchen Empfindungen heraus, wird sicher eine der Gemeinsmkeiten sein die wir alle hier haben.

@ Lars wie sieht dies bei dir mit einer Atroskopie aus, wurde die schon einmal in Erwägung gezogen, bei mir hat dies sehr gut funktioniert, bin einen Tag nach der Operation schon wieder Treppen gestiegen.

Gruss Herbert

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Beitrag von Schneefrau » 09.05.2006 16:24

nicola hat geschrieben: frage: vor wievielen jahren hast du skifahren begonnen? hast du dabei gechlossene oder breite skiführung als ideale stilvorgabe gehabt?
angefangen in den 70ern, Ideal in den 90ern: auch die schwärzeste Piste möglichst geschlossen runter zu kommen (mit 185 Latten) , seit 2001 auf Carvingski unterwegs, anfangs noch komplett geschlossen (die Ski sahen an den Rändern auch ziemlich ausgefressen aus) und seit 2 Jahren für das carven begeistert! :D

@ beate:
du kannst recht haben, mit dem othopädischen bzw. anatomischen Problem, mit meinen Skischuhen werde ich auch nicht 100% glücklich. Maßanfertigungen sind sicher nicht für jeden die Lösung, aber über Somatec (hier im Forum auch diskutiert) oder Anpasssung habe ich schon nachgedacht.
Da ich das X-Bein-Problem jedoch nur in bestimmten Situationen nicht in den Griff zu kreigen ist, hab ich meine Fahrtechnik für schuldig erklärt.

@ herbert, nicola, beate:
eure diskussionen - und die vertretenen Philosophien sind interessant.
ein Gedanke - auch auf die Gefahr, dass ich mich hier auf dünnes Eis begebe: in einem anderen thread wurde das thema feldenkrais und Skifahren diskutiert (@nicola: danke für die dort gegeben Infos, bisschen gegoogelt, allerdings diesbezüglich in unserer Gegend von D nix).
wäre das eventuell ein Ansatz für Lars?
Ich betreibe (seit enormen Rückenproblemen) Tai Chi und bin erst jetzt auf die Idee gekommen (dass wenn Feldenkrais hilfreich ist) mir das vielleicht auch geholfen haben kann, ohne dass es mir bewusst war. Tai Chi entspricht in seiner philosophie eher dem Ansatz von Nicola (wobei man beim Tai chi durchaus auch heftigen Muskelkater bekommen kann)
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Beitrag von Lars » 09.05.2006 16:37

Hallo Nicola,

das mit dem Herantasten an die Belastung des kaputten Knies ist natürlich mein Ziel. Ich hoffe nur, dass der Schmerzpunkt nicht in einem so ungünstigen Beugewinkel liegt, dass es zeimlich schwierig werden könnte. Ich hoffe natürlich nicht, dass ich die Schwünge in Zukunft nur noch einbeinig fahren kann. Muss mich halt ganz langsam an die Sache herantasten. Vielleicht erst mal nur gecarvte Schwünge ohne hoch-tief Bewegung.

Hallo Herbert,

bin bereits letzten November arthroskopiert worden (Knorpelglättung hinter der Kniescheibe und im Gleitlager). Mein Schaden ist eigentlich auch nicht so gravierend (Grad II). Jedenfalls nicht gravierend genug, dass man was machen könnte (Knorpeltransplantation etc.). Was wurde bei dir denn gemacht (welchen Schaden hast du)?

Grüße
Lars
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Beitrag von nicola » 09.05.2006 16:55

ute - ich gehe jetzt natürlich davon aus, dass deine x-bein stellung nicht mit einem gravierenden orthopädischen problem zu tun hat, sondern damit zusammenhängt, dass du in unsicheren situationen dazu neigst.

so wie ich das jetzt mal versuchsweise interpretiren möchte, hat dein problem auch gar nichts mit skitechnik zu tun, sondern ist eine reaktion auf unsicherheit. da du ja den längeren teil deines skifahrerdaseins mit dem ziel schmal zu fahren verbracht hast, könnte es sein, dass dieses bewegungsmuster noch ziemlich vorhanden ist. wie bei vielen leuten könnte dein neuerer ansatz zur breiteren skiführung von unten nach oben gehen - dh deine bewegungsvorstellung beginnt bei den füssen, du achtest/blickst darauf ob deine ski weit genug auseinander sind. im normalfall geht diese bewegung dann ganz durchgängig nach oben bis zu deinen hüftgelenken - du stehst sicher und effektiv. wenn du unsicher bist könnte es sein, dass zwei komponenten zusammenspielen und eine x-bein stellung bewirken. einerseits bewegst du dich dann zwischen zwei mustern - unten breit stehen und oben das ältere auch in schwierigen situationen schon bekannte - schmale beinstellung. andererseits neigen wir auch bei unsicherheit zum kontrahieren der adduktoren, was das ausweichen in die schmalspurhaltung sehr begünstigt.

sollte meine annahme richtig sein, dann ist der lösungsansatz nicht kompliziert - gewöhn dir einfach an, wenn du an deine spurbreite denkst, deine beine bewusst aus dem hüftgelenk zu öffnen.
nicola

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Beitrag von nicola » 09.05.2006 18:26

@lars - es gibt ja so viele möglichkeiten kurven zu fahren - du findest bestimmt einen weg der dir passt! ich wünsch dir für's wochenende jedenfalls viel spass und schönes wetter! laut wetterprognose wäre der freitag morgen ideal, danach wird's ziemlich warm.
du erzählst uns doch wie's war?! :wink:
nicola

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Beitrag von Lars » 09.05.2006 18:31

Hallo Nicola,

werd`s leider erst am Sonntag schaffen. Werde dann bereits gegen 08.00 da sein und hoffe, dass der Schnee ganz oben noch ein wenig hergibt.

Werd danach natürlich mal von meinen Erfahrungen berichten. Bin selbst sehr gespannt.

Grüße
Lars
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Beitrag von Schneefrau » 09.05.2006 23:05

nicola hat geschrieben: .... neuerer ansatz zur breiteren skiführung von unten nach oben gehen - dh deine bewegungsvorstellung beginnt bei den füssen, du achtest/blickst darauf ob deine ski weit genug auseinander sind. im normalfall geht diese bewegung dann ganz durchgängig nach oben bis zu deinen hüftgelenken ...
:o die Vorstellung wie du sie beschreibts stimmt! Auch die Schlussfolgerungen würden gut erklären "wie sich das bei mir anfühlt".
Guter Hinweis, die Vorstellung von oben (Hüfte) nach unten aufzubauen!

@ Lars: gutes Wetter und möglichst schmerzarmen skispaß! toi toi toi!
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Beitrag von Herbert Züst » 10.05.2006 08:50

Nicola hat geschrieben:
jemand der bspw. im rumpfbereich übergewicht hat, wird zum skifahren überproportional mehr kraft in den beinen benötigen als jemand mit ausgewogenen gewichtsrelationen im gesamten körper.
:zs: Hier hast du mich aber auf dem linken Bein äh dem Bauch erwischt. Die hier angesammelten Bierchen haben aber den Vorteil, dass beim Buckelpisten fahren, was ich eigentlich nicht mehr tun sollt, die Knie nicht mehr ungebremst an's Kin knallen wie früher. :D
@ Lars
Ich muss als Kind ein Stück Kniescheibe abgebrochen haben, welches nicht mehr angewachsen ist und viele Jahre später unter die Kniescheibe gewandert ist und dort den Knorpel beschädigt hat. Dieses Teil wurde herausgefräst und der Knorpel geglättet, auf dem Monitor sah dies aus wie in einer Schreinerei als die Späne flogen.
Bezüglich Training möchte ich dir sagen, dass ich im gleichen, kleinen Appenzeller Fitnesszenter trainiere wie Sonia Nef wenn sie zu Hause ist. Gerade Sonia hat, neben den vielen anderen Therapiemöglichkeiten, die ihr als Spitzenfahrerin zur Verügung standen, ihre Beinmuskeln zum Stützen ihrer mehrfach lädierten Knie gezielt trainiert. Die von Nicola aufgezeigten Methoden betrachte ich als Lebensphilosophie, die einem geschädigten Knie auf die Dauer sicher helfen werden, nur ist es nicht einfach sich diese kurzfristig anzueignen und in sie hineinzuleben. (man will vielleicht gar keine andere Philosophe, wie zB. weniger Biere trinken und Gewichtabnehmen leben oder ist noch nicht dazu bereit ) Als kurzfristigster Knieschutz kann sich eine Stützbandage, oder Schiene bewähren. Ich habe diese Hilfsmittel jedoch immer etwas hinderlich gefunden und bin daher von einer Bandage aus Muskeln überzeugt.

Gruss Herbert

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