Kurzschwungtechnik - Tempokontrolle

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Carvi
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Beitrag von Carvi » 06.01.2006 10:57

Danke Hosky !!!
ja, die beugung in den sprunggelenken und der schienbeindruck nach vorn..ich muss das immer wieder üben…..baue das öfter als standübung ein…danach fährt es sich sofort anders…falle halt doch öfter in das normale „standmuster“ zurück…
Gruss
holger

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 06.01.2006 11:39

Einer meiner Ausbilder hat mal gesagt: Wenn man Dir beim Kurzschwung im Steilen ein Fünfmarkstück zwischen die Pobacken klemmt, muß es die Prägung verlieren
Ich glaube der musste dringend aufs Klo. sonst würde er nicht so einen Blödsinn erzählen. Jch habe gelernt je steiler je lockerer und den Oberkörper weg vom Hang.

Herbert

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Hosky
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Beitrag von Hosky » 06.01.2006 12:07

Naja, der Kerl war immerhin Ausbilder im DSV-Bundeslehrteam und langjähriges Mitglied des DSV Demo-teams, und imho hat er völlig recht. Ich versuche das mal zu begründen:

Vorsicht: Körperspannung nicht mit Verkrampfen verwechseln. Eine gute Körperspannung macht Dich bewegungs- und reaktionsbereit und erlaubt Dir eine feinere Dosierung Deines Krafteinsatzes. Entspannung macht Dich anfällig für die Massenträgheit - alle von außen kommenden Impulse führen dazu, daß sich Dein Körperschwerpunkt weg vom Idealpunkt über der Skimitte/Innenkante des Außenskis (in effektiver Kraftrichtung gesehen) bewegt und Du damit zum reagieren verdammt bist, aber nicht mehr selbst und proaktiv agieren und kontrollieren kannst. => Der Ski fährt Dich anstatt Du den Ski :D

Oberkörper weg vom Hang bedeutet ja mehr Vorlage. Beim Geländewechsel vom Flachen ins steile mußt Du immer aktiv nach vorne gehen, um Neutrallage zu behalten, die reine Physik (Massenträgheit) bewirkt sonst das Gegenteil. Wenn man sich aber das Neigungsprofil eines Schwungverlaufs mal ansieht, so hat man in der Fallinie das steilste Stück, man fährt also im ersten Teil des Schwungs ins Steile, und nach Überquerung der Fallinie ins Flache.

=> ergo bei der Schwungeinleitung Bewegung nach vorn (zB auch "Schwungeinleitung über die Schaufel"), sonst endest Du automatisch in Rücklage und hast den Druck auf den Enden statt unterm Schuh und kannst die Schwungsteuerung nicht sauber kontrollieren. Im Zweiten Teil der Schwungsteuerung kann man wieder etwas zurückgehen. Tendenziell haben die meisten Skifahrer eher Probleme mit zuviel Rücklage, hingegen kaum einer mit zuviel Vorlage - außer er beugt den Oberkörper zu weit nach vorn. Aber die Bewegung nach vorn soll ja wie oben geschrieben aus dem Sprunggelenk kommen.

Grüße,
Hosky

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Beitrag von Hosky » 06.01.2006 13:04

Kleine Ergänzung: die Bemerkung mit dem Schwerpunkt (physikalisch korrekter vielleicht Richtung des Trägheitsmoments) über der Innenkante des Außenskis bezieht sich natürlich auf klassische Technik beim Kurzschwingen im steilen Gelände auf harter Unterlage. Unter solchen Voraussetzungen bleibt vorwiegende Aussenbeinbelastung auch mit Carvern die Technik der Wahl.

Beim geschnittenen Carven mit stärkerer Innenskibelastung liegt der Schwepunkt eher in einer Achse, die je nach Belastungsverteilung irgendwo zwischen den Ski verläuft. Aber Körperspannung hilft natürlich auch hier :wink:

urs
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Beitrag von urs » 06.01.2006 14:32

Hosky hat geschrieben:Wenn man Dir beim Kurzschwung im Steilen ein Fünfmarkstück zwischen die Pobacken klemmt, muß es die Prägung verlieren :D
salü hosky

das erinnert mich doch stark an meine frühere militärzeit :( und scheint mir doch arg männlich. die körperspannung lässt sich durchaus differenzierter aufrecht erhalten, ohne gleich den ganzen beckenbereich zu verkrampfen (generäle oä. müssen hier noch ein paar lockerungsübungen vorschieben :wink:).

bei kurzschwüngen sieht man oft. dass sie bereits vor der falllinie stark gerutscht werden. will man die schwünge runder ausfahren und die skies besser auf die kante bringen, ist es sinnvoll, bis über die falllinie kaum druck auf den ski zu geben. wir haben dies in einem kurs anfangs saison geübt und für mich war der unterschied frappant. die auslösung geschieht am einfachsten (wie bei anderen schwüngen mit hochentlastung), indem ich auf dem aussenbein nach vorne aufstehe, d.h. die hüfte gleichzeitig nach vorne bringe.

gruss urs

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Beitrag von Herbert Züst » 06.01.2006 14:51

Hallo Urs

genau so sehe ich es auch. Im Steilhang möglichst ohne Druck über die Falllinie drehen, dann aufkannten und wenn es wirklich steil ist den Oberkörper mittels Hüftknick vom Hang wegdrücken, so dass richtig Druckauf die Kante kommt und die Krafteinleitung in den Hang in einem möglichst grossem Winkel erfolgt. Arschbacken nur zusammenklemmen wenn die Angst vor der Steilheit so gross ist, dass sonst was in die Hosen gehen könnte.

Gruss Herbert

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Beitrag von Hosky » 06.01.2006 14:52

urs hat geschrieben:
Hosky hat geschrieben:Wenn man Dir beim Kurzschwung im Steilen ein Fünfmarkstück zwischen die Pobacken klemmt, muß es die Prägung verlieren :D
salü hosky

das erinnert mich doch stark an meine frühere militärzeit :( und scheint mir doch arg männlich. die körperspannung lässt sich durchaus differenzierter aufrecht erhalten, ohne gleich den ganzen beckenbereich zu verkrampfen (generäle oä. müssen hier noch ein paar lockerungsübungen vorschieben :wink:).

bei kurzschwüngen sieht man oft. dass sie bereits vor der falllinie stark gerutscht werden. will man die schwünge runder ausfahren und die skies besser auf die kante bringen, ist es sinnvoll, bis über die falllinie kaum druck auf den ski zu geben. wir haben dies in einem kurs anfangs saison geübt und für mich war der unterschied frappant. die auslösung geschieht am einfachsten (wie bei anderen schwüngen mit hochentlastung), indem ich auf dem aussenbein nach vorne aufstehe, d.h. die hüfte gleichzeitig nach vorne bringe.

gruss urs

Hallo Urs,

100 % :zs: , wenn es darum geht, die Kurzschwungtechnik zu perfektionieren. Auf dem Aussenbein nach vorne aufstehen ist eine sehr gute Beschreibung für den fortgeschrittenen Anwendungsbereich und verkürzt die Rutschphase in der Schwungeinleitung gegenüber einer starken Hochbewegung.

Mein Tipp mit der starken Hochbewegung ging davon aus, daß jemand das klassische Kurzschwingen erst erlernen will und insbesondere den umgekehrten Weg geht, dh von geschnittenen Carvingschwüngen zu gedrifteten Schwüngen.

Dazu würde ich erstmal empfehlen, nach dem Prinzip Kontrastlernen das Gegenteil (also Rutschen) zu erfahren, dann den Mittelweg zu suchen und zu optimieren. Wenn er in Grobform beide Extreme kann, kommt der Feinschliff, und da ist das Aufstehen über das Außenbein eine super Übung.

BTW: Hey, das mit dem Fünfmarkstück war ein lockerer Spruch, der mit immer dann einfällt, wenn ich Skifahrer sehe, bei denen der ganze Körper in alle Richtungen pendelt. Legt das doch nicht zu sehr auf die Waagschale.

Grüße,
Hosky

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Beitrag von Hosky » 06.01.2006 15:01

Herbert Züst hat geschrieben: Arschbacken nur zusammenklemmen wenn die Angst vor der Steilheit so gross ist, dass sonst was in die Hosen gehen könnte.
:D :D :D

OKOKOK, ich ziehe den Spruch zurück [ externes Bild ]

Martina
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Re: Kurzschwungtechnik

Beitrag von Martina » 06.01.2006 19:52

Ich würde gerne nochmals auf die Ausgangsfrage zurückkommen. Mir scheint, hier wird bereits Detail um Detail diskutiert,dabei ist das Thema ein anderes (?)
willi20 hat geschrieben:Ich fahre ziemlich grosse Radien und die auch alle auf der Kante -> somit werde ich natürlich ziemlich schnell. (...) Wenn es etwas steiler wird kann es schon mal sein, dass ich dann zu schnell unterwegs bin.

Wie schaffe ich es nun von den grossen Radien in die Kurzschwungtechnik zu gehen, damit ich meine Geschwindikeit besser kontrollieren kann ??
So, wie ich (und anscheinend auch Urs, sonst aber niemand) das verstehe, geht es hier zum zwei Dinge:

1. Du wirst in steilen Hängen zu schnell.

2. Du denkst, um die Geschwindigkeit besser kontrollieren zu können, solltest du kurzschwingen.

Dazu kann ich sagen, dass es nicht notwendig sein sollte, kurzzuschwingen um die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Mit einer guten Carvingtechnik solltest du auch in steilen Hängen bei grossen Radien nicht zu schnell werden.

Wie immer ist es schwierig, etwas dazu zu sagen, ohne dich fahren zu sehen.
Ein häufiger Grund, warum Fahrer das Tempo nicht mehr kontrollieren können, ist, dass sie die Kurven zuwenig "fertig fahren". D.h. sie fahren die Kurve nicht, bis die Ski wirklich quer zum Hang sind, sondern setzen die nächste Kurve schon an, wenn die Ski erst gerade von der Fallinie weg, also nur leicht schräg sind. Ist das verständlich? (schwierig zu beschreiben)

Wenn dies der Fall sein könnte, dann versuch mal, eine Kurve so lange auszufahren, bis du wieder bergauf fährst und sich das Tempo so derart verringert bis du fast stillstehst - und kipp erst dann in die nächste Kurve.
Probier das einige Kurven lang (wenn es geht immer auf der Kante)und beginn dann die nächste Kurve nach und nach etwas früher, bis die Dosierung stimmt, d.h. die Geschwindigkeit angenehm und kontrolliert bleibt.

Ein ganz anderes Thema ist das Kurzsschwingen.
Auch dabei kann man unkontrolliert zu schnell werden!
Es würde jetzt etwas zu weit führen, hier einen ganzen Lernaufbau für das KS zu notieren, aber hier ein paar Hinweise, wie du anfangen könntest, falls du es von Grund auf lernen möchtest:
- lange Kurven nach und nach verkürzen. Je kürzer die Kurve, desto ruhiger der Oberkörper bis beim eigentlich Kurzschwingen dieser ruhig und talwärts gerichtet bleibt und nur die Beine "herumkurven"
- in steilen Hängen Stoppschwünge üben: in Fallinie fahren und dann so rasch wie möglich Ski querstellen und zum Stillstand kommen. Erst, wenn die Ski sich nicht mehr bewegen, sich lösen, Ski wieder in Fallinie usw.
Diese "Kurven" nach und nach flüssiger fahren
- Kurven müssen auch hier rund gefahren werden (wie auf einer Kreislinie). Die Ski müssen am Ende jeder Kurve fast quer zum Hang sein, sonst wird das Tempo immer höher.
- der Rhyhtmus sollte immer gleich sein (jede Kurve gleich gross/lang)
- der Rumpf sollte der Fallinie folgen


Mich würde jetzt trotzdem noch interessieren: Was hast du mit deine Anfrage genau gemeint? Wie du dein Tempo generell besser kontrollieren kannst oder bist/warst du der Ansicht, das geht in steilen Hängen nur mittels KS?

Schneefrau
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Beitrag von Schneefrau » 07.01.2006 00:22

Hallo, ich habe interessiert die Diskussion verfolgt und nun reist´s mich doch, etwas dazu zu schreiben:
Nach jahrelanger klassischer Technik habe ich in diesem Jahr das Carven versucht. Die ersten Erfahrungen mit dem "beidbeinigen-auf-der-Kante-die-Kurven-Ziehen" (beschreibt für mich den größten, fühlbaren Unterschied) sind super!
Zurück zum (vereisten) Steilhang: Klar, dass ich dort in die klassische Technik "zurückgefallen" bin. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass sich auch beim Driften (aus dem Carven heraus) der Druck gleichmäßiger auf beide Ski verteilen lässt als beim rein klassischen Schwung (überwiegend Innenkante Außenski, wie hier auch empfohlen)- und trotzdem (noch) kontrollierbar ist.

Jetzt die etwas komische Frage: "Ist das so" oder bin ich gerade dabei, verschiedene Techniken auf nicht empfehlenswerte Weise zu "verknoten"?

Danke
Ute

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