Kopfhaltung

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Yeti
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Beitrag von Yeti » 06.12.2007 20:06

nicola hat geschrieben:
Martina hat geschrieben:Dort wird übrigens bewusst nicht "von oben her" gearbeitet, weil sie sagen, man soll vor allem dort arbeiten, wo man am direktesten einwirken könne -> aus den Füssen heraus.
Mich hat das in der Praxis im Unterricht (also jetzt nicht bei Spitzenfahrern) nicht überzeugt. Aber es hat mich aufmerksamer gemacht darauf, dass es viele Fahrer gibt, die eine Drehung "von oben her" im Körper nicht fliessend weiter laufen lassen. Dann führt es zu übermässig verdrehten Positionen, wo die Haltung der oberen Körperteile unten nicht effektiv ankommen.
:zs: und das gilt auch für spitzenläufer, weil diese ihre kraft sehr effizient einsetzen müssen. die energie einer nicht durchgängigen bewegung wird letztlich in wärme umgewandelt und an gelenken entsteht verschleiss.
Ebenfalls :zs: ... aber nicht nur beim Spitzenläufer, sonderen auch
generell ist eine gewisse "Bewegungsökonomie" sinnvoll ;-).

Ergänzend zur Kopfhaltung und Augen:
"Die Bewegung der Augen organisiert die Bewegung des Körpers"

Viele Bewegungen und ganze Bewegungsmuster können durch die
Augenbewegung unterstützt werden ...

Yeti
Zuletzt geändert von Yeti am 06.12.2007 23:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 06.12.2007 22:07

herbert stell dich doch einfach bequem hin, am besten barfuss und drehe den kopf. achte darauf wie sich die gewichtsverteilung an deinen fussohlen dadurch verändert bemerkbar macht.
@Nicola
genau das habe ich ja gemacht, daher kommt auch die Frage. Ist eigentlich etwas provokativ. Steht aber kaum in irgend einem Lehrplan obwohl es nach meiner Meinung auch in den Anfängerunterricht eingebaut werden könte.


Gruss Herbert

PK
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Beitrag von PK » 06.12.2007 23:27

Das man nicht auf die Skispitzen schauen sollte dürfte jeder schonmal gehört haben und auch ab einem gewissen Grad an Fahrkönnen auch niemand mehr machen. Das man beim Skifahren normalerweise auch nicht den Kopf starr wie eine Puppe hält und nur mit den Augen links und rechts "rollt" (ausser evtl. beim kurzen Schulterblick beim losfahren), sollte auch ausser Frage stehen.

Was bleibt ist ein gerader Blick und Ausrichtung des Kopfes dahin wo man momentan fährt UND wohin man als nächstes fahren will. Also leitet man mit einer oft unbewussten Kopfbewegung schon den nächsten Schwung ein.

Wichtig ist dazu noch das man im Nacken nicht verkrampft. Dazu gehört einmal eine richtige Oberkörperhaltung, aber auch ein gewisses Maß an Sicherheitsgefühl. Ich selbst merke in schwierigen Situationen das ich zuerst im Nacken (meist auch Schultern) verkrampfe. Was sich dann oft durch den ganzen Körper zieht. Dieses berühmte Nackenhaare aufstellen... Die Folge: Flüssiges lockeres Fahren ist kaum mehr möglich.

Gut. Mit wachsendem Fahrkönnen ist das mittlerweile seltener geworden. Aber ich merke immer noch, zb. wenn ich mal schlecht geschlafen und einen verspannten Nacken habe, das ich dann auch merklich schlechter Ski fahre.
Servus aus Bayern!
Peter.

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 07.12.2007 07:46

unerwünschte nebenwirkungen bei unsachgemässer handhabe des kopfs
Ein richtig schöner Satz, den muss ich mir merken.

Die Auswirkung der Kopfrotation ist mir einigermassen klar, was hat es aber mit dem Waagrechthalten der Augenlinie auf sich ? Das gibt ja zusätzlich zur Verdrehung noch einen Knick in den Körper.

Gruss Herbert

Martina
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Beitrag von Martina » 07.12.2007 08:32

Herbert Züst hat geschrieben:[Steht aber kaum in irgend einem Lehrplan obwohl es nach meiner Meinung auch in den Anfängerunterricht eingebaut werden könte.
Doch, das wird eigentlich schon gemacht. In der CH wird es "offiziell" Vororientieren genannt und hat einen hohen Stellenwert.
Meiner Erfahrung nach tendieren aber Erwachsene dazu, den Kopf isoliert zu drehen, wenn man nicht umfassend instruiert.

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Der Müller
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Beitrag von Der Müller » 07.12.2007 10:03

Hallo und Moin Moin,

ich bin zwar weder Spitzenskifahrer noch Könner aber ich könnte ein paar anatomische Sachen aufzählen, bei denen man sehen könnte was passiert, wenn welcher Teil der Wirbelsäule bewegt wird. Vielleicht könnt Ihr das ja auf das Skifahren applizieren.

Die Frage, die jetzt kommt stelle ich normalerweise meinen Schülern.
"Was glaubt Ihr, welcher Teil der Wirbelsäule der beweglichste ist? Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule oder Lendenwirbelsäule (Hüfte)?"

Um die Raterei zu verkürzen ... wir reden hier um eine horizontale, seitliche Drehung ... die Halswirbel können sich nur im ersten und zweiten Wirbel seitlich drehen, um ca. 20°, eine weiter Verdrehung erreicht man nur durch Neigung des Kopfes. Jeder, der meint, er verdrehe den Kopf um ca. 80° /rechts-links) nutz automatisch tiefer liegende Wirbel mit - siehe das Bsp. mit den Füßen.
Die Lendenwirbel sind sogar noch "steifer", nur ca. 5-8°, was bedeutet, dass wenn wir nur unsere Hüfte weiter drehen, die gesamte Wirbelsäule mitgedreht wird. Man sieht dies deutlich, weil automatisch die Schultern eine Bewegung mitmachen, sobal wir diesen Winkel überschreiten. D.h. sobald ich meine Hüfte stark aud der Mittenachse entferne muss ich sehr stark mit dem Oberkörper gegenreagieren, um nicht zu stürzen.
Die beweglichsten Wirbel sind in der Tat die Brustwirbel, diese können sich um ca. 35° verdrehen.

Nun fragt Ihr Euch sicher, was diese Ausführung überhaupt soll. Zurecht!

Ein kleines Beispiel. Um den Post von Martina mit den Kindern aufzugreifen. Wenn Kinder den Kopf drehen folgt automatisch die Schultern, Brust und Hüfte und damit auch die Füße/Knie, da Kinder motorisch meist noch nicht in der Lage sind Unterschiede in den einzelnen Drehbewegungen zu erkennen, respektive zu verwerten und vor allem das Gleichgewicht nicht mit Schwerpunktverlagerung ausgleichen können (je nach Alter) sobald sich ein Teil des Körpers aus der Gleichg3ewichtsachse bewegt. Daher drehen sich die relevanten Teile bei Kopfdrehung mit und ein Kurve wird gefahren. Dies ist eine natürliche Bewegung.

Ein zweites Beispiel aus der Leichtathletik. Wer sich schon einmal Wurfdisziplinen angesehen hat (Speer, Diskus, sogar Kugel) kann ein bestimmtes Bewegungsmuster erkennen. Zuerst bewegen sich die Füße in die ebstimmte Richtung, dann folgt das Nachdrehen der Hüfte, dadurch wird die Brustwirbelsäule (Schultern) mitgezogen und ganz zum Schluss der Wurfam mit dem Geschoss. Dabei erhöht sich pro Station, von unten nach oben, die Drehgeschwindigkeit. Somit kann das Wurfgerät mit maximaler Beschleunigung geworfen werden. Dies ist eine erlernte Bewegung.

Man braucht sich aber nicht komplizierte Bewegungsmuster antrainieren, wenn man sich bewusst ist, aus welcher Bewegung eine andere resultieren wird.
Punkt dabei ist, dass man den wichtigsten Drehpunkt zu entlasten, wodurch man wieder beweglicher und vor allem lockerer wird. Somit werden unachtsame oder überzogenen Bewegungen eliminiert *.

Bsp. ist mir bei der ersten Abfahrt passiert. Ich fahre so ganz gemütlich die Piste herunter, höre hinter mir ein schnell herannnahendes Geräusch. Als Anfänger plötzlich sehr angespannt, versteifen sich die Bewegung und man fährt auf einmal sehr unsicher und kommt an Stellen, die man zuvor locker gemeistert hat in Schwierigkeiten. Anhalten, durchatmen, lockern und dann kann man ruhiger weiterfahren.

Das Bsp. von Martina ist sehr schön erklärt, dass man die Bewegungen von untern aufbauen sollte. Dadurch sind erst einmal die oberen Teile der Wirbelsäule entlastet und können viel besser die Bewegungen ausgleichen ohne dabei ins "rudern" zu kommen. Möglicherweise kommt eine solche Bewegung gar nicht über die Hüfte hinaus, sodass der Oberkörper ruhig gehalten werden kann.

Man kann es auch umgekehrt sehen. Wenn man im Kopf-, Brust- und Hüftbereich locker ist, müssen sich bei Bewegungen dieser Teile nicht zwangsläufig die Füße mitbewegen - man steht folglich sicherer, da man sämtliche Bewegugen schon weiter oben ausgleicht.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Gruß
Jochen

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Der Müller
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Beitrag von Der Müller » 07.12.2007 10:34

Zusatz:

*Kleine Anmerkung hierzu. Wir haben es verlernt oder schon gar nicht mehr drauf, die Brustwirbelsäule zu entlasten. Dies liegt zumeist in Erziehung ("sitz gerade!") und Beruf (Schreibtischjob) begründet. Daher leiden sehr viele auch unter Rückenscmerzen, vor allem im Brustwirbel- und Nackenbereich.

Man kann ein paar kleine Übungen machen um sich rel. einfach wieder zu lockern.

Man stellt sich hin, die Füße ca. Schulterbreit auseinander, Zehen zeigen nach vorne, Fußsohlen komplett auf dem Boden. Jetzt muss man sich nur noch vorstellen, dass man zwischen Decke und Fußboden (Himmel und Erde für die Freiluftler) aufgespannt ist. Also die Füße fest auf dem Boden verwurzelt und der Scheitel mit einem Faden an der Decke fixiert ist. Jetzt kann man nach und nach von obennach unten erst das Genich, dann die Schultern, dann den Brustbereich, Hüfte, Knie entlasten, Kopf bleicht auf der gleichen Höhe wie zuvor. Man steht dann zum Schluss leicht in den Knien und absolut gerade UND entlastet.

Wenn man jetzt seinen Schwerpunkt leicht nach vorne verschiebt, steht man sogar wie auch Skiern ;)
Gruß
Jochen

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Beitrag von nicola » 07.12.2007 11:11

Herbert Züst hat geschrieben:Die Auswirkung der Kopfrotation ist mir einigermassen klar, was hat es aber mit dem Waagrechthalten der Augenlinie auf sich ? Das gibt ja zusätzlich zur Verdrehung noch einen Knick in den Körper.
hallo herbert, das waagrechthalten der augenlinie macht sinn, damit du nicht schwindlig wirst. allerdings sind am gleichgewicht halten mehrere sinne beteiligt:
-sehvermögen
-gleichgewichtsorgan im ohr
-das propriozeptive system - ein sensorsystem in den gelenken und muskeln
hier ist die ganze sache recht verständlich (für schüler) erklärt
http://tk-logo.de/basics/dein-koerper/r ... indel.html

wie beim motorrad- oder autofahren erzeugt auch das kopf-in-die-kurve-legen beim skifahren schwindel, wenn man seitlich neben den skis in den schnee schaut kann das fatal enden. je weiter dein bezugspunkt für die horizontale vorne liegt, desto weniger irritierend wirkt die kurvenlage auf dein gleichgewicht. die waagrechte kannst du dann mit feinbewegungen regulieren und deshalb den knick im körper auch sehr gering halten.
nicola

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Beitrag von Herbert Züst » 07.12.2007 11:14

Das mit dem Verdrehen des ganzen Körpers leuchtet ein, irgend wie müssen aber über die Augen noch andere Mechanismen ausgelöst werden und um das zu verdeutlichen möchte ich eine Übung
aus einem Motorradfahrtrainings Kurs schildern. Das ging so : mit angezogener Forderradbremse, also mit blockiertem Forderrad über einen Platz etwa 10m geradeaus fahren und das wichtigste dabei war: Mit den Augen am Horizont einen Punkt fixieren und keinenfalls den Blick wegwandern lassen. Die Übung funktioniert und da ich dabei stur geradeaus schaue, verdrehe ich dabei die Wirbelsäule und alles Darunterliegende überhaupt nicht, es müssen daher also noch andere, von den Augen gesteuerte Muskelbewegungen ausgelöst werden, den ohne feine korrigierende Bewegungen kann das Ganze nicht funktionieren. Ich frage mich daher schon lange was läuft da ab und kann man das irgendwie auf das Skifahren übertragen?

Gruss Herbert

Jetzt war Nicola schneller, muss mir ihren Beitrag noc genauer ansehen.

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Lothar
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Beitrag von Lothar » 07.12.2007 11:17

Martina hat geschrieben:Negativ daran: Kinder schauen gern mal "irgendwohin" (z.B. gerne zu einem vorbeifahrenden Pistenfahrzeug) und fahren dann auch völlig unberechenbar "irgendwohin" :wink:
Kann ich aus eigener Erfahrung des letzten Wochenendes bestätigen. Wir hatten ein Familien-Skiwochenende, unser 4jähriger Sohnemann hat - nachdem er ca. eine Stunde im Pflug bremsen konnte, seinen ersten Ausflug in den Tiefschnee unternommen und ist kopfüber darin eingetaucht... :D Er hatte auch sonstwo hingeguckt und die Ski einfach laufen lassen, sah in dem Fall ziemlich witzig aus...

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