stocklose zeiten - der aufrechte gang

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Manfred
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Beitrag von Manfred » 15.09.2003 00:21

Ich carve seit der letzten Saison meist ohne Stöcke und habe festgestellt, dass ich mich freier bewegen kann, dadurch mehr Spaß habe und besser das Gleichgewicht halte. Ausserdem empfinde ich die Stöcke als zusätzliches Verletzungsrisiko. Als Gleichgewichtshilfe finde ich die Stöcke nicht besonders geeignet, da sie zu leicht und zu unhandlich sind. Ich habe auch schon mal überlegt, ob mir kleine Bleieinlagen in den Handschuhen beim Carven mehr helfen würden als Stöcke, habe ich aber nicht ausprobiert.

Für gerutschte oder gar gesprungene Schwünge sind Stöcke allerdings eine wichtige Hilfe, wenn man damit umgehen kann.

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WolliHood
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Beitrag von WolliHood » 15.09.2003 07:03

Morgen allerseits,

was für ein Thread :o :o :o :o .

Ab darauf möchte ich lieber nicht eingehen.

@Manfred:

Die Bleieinlagen würden auch bei Meinungsverschiedenheiten am Lift helfen. :D .

Aber mal im ernst:

Wenn ich einen Skifahrer sehe, bei dem ich den Eindruck habe, er macht das richtig, scheint mit dem Stock nur sehr weinig Kraft eingesetzt zu werden. Oft sehe ich nur eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk.

Vielleicht könnt ihr mir mal erklären was dort wirklich abläuft.

Gruss, WolliHood
Zuletzt geändert von WolliHood am 15.09.2003 12:07, insgesamt 1-mal geändert.

urs
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Beitrag von urs » 15.09.2003 09:36

nicola hat geschrieben:thanx urs und wollihood fuer die "unpersoenlichen" :wink: stellungnahmen.
hallo nicola

gern geschehen.

was ich noch anfügen möchte: ich selber zähle mich zu den skifahrern, die gerne korrekturen / feedbacks über die körperhaltung, bewegungen etc. von aussen haben. mit diesen rückmeldungen gelingt es mir dann einfacher, den bewegungsmustern im innern nach- und verkrampfungen aufzuspüren.

wenn ich mich auf den pisten umsehe, bin ich anscheinend nicht der einzige. es gibt etliche, die, wie martina es treffend beschreibt, krampfhaft versuchen, mit den händen in den schnee zu greifen. für mich ist deshalb klar, dass das weglassen von stöcken nur bewusst und am besten auch zeitweilig unter anleitung geschehen sollte.

gruss urs

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Beitrag von nicola » 15.09.2003 09:55

hallo
das mit den bleieinlagen funktioniert nicht, wir haben das im oesterreichischen team bereits in den siebziger jahren (meine kids wuerden sagen in der steinzeit :D ) getestet um beim abfahrtslauf eine bessere aerodynamik zu erzielen. wie bei seiltaenzern ist die laenge der stange (stoecke) die balancehilfe.
auch bei auseinandersetzungen halte ichs lieber eher mit matthias zdarsky, er hat immer zu wettfahrten eingeladen, wenn jemand auf ihn losging :lol:

bei richtiger verwendung von skistoecken, ist die bewegung so automatisiert und koordiniert, dass sie mit den bewegungen des ganzen koerpers korrespondiert, wie beim gehen, sei es in einer diagonalbewegung oder im "passgang" oder in einer "galoppbewegung". von aussen siehst du oft nur die bewegung, die sich im handgelenk abspielt, tatsaechlich ist es eine bewegung die vom fuss, bis in die nackenmuskulatur wirkt, je groesser die geschwindigkeit, desto mehr. das gilt im uebrigen natuerlich auch fuer armbewegungen ohne stoecke.
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Beitrag von nicola » 15.09.2003 10:31

urs hat geschrieben: ... ich selber zähle mich zu den skifahrern, die gerne korrekturen / feedbacks über die körperhaltung, bewegungen etc. von aussen haben. mit diesen rückmeldungen gelingt es mir dann einfacher, den bewegungsmustern im innern nach- und verkrampfungen aufzuspüren.
die beduerfnisse sind ja gottseidank so verschieden wie "didaktische" herangehensweisen.
urs hat geschrieben:wenn ich mich auf den pisten umsehe, bin ich anscheinend nicht der einzige. es gibt etliche, die, wie martina es treffend beschreibt, krampfhaft versuchen, mit den händen in den schnee zu greifen. für mich ist deshalb klar, dass das weglassen von stöcken nur bewusst und am besten auch zeitweilig unter anleitung geschehen sollte.
habt ihr schon mal beobachtet, was menschen (mit und ohne stoecke) sonst noch alles von "koennern" kopieren? der halbe hang ist voll von mehr oder weniger guten stilkopien verschiedener skilehrer, rennlaeufer etc. ich mache auch oft die erfahrung, dass skilehrer uebungen, die fuer sie neu und deshalb interessant sind sofort mit ihren gruppen nachmachen.
das "krampfhaft" in den schnee greifen ist btw. eine sache, die jeder gerne sofort aufgibt, wenn er erfaehrt woraufs ankommt, weils nicht nur nach aussen unaesthetisch aussieht, sondern unglaublich unangenehm und unoekonomisch ist. kopierte wedler und umsteiger tun sich da schon schwerer...
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Beitrag von WolliHood » 15.09.2003 12:06

Hallo,

Nicola, Du machst, wenn ich es richtig verstehe, einen ganzheitlichen Ansatz, wenn es um Körper, Geist und Koordination geht. Ich finde dies sehr sympathisch. Die Vorstellung, das die Bewegungskoordination beim Skifahren mal genau so selbstverständlich ist wie beim Gehen oder Treppensteigen, ist schon reizvoll. Derzeit habe ich, bildlich gesprochen, einfach zu viele Ellenbogen. Daher brauche ich 'Kochrezepte' um mit den verschiedenen Situationen fertig zu werden.

Da man, wie Du schon erwähnst, überall etwas anderes lernt oder abschaut, ist es nicht so einfach, eine gut funktionierende Kombination zu finden. Auch durch die verschiedenen Geländeformationen und Schneeverhältnisse ist es wohl kaum möglich, immer mit der gleichen Technik zu fahren. Also ist, für mich (!), Offenheit wohl eine der wichtigsten Tugenden beim Skifahren.

Zurück zu den Stöcken. Du beschreibst sie mehr als 'Taktgeber' als eine reale physische Hilfe. Verstehe ich das richtig ?

Gruss, WolliHood

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Beitrag von Bodo » 15.09.2003 12:48

Mein lieber Schwan, richtig Stress.

Ich war am Wochenende im Spreewald paddeln. Den Kanuten war es offensichtlich egal, wie wir uns fortbewegt haben. Unabhängig von der Art der Fortbewegung waren alle nett mit uns (auch die großen gestaakten Kähne mit dem Sprewaldgondolieres), haben uns gegrüßt, fast wie alte Bekannte und haben mit uns gescherzt. Wir waren alle auf dem Wasser unterwegs und hatten alle Spaß. Das passt hier eigentlich nicht so ganz her also:
Ich fahre nur mit Stöcken, habe schon immer ganz billige Stöcke und nehme die nicht mit in die Kneipe.

Bodo

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Beitrag von nicola » 15.09.2003 13:13

hi wollihood,
skistoecke haben seit jeher die unterschiedlichsten funktionen, je nach bedarf - waffen (jaeger und krieger der fruehzeit), stuetzhilfen, aufstehhilfen, rhythmushilfen, drehpunkte, fixierungshilfen, bremshilfen, balancehilfen, aufstiegshilfen ...

durch verschiedene technische entwicklungen durch die epochen sind manche funktionen ueberfluessig geworden, manche haben sich veraendert. welche funktionen man nutzt haengen von den neigungen ab und natuerlich auch vom entwicklungsstand der eigenen faehigkeiten beim skifahren und vor allem der situation in der man sich auf schnee befindet.

du sagst du hast zuviele ellenbogen, das klingt interessant! hast du schon herausgefunden wo sie angewachsen sind, wie schwer sie sind, und wozu du soviele brauchst? hast du auch soviele haende, augen, ohren und vor allem kniegelenke? hast du gleichviele hueften wie schultern, zehen wie finger, nasenloecher wie skis? hast du auf jeder seite gleichviele ellenbogen? und und ...

vielleicht hast du ja lust, beim naechsten mal auf skis ein wenig zu forschen?

lg
nicola
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KOSTI
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Beitrag von KOSTI » 15.09.2003 13:31

WolliHood hat geschrieben: Wenn ich einen Skifahrer sehe, bei dem ich den Eindruck habe, er macht das richtig, scheint mit dem Stock nur sehr weinig Kraft eingesetzt zu werden. Oft sehe ich nur eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk.
das kommt zum teil daher, weil man von aussen kaum beurteilen kann welche kräfte wirken. da was man sieht sind ja nur bewegungsumfänge, das was man erahnen kann ist die kraft in den bewegungen und die körperspannung.

für was kann der stock alles sein (einiges wurde ja schon genannt):
-zum anschieben
-gleichgewicht halten
-drehimpus geben
-absützen während der fahrt (ist wirklich so)
-aufstützen
-ski öffnen
-fühler
-rhythmushilfe

als beispiel nehm ich mal das "drehimpuls geben":
stellt dir den übergang linkskurve auf rechtskurve vor, du willst den neuen schwung mit einem sehr kleinen radius (<5m) also gedriftet beginnen. dazu kann eine kleine bewegung im handgelenk, welche den rechten stock gegen die fahrtrichtung stellt, genügen. wenn man handgelenk und oberkörper in dem moment steif hält, in dem der stock in die unterlage greift, überträgt sich ein moment auf den skifahrer, da der ski beim kurvenwechsel relativ flach steht werden keine seitenführungskräfte übertragen und das moment fürt zu einer drehbewegung im uhrzeigersinn. noch "besser" ist wenn man im moment der kraftübertragung den oberkörper gegenüber den beinen nach links verdreht (also taloffen bleibt) dann sieht man von aussen das legendäre beinedrehen.
in diesem fall wird zwar relativ viel kraft übertragen, von aussen sieht man aber so gut wie nichts. genauer, man sieht eine kleine bewegung im handgelenk und plötzlich drehen sich die ski des fahrers wie von geisterhand in die nächste kurve.

um mich nicht falsch zu verstehen, das ist nicht die einzige möglichkeit einen drehimpuls zu erzeugen, aber eine gute um einen fehlenden schnell aus der tasche zu zaubern.


zum thema generell: ich find den ohne stöcke ansatz auch sehr interessant und es wirklich ein extremer über die einfachen technischen aspeckte hinausgehender unterschied mit od. ohne zu fahren.
ein rennen auf harter piste würde ich dennoch nicht für viel geld stocklos fahren, ursache hierfür kann natürlich sein, dass ich es nicht anders kenne.

kleiner tip: diese ganzen superkonzepte von den verschiedenen lehrplänen über das hochloben bestimmter ski die alles können bis hin zur kuchler-carvingtechnik sind fast immer übertrieben und haben höchstenfalls einen wahren kern welcher evtl. ansatzpunkt für überlegungen/vorgehensweisen sein kann.
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

tommy_textilbremse
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Der SKIChaot meldet sich zu Wort!

Beitrag von tommy_textilbremse » 15.09.2003 13:49

@all: Wünsche euch allen einen wunderschönen Wochenanfang :-)

Also aus meiner Sicht (rudimentäre Erfahrungen eines Anfängers) ist das Fahren ohne Stöcke bei den ersten Carvversuchen insoweit sinnvoll, das die volle Konzentration auf den Einsatz der Kanten und die Körperhaltung gelegt werden kann! Das stocklose Fahren erleichtert auch die "Überwindung" die Arme unterstützend zu Haltungen wie den Flieger zu probieren...
Die ersten Tage in flachen Gelände habe ich das stocklose Fahren sehr geschätzt. In steileren Gelände habe ich dann probeweise wieder die Stöcke dazu genohmen! Den "Innenstock" habe ich als eine Art Fühler benutzt... Stöcke vermitteln MIR in steilem Gelände ein sichers Gefühl - um es mal auf den Punkt zu bringen.
Interessanter Weise praktiziere ich auch mit Stöcken die Oberköperrotation.
Von der Schneegreiferei bin ich erst mal ganz abgekommen. Nach Tip von Thomas L. halte ich die Arme/Hände relativ HOCH. Interresanter Weise lasse ich mich so wohl unbewusst auf mehr Schräglage ein ;-)

Kathrin hatte mich bei unserem Hallenmeeting überredet doch bewusst Kurzschwünge mit Stockeinsatz zu üben. Der Stockeinsatz fällt mir bei kurzen Schwüngen schwer! Besser klappt es bei weiten Schwüngen auf steileren Gelände mit etwas mehr Tempo...

Im März bin ich unterhalb des Allalin OHNE Stöcke in tieferen Neuschnee geraten. Hat mir MIR garnicht gefallen :evil:

lg - tommy
Man muss nicht unbedingt Skifahren können um dabei Spass zu haben aber es schadet auch nicht dies zu lernen!

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