Nötige und überflüssige Bewegungen

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 02.03.2007 08:00

die sich wie alle öffentlichen institutionen am öst. skilehrplan orientiert. hier ist gleich auf der ersten seite die abbildung der sog. alpinen grundposition zu sehen, imo eine parasitäre haltung, die im modernen skilauf tunlichst vermieden werden sollte.
Und wieso steht so ein Mist in allen (nicht nur im öster.) Lehrplänen? Wieso glauben soviele Ausbildner dies abgöttisch und verteidigen diese Meinung bis aufs Blut? Wieso kann Freeriderin in Neuss keinen Unterricht mehr geben wenn sie die momentan offizielle gültige Version des Lehrplanes nich mehr kennt ? Wieso stehen so viele Skilehrer in einer solchen Hosenscheisserstellug (alpine Grundposition) solange vor ihre Schüler hin, bis sie diese auch beim freien Fahren nicht mehr weg bringen?
Ich finde, um zum Thema zurück zu kommen, hier könnte man einiges weglassen, dann würden auch einige unnötige Haltungen und Bewegungen automatisch verschwinden. Diese Meinung hat übrigens nichts mit old oder new school zu tun, dies sagte ich schon vor 30 Jahren zu meinen Ausbildnern und dies wurde schon damals nicht geschätzt.

Gruss Herbert

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Re: parasitäre handlungen

Beitrag von Uwe » 02.03.2007 09:39

Lasst mich und die Mitleser nicht dumm sterben ...
nicola hat geschrieben: *ich gebe euch mit u.st. link einen (nach meinem dafürhalten) recht umfangreichen katalog von bildern mit parasitärer haltung
http://www.bpa-linz.ac.at/dokumente_06/ ... 20Kitz.pdf
... hier ist gleich auf der ersten seite die abbildung der sog. alpinen grundposition zu sehen, imo eine parasitäre haltung, die im modernen skilauf tunlichst vermieden werden sollte.
Dort steht auf Seite 1:

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Mittellage - Basisposition
- Hüftbreite, parallele Skistellung
- Sprung- (Gegendruck Schienbein und Skischuh),
Knie- und Hüftgelenk sind gleichmäßig gebeugt, runder
Rücken => Mittellage der Skigelenke
- Satter Sohlenstand - Ski gleiten am Belag
- Arme seitlich vor dem Körper, im unteren Blickfeld
noch sichtbar (Stöcke können als Balancehilfe im Schnee
mitschleifen)
- Blickrichtung nach vorne
Was ist da (außer dem "runden Rücken") falsch / unnötig / parasitär und warum?

Oder allgemein - um bei diesem Dokument zu bleiben - welche "Handlungen" darin sind falsch / unnötig / parasitär oder vielleicht nur "Ansichtssache / Ideologie", und warum?
Ich denke so können viel mehr (Mitleser) mit diesem Thema was anfangen.
Uwe

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Beitrag von Martina » 02.03.2007 10:59

Herbert Züst hat geschrieben:Diese Meinung hat übrigens nichts mit old oder new school zu tun, dies sagte ich schon vor 30 Jahren zu meinen Ausbildnern (...)
Damit hast du sicher recht.
Mit dem "neuen" Material ist es aber (in meinen Augen, ich war davor noch nicht sehr lange und intensiv in diesem Bereich tätig) möglich geworden, noch deutlich mehr wegzulassen und mit sehr viel einfachern Bewegungsabläuften Ski zu fahren.

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 02.03.2007 11:28

Ich wollte mich eigentlich nie mehr mit einem Lehrplan befassen, da mir heute aber niemand mehr Eins auswischt, wenn ich meine Meinug sage, mache ich es trotzdem.

Nach mir ist die ganze Grundstellung überflüssig, weil sie absolut unnatürlich ist und kein normaler Mensch in einer solch anstrengenden, verkramften Stellung hinsteht, geschweige den 100 Mal einen flachen Übungshang hinunter fahren würde. Schon der Begriff alpine Grundstellung is blöd, als würde ich mich jedesmal wenn ich in die Berge gehe zuerst so saudumm hinstellen. Nach meiner Meinung genügt es einfach natürlich hinzustehen und loszufahren. Wenn man zeigen will wo es gebeugte Knie braucht, kann man ja einmal über eine kleine Welle fahren und zeigen, wie man die in den Knieen ausfedert. Der Mensch und besonders Kinder regulieren ihre Körperhaltung automatisch richtig und wenn ein Fehler auf falsche Körperhaltung zurückzuführen ist kann man die individuell mit einem Hinweis korrigieren. Eine verkrampfte Grundhaltung aus der heraus man nach meiner Meinung nicht besser reagieren oder korrigieren kann als aus einer lockeren natürlichen Körperhaltung heraus, braucht es nicht.
Wie unnatürlich auffällig diese Haltung ist zeigt folgendes Beispiel: Vor 2 Jahren fragte ich in St. Moritz einen Skilehrer nach einem Weg zum Parkplatz. Da dieser etwas kompliziert war, anerbot er sich freundlicherweise mir vorzufahren und schon stand er in "alpiner Grundstellung" vor mir. Sofort sagte ich zu ihm " sie können ganz normal fahren" es ging ein Ruck durch ihn und dann sind wir normal und locker gefahren. Dieses Beispiel zeigt wie unnatürlich und absolut überflüssig diese Grundstellung ist.

Gruss Herbert

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Re: parasitäre handlungen

Beitrag von nicola » 02.03.2007 11:45

Uwe hat geschrieben: Mittellage - Basisposition
- Hüftbreite, parallele Skistellung
- Sprung- (Gegendruck Schienbein und Skischuh),
Knie- und Hüftgelenk sind gleichmäßig gebeugt, runder
Rücken => Mittellage der Skigelenke
- Satter Sohlenstand - Ski gleiten am Belag
- Arme seitlich vor dem Körper, im unteren Blickfeld
noch sichtbar (Stöcke können als Balancehilfe im Schnee
mitschleifen)
- Blickrichtung nach vorne

Was ist da (außer dem "runden Rücken") falsch / unnötig / parasitär und warum?
der runde rücken an sich genügt ja schon, denn er ruft ja bis zum becken eine "C" haltung hervor, die das becken nicht mehr frei beweglich lässt. wenn ich als skilehrer einen anfänger so "einstelle" mache ich es ihm ungeheuer schwer zu spüren was die ski für ihn tun können.

gegenfrage - wie willst du mit gebeugtem sprunggelenk die ganze sohle "satt" belasten? wenn die antwort darauf lauten sollte - nur schwer oder nur wenn ich den allerwertesten nach hinten drücke, dann erziele ich mit der handlungsanweisung sprunggelenk beugen aber satter sohlenstand eine haltung, die mit überflüssigen anspannungen nur so gespickt ist.(dazu kann man sich dann das bild auf seite 16 zu gemüte führen).
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Beitrag von nicola » 02.03.2007 11:51

Herbert Züst hat geschrieben:Nach mir ist die ganze Grundstellung überflüssig, weil sie absolut unnatürlich ist und kein normaler Mensch in einer solch anstrengenden, verkramften Stellung hinsteht, geschweige den 100 Mal einen flachen Übungshang hinunter fahren würde.
:zs: ich unterrichte jetzt bereits seit mehr als dreissig jahren skifahren. weder mit dem alten material der siebziger jahre noch mit modernem gerät habe ich jemals einen menschen angeleitet diese widernatürliche haltung einzunehmen und trotzdem :D haben's alle gelernt....
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Beitrag von Uwe » 02.03.2007 11:55

Hallo Herbert,

natürlich hast du in sofern Recht, dass es keine "verkrampfte Grundstellung" geben sollte, die einem jegliche Bewegungsfreiheit nimmt ... man sieht leider zu viele Skifahrer, die ihrem Körper jegliche Flexibilität rauben.
Auch muss man bevor man losfährt nicht erst eine "definierte Stellung" einnehmen.

Nur wenn man am Fahren ist, wird man automatisch eine Haltung einnehmen, die es einem erlaubt im Gleichgewicht zu bleiben und auf die äußeren Bedingungen zu reagieren. DIESE (Grund-)Stellung wird bei den meisten (guten) Skifahrern ähnlich aussehen; die Gelenke werden mehr oder weniger angewinkelt sein, die Ski werden Hüftbreit sein, der Blick wird nach vorne gerichtet sein und auch die Arme werden irgendwo seitlich vorne sein ... es gibt also schon eine Art von Grundstellung, die jedoch nicht "starr" beibehalten werden, sondern nur neutraler Ausgangspunkt für individuelle und situationsangepasste Bewegungen sein sollte.
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Beitrag von lynne » 02.03.2007 12:12

Dieses Beispiel zeigt wie unnatürlich und absolut überflüssig diese Grundstellung ist.
Eine Grundhaltung an sich IST wichtig. Wie stehen wir denn aufm Ski? Locker lässig, neutral und leicht gebeugt in den Gelenken. Endpositionen sind Gift, Bewegungsbereit sein ist wichtig.

Also bist du gar nicht soooo weit von der demonstrierten Stellung entfernt, auch wenn sie sicherlich hier widersprüchlich beschrieben ist.
gegenfrage - wie willst du mit gebeugtem sprunggelenk die ganze sohle "satt" belasten?
Ich bin jetzt kein Mediziner, aber wenn sich ein normaler Mensch gerade hinstellt, dann ist sein Sprunggelenk leicht gebeugt, das Kniegelenk ebenso und dadurch ist die sohle durchaus "satt" belastet. Wobei der Skifahrer m. M. nach die Belastung eher auf den Ballen haben sollte ;-)

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Re: parasitäre handlungen

Beitrag von Uwe » 02.03.2007 12:19

nicola hat geschrieben:gegenfrage - wie willst du mit gebeugtem sprunggelenk die ganze sohle "satt" belasten?
Ich verstehe jetzt nicht ganz, was du meinst; du meinst doch bestimmt nicht, dass das Sprunggelenk GAR NICHT angewinkelt werden soll, also der Unterschenkel im 90°-Winkel senkrecht zum Ski stehen soll.
Alleine die Vorlage der Skischuhe würde das schon verhindern.
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Beitrag von Herbert Züst » 02.03.2007 12:52

Nicola hat geschrieben
ich unterrichte jetzt bereits seit mehr als dreissig jahren skifahren. weder mit dem alten material der siebziger jahre noch mit modernem gerät habe ich jemals einen menschen angeleitet diese widernatürliche haltung einzunehmen und trotzdem haben's alle gelernt....
Als östereichische Abfahrtsmeisterin konntest du es dir auch leisten nicht dem Lehrplan entsprechend zu unterrichten. Es ist überhaupt auffallend, dass ehemalige Spitzenfahrer nicht sehr viel von den Lehrplänen halten.

Martina
Mit dem "neuen" Material ist es aber (in meinen Augen, ich war davor noch nicht sehr lange und intensiv in diesem Bereich tätig) möglich geworden, noch deutlich mehr wegzulassen und mit sehr viel einfachern Bewegungsabläuften Ski zu fahren. Mit dem "neuen" Material ist es aber (in meinen Augen, ich war davor noch nicht sehr lange und intensiv in diesem Bereich tätig) möglich geworden, noch deutlich mehr wegzulassen und mit sehr viel einfachern Bewegungsabläuften Ski zu fahren.
Das stimmt sicher, ich möchte deinem Satz noch anfügen Skifahren zu lernen. Ich glaube dass das Lernen am Anfang (so bis Stufe 4-5)wesentlich einfacher geworden ist, von einem höheren Level (Tiefschnee, steile,harte Häng, Buckel etc.) an aber wieder Bewegungsabläufe hinzukommen, welche kaum einfacher zu lernen sind als die früher.

Gruss Herbert

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